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Pflegealltag

Aktueller Trickbetrug an der Haustür: Polizei und Verbraucherzentrale warnen vor Betrugsmasche und falschen Haustürgeschäften

Ein ehrlicher Hinweis vorweg: Trickbetrüger arbeiten mit hinterhältigen Methoden, spielen Gefühle aus und nutzen Stresssituationen aus – oft zu Lasten von Seniorinnen und Senioren. Je besser Sie die Betrugsmaschen kennen, desto besser können Sie sich und Angehörige schützen. In diesem Überblick finden Sie aktuelle Täuschungsbeispiele an der Haustür, typische Rollen der Täter und konkrete Schutz-Tipps. Bitte informieren Sie auch Nachbarn und Freunde, damit möglichst viele Fälle früh gemeldet und verhindert werden.

Vorsicht statt Nachsicht: So schützen Sie sich und Ihre Angehörigen

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Falsch verstandene Höflichkeit darf Sie nicht dazu bringen, Unbekannte in die Wohnung zu lassen. Sprechen Sie offen mit Angehörigen über Betrugsmaschen an der Haustür. Ein enges Vertrauensverhältnis erschwert Betrügern ihre Masche. Beziehen Sie im Zweifel Nachbarn, Familie oder die Polizei ein. Lieber einmal zu viel unter 110 anrufen als einmal zu wenig.

Laut Polizei werden Betroffene oft gezielt verunsichert. Bleiben Sie ruhig, lassen Sie sich nicht zu einer sofortig geforderten Unterschrift oder Zahlung drängen.

Trickbetrüger an der Haustür: Die gängigsten Betrugsmaschen

Trickbetrüger versuchen unter einem Vorwand, Zutritt zur Wohnung zu erhalten oder unbemerkt Komplizen einzuschleusen. Häufig wird um ein Glas Wasser gebeten oder es wird vorgegeben, man sei von einer Organisation. Während Sie abgelenkt sind, suchen Täterinnen und Täter nach Bargeld, Schmuck und anderen Wertsachen. Viele bemerken den Betrug erst später – der Schaden bleibt.

Falsche Identität - Unbekannte geben sich oft aus als:

  • Strom- oder Zählerableser eines Energieversorgers fragen nach Ihrer Zählernummer
  • Polizist oder angeblicher Polizei-Angestellter
  • Mitarbeiter der Hausverwaltung
  • Telefonanschluss-Prüfer oder Techniker
  • Handwerker (auch falsche Facharbeiter, die unangemeldet „wegen eines Wasserschadens“ kommen)
  • Spendensammler
  • Verkäufer oder Vertreter mit Haustürgeschäften
  • Post- oder Paketbote
  • Vermeintliche Bekannte („Erinnern Sie sich nicht mehr an mich?“ – eine häufige Täuschung)

Wer seriös ist, versteht Nachfragen. Bitten Fremde um ein Medikament, ein Glas Wasser oder die Toilette, dürfen Sie die Eingangstür geschlossen halten – das ist Selbstschutz. Öffnen sie niemandem, nur weil es klingelt!

Telefonische Ankündigung und neue Rollen: So täuschen Trickbetrüger zusätzlich 

Wussten Sie schon?
Künstliche Intelligenz und technologische Fortschritte sorgen dafür, dass Stimmen täuschend echt kopiert werden. Mittlerweile benötigt es nur kurze Video- oder Tonaufnahmen einer Person und die KI kann die Tonlage und den Dialekt in nur wenigen Sekunden reproduzieren. Nur weil man eine bekannte Stimme am Telefon hört, muss das nicht die vermutete Person sein. Neue Betrugsmaschen greifen auf diese Technologie zurück.

Um seriöser zu wirken, kündigen Täter Besuche telefonisch an, fragen Daten ab oder setzen Sie unter Druck. Bekannte Varianten:

„Rate mal, wer hier spricht…“ – anschließend wird ein Notfall vorgetäuscht und Geld gefordert; oft holt ein „Bote“ mehrere tausend Euro ab. Daher empfehlen wir Ihnen, sich mit Ihren Angehörigen ein Sicherheitswort zu vereinbaren, dass nur Sie kennen. Lieber einmal mehr danach gefragt, als auf einem Betrüger hereinzufallen. 

