Nasen-OPs sind ja so eine Sache: Irgendwie sind sie immer etwas peinlich, eigentlich immer zu erkennen und günstig sind sie auch nicht. Beim Mitsubishi ASX ist das keineswegs der Fall: Das mittelgroße SUV wirkte bislang immer etwas bieder und beliebig. Doch dank seiner Nasen-OP fügt sich der Japaner nun harmonisch in die Mitsubishi-Familie ein und macht richtig etwas her. OP geglückt, Herr Doktor? Das verrät uns der Mitsubishi ASX-Test!
Test: Mitsubishi ASX Fahrbericht Review
Fangen wir ein wenig trocken – sagen wir besser sachlich – an: Der Mitsubishi ASX ist 4,37 m lang, 1,64 m hoch und mit Außenspiegeln 2,08 m breit. Damit passt er gut ins Mitbewerberfeld eines Nissan Qashqai, Opel Mokka X, Seat Arona oder Mazda CX-3. Sprich: der Mitsubishi ASX ist nicht der Größte, aber wirklich klein ist er auch nicht. Oder, um es anders auszudrücken: Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit diesem Fahrzeug aneckt, weil man ein ach so riesiges SUV fährt, fällt gering aus.
SUV – die drei magischen Buchstaben, die heutzutage für Ärger und politische Debatten sorgen. Da der Mitsubishi ASX aber kompakt ausfällt, nimmt er kaum mehr Platz in Anspruch, als ein Volkswagen Golf Sportsvan und entgeht damit grundsätzlich der öffentlichen Debatte. Ähnlich wie der Golf Sportsvan, bietet auch der Mitsubishi ASX im Test eine hohe Sitzposition, einen damit bequemen Einstieg und eine gute Aussicht. Und die Ansicht ist auch nicht von schlechten Eltern!
Galt der Mitsubishi ASX Plus bislang als etwas grau und unauffällig, kann man das vom Facelift 2019 nicht mehr behaupten. Die Front wirkt nun deutlich charakteristischer und prägnanter, kommt mit viel Chrom und serienmäßigen Bi-LED-Scheinwerfern vor. Dazu wirkt der Japaner nun kantiger und zeigt mehr Profil. Apropos Profil: Die Seitenansicht blieb nahezu unangetastet. Dasselbe gilt für das Heck des SUV. Hier wanderte die Nebelschlussleuchte in die Mitte und ist nun in eine prägnanteren Heckschürze integriert. Und so darf man den Schönheits-Doktoren beim Mitsubishi attestieren: OP erfolgreich!
Ist die Schönheits-OP auch im Interieur geglückt? Ja und nein, schließlich blieb der Innenraum weitestgehend unangetastet. Neu sind die Bedienelemente für die Klimasteuerung sowie das überarbeitete Infotainment. So wuchs der Touchscreen auf acht Zoll und lässt sich damit treffsicherer bedienen, als in der Vor-Facelift-Version mit sieben Zoll. Neu ist zudem die Software, die von TomTom zugeliefert wird – und die funktioniert im Mitsubishi ASX-Test wirklich problemlos. Ist das Infotainment darüber hinaus mit dem Smartphone verbunden, werden Verkehrsinfos in Echtzeit genutzt.
Klingt soweit ganz gut. Und ist es auch, schließlich gelingt die Bedienung auf Anhieb. Nichts gibt Rätsel auf, alles liegt dort, wo man es erwartet. Allerdings sind die Materialien eher einfach gehalten und auch die Fugen könnten teilweise etwas besser sitzen. Der Mitsubishi ASX ist eben kein Premiumprodukt.
Schauen wir uns im Test die Platzverhältnisse an, spürt man, dass der Mitsubishi ASX nicht zu den größeren Mitbewerbern zählt. Vorne lebt es sich durchaus bequem, die Sitze sind komfortabel, wenn auch eine Spur kleiner geraten – gerade Großgewachsene werden das spüren. Hinten wird es jedoch recht eng – gerade für die Köpfe. Die Beinfreiheit ist ebenfalls nicht großzügig bemessen. Und so bietet sich der Mitsubishi ASX vor allem für zwei Erwachsene und zwei Kinder an. Oder für ein älteres Ehepaar. Für diese Zielgruppen wird auch das Kofferraumvolumen genügen, der wiederum auf Klassenniveau rangiert. 406 Liter sind es mit aufgestellten Rücksitzlehnen, 1.206 Liter maximal. Eine außerordentliche Variabilität bietet das SUV zudem nicht – mehr als umklappen geht nicht. Können das die Mitbewerber besser? Nicht wirklich.
