Längst entspricht Familie nicht mehr nur dem klassischen Bild von „Vater-Mutter-Kind“. Moderne Familienkonstellationen sind so vielfältig wie die Gesellschaft selbst: Es gibt Ein-Eltern-Familien, Patchworkfamilien, Adoptiv- sowie Pflegefamilien – und Regenbogenfamilien. Sie sind heute fester Bestandteil unserer Gesellschaft, stehen aber in den Bereichen Kinderwunsch, Elternschaft und Absicherung noch immer vor besonderen Herausforderungen. Dieser Ratgeber bietet Informationen für Regenbogenfamilien und zeigt, welche Möglichkeiten LGBTQI+-Personen haben, eine Familie zu gründen und diese abzusichern.

Regenbogenfamilien in Deutschland: Kinderwunsch, Elternschaft und Absicherung
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Was ist eine Regenbogenfamilie?
Eine Regenbogenfamilie ist laut Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) eine „Familie, in der mindestens ein Elternteil gleichgeschlechtlich liebt oder transgeschlechtlich lebt“.
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Regenbogenfamilie gründen
Regenbogenfamilien können durch Samenspende, Adoption, die Annahme von Pflegekindern oder Co-Parenting entstehen. Eine Leihmutterschaft ist in Deutschland nicht erlaubt.
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Finanzielle Absicherung für Regenbogenfamilien
Weil es viele rechtliche Hürden gibt, ist eine individuelle Vorsorge essenziell – sei es durch Sorgerechtsregelungen, ein Testament und gezielte Altersvorsorge.

Die genaue Anzahl von Regenbogenfamilien in Deutschland lässt sich nur schwer beziffern, weil sie in offiziellen Statistiken meist nicht gesondert erfasst werden. Während gleichgeschlechtliche Paare in Bevölkerungsstudien berücksichtigt sind, gibt es bislang keine einheitliche Datenerfassung für Familienkonstellationen, in denen mindestens ein LGBTQI+-Elternteil lebt.
Dennoch zeigen aktuelle Zahlen, dass sich immer mehr gleichgeschlechtliche Paare für eine Ehe entscheiden – und damit auch zunehmend für eine gemeinsame Familienplanung. Die folgende Infografik veranschaulicht die Entwicklung der Eheschließungen nach Paarkonstellation:
Jahr | Insgesamt | Mann/Frau | Mann/Mann | Frau/Frau | darunter Umwandlungen von Lebenspartnerschaften |
2023 | 360.979 | 351.751 | 4.319 | 4.909 | 652 |
2022 | 390.743 | 380.700 | 4.664 | 5.379 | 855 |
2021 | 357.785 | 349.075 | 4.068 | 4.642 | 934 |
2020 | 373.304 | 363.365 | 4.663 | 5.276 | 1.554 |
2019 | 416.324 | 402.303 | 6.815 | 7.206 | 4.816 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
Seit der Einführung der Ehe für alle im Jahr 2017 haben gleichgeschlechtliche Paare in vielen Bereichen die gleichen Rechte wie heterosexuelle Ehepaare. Doch bei der automatischen Elternschaft und im Adoptionsrecht bestehen weiterhin Unterschiede, die eine Familiengründung für Regenbogenfamilien oft komplexer machen.
Für lesbische Paare und queere Frauenpaare ist die Samenspende eine häufig genutzte Möglichkeit, eine Familie zu gründen. In Deutschland ist die medizinisch unterstützte künstliche Befruchtung in Kinderwunschkliniken für verheiratete Paare und in manchen Fällen auch für unverheiratete Frauen möglich. Allerdings wird die Partnerin der gebärenden Mutter nicht automatisch als zweite Mutter anerkannt – daher ist meist eine Stiefkindadoption erforderlich.
