In Deutschland gibt es ca. 8,5 Millionen Diabetiker. Bei 95 Prozent dieser Fälle handelt es sich um Diabetes mellitus vom Typ 2. Diese Erkrankung entsteht überwiegend im fortgeschrittenen Alter, etwa ab 61 Jahren bei Männern und ab 63 Jahren bei Frauen, und wird häufig durch einen ungesunden Lebenswandel verursacht. 5 Prozent leben mit Diabetes mellitus Typ 1, einer Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen angreift. Hiervon sind meistens Kinder betroffenen, die diese Diagnose schon sehr früh erhalten. Im Folgenden erfahren Sie, wie Diabetes mellitus Typ 2 entsteht, welche Beschwerden die Krankheit verursacht und welche Therapieformen es gibt.
Diabetes mellitus Typ 2: Ursachen, Symptome und Behandlung
Bei Diabetes mellitus vom Typ 2, auch als Altersdiabetes bekannt, handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung. Die Betroffenen leiden an ständigem Insulinmangel und die Wirkweise dieses Hormons ist beschränkt (Insulinresistenz). Die Folge ist eine dauerhafte Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Das Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, kann nicht mehr dafür sorgen, dass Glukose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird.
Anfangs wird die Krankheit oftmals nicht erkannt, sondern erst, wenn sich Beschwerden zeigen, wie etwa starker Durst und vermehrter Harndrang. Dabei ist es wichtig, dass die Erkrankung frühestmöglich diagnostiziert und behandelt wird, um Spätfolgen wie Gefäß- und Organschäden zu vermeiden.
Anfangs treten häufig keine oder nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Antrieblosigkeit oder Abgeschlagenheit auf, weshalb Diabetes mellitus in vielen Fällen spät entdeckt wird. Erst wenn der Blutzuckerspiegel sich dauerhaft auf hohem Niveau hält, können weitere Beschwerden hinzukommen. Die sind dann auf einen gestörten Wasserhaushalt und Energiemangel zurückzuführen.
Typische Symptome von Diabetes Typ 2 sind:
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starker Durst trotz erhöhter Wasserzufuhr
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vermehrter Harndrang, besonders nachts
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große Harnmengen und süßlich riechender Urin
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Sehstörungen
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trockene Haut und Juckreiz
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Zunahme von Infektionskrankheiten und einem geschwächten Immunsystem
Aufschluss darüber, ob eine Person an Diabetes mellitus leidet, geben deren Blutwerte. Die Ärztin oder der Arzt zieht für eine exakte Diagnose den Nüchtern-Blutwert und den HbA1c-Wert (Blutzucker-Langzeitgedächtnis) zurate. Darüber hinaus kann der orale Glukosetoleranztest (oGTT) zusätzliche Erkenntnisse liefern. Anhand derer kann die Ärztin oder der Arzt zum Beispiel Diabetes bereits im Vorstadium erkennen. Der Zuckergehalt im Blut lässt sich einfach mit einem Diabetes-Schnelltest mit Indikatorstäbchen ermitteln. Werte einer gesunden Person sind laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft:
- Nüchtern-Blutzucker: unterhalb von 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter)
- oGTT-2-Stunden-Wert: unterhalb von 140 mg/dl
- HbA1c-Wert: zwischen 4,5 und 5,7 %
Da nach dem Verzehr von Nahrungsmitteln der Blutzuckerspiegel auch bei gesunden Menschen auf bis zu 140 mg/dl ansteigen kann, sollte der Nüchtern-Blutwert nach einem mindestens achtstündigen Verzicht auf Nahrung bestimmt werden.
Die Werte können je nach Verfassung und Alter der Patientin oder des Patienten individuell unterschiedlich sein. Daher ist eine ärztliche Abklärung in jedem Fall sinnvoll.
Neben den Blutwerten untersuchen Ärztinnen und Ärzte oftmals auch den Urin. Ist nämlich der Blutzuckerspiegel stark erhöht, wird der Überschuss an Zucker über die Nieren mit dem Urin wieder ausgeschieden und lässt sich darin nachweisen.
