Wenn es einen echten People-Mover in der Wolfburger Modellpalette gibt, dann den Volkswagen T6.1. Moment mal: 6.1? Ja, genau! Der im Volksmund gerne „Bulli“ genannte Maxivan hat eine Auffrischung bekommen und die nehmen wir genauer unter die Lupe. An seinen Talenten als Familien-Fahrzeug mit PKW-ähnlichen Fahreigenschaften hat das Facelift natürlich nichts geändert.
VW Bus T6.1 Fahrbericht | Test | Review
Eine Aufwertung hat das Exterieur erfahren – ganz klar. Wobei man auf den ersten Blick erkennt, wessen Kreation der Volkswagen T6.1 ist. Der Bulli hat Wiedererkennungswert. Dennoch wirkt der Maxivan nun edler. Die Wolfsburger würden von Premium-Anspruch philosophieren. Wie dem auch sei: Der Look wird dem Preisniveau gerecht. Dafür bietet der Bulli aber auch etwas.
So zum Beispiel seinen gewachsenen Frontgrill im Stil des Volkswagen Arteon, der eine gewisse Familienzugehörigkeit aufkommen lässt. Hinzu gesellen sich die üblichen Facelift-Verdächtigen: eine neue Frontschürze hier, neue Scheinwerfer dort und dann noch ein paar weitere Kleinigkeiten. Wobei sich bei den Scheinwerfern etwas mehr tat: Der Volkswagen T6.1 bekam eine frische Lichtsignatur und auf Wunsch Voll-LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent.
Unauffällig gibt sich weiterhin die horizontale Linienführung in der Seitenansicht. Wer genau hinsieht – und hier kommt es zusätzlich auf die ausgewählte Lackfarbe an – bemerkt die Einsätze in den Kotflügeln. Sie verlängern die Scheinwerfer und tragen den exakten Modellname zur Schau. Ansonsten bleibt es bei Schiebetüren, die jetzt aber per Soft-Close-Funktion schließen – gegen Aufpreis, versteht sich. Geblieben sind die steil stehenden Scheiben rundum, die eine gute Rundumsicht ermöglichen und ein tolles Raumgefühl schaffen.
Hinten fällt auf, dass nichts auffällt. Der Bulli ist eckig, kantig, praktisch. Für etwas Feinschliff sorgen die nun in LED-Technik ausgeführten Rückleuchten. Und wer mag, kann die Kofferraumklappe nun elektrisch schließen lassen. Gerade, da diese nicht sonderlich leicht ist, eine empfehlenswerte Erleichterung.
Recht unverändert blieben die Abmessungen. Die „kurze“ Variante ist 4,90 m lang und 1,97 m hoch – das passt in der Regel gerade so in Tiefgaragen. Mit 2,30 m Breite (inkl. Außenspiegeln), ist der Volkswagen T6.1 aber nicht gerade schmal ausgefallen. Der Radstand von exakt 3,0 Metern dürfte einem guten Geradeauslauf bei höheren Tempi in die Karten spielen.
Wie gehabt, gibt es den Volkswagen T6.1 mit einer Vielzahl an Innenraumvariationen und Sitzkonstellationen. Als People-Mover bietet sich natürlich die Wahl mit sieben Sitzen an. Nicht anders zu erwarten ist natürlich der Fakt, dass der Bulli Platz in Hülle und Fülle bietet – für die Passagiere, für das Gepäck, für Sperriges, für alles, was einem in den Sinn kommt. Das ist eines der Talente, warum man sich für einen T6.1 entscheidet: der Variabilität sind kaum Grenzen gesetzt.
Das Ganze wird gepaart mit Komfort-Features, die man von einem PKW gewohnt ist. Und hier ist nicht die Rede von einer Klimaanlage oder der erhältlichen Seitzheizung. Nein, der Volkswagen T6.1 kann mehr.
Beispielsweise automatisch einparken, Infos über das virtuelle Cockpit wiedergeben oder allerlei Verbindungen anbieten. Gemeint sind nicht nur schnöde 12-Volt-Lader, sondern auch USB-C-Verbindungen – ganz modern!
Klassisch zeigt sich hingegen die Cockpit-Gestaltung: Das Infotainment befindet sich im Dashbord und ist umgeben von Klavierlack. Bei einem Nutzfahrzeug – egal ob für die Familie oder im gewerblichen Betrieb – nicht unbedingt die beste Idee, da sich hier schnell Schmutz und Fingerabdrücke tummeln. Klassisch geht es mit der Handbremse weiter, die noch in Form eines echten Hebels besteht – eine hochwillkommene Seltenheit.
