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Pflege Demenz

Hinlauftendenz bei Demenz: Wenn Angehörige weglaufen

Die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt Angehörige und Pflegekräfte oft vor große Herausforderungen – besonders dann, wenn eine sogenannte Hinlauftendenz oder Weglauftendenz auftritt. Dieses Verhalten bedeutet, dass eine erkrankte Person unkontrolliert umhergeht oder die vertraute Umgebung verlässt. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie mit einer Hinlauftendenz bei Demenz umgehen, Maßnahmen zur Sicherheit ergreifen und Betroffene besser verstehen können.

Definition und Merkmale einer Hinlauftendenz

Die Hinlauftendenz beschreibt das Bedürfnis, gerade bei einer Person mit Demenz, sich ohne Ziel fortzubewegen oder einen bestimmten Ort zu erreichen. Doch das Hinlaufen ist in vielen Fällen nicht zufällig. Viele Demenzkranke haben ein Ziel vor Augen: Sie möchten „nach Hause“, zu ihrem früheren Elternhaus oder ihrer ehemaligen Arbeitsstätte. Meist sind es Orte aus ihrer Vergangenheit.

Dass Menschen mit Demenz dieses Verhalten zeigen, hängt häufig mit kognitiven Einschränkungen und Verhaltensauffälligkeiten zusammen. Sie können sich in ihrer Umgebung nicht mehr orientieren und reagieren sensibel auf Veränderungen. Auch Ruhelosigkeit, Unwohlsein, Harndrang oder niedriger Blutdruck können auslösende Faktoren sein. Manche Betroffene stehen auf, weil sie sich frei zu bewegen wünschen oder den Bewegungsdrang abbauen möchten.

In Pflegeheimen oder Pflegeeinrichtungen zeigt sich das Verhalten unterschiedlich stark – besonders bei fortschreitender Demenzerkrankung. Bewohner auf einer geschlossenen Station benötigen daher besondere Aufmerksamkeit und Vorkehrungen, um Sturzgefahr und Eigen-oder Fremdgefährdung zu vermeiden

Ein Anspruch auf Freistellung besteht unabhängig davon, ob für die pflegebedürftige Person bereits ein Pflegegrad festgestellt wurde. Entscheidend ist, dass ein naher Angehöriger in häuslicher Umgebung betreut werden muss. Wer länger von der Arbeit fernbleiben muss, kann später auf Pflegezeit oder Familienpflegezeit zurückgreifen.

Ursachen und Hintergründe des Bewegungsdrangs bei Menschen mit Demenz

Die Ursachen einer Hinlauftendenz sind vielfältig. Neben körperlichen Faktoren spielen auch emotionale und psychische Aspekte eine große Rolle. Erkrankte Personen fühlen sich oft unsicher oder orientierungslos, besonders bei Reizüberflutung oder veränderter Geräuschkulisse.

Auch Gewichtsverlust, die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Unterzuckerung (z. B. bei Diabetes) können Auslöser sein. Manche Betroffene möchten sich zu vertrauten Menschen oder Orten hinbewegen – das Bedürfnis nach Sicherheit ist groß.

Pflegende Angehörige sollten auf Warnsignale achten, etwa wenn Betroffene vermehrt unruhig sind, nach Hause wollen oder häufig an Türen stehen. Eine aufmerksame Beobachtung hilft, Weglauftendenzen frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern.

Risiken und Herausforderungen im Umgang mit einer Hinlauftendenz bei Demenz

Hinlauftendenzen bergen erhebliche Risiken. Menschen mit Demenz können sich verirren, allein unterwegs sein oder in gefährliche Situationen geraten. Besonders das Weglaufen von Demenzkranken führt immer wieder zu ernsten Vorfällen – etwa Stürzen im Straßenverkehr oder Unterkühlung bei schlechtem Wetter. In solchen Fällen sind sie nicht nur den genannten Gefahren ausgesetzt, sondern müssen sich zudem mit völlig neuen Umgebungen auseinandersetzen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Verwirrung und Angstzuständen, was wiederum das Risiko eines Unfalls oder einer Verletzung erhöhen kann.

