Zum Hauptinhalt überspringen
Plötzlich Pflegefall

Pflegeformen im Überblick: Von häuslicher Pflege bis Pflegeheim

Wenn Sie die Pflege von einer vertrauten Person übernehmen, ändert sich vieles. Dabei stellen Sie sich als pflegender Angehöriger sicher die Frage: Kann ich die Person zu Hause pflegen oder ist die Unterbringung in ein Altenheim besser? Wir zeigen in diesem Artikel auf, welche Pflegearten es gibt und was bei der Entscheidung für die passende Pflegeform wichtig ist.

Pflege ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich

Eines ist immer gleich: Pflegebedürftigkeit in der Familie ist keine leichte Situation. Je nach familiärem Umfeld und Art der Einschränkung der zu pflegenden Person, sind ganz unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Eine Standardantwort, welche Pflegeform wann am besten passt, gibt es daher nicht.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Pflege in der eigenen Wohnung und der Pflege in einem Alten- oder Pflegeheim. Viele Senioren, insbesondere diese mit einem Pflegegrad, wünschen sich, so lange wie möglich im gewohnten Umfeld zu bleiben. Ein Umzug in eine Pflegeeinrichtung wird in der Regel erst dann in Betracht gezogen, wenn die Selbstständigkeit auch mit professioneller Unterstützung zu Hause nicht mehr gewährleistet werden kann. In Deutschland wird der Großteil der Pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden gepflegt.

Pflegeformen der häuslichen Pflege

Es bestehen verschiedene Pflegeformen, die Betreuung und Pflege des nahestehenden Menschen zu organisieren. Im Folgenden stellen wir die Optionen vor, die es für ältere Menschen im häuslichen Umfeld gibt.

Pflege zu Hause

Wenn Sie die häusliche Pflege selbst übernehmen, bedeutet das, dass Ihr pflegebedürftiger Familienangehöriger weiterhin in seiner vertrauten Umgebung leben kann. Diese Nähe und die emotionale Bindung zwischen Ihnen können das Wohlbefinden deutlich steigern.

Gleichzeitig ist die Pflege zu Hause mit großen Herausforderungen verbunden: Die körperliche und psychische Belastung kann sehr hoch sein, und oft bleibt wenig Freizeit. Häufig müssen Beruf und Pflege miteinander vereinbart werden, was zu Einschränkungen im Arbeitsleben führen kann. Wenn Sie keine Pflegeerfahrung haben, kommt außerdem hinzu, dass Sie sich umfangreiches Wissen aneignen müssen, um die Versorgung gut zu meistern.

Ambulante Pflege

Wenn Sie die Betreuung an einen ambulanten Pflegedienst übergeben, bleibt Ihr Angehöriger weiterhin in seiner gewohnten Umgebung. Gleichzeitig übernimmt eine Fachkraft die professionelle Pflege und Betreuung, sodass Sie entlastet werden und mehr Zeit für sich selbst und Ihren Beruf haben.

Allerdings hat auch diese Form der Betreuung ihre Herausforderungen: Pflegefachkräfte stehen häufig unter Zeitdruck, wodurch für persönliche Gespräche oft nur wenig Gelegenheit bleibt. Zudem ist nicht immer dieselbe Pflegeperson im Einsatz, was den Aufbau einer vertrauten Beziehung erschweren kann. Ihr Angehöriger hat unter Umständen auch weniger soziale Beziehungen, wenn der Austausch mit vertrauten Personen eingeschränkt ist.

Professionelle Pflegekräfte unterstützen Sie

Werden Sie bei der Pflege und Versorgung von Pflegekräften unterstützt, kann Ihr Angehöriger weiterhin in seiner vertrauten Umgebung leben. Durch ambulante Pflegedienste erhalten fachkundige Hilfe bei den pflegerischen Aufgaben, die Sie selbst nicht übernehmen können. Gleichzeitig bleibt die emotionale Bindung zwischen Ihnen und der betroffenen Person bestehen, was das Wohlbefinden beider Seiten fördern kann.

Dennoch ist diese Pflegesituation mit gewissen Belastungen verbunden: Häufig müssen Sie sich beruflich einschränken, um die Pflege zu ermöglichen, und Ihre freie Zeit wird deutlich reduziert.

Teilstationäre Pflege: Tagespflege und Nachtpflege

Wenn Sie die teilstationäre Pflege – also Tages- oder Nachtpflege – in Anspruch nehmen, lebt Ihr pflegebedürftiger Angehöriger weiterhin zu Hause, wird jedoch einen Teil des Tages oder der Nacht in einer Pflegeeinrichtung betreut. Diese Form der Betreuung verbindet häusliche Pflege mit professioneller Unterstützung.

