Top Mittelklasse Fahrzeuge! Es muss nicht immer ein Neuwagen sein! Von dem Budget, mit dem man sich heutzutage einen netten Kompakten, der gerade vom Band gerollt ist, vor die Tür stellen kann, kann man auch etwas anderes kaufen. Etwa ein Fahrzeug aus der oberen Mittelklasse. Das ist zwar nicht mehr taufrisch, hat es aber immer noch faustdick hinter den Ohren. Vorausgesetzt, man hält sich an die Empfehlungen, die wir in der folgenden Kaufberatung geben.
Die Top Mittelklasse Fahrzeuge – obere Mittelklasse!
Seit 2017 ist das nun aktuelle Modell des allseits beliebten BMW 5er auf dem Markt – das macht die Vorgängergeneration, den BMW 5er F10 besonders attraktiv auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Was kann der bayerische Management-Express?
Klar ist, dass er sportlich auftreten kann, allen voran mit dem optionalen M Sportpaket, das neben Schürzen und Schwellern auch andere Sitzbezüge und sportliches Gestühl mitbringt. Die aufgepumpte Optik muss man allerdings mögen. Der seit 2010 erhältliche BMW 5er löste den E60 ab, der einen echten Design-Umbruch bei der Traditionsmarke einläutete. Erhältlich ist der 5er F10 als klassische Limousine oder als „Touring“ genannter Kombi. Beiden gemein ist ihr edel-dynamisches Image.
Auf die Basis des F10 stellte BMW aber noch weitere Derivate, wie etwa den 5er GT oder das BMW 6er Coupé sowie das dazugehörige Cabriolet. Allen gemein ist – und in der oberen Mittelklasse darf man das Wort „NATÜRLICH“ betonen – die Fünf-Sterne-Wertung im Euro NCAP, wie auch im US-NCAP-Crashtest.
Im Motorenportfolio dürfte für jeden etwas dabei sein – vom sparsamen Einstiegsdiesel, bis hin zum sportlichen Überflieger BMW M5 Competition. Bei den Benzinern reicht die Range vom 520i mit seinem 2.0 Liter Vierzylinder mit 135 kW/184 PS bis zum erwähnten Topmodell mit 412 kW/560 PS bzw. als Sondermodell sogar mit bis zu 441 kW/600 PS. 700 Nm, ein 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe und eine Beschleunigung auf 100 in 3,9 Sekunden unterstreichen das Potenzial dieses Boliden. Für den Alltag reichen aber die 2.0 Liter Vierzylinder vollkommen – besonders, wenn man den Verbrauch im Rahmen halten möchte.
Bei den Dieseln reicht das Spektrum vom 518d bis hin zum M550d. Die Einstiegsversion ist mit ihren 105 kW/143 PS wenig empfehlenswert und wirkt müde, das Topmodell mit seinem drei (!!!) Turboladern und 740 Nm ist auf der linken Spur der Autobahn hingegen fest gebucht. Wie immer ist auch beim BMW 5er die goldene Mitte empfehlenswert. So sollte man entweder zum 525d, einem doppelt aufgeladenen 2.0 Vierzylinder mit 160 kW/218 PS, oder direkt zum 530d greifen, der mit 190 kW/258 PS aus einem feinen Reihensechszylinder gefällt.
Worauf sollte man beim BMW 5er der Baureihe F10 letztendlich achten? Echte Raumwunder sind weder die Limousine, noch der Touring. Zwar bietet das „Stufenheck“ 520, der Kombi sogar 560 Liter an Laderaum, in der zweite Sitzreihe ist es allerdings etwas eng. Hinschauen sollte man darüber hinaus bei den Modellen 550i und M5. Hier sorgte die Turbolader-Kühlung für Ärger. Bei den Sechszylindern könnte die Ventilsteuerung für Ausfälle sorgen. Solche Probleme wurden jedoch beim BMW-Kundenservice behoben.
Man sollte also – wie immer – auf ein sauber geführtes Scheckheft achten. Vermeiden, und auch das ist kein Geheimnis, sollte man hohe Fahrleistungen. Ein ganzer Sack voller Kilometer bedeutet auch immer einen erhöhten Verschleiß. Zudem war der BMW 5er immer bei Vertretern und im gehobenen Management beliebt – und wurde wenig geschont. Das zeigt sich in defekten Fahrwerken sowie bei der Abgasnachbehandlung.
