Am Montag hatte ich euch ja bereits erzählt, dass ich bei der Creme 21 mitgefahren bin. Bei dieser lustigen, bunten Youngtimer-Rallye quer durch Deutschland. Heute möchte ich euch, quasi als Gebrauchtwagen der Woche, auch das Fahrzeug ans Herz legen. Denn der Audi 200 quattro hatte es im Test wirklich in sich. Nun, unser gefahrenes Modell steht (leider) nicht zum Verkauf, sondern normalerweise im Museum. Der Audi 200 quattro zeigte sich nicht nur in einem fast neuwertigen Zustand (bei Fahrbeginn hatte er gerade mal 9.700 km auf dem Tacho stehen), sondern auch in einer traumhaften Vollausstattung.
Audi 200 quattro im Gebrauchtwagen-Test! Mängel? Kritik? Schwachstellen?
Das Fahrzeug aus dem Jahre 1986 verfügt bereits über eine vollautomatische Klimaanlage, eine elektrische Sitzverstellung mit Memory-Funktion, einen funktionierenden Bordcomputer, elektrische Spiegel, Schiebedach mit Hubfunktion und natürlich auch über den quattro-Allradantrieb. Der 2.1 Liter Motor unter der Haube sorgt mit einer Leistung von 182 PS für den Vortrieb.
Unser Audi 200 quattro ist etwas ganz Besonderes, es ist ein Filmauto! Gefahren wurde es von Timothy Dalton in dem James Bond Film „Der Hauch des Todes“. Ich darf euch gestehen, das Fahrzeug ist trotzdem serienmäßig! Keine versteckten Schalter, keine Waffen und auch kein umklappbares Wendekennzeichen. Der Chefarzt der Schwarzwaldklinik fuhr damals übrigens auch so einen Audi 200 quattro – so viel zum Thema berühmte Fahrer.
Rost dürfte nicht das Hauptproblem sein, denn auch der Audi 200 wurde vollverzinkt. Das Problem tritt dann eher auf, wenn Unfallschäden schlecht repariert wurden oder aber die Verzinkung Schaden genommen hat. Die schlechte Ersatzteilsituation ist da schon eher ein Problem, bzw. die vermutlich bekannteste Schwachstelle. Bei gleichen Bauteilen, die also auch woanders verbaut wurden, hat man es noch leichter. Bei spezifischen Teilen wie z.B. dem Auspuffkrümmer oder Bauteilen aus dem Innenraum ist Hopfen und Malz schon fast verloren. Viele Audi 200 Liebhaber haben deswegen noch ein zweites oder gar ein drittes Spenderfahrzeug um sich somit mit Ersatzteilen zu versorgen. Würde ich mir heute nach dem Test einen Audi 200 quattro kaufen, ich würde einen mit Handschaltung (5-Gang) nehmen. Die 3-Gang Automatik war schon damals, als sie verbaut wurde, technisch gesehen ein Youngtimer. Die Klimaanlage, sofern verbaut, sollte funktionieren, da die Lüftung ebenfalls über die Klimaanlage gesteuert wird. Ist die Klimaanlage ausgeschaltet, beschlagen – auf Grund der fehlenden Lüftung – die Fenster sehr stark.
Das Fahrzeug ist halt gut abgedichtet. Alles was elektrisch angetrieben wird, sollte überprüft werden. Fenster vorne, hinten, Schiebedach, Spiegel, Antenne. Dazu kommt der normale Check der lichttechnischen Einrichtungen und natürlich geht es dann auf die Straße. Probefahrt! Macht das Fahrzeug Geräusche? Wie sieht es unter Last (Vollgas) aus? Kommt es zu Geräuschentwicklungen in Kurvenfahrten? Wie weich lässt sich das Getriebe schalten? Fehlerquellen sollte man im Vorfeld ausschließen, denn wer einen guten Audi 200 quattro nach der Kaufberatung erwischt, hat ein fantastisches Reisefahrzeug. Viel Platz vorne und hinten, einen großen Kofferraum, der locker 2 Reisekoffer und 2 Board-Trollyes schluckt und eine erstklassige Verarbeitung. Das Fahrzeug sollte man sich trotzdem auch von unten anschauen, irgendwo wird er sicherlich etwas Öl verlieren.
Der Audi 200 ist inzwischen nicht nur wegen der mangelhaften Ersatzteilversorgung ein Liebhaber-Fahrzeug. In der Regel sollte man darauf achten, ob der Zahnriemen, die Zylinderkopfdichtung, die Dichtung vom Krümmer und auch die Auspuffanlage schon mal Instand gesetzt wurden. Der prüfende Blick auf die Bremsen verrät ebenfalls, ob diese bald fällig sind oder nicht. Macht der Krümmer Geräusche? Eventuell nur wenn das Fahrzeug warm ist? Hat er vielleicht einen Haarriss? Wie sieht es mit den Radlagern aus? Haben die Spiel? Wer sich selbst die Beurteilung nicht zutraut, sollte mit dem Youngtimer besser kurz zu einer Audi Werkstatt fahren und einen „guten, alten“ Meister das Meisterstück mal ansehen lassen. Schlägt dieser nicht die Hände über dem Kopf zusammen, kann man wohl zuschlagen!
Ist so ein Fahrzeug nicht teuer im Unterhalt? Nun, aktuell sicherlich noch wegen der Steuerklasse. Sobald so ein Youngtimer mal ein Oldtimer ist, hat sich das erledigt. Der Verbrauch hält sich übrigens im Rahmen, man kann so ein Fahrzeug trotz der Leistung sparsam fahren. Natürlich nicht so sparsam wie die aktuellen Modelle, aber das verlangt ja bestimmt auch keiner von einem Youngtimer, oder? Mit so einem quattro-Antrieb soll man ja auch Ski-Schanzen hochfahren können. Ich darf euch verraten, dass das Werbefahrzeug damals gesichert war, also sollte man diesen Stunt nicht nachmachen!
Läuft der Motor ruhig und gleichmäßig? Wie verhält sich das Fahrzeug beim Bremsvorgang? Zieht es nach rechts oder nach links? Wie verhält sich das bei der normalen Fahrt? Funktioniert die Handbremse? Wie sieht es mit dem Druckspeicher der Bremsanlage aus? Wie sehen die Abgase aus? Sind hier blaue Wolken zu entdecken, muss man viel Geld hineinstecken. Das riecht dann förmlich nach kaputten Ventilschaftdichtungen.
Im Grunde kann man sagen, dass man z.B. für ein Fahrzeug, welches 4.000 - 5.000 Euro kostet, den gleichen Betrag noch einmal investieren muss. Dann hat man aber einen Youngtimer mit Seltenheits- und einem hohen Nutzwert, der dann sicherlich auch bald mal das H-Kennzeichen tragen darf.
Zuletzt aktualisiert: April 2022
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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