 Die Vorteile liegen auf der Hand: Ihr Familienangehöriger kann in seiner vertrauten Umgebung bleiben und erhält gleichzeitig eine fachgerechte pflegerische Betreuung. Sie selbst werden zeitlich entlastet, und Ihr Angehöriger profitiert von sozialen Interaktionen und gemeinschaftlichen Aktivitäten in der Einrichtung.

 Allerdings entstehen höhere Kosten als bei der reinen häuslichen Pflege. Zudem ist nicht immer dieselbe Pflegeperson vor Ort, was den Aufbau von Vertrauen erschweren kann. Auch das regelmäßige Pendeln zwischen Zuhause und Einrichtung kann für Ihren Angehörigen belastend sein.

24-Stunden-Betreuung

Wenn Sie eine spezialisierte 24-Stunden-Pflege einbinden, kann Ihr Familienangehöriger weiterhin in seiner vertrauten Umgebung leben.

 Es steht rund um die Uhr professionelle Hilfe zur Verfügung, die vor allem im Notfall sofort reagieren kann.

 Die Art der Pflege lässt sich auf die individuellen Bedürfnisse anpassen. Von der Grundpflege bis hin zu alltäglichen Tätigkeiten wie Kochen, Einkaufen oder Freizeitgestaltung.

Oft entsteht dabei eine enge, vertrauensvolle Beziehung zwischen Ihrem Familienangehörigen und der Pflegekraft. Gleichzeitig gewinnen Sie selbst mehr Zeit für sich und Ihren Beruf.

Allerdings hat diese Betreuungsform auch einige Herausforderungen: Viele Betreuungskräfte stammen aus dem Ausland, sodass sprachliche Barrieren auftreten können. Zudem ist die 24-Stunden-Betreuung mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden. Da Ihr Angehöriger und die Betreuungskraft von Beginn an sehr viel Zeit miteinander verbringen, ist es außerdem wichtig, dass die persönliche Chemie zwischen beiden stimmt.

Stationäre Pflege in einem Pflegeheim

Die stationäre Pflege in einem Pflegeheim umfasst sowohl die teilstationäre Betreuung, etwa in Form von Tages- oder Nachtpflege, als auch die vollstationäre Versorgung, bei der die Pflege rund um die Uhr sichergestellt wird. Für diese Leistungen können finanzielle Zuschüsse der Pflegeversicherung in Anspruch genommen werden, beispielsweise über die Verhinderungspflege, um die Kosten zu unterstützen.

 In der Einrichtung ist jederzeit qualifiziertes Pflegepersonal anwesend, das im Notfall sofort reagieren kann. Ihr nahestehender Mensch erhält eine umfassende medizinische und pflegerische Versorgung, die an seine individuellen Bedürfnisse angepasst wird. Zudem bietet das Leben in der Gemeinschaft soziale Interaktionen und regelmäßige Beschäftigungsangebote. Für Sie bedeutet diese Form der Pflege eine deutliche Entlastung, da die Versorgung vollständig von Fachkräften übernommen wird.

Der größte Nachteil liegt darin, dass Ihr Familienangehöriger seine vertraute Umgebung verlassen muss. Ein Schritt, der emotional sehr belastend sein kann. Die persönliche Betreuung ist oft weniger individuell, da sich Pflegekräfte um mehrere Bewohner gleichzeitig kümmern. Auch die Kosten für die vollstationäre Pflege sind hoch, da Unterkunft, Verpflegung und Pflegeleistungen inbegriffen sind. Manche Angehörige empfinden zudem eine größere räumliche und emotionale Distanz zu ihrem nahestehenden Menschen.

 In einer Pflegeeinrichtung ist rund um die Uhr für Aufsicht gesorgt, im Notfall ist sofort Hilfe da und man profitiert von der Gesellschaft anderer Menschen. Auch für Sie und Ihre Familie bedeutet diese Zeit eine spürbare Entlastung.

Allerdings bringt die Kurzzeitpflege auch einige Herausforderungen mit sich: die betroffene Person muss sich an eine neue Umgebung gewöhnen und die Betreuung ist oft weniger individuell, da Pflegekräfte unter hohem Zeitdruck stehen. Zudem fällt in der Regel ein Eigenanteil an, was diese Pflegeform vergleichsweise kostenintensiv machen kann. 

Wohnen im Alter bedeutet Veränderung in den eigenen vier Wänden

Besonders wenn Angehörige in der häuslichen Umgebung gepflegt werden, bringt das viele Veränderungen mit sich. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Leben nicht mehr so sein wird wie zuvor:

  • Der Tagesablauf muss neu strukturiert und geordnet werden.
  • Ein Pflegedienst oder die Tages-/Nachtpflege muss koordiniert werden.
  • Zusätzlich zum Job muss noch gepflegt werden. Es bleibt weniger Zeit. Hinzu kommt oft das Gefühl, nicht genug für die pflegebedürftige Person getan zu haben. Gegenüber der Familie kann sich ein schlechtes Gewissen zeigen. Vernachlässigt man den Partner, die Kinder oder Freunde und Bekannte?