In einer Pflegeeinrichtung oder zu Hause sollten Sie stets geeignete Vorkehrungen treffen, um Unfälle zu verhindern. Dazu gehören gesicherte Türen, Bewegungsmelder und eine übersichtliche Raumgestaltung. Ein aktuelles Foto und eine Personenbeschreibung können im Notfall helfen, Betroffene schnell zu finden.

Auch emotional ist der Umgang mit einer Hinlauftendenz herausfordernd. Angehörige erleben Angst und Überforderung, während die erkrankten Menschen selbst oft müde und erschöpft wirken. Geduld und Einfühlungsvermögen sind hier entscheidend, um die Situation zu beruhigen und die Beziehung zu stärken.

Praktische Maßnahmen und Hilfsmittel für Angehörige und Pflegeheime bei Hinlauftendenz

Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich das Risiko deutlich verringern. Eine sichere, vertraute Umgebung ist der wichtigste Schritt. Entfernen Sie Stolperfallen, sichern Sie Fenster und Türen und schaffen Sie eine klare Struktur im Alltag.

Technische Hilfsmittel bieten mehr Sicherheit – etwa GPS-Tracker, Tür- und Fensteralarme oderdruckempfindliche Matten. GPS-Ortung hilft, demenzkranke Personen rasch zu lokalisieren, falls sie das Haus verlassen. Auch eine ruhige Geräuschkulisse kann helfen, Unruhe und Aggression zu reduzieren.

Pflegekräfte im Pflegeheim können ergänzend eine freiheitsentziehende Maßnahme (FeM) in Betracht ziehen. Diese ist jedoch nur als letztes Mittel (Ultima Ratio) zulässig und erfordert in der Regel eine richterliche Genehmigung sowie die Zustimmung des gesetzlichen Betreuers, basierend auf einer ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung.

Effektiver Umgang mit Bewegungsdrang und Weglaufen bei Demenz – Tipps für Angehörige

Ein guter Umgang mit einer Lauftendenz erfordert Verständnis, Struktur und Empathie. Diese Strategien helfen:

  • Sichere Umgebung schaffen:

    Sichern Sie Türen und Fenster und halten Sie Wege frei, um Stürze zu vermeiden.

  • Routine fördern:

    Feste Tagesabläufe geben Sicherheit und verringern Ruhelosigkeit.

  • Bewegung ermöglichen:

    Lassen Sie Betroffene regelmäßig spazieren gehen, um den Bewegungsdrang auf gesunde Weise abzubauen. Aktivitäten während des Tages können den Schlafzyklus regulieren und nächtliches Wandern reduzieren.

  • Emotionale Ansprache:

    Versuchen Sie, die Person emotional zu erreichen und sinnvoll zu beschäftigen– mit Musik, Fotos oder vertrauten Erinnerungsgegenständen. Seien Sie geduldig und verständnisvoll. Hinlauftendenzen sind kein absichtliches Verhalten. Oft werden sie durch Unruhe oder Angst ausgelöst.

  • Technische Hilfsmittel nutzen:

    GPS-Geräte, Alarmsysteme und Bewegungsmelder erhöhen die Sicherheit spürbar.

  • Professionelle Hilfe suchen:

    Professionelle Hilfe suchen: Bei zunehmender Weglauftendenz wenden Sie sich an Fachpersonal oder den medizinischen Dienst der Krankenkassen.

  • Informieren Sie Nachbarn, Polizei oder lokale Demenz-Netzwerke:

    Über die Hinlauftendenz – ein vorbereiteter Steckbrief mit Foto und Verhaltenshinweisen kann im Notfall Leben retten.

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Zuletzt aktualisiert: September 2025