Seit über 36 Jahren gibt es nun schon die Mercedes-Benz G-Klasse und es mag daran liegen, dass die G-Klasse auch 1979 das Licht der Welt erblickte, aber ich mag sie einfach. Es wundert also nicht, dass ich den G63 AMG einen Test unterziehen musste!
Test: Der Mercedes-Benz G63 AMG im Fahrbericht
Als wir für die Fahrt von Las Vegas nach Los Angeles ein Auto benötigten, war für mich klar: Ich will einen V8! Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten will ich mit einem V8 fahren, dabei war es mir wirklich egal ob Dodge Charger, Ford Mustang oder irgendwas Sonstiges aus dem US-Stall. Geworden ist es meine G-Klasse und darüber habe ich mich sehr gefreut. So kann ich den G63 AMG direkt einem Test unterziehen.
Die Strecke Las Vegas – Los Angeles kann man in 5 Stunden schaffen. Man kann sich aber auch Zeit lassen und den Weg in knapp 13 Stunden bewältigen, einfach nur so – weil man es kann – weil man sich die Zeit nehmen möchte und weil man das Land und die Leute genießen mag.
Wir hatten bei unserem kurzen Roadtrip starke Temperatur-Schwankungen, von der Sonne und der Wüste ging es in den San Bernardino National Forest, wo wir vom Schnee überrascht wurden. Schnee? Wüste? Temperatur? Alles kein Problem für den Geländewagen. Dank Allradantrieb und Sperren sind wir über jeden Untergrund hinweggekommen.
Der Mercedes-Benz G63 AMG zeigt im Test, eine Bodenfreiheit von 21 Zentimeter, eine Wattiefe von 60 cm und wenn es sein muss, dann kann man drei Differentiale sperren und wühlt sich somit durch Sand, durch Schnee oder auch einen 80 % steilen Berg hinauf. Der Böschungswinkel beträgt vorne und hinten 27 Grad.
Machen wir es kurz, die Mercedes-Benz G-Klasse ist eine Ikone. Als G63 ist er eine Wucht, rein optisch unterscheidet er sich von dem Arbeitstier durch dezente Design-Modifikationen wie z.B. dem AMG-Kühlergrill mit Doppellamelle, den großen Lufteinlässen in der Frontstoßstange, den Kotflügelverbreiterungen und natürlich dem V8 Biturbo Schriftzug. Rote Bremssättel und optionale 20 Zoll Felgen runden das Thema Optik ab.
Ich wiege „nur“ 85 kg (und bin damit viel zu schwer), bin 1,75 m groß, ich muss in den fahrenden Safe klettern. Schließt sich die Tür, dann fühle ich mich wie in Fort Knox. Sicher. Allein das Gefühl, wenn sich die Tür schließt – allein das Geräusch. Das wird meiner Meinung nach nur noch durch das Geräusch getoppt, wenn man den V8 zum Leben erweckt.
Im Innenraum hat sich in den letzten 36 Jahren einiges getan, aber der robuste Charme ist geblieben, auch wenn heute vermutlich kaum einer mit einem G63 AMG ins Gelände fährt – außer für einen Test. Man könnte aber, denn das hat die G-Klasse diesen ganzen Lifestyle-SUVs voraus. Wo Geländewagen dran steht, ist auch ein richtiger Geländewagen drin. Keine Straßen? Kein Problem!
Die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h haben wir natürlich nicht in den USA ausprobiert, dafür aber das Kofferraumvolumen des G63 AMG einem Test unterzogen. 480 Liter beträgt der Kofferraum, der über die Hecktür zugänglich ist. Klappt man die hinteren Sitze um, dann kann man das Ladevolumen auf bis zu 2250 Liter erhöhen. Die maximale Zuladung bleibt allerdings bei 650 Liter und wo wir gerade schon über Gewichte sprechen: Der G63 AMG wiegt leer bereits 2,5 Tonnen.
Der G63 AMG hält, was er für die Testfahrt verspricht.
Ich sitze also im vermutlich besten Geländewagen der Welt. Unter der Haube? Ein 571 PS starker 5,5 Liter V8 Benziner. Der Umwelt zuliebe – ist klar, oder?
Wenn man an der Ampel mal schneller sein muss, schafft er den Standard-Sprint von 0-100 km/h innerhalb von 5,4 Sekunden. Dank dem Drehmoment von 760 Nm empfiehlt er sich natürlich nicht nur als Ampel-Sprint-Gewinner, sondern als Zugmaschine. Der G63 AMG darf z.B. 3,5 Tonnen ziehen!
Der Achtzylinder G63 AMG startet im Test, die beiden seitlichen Endrohre spielen die Symphonie der Kraftstoffvernichtung und dann geht es los. Natürlich verfügt der G63 über keine besonders direkte Lenkung, aber die braucht man in den USA sowieso nicht. Kein Wunder also, dass wir auf unserem kurzen Roadtrip mehr G-Klassen gesehen haben, als in Deutschland in einem Jahr.
Mit dem G63 – der ja nicht gerade günstig ist – fällt man nicht einmal mehr auf, da müsste man sich schon den G65 holen, der kann den 96 Liter großen Tank dann vermutlich auch noch etwas schneller leeren. Die AMG Bremsen beißen allerdings richtig zu und die Schwachstelle kann dann nur der Reifen sein, denn der bekommt ja immer alles ab.
Der Kraftstoff in den USA ist günstig, sogar noch günstiger als bei uns derzeitig. Da kommt es dann nicht drauf an, ob beim G63 AMG Test nun 15 oder 18 Liter durch die Brennräume gejagt werden. Dank Start-Stopp-Automatik und dem neuen Getriebe schafft er auf der Rolle (NEFZ) einen Verbrauch von 13,8 Liter auf 100 km. Der Bordcomputer zeigte in den USA auch mal gerne 20 und mehr an, aber irgendwas ist ja immer.
143.216,50 € muss man mindestens für einen G63 AMG auf den Tisch legen. Ihr wollt mehr? Gar kein Problem, für 271.915 € gibt es die 630 PS starke V12 Version und den G63 6×6 kann man sicherlich auch noch irgendwo für viel Geld bekommen. Alle haben übrigens den „guten alten“ Haltegriff für den Beifahrer. In der AMG Version gerne auch in Carbon-Optik:
Otto Normal und Lieschen Müller brauchen sicherlich keinen G63 AMG, aber man wird doch bei so einem Test noch mal träumen dürfen! Und gerade jetzt, wo der Land Rover Defender ausgelaufen ist, bleibt der Geländewagen von Mercedes-Benz der letzte aktuell noch gebaute Wagen meiner Jugend.
Zuletzt aktualisiert: November 2021
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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