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R+V PflegeBerater

Hilfe im Umgang mit Menschen mit Demenz für pflegende Angehörige

Viele pflegende Angehörige sind irgendwann mit dem Thema Demenz konfrontiert: Denn die Krankheit ist ein häufiger Bestandteil bei fortschreitender Pflegebedürftigkeit. Mit der Diagnose beginnt oftmals eine herausfordernde und emotionale Lebensphase für Angehörige und Betroffene. Dieser Leitfaden unterstützt Sie mit einem Überblick zu typischen Symptomen, Entlastungsangeboten und alltagstauglichen Praxistipps.

Häufige Symptome und Formen der Demenz-Erkrankung

Wenn von Demenz die Rede ist, ist damit nicht nur eine einzelne Erkrankung gemeint: Denn Demenz steht als Überbegriff für viele Krankheitsbilder, die das Gedächtnis, das Denken oder das Verhalten beeinflussen. Die bekannteste und häufigste Form ist Alzheimer, gefolgt von vaskulärer Demenz und frontotemporaler Demenz. Jede Form der Demenz weist eigene Besonderheiten auf und durchläuft verschiedene Stadien. Häufig gibt es jedoch Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Ausprägungen.

Meist sind es Angehörige und Verwandte, denen die typischen Anzeichen der Erkrankung zuerst auffallen: Vergesslichkeit, Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben oder Probleme bei der Orientierung. Auch Persönlichkeitsveränderungen, plötzliche Aggression oder Antriebslosigkeit können auftreten. Von Außenstehenden werden diese Symptome schnell als "normale Alterserscheinungen" fehlgedeutet. Die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie Depression oder Schilddrüsenerkrankungen ist jedoch wichtig für den Behandlungserfolg: Denn diese können zwar ähnliche Symptome hervorrufen, sind aber im Gegensatz zu Demenz oftmals gut behandelbar.

Herausforderungen und Hilfe für pflegende Angehörige

In Deutschland pflegen viele Angehörige ihre Liebsten zu Hause. Und tatsächlich werden die Bedürfnisse und Fähigkeiten der erkrankten Person in den eigenen vier Wänden oft am besten gefördert. Diese Aufgabe ist nicht einfach: Die Unterstützung von demenzkranken Menschen erfordert viel Zeit, Geduld und Wissen um die Eigenheiten des Krankheitsbildes. Angehörige übernehmen als Betreuungskraft die Alltagsbegleitung, unterstützen bei der Körperpflege, sorgen für sozialen Austausch und helfen bei der Gestaltung des Tages. Gleichzeitig sind sie mit eigenen Sorgen und Ängsten konfrontiert.

Besonders bei fortgeschrittener und schwerer Demenz stehen betreuende Angehörige vor großen Herausforderungen – nicht nur organisatorisch, sondern auch emotional. Im Verlauf der Krankheit kann es zu Weglauftendenzen und Schlafstörungen, herausforderndem Verhalten, oder gar Aggression kommen. Es ist entscheidend, rechtzeitig Hilfe zu suchen und die eigenen Kräfte zu schonen. Eine Vielzahl von Beratungsstellen, Selbsthilfevereinen oder die ehrenamtlichen Angebote der Alzheimer Gesellschaft stehen Ihnen zur Verfügung, um die Lebensqualität für Sie und Ihren Angehörigen zu verbessern.

Entlastungsangebote: Ambulante Pflegedienste und stationäre Betreuungsformen

Betreuungsangebote wie die Unterstützung durch ambulante Pflegedienste oder die Tages- und Nachtpflege bieten pflegenden Angehörigen wertvolle Entlastung. Ambulante Pflegedienste übernehmen dabei je nach Pflegegrad unterschiedliche Aufgaben – neben der Grundpflege auch die medizinische Behandlungspflege bis hin zur hauswirtschaftlichen Unterstützung. Durch sie ist eine professionelle Versorgung gewährleistet, ohne dass der Umzug in ein Pflegeheim nötig wird. Als Angehöriger können Sie sich derweil voll und ganz auf die persönliche Zuwendung konzentrieren.

Die Tages- oder Nachtpflege ermöglicht es Pflegebedürftigen, für eine begrenzte Tages- oder Nachtzeit in einer Einrichtung betreut zu werden. Besonders bei Menschen mit Demenz und Lauftendenz kann diese phasenweise Unterstützung einen großen Unterschied machen: Geschulte Fachkräfte gehen individuell auf die Anforderungen der Erkrankung ein und sind im Notfall sofort verfügbar. Für Sie als Pflegeperson bedeutet dies zum Beispiel, dass Sie nachts ruhig schlafen und Ihren Angehörigen in Sicherheit wissen können. Auch die vollständige Unterbringung in einem Pflegeheim sind möglich: Rechnen Sie jedoch mit Wartezeiten. Die Chancen, einen Pflegeplatz in einer Pflegeeinrichtung zu finden, steigen mit der frühzeitigen Antragstellung.