Die naheliegendste Therapie-Maßnahme einer Diabetes-Erkrankung konzentriert sich zunächst auf die Änderung der Lebensweise der Patientin oder des Patienten. Eine wichtige Rolle dabei spielt die richtige Ernährungsweise. Es gibt zwar keine Studien, die Aufschluss darüber geben, ob eine bestimmte Ernährungsform für Zuckerkranke besonders geeignet ist. Allerdings empfehlen Ärztinnen und Ärzte eine ausgewogene Mischkost mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten (Brot, Nudeln, Reis), Nüssen und Samen sowie Fisch und wenig fettarmen Milch- und Fleischprodukten.
Wichtig ist, dass die Ernährungsumstellung auf lange Sicht erfolgt und Betroffene nicht auf kurze Crash-Diäten setzen, um an Gewicht zu verlieren. Nur dann ist ein Therapie-Erfolg gewährleistet.
Bei Übergewichtigen oder Fettleibigen kann eine Gewichtsreduktion einen positiven Einfluss auf die Blutzuckerwerte haben. Das ist am besten mit einer Kombination aus gesunder Ernährung und viel Bewegung zu erreichen. Körperliche Betätigung kann den Blutzucker-Langzeitwert senken, indem sie dafür sorgt, dass mehr Zucker aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen wird und der Blutzuckerspiegel sinkt.
150 Minuten moderate Bewegung oder 70 Minuten mit höherer Intensität pro Woche sind schon ausreichend, um positive gesundheitliche Effekte zu erzielen. Zudem können Aktivitäten einfach in den Alltag integriert werden: Nehmen Sie die Treppe anstelle des Aufzugs, gehen Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Supermarkt und lassen Sie das Auto öfter mal stehen.
Falls mit einer Anpassung des Lebenswandels das gewünschte Therapie-Ziel nicht erreicht wird, kann eine Einnahme von Antidiabetika (Tabletten gegen Diabetes) helfen, den Blutzucker wieder auf normales Niveau zu bringen. Sollte diese Maßnahme ebenfalls nicht anschlagen und der Körper weiterhin kaum eigenes Insulin produzieren, kann eine Insulintherapie nötig werden. Dabei muss sich die oder der Betroffene den Wirkstoff selbst spritzen.
Diabetes Typ 2 ist mittlerweile zu einer Art Volkskrankheit geworden, vor allem in den wohlhabenden Industriestaaten. Laut Stiftung Gesundheitswissen erkranken jährlich 500.000 Deutsche an Diabetes mellitus. Jüngere können die Krankheit ebenso bekommen wie Ältere. Die meisten Typ-2-Diabetiker gibt es allerdings in der Altersgruppe zwischen 75 bis 85 Jahren, zudem sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Das könnte an einer unterschiedlichen Fettverteilung liegen. Männer haben meist mehr Fett im Bauchbereich und in der Leber. Darüber hinaus besteht bei ihnen eine niedrigere Empfindlichkeit gegenüber Insulin. Außerdem besitzt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen eine Schutzwirkung, bis sein Gehalt in den Wechseljahren abnimmt. Das weibliche Geschlechtshormon hat nämlich einen positiven Einfluss auf das Hormon Glucagon-like Peptid 1 (GLP1). Dieses wird von Darmzellen produziert und hauptsächlich nach einer Mahlzeit ausgeschüttet. Dabei regt es die Insulinausschüttung an und hemmt dessen Gegenspieler Glucagon, der einen Anstieg des Blutzuckerspiegels bewirkt.
Eine Änderung des Lebenswandels hin zu mehr körperlicher Betätigung und Diät empfehlen Mediziner und Medizinerinnen Diabetikern bereits seit geraumer Zeit. Erst wenn sich dadurch keine Verbesserung des gesundheitlichen Zustands feststellen lässt, wird eine Therapie mit Antidiabetika, zum Beispiel in Form von Tabletten, eingeleitet.
Aus der englischen Studie DiRECT (Diabetes Remission Clinical Trial) aus dem Jahr 2017 geht hervor, dass eine Gewichtsabnahme sich positiv auf die Blutzuckerwerte auswirkt und Typ-2-Diabetes auf diese Weise sogar kuriert werden kann. Am Ende der Studie hatten sich die Blutzuckerwerte der erkrankten Probanden mit anfänglichem Übergewicht so weit normalisiert, dass sie auf die Einnahme von Medikamenten verzichten konnten.
Zuletzt aktualisiert: Februar 2024
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