Was die Praktikabilität anbelangt, war der Bulli schon immer ein Musterknabe. Besonders gefallen haben uns wieder die durchgängigen Schienen ab Sitzreihe zwei, womit die einzelnen Sitze oder die Rückbank variablen verschoben werden können. Jene ist – was den Ausbau anbelangt – aber ein schwerer Brocken und bedarf vier Händen. Überzeugt hat der Tisch in der Mitte des Fahrgastraums. Und auch sonst gibt sich der Volkswagen T6.1 durchdacht: Das reicht vom Getränkehalter links neben Lenkrad über das große Handschuhfach bis hin zu den Schiebetüren, die nun per Soft-Close schließen können.
Gefahren sind wie einen 2.0 Liter TDI – also einen Vierzylinder-Diesel. Jener generiert 148 kW/199 PS und treibt den Maxivan nachdrücklich voran. So geht es in 10,1 Sekunden auf 100 km/h, wenn man es denn möchte. Maximal sind 201 km/h drin, aber das ist nicht unbedingt die Domäne des Bullis. Andererseits kommt dank 450 Nm Drehmoment, die bei 1.400 U/min anliegen und durch den 4Motion-Allradantrieb auf die Straße gebracht werden, durchaus Fahrspaß auf.
Dennoch ist der Volkswagen T6.1 mit diesem Antrieb zurückhaltend beim Dieselkonsum. Bei „normaler“ Fahrweise liegt der Verbrauch 8,9 Litern auf 100km. Gemäß WLTP sollen es 8,1 Liter sein – also dicht dran! Dank SCR-Kat und Dieselpartikelfilter ist der 2.0 TDI natürlich ein sauberer Geselle und erfüllt problemlos die Euro 6d-TEMP-Abgasnorm.
Es ist erstaunlich, wie komfortabel der Volkswagen T6.1 fährt. Der Unterschied zu einem PKW liegt eigentlich nur in der hohen Sitzposition begründet. Jene birgt natürlich den Vorteil der guten Rundumsicht; andererseits fühlt man sich nicht so gut ins Fahrgeschehen integriert, wie beispielsweise in einem großen Kombi. Verwundert das? Nicht wirklich, schließlich berichten wir hier von einem ausgewachsenen Van!
Sportsgeist ist dem Bulli deshalb recht fremd. Das Ansprechverhalten der Feder-Dämpfer-Kombination gelang stattdessen nachgiebig und komfortabel. Die Bremsen gefallen mit sauberem Druckpunkt und gutem Ansprechverhalten. Das gilt auch für den 2.0 TDI: Seine 200 PS lassen den Volkswagen T6.1 stets souverän fahren. Ganz gleich, ob man im Laderaum die Campingausrüstung, die Familie mit Urlaubsgepäck oder dem Umzug des besten Freundes untergebracht hat.
Überraschung: Der Volkswagen T6.1 ist ein echtes Schnäppchen geworden! Ok, das war ein Scherz! Hat aber ohnehin niemand geglaubt, oder? Als Nutzfahrzeug startet der Bulli bei 27.311 Euro. Für den „Multivan“ werden mindestens 36.890 Euro fällig. Das lässt sich natürlich beliebig steigern: Der Multivan „Edition“ kommt auf knapp 53.400 Euro, als „Cruise“ muss man über 61.000 Euro bereithalten und als besonders nobler „Exclusive“ stehen fast 69.800 Euro auf der Rechnung. Und das lässt sich mit Extras natürlich noch weiter ausreizen.
Kaum ein Van – bleiben wir lieber beim Begriff Maxivan – hat den Kultstatus des Bullis erreicht. Das ändert sich auch beim Volkswagen T6.1 nicht. Er ist ein komfortables Familienauto, das von Generation zu Generation, von Facelift zu Facelift, immer durchdachter und reifer auftritt. Allerdings ist der Bulli längst nicht mehr allein auf dem Markt, sondern muss sich gegen Mitstreiter wie die Mercedes-Benz V-Klasse, den Opel Zafira Life und weitere Modelle behaupten. Liegt der Stuttgarter noch auf preislicher Augenhöhe zum Wolfsburger, gefallen die anderen Mitstreiter mit weitaus günstigeren Preisen, bei ähnlich hoher Variabilität. Die Luft wird also – rein objektiv betrachtet – dünner.
Zuletzt aktualisiert: Januar 2021
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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