Prävention + Vorsorge

    ADHS bei Kindern und Erwachsenen: Symptome, Diagnose, Behandlung

    Inhalt:

    ADHS beginnt in der Kindheit, bleibt aber häufig bis ins Erwachsenenalter bestehen. Die psychische Störung kann das soziale Leben und den Alltag in Schule oder Beruf stark beeinträchtigen. Eine frühe Diagnose und die richtige Behandlung sind daher wichtig, um die negativen Auswirkungen der Krankheit so gering wie möglich zu halten.

    Was ist ADHS?

    ADHS bedeutet Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und ist die häufigste psychische Störung im Kindes- und Jugendalter. 4,4 Prozent der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben bereits einmal eine ADHS-Diagnose erhalten.

    ADHS und andere Erkrankungen

    Die Symptome – vor allem die Hyperaktivität – werden mit zunehmendem Alter oft schwächer und verschwinden manchmal vollständig. Doch bei bis zu 60 Prozent der Betroffenen bleibt die Störung ein Leben lang bestehen. So gibt es auch viele Erwachsene, die sich mit ADHS arrangieren müssen.

    ADHS tritt oft nicht allein auf, sondern wird von weiteren Erkrankungen begleitet. Dazu zählen beispielsweise Störungen des Sozialverhaltens, Depressionen, Angst- oder Lernstörungen und Suchtkrankheiten (etwa Alkohol- oder Drogenabhängigkeit).

    Wie äußert sich ADHS?

    ADHS beginnt im Kindesalter. Bei sehr kleinen Kindern ist die Störung allerdings schwer zu entdecken. Meist wird sie im Schulalter offenkundig, weil es den Betroffenen schwerfällt, still zu sitzen und Aufgaben konzentriert zu erledigen. Durch ihr impulsives Verhalten fallen sie oft „aus dem Rahmen“.

    Die Symptome einer ADHS können jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die wichtigsten sind:

    • Störungen der Aufmerksamkeit
    • motorische Hyperaktivität
    • Impulsivität

    ADHS-Symptome äußern sich bei Kindern und Erwachsenen oft unterschiedlich

    Kinder, die an diesen Beschwerden leiden, können beispielsweise ihre Aufmerksamkeit nicht über längere Zeit aufrechterhalten und lassen sich leicht ablenken. Sie sitzen nicht still und fuchteln ständig mit Händen und Füßen herum. Es fällt ihnen schwer, zu warten, bis sie an der Reihe sind, sie reden viel und unterbrechen andere.

    Bei Erwachsenen äußern sich die ADHS-Anzeichen manchmal in einer anderen Weise: Ihnen gelingt es nur schwer, die Übersicht zu behalten, sie machen einen schusseligen, unorganisierten, vergesslichen Eindruck. Viele sind schnell gelangweilt, innerlich unruhig, rastlos und angespannt. Sie zeigen sich ungeduldig und neigen zu voreiligen Entscheidungen sowie risikoreichem Verhalten.

    Betroffene haben allerdings auch viele Stärken. So sind sie häufig besonders kreativ, offen, hilfsbereit, sensibel, begeisterungsfähig und ideenreich.

    ADHS in Deutschland

    Zahlen und Fakten

    Quelle: http://www.adhs-deutschland.de
    Quelle: http://www.adhs-deutschland.de

    Wie stellt man ADHS fest?

    ADHS zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Es gibt nicht den einen Test, der eine sichere Diagnose zulässt. Grundsätzlich muss die Diagnosestellung durch Fachärztinnen und Fachärzte erfolgen – etwa in der (Kinder- und Jugend-) Psychiatrie oder Neurologie.

    Voraussetzung für eine ADHS-Diagnose ist unter anderem, dass die Symptome seit mindestens sechs Monaten bestehen, in mehreren Lebensbereichen (z. B. in der Familie und Schule) auftreten und die Funktionsfähigkeit im Alltag beeinträchtigen.

    Neben einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) – etwa über die Symptome, psychische oder körperliche Krankheiten, Fälle von ADHS in der Familie, Einschränkungen und Belastungen im Alltag –, können auch eine Verhaltensbeobachtung, körperliche und neurologische Untersuchungen sowie psychologische Tests Aufschluss darüber geben, ob ADHS vorliegt.

    Zu früh möchten sich Medizinerinnen und Mediziner nicht auf ADHS festlegen: Je jünger ein Kind ist, desto unsicherer kann eine solche Diagnose gestellt werden. Vor dem Alter von drei Jahren sollte diese daher grundsätzlich nicht erfolgen.

    Weil die Symptome einer ADHS auch bei anderen körperlichen und psychischen Erkrankungen in Erscheinung treten können, müssen diese zunächst ausgeschlossen werden. So kann eine Konzentrationsschwäche unter anderem auch durch Schlafstörungen oder Depressionen ausgelöst werden. Unaufmerksamkeit könnte etwa an Seh- oder Hörproblemen liegen, gepaart mit Impulsivität kommt sie dagegen auch bei Autismus-Spektrum-Störungen vor.

    Wie wird ADHS behandelt?

    ADHS ist nicht heilbar. Das Ziel einer Therapie besteht darin, die Beeinträchtigungen und den Leidensdruck durch die Störung zu lindern. Manche Begleiterkrankungen treten bei ADHS-Patienten häufig auf, etwa Depressionen, Schlafstörungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Tics (zum Beispiel unwillkürliche Zuckungen oder Laute) oder Suchterkrankungen. Diese müssen dann mitbehandelt werden.

    Es gibt nicht-medikamentöse und medikamentöse Behandlungsmethoden. Betroffene (im Fall von Kindern) die Eltern bestimmen aktiv mit, welche Behandlungsbausteine zum Einsatz kommen.