Entsprechend sollte man besser ein Modell mit geringerer Laufleistung wählen. Bei den Preisen muss man dann mit rund 20.000 Euro rechnen, die Tourings sind mit einem Aufschlag zu kalkulieren. Sechszylinder-Diesel mit Euro 6-Abgasnorm und geringer Laufleistung liegen bei rund 25.000 Euro, bieten dann aber eine gute Ausstattung.
Auf Augenhöhe mit dem BMW 5er liegt der Audi A6, der sich ebenfalls großer Beliebtheit beim Vertrieb und im gehobenen Management erfreut. Wie sein Münchner Mitstreiter startete der Audi A6 im nahezu gleichen Zeitraum (2011) und wurde bis 2018 gebaut. Der werksintern C7 genannte Audi ist – je nach Karosserievariante – zwischen 4,91 und 5,03 m lang und in unseren Gefilden als Kombi „Avant“ besonders beliebt. Neben jenem gibt es natürlich noch die Limousine, den SUV-Zwitter Audi A6 Allroad sowie den Audi A7 Sportback. Richtig gelesen: Der Audi A7 basiert auf dem A6 und ist die vielleicht schönste Karosserieform des Ingolstädters. Erhältlich sind verschiedene Designlinien, wie etwa die S-Line, sowie die besonders potenten Modelle S6 und RS6.
Die Domäne des Ingolstädters ist seine hohe Verarbeitungsgüte – innen, wie außen. Gerade im Interieur sind die Ingolstädter für ihre feinen Materialien bekannt. Hier könnte man eine Bombe hochgehen lassen, ohne Schaden anzurichten. Unvergleichlich bleibt das satte Rasten der Drehregler – ein echter Audi USP. Zudem bietet der Audi A6 angenehme Platzverhältnisse und wirkt gefühlt eine halbe Schuhgröße geräumiger als der BMW 5er.
Wie jener legt auch der Ingolstädter ein absolut sicheres Fahrverhalten an den Tag – besonders mit dem optionalen Allradantrieb quattro. Sicher ist der Audi A6 C7 ohnehin. Das liegt zum einen an seinen zahlreiche, größtenteils optionalen Assistenzsystemen bis hin zum Head-Up Display und Nachtsicht-Assistenten. Zum anderen aber an seiner passiven Sicherheit, die ihm fünf Sterne im Euro NCAP-Crashtest beschert.
Für jeden Geschmack ist darüber hinaus etwas im Motorenangebot des A6 zu finden. So reicht das Angebot von Vier-, über Sechs- bis hin zu Achtzylinder-Antrieben. Bei den Benzinern startet das Angebot mit den 1.8 und 2.0 Liter TFSI-Aggregaten von 140 kW/190 PS bis 185 kW/252 PS. Darüber rangiert ein 2,8 Liter Sechszylinder Sauger, der von den 3.0 TFSI mit 220 kW/300 PS bis 245 kW/333PS getoppt wird. Das Ende der Fahnenstange ist mit dem Audi S6 mit 4.0 Liter Achtzylinder Bi-Turbo und 309 kW/420 PS (später mit 331 kW/450 PS) noch nicht erreicht. Das Topmodell ist der Audi RS6 mit 412 kW/560 PS, als RS6 Performance sogar mit 445 kW/605 PS. Dank quattro Allradantrieb sind hier übersportliche Fahrleistungen leicht aus dem Ärmel geschüttelt. Doch Obacht: Die Benziner verfügen teilweise über eine Euro 5-Einstufung.
Bei den Selbstzündern ergibt sich ein ähnliches Bild, nur ist das Leistungsspektrum nicht so weitreichend. Das Angebot umfasst Antriebe mit 2.0 oder 3.0 Liter Hubraum, mit vier und sechs Zylindern. Bei einer Leistungsspanne von 100 kW/136 PS bis hin zu 240 kW/360 PS sollte aber auch hier jeder Appetit gestillt werden können. Den Sechszylinder-Dieseln sollte man zudem den Vortritt lassen, bieten nur sie eine satte Performance bei vertretbaren Verbräuchen. Die Empfehlung gilt den Euro-6-Varianten mit 160 kW/218 PS bis 200 kW/272 PS. Grundsätzlich – ganz gleich, ob Benziner oder Diesel – sollte man darauf achten, dass der quattro an Bord ist, der das Drehmoment der stärkeren Motoren im Griff hat.
Neuralgische Punkte? Beim Audi A6 fällt wenig auf! Insgesamt ist der Vertreter der oberen Mittelklasse sehr zuverlässig und fällt nur äußerst selten mit Mängeln auf. Ein entsprechend seltener Gast ist der Ingolstädter in der Pannenstatistik. Wie immer sollte man Modellen mit wenig Kilometern und sauber geführtem Scheckheft den Vorzug geben. Wer keine Euro-6-Abgasnorm braucht, könnte mit dem Audi A6 3.0 TDI Competition aktuell ein echtes Schnäppchen machen, das bei rund 25.000 Euro liegt.
