Gerade junge Fahrer zahlen sehr hohe Beiträge für Ihre Autoversicherung. Denn Versicherer gehen davon aus, dass bei ihnen ein erhöhtes Schadensrisiko besteht. Gänzlich von der Hand zu weisen ist das nicht. Eine Studie des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2020* belegt, dass allein 2019 die Anzahl der verunglückten 18- bis 24-Jährigen 59.747 betrug, davon 363 Getötete. Obwohl die Zahlen im Vergleich der vergangenen Jahre rückläufig sind, müssen Fahranfänger bei Ihrer Versicherung auch weiterhin damit rechnen, am höchsten eingestuft zu werden. Welche Mittel und Wege gibt es, um eine günstige Autoversicherung für Fahranfänger zu erhalten?
Fahranfänger: Welche Kfz-Versicherung und Beitragsprozente gibt es?
Die richtige Kfz-Versicherung für junge Fahrer: Das Wichtigste in Kürze
- Fahranfänger zahlen immer die höchsten Versicherungsbeiträge. Viele Versicherungen gewähren allerdings bei zusätzlicher Fahrerfahrung einen Rabatt bzw. günstigere Tarife. Nehmen Sie also mit 17 Jahren am begleiteten Fahren teil.
- Die Versicherungsprämie ist bei klassischen Fahranfänger-Autos häufig ebenfalls besonders hoch.
- Wenn Sie das Auto über die Eltern oder als Zweitwagen versichern, können Fahranfänger meist ein paar Euro einsparen.
Jungen Menschen bedeutet der Führerschein viel – darüber hinaus gar ein eigenes Auto zu besitzen, ist eine enorme Freiheit. Doch mit dem Autofahren kommen auch Verantwortung und Kosten auf einen zu. Noch bevor es richtig losgeht, müssen sich Fahranfänger bereits mit folgenden Fragen rund um das Thema Versicherung auseinandersetzen:
- Wie wird das Auto günstig versichert?
- Läuft meine Autoversicherung über die Kfz-Versicherung der Familie?
- Können Fahranfänger bei den Eltern mitversichert werden?
- Warum ist die Autoversicherung gerade bei Fahranfängern immer so teuer?
Fragen über Fragen, auf die wir Ihnen hier die Antworten geben.
Tipp
Tipp: Wenn Sie sich rechtzeitig informieren, welche Versicherung für das Auto Ihres Fahranfängers in Frage kommt, bleiben Sie vor bösen Überraschungen verschont und können zudem noch richtig Geld sparen. Die R+V hat mit Sicherheit auch das passende Angebot für Sie!
Was auf den ersten Blick vielleicht unfair erscheint, ist bei Autoversicherern gängige – aber auch logische – Praxis: Als Fahranfänger zahlen Sie immer die höchsten Versicherungsbeiträge. Das liegt daran, dass sich Ihr Beitrag am individuellen Schadensrisiko bemisst und dieses bei Anfängern einfach deutlich höher ist. Aufgrund fehlender Fahrerfahrung und damit größerer Unsicherheit im Straßenverkehr kann es leichter zu Unfällen kommen, die Autoversicherung muss häufiger eingreifen und erhebt daher höhere Beiträge.
Viele Fahranfänger schätzen unbekannte Situationen falsch ein oder bauen, teilweise auch unter Alkoholeinfluss, Unfälle. Was sich wie ein dummes Vorurteil anhört, ist leider statistisch belegt. Das Statistische Bundesamt gibt jedes Jahr Kennzahlen zur Unfallstatistik im deutschen Straßenverkehr heraus und diese Zahlen belegen, dass die meisten Unfallverursacher zwischen 18 und 24 Jahren sind – und somit ganz klar zu den Fahranfängern gehören.*
Dieses ergibt sich durch die mangelnde Erfahrung. Junge Fahrer kommen frisch aus der Fahrschule – während der Stunden haben sie einen kompetenten Berater an ihrer Seite, der ihnen nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung im Ernstfall allerdings nicht mehr hilft. Das führt oft dazu, dass potenzielle Gefahrensituationen meist unter- und das eigene Fahrverhalten überschätzt wird. Hinzu kommen Flüchtigkeitsfehler. Laut Statistischem Bundesamt zählen folgende Faktoren zu den häufigsten Fehlverhalten der Fahrer bei Unfällen mit Personenschäden 2020**:
- 15,9 %: Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Ausfahren
- 14,0 %: Vorfahrt, Vorrang
- 12,3 %: Abstand
- 11,9 %: Geschwindigkeit
- 6,9 %: Falsche Straßenbenutzung
- 4,1 %: Alkoholeinfluss
- 3,9 %: Falsches Verhalten gegenüber Fußgängerinnen/Fußgängern
- 3,9 %: Überholen
Selbstverständlich können alle diese Fehler auch passionierten Fahrern passieren. Mangels Erfahrung geschehen sie jedoch häufiger Fahranfängern, weshalb sie bei einer Versicherung höher eingestuft werden.