    Nicht-medikamentöse Therapien

    Es gibt mehrere nicht-medikamentöse Methoden, um die Erkrankung zu verstehen, den Umgang mit ihr zu erleichtern und Beeinträchtigungen zu lindern:

    • Aufklärung und Beratung der Betroffenen, der Eltern und der pädagogischen Fachkräfte in Kindergarten oder Schule.
    • Elterntraining, um familiäre Beeinträchtigungen zu verringern.
    • Zusammenarbeit der Eltern mit Fachkräften in Kindergarten oder Schule.
    • Programme zur Verbesserung der sozialen Kompetenzen, z. B. kognitive Verhaltenstherapie bei Jugendlichen und Erwachsenen.
    • Neurofeedback kann ergänzend angewendet werden. Dabei lernen ADHS-Patientinnen und Patienten, die Aktivitäten des Gehirns so zu beeinflussen, dass die Konzentrationsfähigkeit steigt.

    Medikamente bei ADHS

    • Bei Kindern unter sechs Jahren sowie bei Schulkindern mit leichten Symptomen wird vorzugsweise auf rezeptpflichtige Medikamente verzichtet.
    • Bei Erwachsenen zählen Arzneimittel – in Kombination mit den beschriebenen Behandlungsbausteinen – dagegen zur Standardtherapie, selbst wenn die Symptomatik nur leicht ausgeprägt ist. Dabei kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz:

    Stimulanzien wie Methylphenidat, Amphetamin und Lisdexamphetamin sind Mittel der ersten Wahl zur medikamentösen Behandlung von ADHS. Sie erhöhen den Dopaminspiegel im Gehirn und steigern dadurch beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit. Dabei besitzen sie ein kleines Abhängigkeitspotenzial und fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Manche Präparate müssen Betroffene bis zu dreimal am Tag einnehmen, andere haben eine Langzeitwirkung von bis zu 12 Stunden.

    Entfalten die diese Psychostimulanzien bei manchen Behandelten nicht die gewünschte Wirkung oder werden nicht vertragen, können Atomoxetin oder Guanfacin zum Einsatz kommen. Diese Wirkstoffe können nicht süchtig machen oder als Rauschmittel missbraucht werden.

    In Fällen von stark ausgeprägter Impulskontrollstörung und aggressivem Verhalten werden auch Neuroleptika erwogen.

    Verschiedene Typen von ADHS

    Je nachdem, welche Symptome im Verhalten verstärkt hervortreten, lässt sich ADHS in unterschiedliche Typen einteilen:

    • Vorwiegend unaufmerksamer Typ

      Kaum hyperaktives oder impulsives Verhalten (auch Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – ADS – genannt)

    • Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ

      Kaum Aufmerksamkeitsdefizite

    • Kombinierter Typ

      Mischtyp

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    Welche Ursachen hat ADHS?

    Die genauen Ursachen von ADHS sind bisher nicht geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass neben Umweltfaktoren auch eine erbliche Krankheitsanfälligkeit bei der Entstehung eine Rolle spielt. So zeigen Eltern betroffener Kinder häufig ebenfalls ADHS-Symptome.

    Medizinerinnen und Mediziner vermuten, dass eine Regulationsstörung im Gehirn, die die Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin betrifft, ADHS auslöst.

    Erziehungsfehler verursachen ADHS übrigens nicht. Sie können jedoch dazu beitragen, dass sich Symptome verstärken. Auch übermäßiger Fernsehkonsum, traumatische Erfahrungen oder Bindungsstörungen haben einen negativen Einfluss auf die Erkrankung.

    Ernährung bei ADHS

    Es gibt keine speziellen Diäten, die nachweislich ADHS-Symptome lindern. Expertinnen und Experten raten daher zu einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung und regelmäßiger Bewegung – eine Empfehlung, die für gesunde Menschen gleichermaßen gilt.

    Manche Betroffene empfinden es als hilfreich, auf künstliche Farbstoffe und andere Lebensmittelzusatzstoffe zu verzichten. Mithilfe eines Ernährungstagebuchs lässt sich herausfinden, ob bestimmte Lebensmittel die Symptome verschlimmern. Sollte das der Fall sein, besprechen Sie dies bitte mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

    Dann können Sie gemeinsam eine sogenannte Eliminationsdiät in Erwägung ziehen und die entsprechenden Nahrungsmittel vom Speiseplan streichen.

    Leben mit ADHS

    ADHS ist meist mit großen Einschränkungen und Beeinträchtigungen verbunden. Für Schulkinder ist die psychische Störung oft besonders belastend, weil sie sich kaum an die Unterrichtsregeln halten können: Sie zappeln herum, sitzen nicht still und konzentrieren sich nicht auf ihre Aufgaben.

    Manche Kinder fallen zudem durch aggressives Verhalten auf. Darunter leidet nicht nur die schulische Leistung: Oft werden die Betroffenen zu Außenseitern. Kommen dann noch familiäre Probleme hinzu, kann die seelische Bürde für Kinder und Jugendliche enorm sein.

    Erwachsene haben oft bessere Möglichkeiten, sich ein für sie passendes Umfeld zu suchen. Trotzdem kämpfen auch sie häufig mit sozialen wie beruflichen Problemen und einem geringen Selbstwertgefühl.

    Es ist daher wichtig, diesen Beeinträchtigungen durch eine frühe Diagnose und geeignete Behandlung entgegenzuwirken. Für Patientinnen oder Patienten und deren Angehörige kann außerdem der Austausch mit anderen Betroffenen, etwa in einer Selbsthilfegruppe, nützlich sein.

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    Zuletzt aktualisiert: Februar 2024

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