Der Seat Alhambra ist eines der ältesten Modelle der spanischen Volkswagen-Tochter – nicht nur in der aktuellen Modellpalette. Bereits seit 1996 ist der Midsize-Van im Programm bei Seat, während das aktuelle Modell seit 2010 gebaut wird. In der ersten Generation teile sich der MPV – wie größere Vans unter anderem gerne genannt werden – seine Plattform und technische Basis mit dem Ford Galaxy und dem Volkswagen Sharan. Die Allianz wurde zu Gunsten aller Beteiligten in der zweiten Modellgeneration aufgelöst. Mittlerweile teilen sich nur noch der Sharan und der Seat Alhambra die Technik. Und wir schauen uns den spanischen Van einmal genauer an.
Test: Der Seat Alhambra im Fahrbericht
Seat Alhambra? Der sieht aber aus wie ein Volkswagen Sharan? Genau – und das steckt auch in ihm. Man muss schon zwei Mal hinsehen, um die marginalen Unterschiede der Schwestermodelle zu finden. Bleiben wir also zunächst bei den Gemeinsamkeiten. Sowohl der Wolfsburger, wie auch der Spanier sind klar und deutlich als Van zu erkennen. Das ist vor allem dem hohen Aufbau und dem „One-Box-Design“ zu verdanken. In Worten bedeutet dies eine Höhe von 1,72 m ohne Dachreling – also fast so hoch, wie der Durchschnittsdeutsche. Den klaren Unterschied zu einem Kompaktvan zeigt darüber hinaus die stattliche Länge von über 4,85 m, was durchaus dem Standard der gehobenen Mittelklasse entspricht.
Besonders ist zudem die Ausstattung des Seat Alhambra im Test mit zwei Schiebetüren hinten zu erwähnen, die erst mit der zweiten Generation Einzug hielten. Das erleichtert nicht nur den Zustieg in engen Parklücken, sondern ist besonders praktisch, wenn man Kinder auf ihren Kindersitzen im Fond angurten möchte. Außerdem brachte der Alhambra die optionale elektrische Betätigung der hinteren Türen mit, was richtig „cool“ aussieht, wenn man vor der Schule vorfährt. Praktisch und sicherheitsrelevant ist es obendrein, da die Kids die Türen nicht unbeabsichtigt betätigen können, wenn der Fahrer sie per Taste gesperrt hat.
Zurück zur Optik: Der Seat Alhambra fuhr im Test in der besonders sportlichen FR Ausstattung vor und machte so eine richtig adrette Figur. Biederer Familienvan? Von wegen. Im angetretenen Schwarz macht der Spanier mit seinen Chromleisten an den Seitenfenstern richtig etwas her. Sportlichkeit drücken zudem die 18-Zoll-Leichtmetallräder und die abgedunkelten Scheiben ab der B-Säule aus.
Da wären noch die Unterschiede zum Volkswagen Sharan. Nun, der Alhambra hat natürlich einen eigenständigen Markengrill mit Seat-Logo. Darüber hinaus sind die Stoßfänger anders geformt sowie die Rückleuchten mit einer eigenen Lichtsignatur ausgestattet. Mehr? Hui, weitere Unterschiede herauszustellen ist nahezu unmöglich.
Als Antrieb stand im Seat Alhambra ein 2.0 TSI mit 220 PS und Sechsgang-DSG zur Verfügung. Damit wird der Spanier zum einen dem sportlichen Marken-Image gerecht, zum anderen aber auch der dynamischen Optik der Ausstattungslinie „FR“. Und wenn die Kleinen im Kindergarten und die Einkäufe zu Hause verladen sind, kann man es auch mal richtig zügig angehen. Die 162kW/220 PS schieben den Van mit ihren 350 Nm mächtig an, sodass die 100 km/h-Marke bei Bedarf in 7,6 Sekunden fällt. Schluss ist erst bei 226 Sachen, sodass die Urlaubsfahrt schnell vergeht. Im Durchschnitt soll sich der 2.0 Liter Benziner aber mit 7,3 Litern begnügen – Chapeau.
Wer es weniger eilig hat, kann aber auch zum 1.4 TSI mit 110 kW/150 PS greifen, der sowohl mit einer Sechsgang-Handschaltung, als auch mit einem ebenfalls sechsstufigen DSG verfügbar ist. Interessant sind zudem die Diesel, die als einzige Antriebe mit dem Allradantrieb 4DRIVE erhältlich sind. Die Leistungsausbeute reicht von 110 kW/150 PS bis 135 kW/184 PS. Auch hier kann man zwischen der Sechsgang-Handschaltung oder dem DSG mit gleicher Gang-Anzahl wählen. Die Verbräuche liegen, je nach Modell, zwischen 5,1 und 5,9 Litern je 100 km. Natürlich – um in der weiterhin anhaltenden Diesel-Diskussion für etwas Ruhe zu sorgen – erfüllen alle Aggregate die Euro 6 plus Abgasnorm.
