NÜTZLICHE INFOS RUND UM DEN AUTOMARKT

    Jaguar XE 25d Fahrbericht – Test

    Wer zu spät kommt den bestraft die britische Regierung. Warum? Nun, kaum ist der Jaguar XE 25d auf dem Markt – und mit ihm unter anderem auch der Jaguar F-Pace mit demselben Motor – schon beschließt Großbritannien bis 2040 alle Verbrennungsmotoren von der Straße zu fegen. Gut, vielleicht sollte man die Sache etwas langsamer angehen, schließlich wird keine Suppe so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Außerdem ist noch nichts endgültig beschlossen und Schuld daran ist Jaguar sicherlich nicht. Doch die Zeiten für den Diesel stehen gerade auf wackeligen Beinen. Dennoch kein Grund sich den Jaguar XE 25d nicht genauer anzusehen.

    Jaguar XE 25d Design Check

    Und ansehen ist das richtige Stichwort. Der Jaguar XE 25d ist ein Traum von einer Mittelklasse-Limousine. Er wirkt dynamisch, vornehm und sogar ein wenig zurückhaltend, in seinem schüchternen Silberton. Dennoch bleibt kein Zweifel, dass dieser Brite eher sportlich angehaucht ist, als kommod. Und so schaut er konzentriert mit seinen Voll-LED-Scheinwerfern auf die deutschen Straßen, die es dem Diesel aktuell richtig schwermachen wollen.

    Schwer steht allerdings überhaupt nicht auf dem Zettel, was die Gestaltung der Außenhaut angeht: Der „Jag“ wirkt sachte geschwungen und grazil. Plumpheit ist ihm fremd. Dabei fallen die sportlichen Insignien gar nicht so unauffällig aus, wie es der silberne Lack vorgaukelt. So trägt der Jaguar XE 25d an der Front einen großen, vergitterten Grill mit dem markanten Jaguar-Emblem in der Mitte. Hinzu kommen recht große Lufteinlässe in der Frontschürze. Richtig grazil wird es erst in den Scheinwerfern, die einen grell-leuchtenden LED-Lidstrich als Tagfahrlicht nutzen.

    Geradlinig, aber leichtfüßig wirkt der Jaguar aus der Seitenansicht. Hier zieht sich die Schulter von den vorderen Scheinwerfern bis in die Rückleuchten und streckt den 4,76 Meter langen Mittelklässler. Einen attraktiven Kontrast zum nüchtern-silbernen Lack bilden die schwarzen Leichtmetallfelgen, das schwarze Zierelement im vorderen Kotflügel oder die ebenfalls schwarzen Scheibenumrandungen.

    Diesen Kontrast greif auch das Heck auf, wirkt aber nicht so ausdrucksstark und markentypisch, wie etwa die Front. So würden die Rückleuchten auch einem Ingolstädter Mittelklasse-Modell gut zu Gesicht stehen. Wie jene Fahrzeuge auch, setzt der Jaguar XE 25d ebenfalls auf Sportlichkeit. Diese wird durch die Abrisskante am Heckdeckel oder die beiden Auspuffrohre symbolisiert. Allerdings sind diese etwas weit in der Mitte angeordnet. Doch über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

    Jaguar XE 25d Innenraum Check

    Zwar ist der Jaguar XE 25d von außen nicht gerade klein geraten. Mit 4,67 Metern Außenlänge ist er gerade einmal acht Zentimeter kürzer, als ein Mercedes W124 – und der galt in den 80er und 90er Jahren als das Maß der Dinge in der oberen Mitteklasse. Nun, der Jaguar ist nicht das Maß der Dinge, auch nicht in der Mittelklasse. Zwar sitzt man in der ersten Reihe kommod. Dazu dürfte jede Statur eine angenehme Sitzposition finden. Doch in Reihe zwei mag man niemanden so recht unterbringen – noch nicht einmal die böse Schwiegermutter. Der Jaguar XE 25d ist eher ein 2+2-Sitzer und bietet seine Rückbank zum Verstauen von Ladegut an. Gut so, fällt der Kofferraum mit 455 Litern (mit vollwertigem Reserverad sogar nur 415 Liter) recht knapp aus.

    Das war es aber auch mit der Kritik. Man vergisst die beengten Platzverhältnisse im Fond sofort, wenn man das modisch-feine Ambiente des Jaguar XE 25d betrachtet. Noble Materialien, ein sauberes Finish und eine tolle Optik begeistern. Allein der elektrisch ausfahrende Wahlhebel für die Automatik verdient einen Design-Oscar.

    Freude bereitet auch die digitale Ausstattung des Briten. So fallen die Instrumenten-Anzeigen mit ihrem TFT-Bildschirm größer aus, als das Infotainment selbst. 12,3 Zoll misst der Instrumenten-Bildschirm, während sich der Touchscreen in der Mittelkonsole auf 10,2 Zoll streckt. Ein wirklich interessantes Feature zeigt sich im Splitscreen. Ist das aufpreispflichtige Extra bestellt, können Fahrer und Beifahrer auf unterschiedliche Bildschirme blicken. So schaut man selbst beim Fahren etwa auf die Navigationskarte, während der Beifahrer einen Film schaut – gänzlich unbemerkt vom Fahrer. Raffiniert!

