Im Opel Corsa E Gebrauchtwagentest beleuchten wir die typischen Mängel vom Opel Corsa E. Seit 1982 gibt es ihn, den Rüsselsheimer Konkurrenten zum Volkswagen Polo. Seit nunmehr 35 Jahren schickt sich der Hesse an, im heiß umkämpften Kleinwagenfeld, die Gunst der Käufer zu erlangen. Und bislang gelang es dem Corsa ganz gut, schließlich zählt er als feste Größe in dieser Klasse. 10 Millionen Fahrzeuge wurden bis 2008 gefeiert – ein Achtungserfolg. Wir schauen uns die fünfte Generation – also den Opel Corsa E im Gebrauchtwagentest genauer an.
Opel Corsa E Gebrauchtwagentest
Über die Jahrzehnte hat sich das Design natürlich grundlegend verändert. Vom kantigen Kleinwagen, zum rundlichen Charmeur, der mit seinen Abmessungen in Gefilden wildert, die vor ein paar Jahren als Kompaktklasse-Format durchgingen. Und so streckt sich der Rüsselsheimer auf über vier Meter Gesamtlänge. Um es genau zu nehmen sind es 4,02 m beim Drei- und 4,04 m beim Fünftürer.
Gerade hier tut sich ein nicht zu verachtender Unterschied auf. Der dreitürige Opel Corsa E wirkt sehr Coupé-haft und damit dynamisch. Doch gerade wer Kinder auf den Rücksitzen angurten möchte oder einfach öfter zu viert unterwegs ist, sollte zum Fünftürer greifen. Es ist natürlich kein Geheimnis, dass man dank der zusätzlichen Türen besser in den Fond einsteigen kann. Doch auch optisch differenziert sich der praktischere Corsa – ohne allerdings an Eleganz einzubüßen. Bei ihm fällt die obere Dachlinie nicht so früh ab und lässt dadurch einen großzügigeren Eindruck entstehen.
Wer es besonders sportlich mag, der sollte einmal einen Blick auf den Opel Corsa E OPC werfen. Ihn gibt es nicht nur in knalligen Farben, wie dem Opel-typischen Opal-Blau, sondern auch in gedeckteren Tönen. Dennoch kann er sein sportliches Potential nicht leugnen – warum auch? Große Lufteinlässe an der Front, die silbern umrandet sind, dicke Schweller und Spoiler zeugen vom Sportsmann im Kleinwagen-Kleid. Hinzu kommen Leichtmetallfelgen im Format von mindestens 17 Zoll, ein Heckdiffusor und ein großer Dachkanten-Spoiler. Und wer dem OPC die sportlichen 207 PS nicht ansieht, der wird sie, dank der doppelflutigen Abgasanlage, hören!
Platz ist bekanntermaßen selbst in der kleinsten Hütte. Doch so klein ist der Opel Corsa E gar nicht. Wie eingangs erwähnt bietet der Rüsselsheimer über vier Meter Außenlänge und damit auch gute Platzverhältnisse im Innenraum. Und dank der 2,51 Meter Radstand zwickt es weder vorn, noch auf der Rückbank. Der Kofferraum fällt mit 285 Litern Ladevolumen hingegen durchschnittlich aus – da bietet die Konkurrenz mittlerweile mehr.
Schaut man sich – da wir gerade beim Thema Durchschnitt sind – den Gebrauchtwagenmarkt an, wird man schnell feststellen, dass man hier auch nur den Standard geboten bekommt. Selten bieten Corsas aus zweiter Hand technische Highlights oder Leckerbissen wie Xenon-Licht. Das wiederum hat der Opel Corsa OPC serienmäßig on Bord. Genauso wie satten Seitenhalt bietende Recaro-Sportsitze oder eine Klimaautomatik.
Dennoch bildet der OPC nicht den üblichen, gebrauchten Opel Corsa ab. Dieser fährt für gewöhnlich magerer ausgestattet vor. Ein Einstiegsradio ist häufig dabei, eine Klimaanlage oder die Zentralverriegelung. Die meisten Gebrauchten fahren sogar ohne die aufpreispflichtige Metalliclackierung vor. Von modernen Sicherheitssystemen, wie der Frontkamera, dem Totwinkelwarner oder der Verkehrszeichenerkennung einmal ganz abgesehen. Dabei wären diese Features in der Aufpreisliste vorhanden und wären noch nicht einmal überbordend teuer gewesen.