Für einen vermeintlichen Gewinn sollen „Gebühren“ vorab gezahlt werden – Wer nicht teilnimmt, kann nichts gewinnen!

Fremden niemals Fernzugriff auf den Computer gewähren. Bei echten Problemen ein Fachgeschäft aufsuchen.

Konkrete Tipps – so bleiben Sie an der Haustür sicher:

  • Nutzen Sie Türspion, Sprechanlage oder Türkette:

    Öffnen Sie die Haustüre nicht weit.

  • Lassen Sie sich Dienstausweise zeigen und Ausweise überprüfen:

    Rufen Sie die Organisation, den Energieversorger oder die Hausverwaltung über eine selbst recherchierte Nummer an (nie die Nummer aus der Situation verwenden).

  • Vorsicht an der Hauseingangstür:

    Kein Geld an der Tür wechseln, nichts bezahlen oder unterschreiben.

  • Grenzen setzen:

    Fremde und vermeintliche Bekannte nicht aus Höflichkeit hereinbitten.

  • Daten und Unterschriften:

    Geben Sie keine Bankverbindung preis und unterschreiben Sie keinen Vertrag an der Haustür.

  • Über Auffälligkeiten sprechen:

    Informieren Sie nach merkwürdigen Kontakten sofort Angehörige, Nachbarn und die Polizei. Verdächtige Fälle sollten der Polizei gemeldet werden.

  • Extra-Tipp:

    Lassen Sie sich und Angehörige mit älter klingenden Namen aus dem Telefonbuch austragen. Täter suchen häufig gezielt über solche Einträge.

Trickbetrug unterwegs – typische Beispiele außerhalb der eigenen vier Wände

Schützen Sie sich, indem Sie nur wenig Bargeld mitführen und Wertsachen körpernah in einer sicheren Tasche oder einem Brustbeutel tragen.

Diebstahlarten Vorgehensweise der Trickdiebe
Unfall-Trick Ein Trickbetrüger täuscht einen Unfall vor. Während sich Passanten um ihn kümmern, entwendet ein Komplize den Helfern Wertsachen.
Orientierungs-Trick Jemand bittet mit Stadtplan um Hilfe. Wer helfen will, merkt meist nicht, dass dabei ein Trickdiebstahl abläuft.
Beschmutzer-Trick Das Opfer wird mit Eis oder Getränk beschmutzt. Bei der ausladenden Entschuldigung stehlen sie Wertsachen.
Einkaufs-Trick Im Supermarkt geben Trickdiebe vor, ein bestimmtes Produkt nicht zu finden. Während das Opfer danach sucht, greifen sie in dessen Tasche.
Antanz-Trick Wie zum Spaß tanzt der Täter sein Opfer auf der Straße an. Für diesen Trickdiebstahl sucht er engen Körperkontakt.
Autoschaden-Trick Auf einem Parkplatz macht ein Trickbetrüger den Fahrer auf einen vermeintlichen Schaden am Auto aufmerksam. Der Mittäter räumt in der Zwischenzeit den Wagen aus.
Spendensammler-Trick Die Trickdiebe sprechen Passanten mit der Bitte um eine Spende für einen gemeinnützigen Zweck an. Dabei halten sie ihrem Opfer ein Klemmbrett mit einer gefälschten Spendenliste vor und entwenden nebenbei die Wertsachen.

 

Rechtlich wichtig: Haustürgeschäfte, Vertrag und Widerrufsrecht

Bei Haustürgeschäften haben Verbraucher in der Regel ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Machen Sie den Widerruf am besten schriftlich und fristgerecht geltend. Unterschreiben Sie nichts an der Haustür – schon gar nicht unter Druck. Seien Sie besonders vorsichtig bei Dienstleistungen an der Haustür und bei Angeboten von angeblichen Energieversorgern, die nach der Zählernummer fragen.

Niemand drängt auf sofortige Zahlungen - Vertreter, die Druck ausüben, sind ein Warnsignal!