    Jaguar XE 25d Motoren Check

    Bei den Aggregaten bietet der Jaguar XE eine ganze Bandbreite an Antrieben. Los geht es mit 163 PS im Einstiegsdiesel, der mit einer 6-Gang-Handschaltung oder einer Achtgang-Automatik kombiniert werden kann. Die Fahrleistungen sprechen bereits hier für sich: in 8,4 bzw. 8,2 Sekunden geht es auf 100 km/h. Die Endgeschwindigkeit ist hier bei 227 km/h erreicht. Dabei zeigt sich der Brite sparsam: 3,8 bis 4,1 Liter sollen im Durchschnitt durch die vier Brennräume fließen. Das nächst stärkere Aggregat ist 180 PS stark, ebenfalls ein Selbstzünder und wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb erhältlich. Der ebenfalls 2.0 Liter große Diesel erreicht circa dieselbe Endgeschwindigkeit, ist aber einen Wimpernschlag schneller auf 100 km/h. Der Verbrauch soll zwischen 4,2 und 4,7 Litern im Durchschnitt liegen.

    Neu ist der Jaguar XE 25d. Dieses Aggregat schwört – wie seine Selbstzünderbrüder auch – auf 2.0 Liter Hubraum, schafft es aber auf 240 muntere Pferde unter der Haube. Diese sind für 500 satte Newtonmeter gut und beschleunigen den Jaguar XE 25d in 6,1 Sekunden auf Landstraßen-Tempo – Allradantrieb sei Dank. Schluss mit dem Vortrieb ist bei politisch korrekten 250 km/h.

    Bei den Benzinern reicht die Leistung von 200 bis 380 PS. Dabei setzen die Vierzylinder auf ebenfalls 2.0 Liter Hubraum und decken den Bereich von 200 bis 300 PS ab und sind allesamt an ein Achtgang-Automatikgetriebe gekoppelt. Ihre Verbräuche sollen zwischen 6,4 und 6,9 Litern im Durchschnitt liegen, während die Fahrleistungen durchweg über ihren jeweiligen Diesel-Brüdern liegen. Top-Motor ist ein 3.0 Liter V6 mit Kompressor. Dieser Motor beschleunigt den Jaguar in glatten fünf Sekunden auf 100 km/h und regelt ebenfalls an der 250-km/h-Grenze ab. Mit 8,1 Litern im angegebenen Durchschnitt ist er dabei überaus sparsam.

    Jaguar XE 25d Fahreindruck

    So sportlich der „Jag“ von außen und auch von innen wirkt, so kommod benimmt er sich beim Fahren. Sportliche Härte ist ihm genauso fremd, wie Hektik. Hier gefällt die Würzung des Fahrwerks mit einem hohen Komfort, ohne aber weich oder gar unterdämpft zu wirken. Ganz im Gegenteil: Es gelang den Entwicklern ein kommodes Grundsetup zu schaffen, das nur etwas sportlich angehaucht wurde. So lassen sich Langstrecken ganz leicht aus dem Ärmel schütteln, irgendwie genau das hat man von einem Jaguar erwartet, oder?

    Die Lenkung könnte indes etwas mehr Pepp vertragen und schwergängiger sein – aber das ist Geschmackssache. Bekömmlich für jeden Fahrer ist indes der 25d, der neue Dieselantrieb. Mit seinen 240 PS ist er alles andere als schwächlich und beflügelt den XE zu einem besonders zügigen Zeitgenossen. Zwischensprints, leichtes Ausdrehen und zügige Autobahnfahrten gehören zu den leichtesten Übungen des Briten. Besonders in Verbindung mit der hervorragenden Automatik, die immer die richtige Entscheidung trifft. Und doch fehlt etwas. Was es ist? Das Wissen, dass man einen Vierzylinder fährt und einen V6 Diesel in Gedanken vermisst. Objektiv gibt es nichts am Jaguar XE 25d auszusetzen, subjektiv könnte alles noch satter, noch souveräner sein. Doch ein V6 wäre sehr schwer und würde das runde Fahrverhalten ins Negative ziehen. Passt also alles und der Diesel… ach lassen wir das Thema.

    Jaguar XE 25d Preis Check

    Ein Jaguar ist kein Schnäppchen – welch Wunder. Und doch: Wer mit einem Mittelklasse-PKW liebäugelt und im Premium-Segment sucht, darf gerne bei den Briten vorbeischauen. So kommt der Jaguar XE 25d auf mindestens 46.260 Euro. Ok, das schmerzt zunächst, liegt aber unter der Konkurrenz. Ein Mercedes-Benz C 250 d mit Allradantrieb und Neungang-Automatik kommt auf mindestens 46.742 Euro. Nackt versteht sich. Und mit einem Minus von 36 PS. Ein BMW 325 d mit 224 PS kommt auf exakt 46.000 Euro, bietet aber keinen Allradantrieb. Damit wird der Brite zum Schnapper im Premium-Segment.

    Jaguar XE 25d Zielgruppencheck und Fazit

    Bislang kam es schon recht gut heraus: Der Jaguar XE 25d ist – selbstredend – im Premium-Bereich angesiedelt. Man muss ihn sich leisten wollen und dazu einen gewissen Hang zu einem Exoten haben. Sein Äußeres wirkt dabei genauso anziehend, wie sein schickes Interieur. Jenes ist – vor allem auf der Rückbank – aber nicht gerade mit Größe gesegnet. Entsprechend passt der Jaguar XE 25d besonders gut zu Alleinstehenden oder Paaren mit möglichst wenig Kindern. Am besten passt der „Jag“ als Dienstwagen: Schnell, mit 5,2 Litern auf 100 km sparsam und angenehm komfortabel. Wo darf ich unterschreiben?

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    Zuletzt aktualisiert: August 2017

    Jens Stratmann

    Automobil-Journalist

    Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.

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