Das beste Angebot bei Gebrauchten bildet das Sondermodell „Color Edition“. Hier sind schicke, schwarze 16-Zoll-Leichtmetallräder ebenso inbegriffen, wie ein Radiosystem mit Bluetooth, eine Klimaanlage oder die automatischen Pannen- und Unfallhilfe „Opel Onstar“.
Der Opel Corsa E deckt eine Leistungsspanne von 70 bis 207 PS ab. Uff! Ein Bereich, in die ein durchschnittlicher Kompakter passt. Los geht es also mit 70 Pferdestärken aus 1.2 Litern Hubraum. Das reicht gerade so, um in der Stadt nicht zum Ärgernis zu werden. Darüber geht es mit 1.4 Litern und 90 PS weiter, optional mit einer halbautomatischen 5-Gang-Easytronik. Richtig spritzig – und damit dem Äußeren entsprechend – ist man damit leider auch nicht unterwegs. Fahrspaß kommt erst mit den Turbomotoren auf. So leistet der 1.4 vorsichtige 100 PS, und gibt sich dank Turbo-Schub ungemein kräftiger.
Eines der neuesten Aggregate ist ein 1.0 Liter Dreizylinder mit Turbo-Aufladung und 115 PS – eine der Empfehlungen für den Opel Corsa. Mit ihm ist man mit 195 km/h auch mal auf der Autobahn auf der linken Spur zu Hause, während der Verbrauch mit 4,8 bis 4,9 Litern im überschaubaren Rahmen bleibt. Sportlich wird es ab 150 turbogeladenen PS, die über ein Sechsgang-Getriebe zum Spurten animieren. 207 km/h und eine Sprintzeit von 8,9 Sekunden auf 100 km/h sind im Kleinwagenbereich ordentliche Werte.
Wer es richtig krachen lassen will, der greift zum Opel Corsa OPC. Seine 207 PS lassen die Köpfe der Insassen an die Kopfstützen der Recaro-Sitze schnellen. Bei optimalen Straßenverhältnissen spurtet man mit diesem Sportler in 6,8 Sekunden auf 100 km/h. Schluss ist bei 230 Stundenkilometern. Damit holt man so manchen Vertreter-Diesel von der linken Spur und sorgt für verdutzte Gesichter. Wer sich allerdings einen günstigen Corsa E gebraucht kaufen möchte, der auch sparsam im Verbrauch ist, der greift zu Alternativen.
Alternativ kann man noch auf einen Diesel oder eine Gas-Variante setzten. Diese sind am Gebrauchtwagenmarkt allerdings kaum vertreten. Nichtsdestotrotz sollen sie hier erwähnt sein. Der Diesel leistet entweder 75 oder 95 PS. Je nach Variante bekommt man ihn mit einem Fünf- oder Sechsgang-Schaltgetriebe. Die stärkere Version ist darüber hinaus mit der Fünfgang-Easytronic erhältlich. Die Autogas-Version des Opel Corsa vertraut auf den 1.4 Liter Saugmotor mit 90 PS.
Wer sich einen gebrauchten Corsa kaufen möchte, der sollte das Fahrzeug unbedingt auf eine Hebebühne oder Grube fahren. In Augenschein sollte man die Dämpfer nehmen, die Antriebswellen (hier ist die Staubmanschette gerne mal eingerissen) und beim Vorgänger gab es auch mal die ein oder andere gebrochene Feder vom Fahrwerk. Die Bremsen sollte man überprüfen und dann natürlich auch checken, ob der Motor oder das Getriebe Öl verlieren. Einen blitzeblank polierten Motor der komplett trocken ist, habe ich sehr selten gesehen. Vorteil für Opel: Die Ersatzteile sind recht günstig, vor allem was die Verschleißteile betrifft, wie z.B. Bremsen oder Abgasanlage. Nachteile haben hier die Sondermodelle, denn da sind die Bremsen oder Auspuffanlagen natürlich teurer.