Ausgerüstet war der Mitsubishi ASX, der für meinen Erfahrungsbericht bereitstand, mit einem 2.0 Liter Sauger-Benziner. Aus vier Zylindern schöpft das – für heutige Verhältnisse großvolumige – Aggregat 110 KW/150 PS. Es ist tatsächlich eine Seltenheit geworden, dass Fahrzeuge heutzutage ohne Aufladung, dafür aber mit Hubraum vorfahren. Downsizing ist das Zauberwort, dass auf kleine Hubräume und Aufladung via Turbolader oder Kompressor vertraut. Was sich die Hersteller davon versprechen, sind geringe Verbräuche bei dynamischen Fahrleistungen.
Allzu dynamisch lässt es der Mitsubishi ASX im Test nicht angehen – aber diesen Anspruch hat er auch gar nicht. Sein Maximales Drehmoment liegt bei 195 Nm und liegt erst bei 4.200 Umdrehungen an – ein Turbo würde hier mehr bieten. Zudem würde sein Drehmoment früher anliegen. Ob die Fahrleistungen besser wären, ist hingegen fraglich. Mit dem 2.0 Liter Vierzylinder geht es in 10,2 Sekunden auf 100 km/h und bei Bedarf weiter auf maximal 190 km/h.
Ein aufgeladener Motor würde lediglich mehr Sportlichkeit suggerieren, da er früher in Saft und Kraft steht. Und er wäre im Zweifel sparsamer zu bewegen: Mitsubishi gibt den ASX mit dem 2.0 Benziner mit exakt sieben Litern auf 100 km lauf NEFZ an. In der Realität werden etwas mehr als acht Liter daraus. Einen kleineren Turbomotor könnte man, dank des früher anliegenden Drehmoments, mit niedrigeren Drehzahlen fahren. Aber ansonsten ist dieses Facelift ein echtes Upgrade.
Kommen wir zur positiven Seite des Mitsubishi ASX: Das Preis-Leistungs-Verhältnis. In der Basis kommt das SUV auf einmal 20.990 Euro und ist dabei angenehm eingerichtet. Auf einen Licht- und Regensensor muss man ebenso wenig verzichten, wie auf Bi-LED-Scheinwerfer, eine Klimaautomatik, elektrische Fensterheber rundum oder ein Audiosystem mit CD- und MP3-Funktion sowie mit einer USB-Schnittstelle.
Die PLUS-Ausstattung des Mitsubishi ASX kommt auf 25.490 Euro und entspricht damit exakt dem Testwagen-Preis. Hier sind zusätzlich 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, LED-Nebelscheinwerfer, das neue Infotainment-System mit Smartphone-Verbindung Apple CarPlay und Android Auto, ein Auffahrwarnsystem mit Fußgängererkennung und ein Fernlichtassistent serienmäßig.
Ohne Aufpreis bietet der Mitsubishi ASX als PLUS darüber hinaus eine Rückfahrkamera, ein Multifunktionslenkrad, ein Keyless-System, einen Tempomaten sowie eine Sitzheizung für die vorn Sitzenden. Braucht es mehr? Vielleicht.
Die höchste Ausstattungslinie bildet der TOP. Hier sind neben dem Panorama-Glasdach vor allem die serienmäßigen Assistenten ausschlaggebend, die die Spur halten oder den toten Winkel überwachen. Das Premium Soundsystem, die Einparkhilfe und der Ausparkassistent machen das Paket rund. Und teuer. 29.490 Euro werden für die Topausstattung fällig.
Er ist mit dem Facelift prägnanter geworden, der Mitsubishi ASX. Vor allem beim Infotainment spürt man im Test eine deutliche Verbesserung – die Optik wollen wir nicht bewerten, schließlich ist dies ein rein subjektiver Faktor. Mit seinen Platzverhältnissen eignet sich das kompakte SUV für ältere Interessenten, die vorwiegend zu zweit unterwegs sin. Oder für kleinere Familien, die nicht auf große Platzverhältnisse im Fond oder Kofferraum angewiesen sind. Preislich sortiert sich die Plus-Ausstattung in ein gutes Feld ein. Liebäugelt man aber mit der Top-Ausstattung, könnte der Blick zu den Mitbewerbern lohnen. Andere Mütter haben schließlich auch schöne Töchter.
Zuletzt aktualisiert: November 2021
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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