Das Familienauto des Jahres 2017: Mit genau dieser Auszeichnung kann sich der Seat Alhambra brüsten. Nicht zuletzt dank seiner sieben Sitze ist er für fast alle Eventualitäten gewappnet. Ganz gleich, ob nun Kindersitze, Sport- oder sonstiges Ladegut. Mit der Umklappfunktion „Easy-Fold“ stehen insgesamt 32 Konfigurationen bereit, um es mit dem Alltag aufzunehmen. Und so können aus den 809 Litern Basis-Kofferraumvolumen im Handumdrehen bis zu 2.430 Liter werden – beachtlich!
Die vorn Sitzenden finden dabei auf zwei bequemen Sesseln Platz, die jedoch nicht sehr sportlich geschnitten sind. Warum auch? Schließlich ist hier von einem Familienauto die Rede! Und von einem Detail hat die gesamte Familie besonders viel – vom schier riesigen Schiebedach, das sich bis in die zweite Sitzreihe erstreckt. Es lässt viel Licht hinein, verbessert damit nochmals den Raumeindruck und sorgt zusätzlich für Ablenkung, wenn die Urlaubsfahrt doch mal etwas länger dauern sollte. Also unbedingt mitbestellen. Freuen wird sich der Fahrer zudem über einen Sitz mit Massagefunktion, während die sieben Airbags am liebsten im Verborgenen bleiben. Gut aber, dass es sie gibt. Gut auch, dass zudem eine Müdigkeitserkennung sowie ein Toter-Winkel-Assistent bereitstehen, es mit dem stressigen Alltag aufzunehmen.
Für Erleichterung sorgt das Media System Plus mit seinem 6,5Zoll-Display, das allerdings etwas zu weit unten positioniert und klein ist. Dafür überzeugt es mit seiner einfachen Bedienung sowie der Vernetzung dank Apple CarPlay.
Der GTI-Motor im Familien-Van. Eine gute Kombination, fährt man den Alhambra zivilisiert, dann hält sich auch der Verbrauch in Grenzen, lässt man ihn fliegen, dann wird dieser zweistellig. Im Alhambra findet man sich schnell zurecht, alles lässt sich intuitiv bedienen und das Fahrzeug besteht aus den besten Bauteilen aus dem VW-Konzern-Baukasten. Das sieht man, das spürt man und das hört man. Er ist angenehm leise! Auch bei höheren Geschwindigkeiten! Das Fahrzeug ist gut gedämmt, die Lenkung ist leichtgängig und das Fahrwerk mehr als nur komfortabel. Nach den ersten Kilometern wollte ich gar nicht mehr aussteigen, noch besser: Ich hatte ihn schon in die engere Wahl genommen als nächstes eigenes Familienfahrzeug, denn wer einmal Autos mit Schiebetüren gefahren ist, der will diese als zweifacher Vater nicht mehr missen.
Nicht missen möchte ich den 220 PS starken Benziner. Der kommt mit dem Gewicht von 1790 kg spielend klar und zaubert mir sogar ein temporäres Gesichtslifting ins Gesicht. So viele Emotionen hatte ich schon lange nicht mehr in einem Familienfahrzeug.
Je nachdem, was man wirklich benötigt, kann aus dem vermeintlichen Schnäppchen auch ein nicht eben günstiger Van werden. Aber der Reihe nach: Der Seat Alhambra startet bei 30.450 Euro in der Basisversion und ist hier bereits mit allem ausgerüstet, was für das Auskommen dabei sein sollte. Auf eine Klimaanlage muss man hier genauso wenig verzichten, wie auf ein Soundsystem mit 5-Zoll-Display. Das Preisniveau passt hier bestens.
41.885 Euro kostet der von uns im Test gefahrene Seat Alhambra mit dem 2.0 TSI in der sehr gehobenen FR-Ausstattung. Hier ist nicht nur eine schöne Leder-Alcantara-Polsterung inbegriffen, sondern auch Bi-Xenon-Scheinwerfer, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und das nächstgrößere Media-System. Dennoch ist der Seat Alhambra zu diesem Preis ein Vergnügen, das eine junge Familie länger kalkulieren muss.
Unser Testfahrzeug hatte mit den elektrischen Schiebetüren, dem großen Panorama-Schiebedach, dem FR-Line Paket und den sonstigen Optionalitäten ein Preis von 55.065 Euro. Das reißt dann schon ein Loch in die Familienkasse, eine günstiger Alternative aus dem Konzern wäre dann z.B. der VW Caddy.
Für wen der Seat Alhambra in Frage kommt? Keine allzu schwierige Frage: Am besten eignet sich der spanische Maxi-Van für Familien, mit mehr als einem Kind oder mit gehobenem Platzbedarf. Gerade das „Einladen“ der Kinder wird zum sprichwörtlichen Kinderspiel, dank der Schiebetüren. Aber auch Freizeitsportler, die mit Kanus, Mountainbikes und ähnlichem hantieren oder am Wochenende gerne einen Großeinkauf auf dem Flohmarkt erleben, werden den Alhambra mögen.
Schlussendlich zeigt sich im Seat Alhambra im Test das Beste aus vielen Volkswagen-Komponenten, was den Praxisnutzen ungemein steigert. Und dank des spritzigen Antriebs macht der Van dem Papa beim sonntäglichen Brötchen holen richtig Spaß. Sogar zu Preisen, die eine Spur bekömmlicher sind, als beim niedersächsischen Schwestermodell.
Zuletzt aktualisiert: November 2021
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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