Der aktuelle Opel Corsa OPC ist ein Quell der Fahrfreude. Mit seiner Leistung von 207 PS schafft er mir ein temporäres Gesichtslifting zu verpassen, während ich mit Genuss durch das manuelle 6-Gang Getriebe schalte. Fahrwerk sportlich, Lenkung direkt, Michelin Reifen, die quasi an der Fahrbahn kleben. Recaro Sportsitze halten mich fest und man erreicht spielend ganz sportliche Fahrwerte. Auf der anderen Seite der Medaille steht da natürlich der höhere Verbrauch. Ich fahre ihn aktuell mit einem Durchschnittsverbrauch von 9,9-10,2 Liter.
Der Opel Corsa gehört zu den beliebtesten Kleinwagen am Markt – entsprechend groß ist die Auswahl an Gebrauchten. Ein durchschnittlich ausgestattetes Modell kommt auf rund 8.500 Euro, Verhandlungsgeschick außen vor. Dafür bekommt man den ausreichenden 1.4 Liter Benziner mit 90 PS, der mit 5,2 Litern im NEFZ-Verbrauch angegeben ist. Inbegriffen sind hier eine Klimaanlage, Leichtmetallräder und ein Radiosystem, sowie die typischen elektrischen Helferlein. Die Kilometerstände schwanken bei diesem Preis zwischen 15.000 und 40.000 Kilometern. Pfiffige Käufer handeln hier gegebenenfalls eine Inspektion heraus.
Der Diesel – ganz gleich ob mit 75 oder mit 95 PS – startet bei etwa 10.000 Euro. Allerdings sollte man sich fragen, ob sich dieser Mehrpreis lohnt, da Versicherungseinstufungen und Steuern zusätzlich empfindlich aufs Budget schlagen. Die Autogasvariante ist ein absoluter Exot am Gebrauchtwagenmarkt und ist häufig als Tageszulassung mit 20 bis 50 Kilometern anzutreffen. Preislich muss man hier mit 12.000 bis 13.000 Euro rechnen. Die niedrigen LPG-Preise locken natürlich. Dennoch sollte man den höheren Wartungsauffand mit u.a. häufigeren Ölwechseln nicht unterschätzen.
Wer es gerne sportlich mag und auf 207 wild Turbo-Pferde aus ist, sollte auch etwas mehr investieren. Zum einen natürlich, da das Angebot an Opel Corsa OPC recht überschaubar ist. Zum anderen aber auch, da man viel Auto für sein Geld bekommt. Die Reise startet bei rund 16.000 Euro für den Renner. Nicht wenig Geld für einen Corsa. Wenn man aber bedenkt, dass solch ein Fahrzeug neu knapp an der 30.000-Euro-Grenze kratzt und allerhand Nettigkeiten mitbringt, völlig in Ordnung. Vor allem beim gebotenen sportlichen Potential. Wo sonst bekommt man einen sauberen, gewarteten Bolden in der Leistungsklasse 200+ PS für dieses Geld? Und dann auch noch vom offiziellen Händler? Wer sich also einen sportlichen Opel Corsa E gebraucht kaufen möchte, der wird nicht an dem OPC Modell vorbeikommen, neu steht auch noch ein GSI Modell zur Verfügung.
Der Opel Corsa kann als „Everybody´s Darling“ durchgehen. Anders als die alte Marketing-Weisheit „Everybody´s Darling is everybody´s Depp“, schafft es der Opel Corsa, für jeden etwas dabei zu haben. Vom sparsamen Benziner mit ebenso sparsamer Ausstattung, um im urbanen Geschlängel von A nach B zu kommen, über den genügsamen Diesel für Vielfahrer bis hin zum Knall-Bonbon, dem Opel Corsa OPC. Jener bietet viel (sportliches) Auto fürs geforderte Geld. Und aus der „grauen“ Masse sticht man mit ihm auch hervor. Gerade er wurde gerne in Gelb, Grün oder Blau bestellt. Da kommt nicht mal die „Color Edition“ mit.
Zuletzt aktualisiert: September 2017
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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