Nutzen Sie Unterstützungsangebote und Versorgungshilfen auch, um sich bewusst Freiräume zu schaffen – sei es durch Tagespflege, Verhinderungspflege oder einen ambulanten Pflegedienst. Sie können für Not- oder Krankheitsfälle auch Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen. Verschaffen Sie sich außerdem bei der Pflegekasse eine Übersicht über Leistungen nach dem SGB XI zum jeweiligen Pflegegrad Ihres Angehörigen: Entsprechende finanzielle Unterstützungen können zum Beispiel für Haushaltshilfen, Betreuungsangebote oder Alltagsbegleiter eingesetzt werden und Sie entlasten.

Ratsame Routinen im Alltag von Menschen mit Demenz

Der Alltag von Menschen mit Demenz lebt von Struktur und Verlässlichkeit. Tagesabläufe sollten möglichst routiniert, ruhig und überschaubar organisiert sein. Planen Sie Aktivitäten im Voraus, um Sicherheit zu schaffen. Feste Aufsteh-, und Schlafzeiten helfen Ihrem Angehörigen bei der Orientierung.

Nehmen Sie Mahlzeiten regelmäßig, gemeinsam und in gewohnter Atmosphäre ein. So integrieren Sie Ihr Familienmitglied in das soziale Geschehen und unterstützen dabei, die Eigenständigkeit möglichst lange zu erhalten – zum Beispiel durch gemeinsames Kochen und das Bereitstellen von speziellen Ess- und Trinkhilfen für Menschen mit Demenz.

Um Demenzerkrankten im Alltag die Orientierung zu erleichtern, ist eine sichere und verlässliche Umgebung besonders wichtig. Räumliche Orientierung kann durch deutliche Beschriftungen und Beleuchtung unterstützt werden. Türsicherungen und Bewegungsmelder helfen dabei, die sogenannte Lauftendenz zu kontrollieren: Viele Menschen mit Demenz entwickeln einen inneren Drang in Bewegung zu sein. Der Bewegungsdrang ist grundsätzlich nicht schlimm, kann jedoch dazu führen, dass Ihr Angehöriger unbemerkt die Wohnung verlässt. Treffen Sie außerdem Vorkehrungen, um Stürze zu vermeiden: Beseitigen Sie Stolperfallen, markieren Sie Stufen und sorgen Sie für stabile Haltegriffe und Handläufe.

Achten Sie darauf, dass Geist und Körper Ihres Angehörigen gefördert werden: Regelmäßige Spaziergänge und gemeinsame Bewegung im Alltag hilft, die Mobilität und das Wohlbefinden zu steigern. Angeleitete Beschäftigungsangebote – zum Beispiel durch ehrenamtliche Helfer – bringen Abwechslung und sorgen für Integration.

Soziale Kontakte bleiben auch dann wertvoll, wenn die Kommunikation für Ihren Angehörigen zunehmend schwieriger wird. Große Menschenansammlungen oder laute Feiern können für Demenzkranke jedoch sehr anstrengend sein: Achten Sie stattdessen auf kleine Gruppengrößen und informieren Sie Besucher über den Gemütszustand Ihres Angehörigen. Geduldige Kommunikation mit kurzen, klaren Sätzen erleichtert das Verständnis und gibt Sicherheit. Vermeiden Sie Überforderung und nehmen Sie Rücksicht auf die jeweilige Tagesform.

Fördern Sie Ihren Angehörigen auch durch kreative Aktivitäten wie Malen, Basteln oder Musizieren – sie unterhalten und helfen dabei, die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten. Auch bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz können Erinnerungen manchmal durch Fotos, Musik oder Erzählungen wachgerufen werden. Setzen Sie Ihren Angehörigen jedoch nicht unter Druck.

Phasen von Zorn, Unruhe oder Verwirrtheit kommen bei Menschen mit Demenz oft vor. Angehörige sollten auslösende Situationen möglichst früh erkennen und gezielt entschärfen. Bleiben Sie selbst so ruhig wie möglich – oft hilft es, Gespräche auf kurze, positive Sätze zu beschränken. Loben, Zuhören und kleine Erfolgserlebnisse stärken das Selbstwertgefühl des Erkrankten. Wenn möglich, lenken Sie die Aufmerksamkeit auf angenehme Tätigkeiten oder schaffen Sie Auszeiten, um die Entspannung fördern.