*Quelle: Statistisches Bundesamt www.destatis.de
**Quelle: Statistisches Bundesamt www.destatis.de
Zur Ermittlung der risikogerechten Prämien für eine Autoversicherung nutzen die Versicherer mit Hilfe von Mathematikern eine Vielzahl von Kriterien. Dazu gehörten:
- Ort der Zulassung
- Autotypen
- Fahrstrecken
- Nutzungsarten
- Fahrermerkmale
- eventuell bereits verursachte Schäden
Aufgrund dieser Daten berechnet eine Versicherung die Höhe ihrer Kosten und Gebühren anhand von sogenannten Schadenfreiheitsklassen (kurz SF-Klassen).
Dabei hängt die eigene Schadenfreiheitsklasse immer davon ab, seit wie vielen Jahren Sie bereits unfallfrei gefahren sind. Daher wurde ein Stufensystem von 0 bis 35 entwickelt. Als Fahranfänger werden Sie bei einer Versicherung automatisch in der Stufe 0 eingestuft. Mit jedem unfallfreien Jahr als Autofahrer steigen Sie auf, maximal ist allerdings die Stufe 35 möglich. Die Schadenfreiheitsklassen zeigen also grundsätzlich an, seit wie vielen Jahren Sie bereits unfallfrei Auto fahren. Daraus lassen sich für die Autoversicherungen die Höhe der Beitragsgebühren errechnen. Wenn Sie in der Schadenfreiheitsklasse aufsteigen, verringern sich gleichzeitig die Kosten für Ihre Kfz-Versicherung. Dementsprechend haben Fahranfänger bei einer Versicherung auch zuerst einmal die höchsten Kosten zu tragen. Wenn Sie sich die Frage stellen „Wie viel kostet eine Autoversicherung für Fahranfänger?“, dann können wir Ihnen diese nicht pauschal beantworten. Denn jeder Versicherer legt die Höhe seiner Beitragskosten dabei selbstständig fest.
Das ist die einfachste und billigste Lösung, um als Fahranfänger bei der Versicherung Kosten zu sparen. Das Fahrzeug läuft über die Eltern oder andere Familienangehörige mit einer besseren Schadenfreiheitsklasse. Bei der Autoversicherung Sie sind jedoch als Fahrer eingetragen und lassen sich mitversichern. Diese Option funktioniert ohne Probleme und spart Ihnen in jedem Fall die höheren Ausgaben.
Über die Variante des begleiteten Fahrens ist dies möglich. Hierbei können junge Erwachsene ab dem 17. Geburtstag bereits den Führerschein erhalten und sich im ersten Jahr von erfahrenen Autofahrern begleiten lassen. Dadurch werden in der Regel weniger Unfälle verursacht, und die Fahranfänger können unter Aufsicht Sicherheit im Straßenverkehr gewinnen.
Aus diesem Grund wirkt sich das begleitete Fahren oftmals positiv auf die Einstufung in eine Schadenfreiheitsklasse aus. Wenn Sie als Fahranfänger ein Jahr vor Ihrer Volljährigkeit unfallfrei bleiben, kommt Ihnen die Versicherung mit dem Beitrag oftmals entgegen.
Eine gute Schadenfreiheitsklasse ist die Grundlage für einen niedrigen Versicherungsbeitrag für Ihre Kfz-Versicherung. Doch nicht immer kommt die Variante mit dem Zweitwagen oder dem Familientarif in Frage. Daher gibt es auch noch die Möglichkeit, die Schadensfreiheitsklasse aus einem bereits bestehenden Vertrag (z.B. Motorrad, Roller, etc.) zu übernehmen oder die Schadenfreiheitsklasse eines Familienangehörigen zu übernehmen. Beide Varianten sorgen dafür, dass Sie als Fahranfänger nicht den höchsten Versicherungsbeitrag leisten müssen.
