Er ist günstig, praktisch und größer als sein Vorgänger. Dennoch zählt er zu den Billig-Kleinwagen, obwohl man ihm diese Kategorie zunächst nicht ansieht. Lesen Sie nach, ob das Exterieur des Ford Ka Plus auch unserem Test standhält. Erfahren Sie, wie viel Auto Sie für Ihr Geld erhalten. Antworten gibt es hier im Drive Check.
Test: Der Ford Ka Plus im Drive-Check
Dacia Sandero, Opel Karl, Mitsubishi Space Star: Sie alle eint, dass sie die primären Mitbewerber des Ford Ka Plus sind. Sie beackern zusammen mit dem Kölner, der in seiner Grundform eigentlich aus Indien kommt, das Feld der preisgünstigen Kleinwagen. Das sieht man allerdings keinem von ihnen so wirklich an – das gilt genauso für den Ford. Allesamt wirken keineswegs billig. Dem Kölner attestiert dies der Grill, der recht Aston-Martin-like daherkommt.
Und sonst? Der Ka Plus fährt im Test mit einem recht hohen Aufbau vor und ist in sanfte Linien gekleidet. Die Seitenpartie zeigt dabei einen dynamischen Anstieg zum Heck hin, gibt sich aber sonst schnörkellos. Einen Kontrast bilden darüber hinaus die ausladenden Flächen, die auf überschaubare (und optionale) 15-Zoll-Leichtmetallfelgen treffen. Am Heck zeigt der Ford Ka Plus schließlich etwas Charakter: eine straffe Bügelfalte unterhalb der Heckscheibe bricht mit den weichen Linien.
Qualitäts-Freaks werden im Innenraum des Ford Ka Plus kaum glücklich: Dunkles Hartplastik gibt sich nahezu überall die Klinke in die Hand. Zwar ist es sauber verarbeitet, von Hochwertigkeit kann dennoch nicht gesprochen werden. Einzig die leicht blauen Dioden sorgen für etwas mehr Ambiente. Dafür zeigt der Ford Ka Plus im Test seine praktische Seite: Reichlich Ablagen stehen zur Verfügung und lassen jeglichen Krimskrams schnell verschwinden. Das ist gerade dann nützlich, wenn man den Kleinstwagen dafür einsetzt, wofür er wohl am häufigsten genutzt wird: Für den Transport der Kiddies zum Kindergarten oder zur Schule. Unverständlich ist hierbei, dass die hinteren Fensterheber keinen Einklemmschutz bieten – so etwas muss heute nicht mehr sein und kann böse ins Auge gehen.
Brauchbar erscheint auch das Platzangebot – vorn wie hinten. Überall kann man es sich gut gehen lassen, obwohl der Ford Ka Plus gerade einmal 3,93 m kurz ist. Besonders herausragen kann die Kopffreiheit im Fond, was natürlich der hochbauenden Karosserie zu verdanken ist. Und selbst das Kofferraumvolumen geht mit 270 Litern vollkommen in Ordnung, legt man die Rücksitze um, vergrößert sich das Ladevolumen, es entsteht aber keine gerade Ladefläche. An der Heckklappe gibt es keinen Griff, keinen Taster zum Öffnen. Die Heckklappe öffnet man entweder über eine Taste auf dem Schlüssel oder auf dem Armaturenbrett, wer hat sich denn sowas ausgedacht?
Schade ist, dass der Rotstift nicht nur bei den Materialien angesetzt wurde, sondern auch bei der Praktikabilität in der ersten Reihe. Zwar sind die Vordersitze des Ford Ka Plus im Test auf den ersten Blick recht gemütlich, doch fallen sie eine ganze Nummer zu weich aus und bieten unzureichend kurze Beinauflagen. Seitenhalt sucht man obendrein vergeben. Zudem ist das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar, nicht aber in der Tiefe. Hier wäre weniger Spar-Wille eindeutig mehr gewesen.
Das gilt auch für die Rücksitzbank. Kindersitze lassen sich zwar montieren, allerdings sind die Gurtanschnaller so tief angebracht, dass es den Kindern schwerfallen dürfte, sich selbstständig anzuschnallen.
Auch, wenn der Ford Ka Plus von außen im Test recht dynamisch wirkt: Die Motoren sind es nicht. Angeboten werden zwei Benziner mit jeweils 1.2 Litern Hubraum. Variante Nummer eins leistet 50 kW/70 PS und soll einen kombinierten Verbrauch von 5,0 Litern auf 100 km bieten. Die Beschleunigung auf 100 km/h zeigt sich mit 15,3 Sekunden genauso zurückhaltend, wie die Höchstgeschwindigkeit von 159 km/h.
Und auch der Antrieb mit 63 kW/85 PS macht seine Sache kaum besser: Zähe 13,3 Sekunden vergehen, bis Landstraßen-Tempo anliegt. Schön hingegen ist, dass trotz der um zehn Stundenkilometer gestiegenen Höchstgeschwindigkeit und sonstigen Performancesteigerung kein zusätzlicher Tropfen Benzin konsumiert wird. Dennoch zeigen sich die Sauger lustlos und wirken zugeschnürt. Erst, wenn man die Gänge der Fünfgangbox ausquetscht, kommen Gedanken an Dynamik auf. Von Temperament sollte man indes nicht reden.
Beim Fahren muss sich der kleine Ford jedoch nicht verstecken. Tugenden, wie ein verbindliches Fahrwerk, das aber einem hohen Fahrkomfort bietet, gehören ebenso dazu, wie eine zielgenaue Lenkung, mit der es Spaß macht, Kurven zu durcheilen. Diese stammt übrigens aus dem Fiesta, mit dem sich der Ka Plus die Plattform teilt. Wenn der Ford Ka Plus im Test doch nur etwas mehr Leistung hätte. Schönes Feature: Hinter der abschließbaren Tankklappe versteckt sich ein Easy-Fuel Tankstutzen, hier muss man also nicht erst den Tankdeckel abdrehen, hier kann man direkt tanken.
Ja, ein teures Vergnügen ist der Ka Plus nicht gerade – das war von Anfang an klar. Zumindest, wenn man sich für die Basis entscheidet, die bei 9.990 Euro startet. Immerhin ist bei ihr bereits ein Bluetooth-Radio enthalten. Alles andere, das etwas Spaß bereitet, sucht man aber vergebens. Gerade, da der stärkere Motor nur ab der höheren Ausstattung für 11.400 Euro erhältlich ist.
Überhaupt: Wer es darauf anlegt, kann den kleinsten Ford richtig gut ausstatten. Als Top-Modell fährt der Ford Ka Plus im Test mit einer Sprachsteuerung und einer manuellen Klimaanlage vor. Zusätzlich kann man ein DAB-Radio, Sitzheizung, Alufelgen oder eine Klimaautomatik ordern. Allerdings nur optional, womit der psychologisch niedrige Preis wieder dahin wäre.
Highlights bietet der kleine Kölner wenige. Er glänzt mit einem niedrigen Basispreis, bietet genügend Platz und lässt sich behände bewegen. Leider fehlt es ihm – seitens der Antriebe – jedoch an Kraft. Und auch der Qualitätseindruck im Innenraum lässt Wünsche offen. Dennoch, er ist und bleibt in der Basis unter 10.000 Euro und ist damit als Einstiegsfahrzeug sicherlich interessant, auch als typischer Zweitwagen oder als Fahrzeug für die kurzen Pendelstrecken zwischen A und B.
Tipp
Tarif berechnenZuletzt aktualisiert: November 2021
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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