Insbesondere bei fortschreitender Demenz treten manchmal große Unsicherheiten und Ängste auf, die sich in herausforderndem Verhalten äußern. Verständnis, Geduld und der Austausch mit anderen Angehörigen können helfen, besser damit umzugehen – zum Beispiel über einen Selbsthilfeverein.

Für viele Angehörige entsteht Unsicherheit auch beim Thema Körperpflege – Menschen mit Demenz reagieren auf Veränderungen im Badezimmer oft besonders sensibel. Geduld, Erklärungen und Routinen können helfen, Ängste abzubauen und Selbstständigkeit möglichst lange zu fördern. Wichtig bei der Pflege von Demenzkranken ist es, Überforderung zu vermeiden und flexibel auf die jeweilige Tagesform zu reagieren. Unterstützung bei der Körperpflege können auch ausgebildete Pflegedienste geben.

Pflegegrad und Leistungen der Pflegeversicherung bei Demenz

Um notwendige Unterstützung zu erhalten, ist die Beantragung eines Pflegegrads über die Pflegekasse der erste und wichtigste Schritt. Menschen mit der Diagnose Demenz erhalten in der Regel mindestens Pflegegrad 2, fortgeschrittene Erkrankungen werden mit höheren Pflegegraden bewertet.

Über die Leistungen der Pflegeversicherung können Angehörige finanzielle Unterstützung, Sachleistungen und Zuschüsse für die Pflege erhalten. Sie dienen zur Finanzierung der Pflege im häuslichen Umfeld, der Tages- oder Kurzzeitpflege sowie für Hilfsmittel und Beratungsangebote. Sofern Ihr Angehöriger eine private Zusatzversicherung abgeschlossen hat, erhält er außerdem regelmäßige Auszahlungen in Form von Monats- oder Tagegeld.

FAQs

Häufige Fragen zur Pflege von Menschen mit Demenz

Die ersten Anzeichen können Vergesslichkeit, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Orientierungsprobleme sein. Auch Veränderungen der Persönlichkeit oder Probleme im Alltag können auf eine Demenzerkrankung hindeuten.

Symptome wie Konzentrationsschwächen oder Gedächtnisprobleme treten auch bei Depressionen, Schilddrüsenerkrankungen oder durch Medikamente auf – sie sind oft behandelbar. Eine ärztliche Untersuchung ist daher immer ratsam.

Demenzerkrankte zeigen vor allem zu Beginn nicht immer eindeutige Symptome. Oft ist es der enge Kreis der Familienmitglieder, dem Veränderungen zuerst auffallen. Frühe Anzeichen für Demenz sind: häufiges Vergessen von Namen oder Terminen, Verlegen von Gegenständen, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Schreiben, Orientierungslosigkeit in vertrauter Umgebung oder ungewöhnliche Veränderungen der Persönlichkeit.

Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung, ist eine ärztliche Abklärung dringend empfohlen. Denn: Die Diagnose stellt die Weichen für die weitere Begleitung und Therapie. Ihr Hausarzt ist hierbei der erste Ansprechpartner und kann Hilfen zur Verfügung stellen. Für eine differenzierte Diagnostik werden neben Gesprächen spezielle Tests und manchmal Bildgebungen wie MRT oder CT angewandt. Auch Laboruntersuchungen schließen behandelbare Ursachen wie Vitaminmangel oder Stoffwechselstörungen aus.

Neben der Alzheimer Demenz gibt es weitere Formen: Die vaskuläre Demenz, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn entsteht; die frontotemporale Demenz, die meist mit frühen Störungen der Persönlichkeit und Sprache beginnt; oder Mischformen aus mehreren Demenzarten. Angehörige von Menschen mit Demenz sollten wissen: Keine Gedächtnisstörung verläuft gleich. Jede Form bringt eigene Herausforderungen mit sich – eine exakte Diagnose hilft, sich gezielt darauf einzustellen und den neuen Alltag zu strukturieren.

Die Diagnose beginnt meist beim Hausarzt mit Gespräch, Gedächtnistests und eventuell Labor- oder Bildgebungsuntersuchungen, um andere Ursachen auszuschließen und die Form der Demenz zu bestimmen.

Pflegende Familienmitglieder können Leistungen nutzen, um Unterstützung im Alltag zu bekommen. Zu den Leistungen der Pflegeversicherung zählen etwa: die Finanzierung von ambulanten Pflegediensten und geschulten Alltagshilfen über den Entlastungsbetrag, die Nutzung von Kurzzeitpflege sowie die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.

Auch eine stationäre Betreuung ist keine Schande. Pflegende Angehörige gehen während der Pflegesituation an ihr persönliches Limit. Manchmal ist es auch zum Schutz der Erkrankten gut, wenn eine ganztägige Betreuung und Aufsicht durch professionelle Pflegekräfte gegeben sind.

Zuletzt aktualisiert: September 2025