Oftmals ist dieses Übertragen der Schadenfreiheitsklassen aus dem Familientarif oder der Zweitwagenregelung aber nicht zu Beginn des eigenen Versicherungsschutzes möglich, sondern Sie müssen bereits einige Zeit unfallfrei gefahren sein. Bei bestehenden Verträgen (z.B. Motorrad) besteht aber in vielen Fälle die Chance die Schadensfreiheitsklasse zwischen Ihren Fahrzeugen zu tauschen.
VW Polo, Ford Fiesta oder Opel Corsa: Diese Kleinwagen sind nur einige Beispiele der typischen Automodelle für Fahranfänger. Einerseits gibt es hier viele günstige Gebrauchtwagen zu kaufen. Andererseits lässt sich mit einem Kleinwagen das Autofahren besser erlernen, denn Sie sind vor allen Dingen im Stadtverkehr leicht zu handhaben.
Dass Kleinwagen typische Anfängermodelle sind, wissen aber auch die Versicherer. Aus diesem Grund kann es sein, dass Ihre Kfz-Versicherung für ein solches Modell höher ausfällt als vielleicht erwartet. Ein Tipp, um als Führerscheinneuling Geld bei der Versicherung zu sparen, ist daher, sich kein typisches Anfängerauto zu kaufen. Die Automodelle werden in Typklassen eingeteilt, die auch Auswirkungen auf die Versicherungsbeiträge haben, weil gewisse Typklassen statistisch gesehen häufiger in Unfälle verwickelt sind als andere. Je höher die Typklasse, desto höher das Schadensrisiko und desto höher die Versicherungsprämie. Die Typklasse hängt dabei neben dem Modell auch vom Baujahr und der Motorisierung ab. Achten Sie also bereits beim Kauf auf die richtige Typklasse.
Wenn Sie sich ein Auto zulegen, brauchen Sie auch als Fahranfänger in jedem Fall eine Haftpflichtversicherung. Dies ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Die Kfz-Versicherungen bieten dazu noch Vollkasko- und Teilkaskoversicherung an. Diese sind aber nicht verpflichtend und daher freiwillig. Welche Autoversicherung eignet sich also für Fahranfänger? Wenn Sie als Fahranfänger Geld bei der Versicherung sparen wollen, verzichten Sie vor allen Dingen bei älteren Fahrzeugen auf einen Kasko-Tarif. Wägen Sie ab, in welchem Verhältnis etwaige Reparaturkosten zu den zu zahlenden Versicherungsbeiträgen stehen.
Der Abschluss einer Vollkaskoversicherung bringt Ihnen am meisten, wenn das Fahrzeug noch keine zehn Jahre alt ist.
Eine Teilkaskoversicherung kommt immerhin dann noch in Frage, wenn der Restwert des Autos im Vergleich zu den Kosten für eine Teilkasko noch angemessen hoch ist.
Diese Option ist ideal, um Fahrpraxis zu sammeln, ohne sich ein Fahrzeug kaufen zu müssen. Mittlerweile erkennen viele Versicherer die schadenfreien Jahre an, die Sie beispielsweise durch privates Carsharing erhalten.
Es gibt Informationen, welche die letztendlichen Kosten beeinflussen – unabhängig davon, ob Sie als Fahranfänger oder als Experte eine Versicherung abschließen:
- Wohnort
- Jährliche Kilometerleistung
- Anzahl der Fahrer
- Alter der Fahrer
- Stellplatz
Bei einer Kaskoversicherung ist die Selbstbeteiligung ebenfalls ein entscheidender Faktor. Je höher die Selbstbeteiligung ist, umso niedriger wird der Versicherungsbeitrag.
Neuwagen |
Gebrauchtwagen |
Leasing |
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Bei der Typklasse erfolgt die Einstufung anhand der statistischen Schadenhäufigkeit. Diese wird jedes Jahr vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ermittelt. Fahranfänger sollten daher ein Fahrzeug mit niedriger Typklasse wählen, um bei der Versicherung zu sparen.
Die Deutsche Verkehrswacht und der TÜV bieten spezielle Fahrtrainings auf Verkehrsübungsplätzen an. Dies kann sich für Fahranfänger lohnen, denn einige Versicherungen bieten verbesserte Tarife an.
Sobald Sie einen Führerschein erhalten, sind Sie anschließend zwei Jahre Fahranfänger. Denn solange dauert die Probezeit.
Zuletzt aktualisiert: August 2021
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