Die Mercedes-Banz E-Klasse – sie genießt einen zweifelhaften Ruf. Manch einer verbindet mit ihr sofort die letzte Taxi-Fahrt, ein anderer einen älteren Herrn mit Hut und wieder ein anderer einen halbstarken Möchtegern, der mit der AMG-Variante vor allem ein Fall für die „SoKo Poser“ ist. Unter dem Strich ist die Mercedes-Benz E-Klasse aber ein äußerst komfortabler Langstrecken-Fresser. Erhältlich als Limousine oder als T-Modell (Kombi), als Coupé oder Cabrio, ist der Stuttgarter stark diversifiziert. Hübsch anzusehen und mit denselben Attributen ausgestattet fallen auch die Modelle Mercedes-Benz CLS und CLS Shooting Brake in die Liga der E-Klasse, schließlich nutzen sie ihre Basis. Verglichen mit seinem Ingolstädter und Münchner Konkurrenten, musste der Stuttgarter aber früher seinen Dienst antreten: 2009 fiel der Startschuss für die E-Klasse.
Natürlich hatte man bei der Entwicklung den Anspruch ein besonders sicheres Fahrzeug zu bauen. Zweifellos gelang dies, wie das Fünf-Sterne-Ranking im Euro NCAP-Crashtest zeigt. Und auch sonst lässt der Stuttgarter keinen Zweifel an seiner Sicherheit – sowohl Assistenzsysteme, wie auch sein sattes Fahrverhalten lassen die Mercedes-Benz E-Klasse jederzeit souverän auftreten. Mit der Souveränität ist es im Innenraum nicht weit umher.
Fangen wir aber mit dem Positiven an: Die Mercedes-Benz E-Klasse bietet so viel Platz im Innenraum, wie sonst keiner seiner Mitstreiter – vier Erwachsene reisen hier am bequemsten. Hinzu kommt der große Kofferraum, der beim T-Modell genannten Kombi ein schier riesiges Format annimmt (695 – 1950 Liter). Etwas ernüchternd sind die einfache Materialanmutung, die barocke Optik und die altbackene Bedienung des Infotainments. Andererseits bietet der Stuttgarter ein enorm bequemes Gestühl, das Langstrecken das Gefühl gibt, sie auf dem heimischen Sofa verbracht zu haben.
So riesig wie das Ladeabteil des T-Modells, so ausufernd ist auch das Motorenangebot des schwäbischen Business-Modells. Wie bei den Mitbewerbern aus Bayern auch, stehen beim Schwaben Vier-, Sechs- und Achtzylinder im Programm. Los geht es mit dem E180 mit 115 kW/156 PS, erstreckt sich über prestigeträchtige Sechszylinder mit 245 kW/333 PS, nimmt nochmal Fahrt auf beim E500, der mit maximal 308 kW/408 PS wuchert, und gipfelt im E63 AMG S mit maximal 430 kW/585 PS. Letzterer ist mit 800 Nm maximalem Drehmoment ein echter D-Zug!
Bei den Dieseln startet man mit dem viel zu gemütlichen E200 CDI mit 100 kW/136 PS, der mit dem großen Stuttgarter seine liebe Mühe hat. Weit verbreitet ist der ebenfalls nicht überbordend motorisierte E220 CDI mit 125 kW/170 PS. Besser man gönnt sich den E250 CDI, der 150 kW/204 PS leistet oder greift direkt zum V6-Diesel. Im Idealfall wirft man einen Blick auf den E350 CDI, der weniger mit seiner Leistung von 195 kW/265 PS, als viel mehr mit seinem sämigen Drehmoment von 620 Nm überzeugt. Dieser Antrieb ist mit Euro 6-Einstufung eine echte Empfehlung.
Probleme? Doch nicht bei einem Mercedes? Leider doch! Natürlich gilt auch bei der Mercedes-Benz E-Klasse, dass gewartete, scheckheftgepflegte Modelle gesuchte Langläufer sind. Dennoch ist nicht alles Gold was glänzt. Ab und an fällt der Schwabe mit ungleich ziehenden Feststellbremsen auf, hat defekte Motor- und Hinterachslager auf dem Zettel stehen – typische Verschleißteile – gibt sich ansonsten aber solide. Worauf man wirklich achten sollte – und hier nochmals der Rat zu sauber gewarteten Modellen – sind gelängte Steuerketten bei den Vierzylindern, die sehr schnell zu Motorschäden führen können. Und das kann wirklich teuer werden.