  • Die Beziehung zwischen Ihrem Angehörigen und Ihnen kann sich gravierend verändern. Da Spannungen und Konflikte auf beiden Seiten entstehen können, was die Pflegearbeit erschweren und belasten kann.

  • Menschen verändern sich mit einer Krankheit, demente Senioren werden „sonderbar“. Es kann vorkommen, dass Sie das Wesen Ihres vertrauten Angehörigen nicht mehr erkennen. Solche Situationen können schnell dazu führen, dass Sie sich hilflos und überfordert fühlen.

Wägen sie diese Aspekte gut ab, bevor Sie sich für eine Pflegeform entscheiden. Binden Sie alle Beteiligten in Ihre Überlegungen ein. Die Pflege im eigenen Heim ist eine große Herausforderung, die nicht in jeder persönlichen Situation leistbar ist.

Entscheidungshilfe für die richtige Pflegeform

Sie müssen viele Faktoren berücksichtigen, wenn Sie eine Pflegeform wählen.
Diese Fragen können Ihnen bei der Entscheidung helfen:

  • Lebt die zu betreuende Person allein? Wenn es eine zweite Person im Haushalt gibt, kann dies die Situation erheblich erleichtern.
  • Hat Ihr nahestehender Mensch soziale Kontakte in seinem Umfeld? Soziale Kontakte sind besonders wichtig, da sie helfen, geistigem Abbau entgegenzuwirken und diesen deutlich zu verlangsamen.
  • Was spricht dagegen, dass die Person weiterhin zu Hause lebt? Erhöhte Risiken können gegen eine häusliche Pflege sprechen, z. B. Sturzgefahr, Brand- oder Wasserschäden aufgrund von Vergesslichkeit, Ernährungs- oder Flüssigkeitsdefizite, Verwahrlosung oder fehlerhafte Medikamenteneinnahme.
  • Wie lange benötigen Sie, um den Wohnort der zu betreuenden Person zu erreichen? Lange Fahrtzeiten können schnell belastend werden und eine kurzfristige (Notfall-) Betreuung erschweren.
  • Wohnen Geschwister oder andere vertraute Personen in der Nähe, die im Notfall nach dem Rechten sehen können? Es erleichtert die Situation enorm, wenn sich mehrere Verwandte oder Vertrauenspersonen die Betreuung teilen.
  • Wie stark ist die zu betreuende Person körperlich eingeschränkt, um den eigenen Alltag aktiv zu bewältigen? Sie sollten körperlich in der Lage sein, den Pflegebedürftigen bei den notwendigen Handgriffen zu unterstützen.
  • In welchen Bereichen benötigt die Person Hilfe? Beispiele: Körperpflege, Ernährung, Mobilität, Haushalt und organisatorische Aufgaben. Neben der körperlichen Pflege kann auch Unterstützung im Alltag erforderlich sein.
  • Benötigt die zu betreuende Person medizinische Versorgung? Nicht jeder kann Spritzen geben oder Verbände wechseln. In solchen Fällen ist professionelle Hilfe notwendig.
  • Zeigt die Person Anzeichen von Vergesslichkeit oder eine (beginnende) Demenz? Bei Demenz ist häufig eine Betreuung rund um die Uhr erforderlich. Veränderungen in der Persönlichkeit können zudem schnell zu Überforderung führen.
  • Kann sich die Person klar verständigen? Wenn die Bedürfnisse der zu betreuenden Person nicht immer eindeutig erkennbar sind, kann dies den Pflegealltag zusätzlich belasten und für Sie herausfordernd sein.
  • Wie viel Zeit haben Sie oder andere vertraute Personen wöchentlich, um bei der Betreuung zu unterstützen? Es ist zu erwarten, dass der Pflegeaufwand mit der Zeit zunimmt und zunehmend schwer neben dem Alltag zu bewältigen ist.
  • Sind Sie bereit, im Haushalt oder bei pflegerischen Tätigkeiten zu helfen, oder möchten Sie die gemeinsame Zeit nutzen, ohne durch Pflegeaufgaben abgelenkt zu werden? Wenn Sie die Pflege übernehmen, kann dies das Verhältnis zu Ihrem nahestehenden Menschen erheblich belasten.
  • Wie hoch ist Ihr zeitlicher Pflegeaufwand? Pflege kann sehr zeitintensiv sein, wodurch andere Bereiche Ihres Lebens möglicherweise eingeschränkt werden. Ihre berufliche und familiäre Situation sollte daher bei der Entscheidung berücksichtigt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Zuletzt aktualisiert: September 2025