Lassen Sie unangekündigte Handwerksbetriebe nicht herein. Bei echten Terminen kommen vorab eine Ankündigung, der Auftrag wird klargestellt und die Identität zusammenpassend und sind überprüfbar.

Die Verbraucherzentrale berät und informiert unabhängig, wenn Sie unsicher sind.

Warnzeichen erkennen – so gehen Sie im Ernstfall vor

Masche erkannt?

  • Lassen Sie niemanden in die Wohnung, öffnen Sie nur mit Türkette, und rufen Sie bei Verdacht die Polizei.
  • Notieren Sie Kennzeichen, Personenbeschreibungen und Zeugen. Je mehr Details, desto besser.
  • Informieren Sie Nachbarn und Freunde, damit die Umgebung gewarnt ist.
  • Wurden Wertsachen, Schmuck oder Bargeld entwendet, sichern Sie, was möglich ist, und erstatten Sie Anzeige. Häufige Fälle werden laut Polizei in Serien begangen.
  • Prüfen Sie nach einem Kontakt Ihre Verträge und Kontobewegungen. Bei unklaren Vertragsunterlagen sofort informieren, beraten lassen und Widerrufsrecht nutzen.

Weiterführende Informationen zu Betrugsmaschen finden Sie in der Broschüre der Polizei. Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen darüber und informieren Sie sich regelmäßig. Trickbetrüger denken sich leider immer wieder neue Rollen und Tricks aus.

Beispielfall – so gehen Täter vor

Eine Seniorin wird von angeblichen Mitarbeitern eines Energieversorgers aufgesucht. Vorwand: „Wir müssen nur kurz den Zählerstand prüfen.“ Während einer die Seniorin im Flur „berät“, durchsucht der zweite die Wohnung und entwendet Schmuck und Erspartes. Der Fall wird später gemeldet – mehrere tausend Euro sind weg. Diese Betrugsmasche zeigt: Vorsicht bei unangemeldeten Besuchen, Dienstausweis verlangen, Ausweise prüfen, selbst bei der Organisation zurückrufen und niemanden ohne Termin in die Wohnung lassen.

FAQS

Häufig gestellte Fragen zum Thema Trickbetrug

Nein. Echte Polizistinnen und Polizisten holen an der Haustür niemals Bargeld, Schmuck oder andere Wertsachen ab – auch nicht zur „Sicherstellung“, als „Kaution“ oder zur „Kontoprüfung“. Fordert jemand so etwas telefonisch oder an der Haustür, handelt es sich sehr wahrscheinlich um Trickbetrug. Lassen Sie niemanden herein, übergeben Sie nichts und rufen Sie sofort die 110 an, um den Vorfall zu melden und zu überprüfen.

Prüfen Sie den Ausweis in Ruhe – nicht nur einen kurzen Blick zulassen. Achten Sie auf Lichtbild, Namen, Dienststelle, Dienstnummer, Gültigkeitsdatum und Sicherheitsmerkmale (z. B. Hologramm). Rufen Sie zusätzlich die offizielle Zentrale der Behörde oder des Unternehmens über eine selbst recherchierte Telefonnummer an (nicht über Nummern, die Ihnen die Person nennt), und verifizieren Sie den Einsatz. Öffnen Sie die Tür nur mit Kette und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen; drängt die Person, beenden Sie das Gespräch.

Legen Sie sofort auf, geben Sie keine persönlichen Daten preis (keine Bankverbindung, PIN, Passwörter, Zählerstände) und erlauben Sie keinen Fernzugriff auf Ihren Computer oder Ihr Smartphone. Rufen Sie anschließend die angegebene Institution über eine selbst recherchierte, offizielle Nummer zurück und prüfen Sie den Sachverhalt – Achtung: Rufnummern können gefälscht werden. Informieren Sie Angehörige, blockieren Sie die Nummer und melden Sie den Vorfall der Polizei; bei akuter Gefahr wählen Sie die 110. Notieren Sie Datum, Uhrzeit und Inhalt des Anrufs – diese Angaben helfen bei der Anzeige.

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Zuletzt aktualisiert: September 2025