Ein Schnäppchen ist die Mercedes-Benz E-Klasse weder als Neuwagen, noch als Gebrauchter. So muss man für ein Modell mit kaum weniger als 100.000 km, mit dem begehrten Sechszylinder-Diesel, mit gut 26.500 Euro rechnen, soll die Ausstattung obendrein dem Image gerecht werden. Das muss es einem Wert sein.
Ein Kandidat, der es mit dem Establishment locker aufnehmen kann, obwohl er weder vom Hersteller, noch vom Prestige in diese Klasse eingestuft wird, ist der Skoda Superb. Der Tscheche sieht allerdings fein aus, wirkt elegant und wuchert vor allem mit einem: Platz in Hülle und Fülle! Aktuell in der dritten Generation und jüngst ein Facelift erfahren, ist der Superb als Limousine und als Combi – bei Skoda typisch mit „C“ geschrieben – erhältlich.
Bei der Qualität lassen die Tschechen nichts anbrennen, sodass der Skoda Superb auf Augenhöhe mit der Mercedes-Benz E-Klasse rangiert, was die Materialauswahl im Interieur angeht. Weder bei den Assistenten, noch beim Infotainment oder bei der Sicherheit lässt der Superb federn. So wurde der seit 2015 gebaute Skoda ebenfalls mit fünf von fünf Sternen im Euro NCAP Crastest bewertet – so gehört es sich.
Innen reist man zu viert fast besser, als in den bisher betrachteten Fahrzeugen. Hier hilft dem Tschechen seine Architektur mit quer eingebautem Motor, sodass im Innenraum massig Platz zur Verfügung steht. Selbst mit großen Passagieren in der ersten Reihe steht dahinter noch so viel Raum zur Verfügung, dass man die Beine übereinanderschlagen kann. Das Ladeabteil des Combi liegt mit 660 Litern zudem kaum unter der E-Klasse.
Beim Motorenangebot ist die Auswahl allerdings etwas eingeschränkt. So stehen – unter dem Strich – vier Benziner parat: Ein 1.4 Liter, ein 1.5 Liter, ein 1.8 Liter und ein 2.0 Liter in verschiedenen Leistungsstufen. Die Ausbeute reicht dabei von 92 kW/125 PS bis 206 kW/280 PS. Angesichts der Größe des Tschechen und seines Ladepotenzials, sollte man sich für einen der 2.0 Liter Benziner entscheiden. Oder für einen Diesel.
Bei den Selbstzündern startet die Palette mit dem 1.6 TDI mit 88 kW/120 PS – und das ist bereits in einem Golf Variant zu wenig. Besser man greift zu einem der 2.0 Liter Diesel, die mit 110 kW/150 PS bzw. 140 kW/190 PS in der Liste stehen. Mit 340 bzw. 400 Nm sind sie durchaus potent und machen ein rundes Bild. Zudem halten sich ihre Verbräuche in Grenzen.
Typische Schwachpunkte hat der Skoda Superb kaum. Da wäre etwa das Problem mit dem Start-Stopp-System in Verbindung mit DSG, das oftmals für den sogenannten Bonanza-Effekt beim Anfahren sorgt. Ab und an lassen sich Scheinwerfer mit eintretender Feuchtigkeit sowie Klappergeräusche bei Fahrzeugen mit DCC-Fahrwerk feststellen – alles kein Beinbruch. Ein Auge sollte man bei Fahrzeugen mit hoher Laufleistung auf die Heckklappen-Dämpfer-Aufnahmen haben. Hier muss mit Rost gerechnet werden, der wirklich ärgerlich werden kann.
Nun, preislich ist der Superb kein Schnäppchen, was aber auch verständlich ist. Die Tschechen haben ein rundum gelungenes Paket geschnürt, das kaum Probleme bereitet. Gutes Produkt = stabile Nachfrage = stabile Preise – klingt logisch oder? Und so muss man für einen Superb Kombi mit 110 kW starkem Diesel und weniger als 100.000 km mindestens 18.000 Euro einkalkulieren. Klingt nach einem fairen Angebot (ist es auch), ist in Anbetracht dessen, dass der Superb nicht komplett zur oberen Mittelklasse gezählt werden darf, aber wieder in einem anderen Licht zu betrachten. Wen das nicht stört, der sollte hier einchecken!
Zuletzt aktualisiert: September 2019
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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