Gleichgeschlechtliche Paare können gemeinsam ein Kind adoptieren oder ein Pflegekind aufnehmen. Während die Adoption für verheiratete LGBTQI+-Paare rechtlich möglich ist, gibt es in der Praxis weiterhin Hürden. Dazu zählen unter anderem längere Prüfverfahren im Adoptionsprozess, strengere Anforderungen an die persönliche Eignung und Bedenken hinsichtlich des Kindeswohls, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren häufiger thematisiert werden. Auch Vorurteile können die Verfahren verzögern oder erschweren. Viele Jugendämter sind jedoch offen für Regenbogenfamilien als Pflegeeltern, sodass die Aufnahme eines Pflegekindes eine weitere Möglichkeit der Familiengründung darstellt.
Auch Kinder aus früheren heterosexuellen Partnerschaften können Teil einer Regenbogenfamilie sein, wenn sich ein Elternteil als LGBTQI+-Person outet und mit einer neuen Partnerin oder einem neuen Partner eine Familie gründet.
Viele Regenbogenfamilien entstehen durch Co-Parenting, bei dem sich zwei oder mehr Personen bewusst dafür entscheiden, ein Kind gemeinsam großzuziehen – unabhängig von einer romantischen Beziehung. Häufig leben die Co-Eltern in getrennten Haushalten und teilen sich die Verantwortung und Erziehungsaufgaben auf freundschaftlicher Basis.
Ein Beispiel für Co-Parenting: Lisa, 36 Jahre alt, ist lesbisch und wünscht sich seit Jahren ein Kind. Eine klassische Liebesbeziehung war für sie nicht die Voraussetzung, um Mutter zu werden. Nach vielen Gesprächen mit ihrem langjährigen Freund Daniel entschieden sich die beiden, gemeinsam Eltern zu werden. Sie leben in getrennten Wohnungen, teilen sich aber die Erziehung ihres Sohnes. Für Lisa und Daniel stand von Anfang an fest: Sie wollen als gleichberechtigte Co-Eltern Verantwortung übernehmen und ihrem Kind ein stabiles und liebevolles Umfeld bieten – unabhängig von einer Partnerschaft, dafür mit einer starken Freundschaft als Basis.
Wer ist rechtlicher Elternteil in LGBTQI+-Familien?
Wie können LGBTQI+-Paare Kinder adoptieren?
Obwohl Regenbogenfamilien in Deutschland zunehmend als Teil der Gesellschaft anerkannt werden, sind sie weiterhin mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.
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Fehlende gesellschaftliche Sichtbarkeit
Während klassische Familienkonstellationen in Medien, Bildungseinrichtungen und der Politik stark vertreten sind, fehlt es oft an einer umfassenden Sichtbarkeit von Regenbogenfamilien. Viele Kinderbücher, Schulmaterialien oder Elterngespräche in Kitas und Schulen orientieren sich nach wie vor häufig am traditionellen „Mutter-Vater-Kind“-Modell.
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Diskriminierung
Obwohl die gesellschaftliche Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Eltern wächst, erleben Regenbogenfamilien weiterhin Vorurteile und Diskriminierung – sei es durch strukturelle Benachteiligung, Unwissenheit oder offene Ablehnung.
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Behördliche Hürden und bürokratischer Mehraufwand
Regenbogenfamilien müssen oft zusätzliche bürokratische Hürden überwinden, insbesondere bei der rechtlichen Absicherung ihrer Elternschaft. Zudem sind Formulare und amtliche Dokumente oft nicht inklusiv formuliert – viele Standarddokumente enthalten noch immer ausschließlich die Begriffe „Mutter“ und „Vater“, wodurch andere Familienkonstellationen nicht ausreichend anerkannt werden.
Regenbogenfamilien stehen nicht nur vor gesellschaftlichen und rechtlichen Herausforderungen, sie müssen auch in finanzieller Hinsicht gut aufgestellt sein. Während heterosexuelle Paare durch Ehe und Abstammungsrecht oft automatisch abgesichert sind, müssen LGBTQI+-Paare gezielt vorsorgen, um sich und ihre Kinder langfristig zu schützen.
Gerade in Situationen wie Erkrankung, Trennung oder dem Tod eines Elternteils kann eine fehlende Absicherung zu finanziellen und rechtlichen Unsicherheiten führen. Eine frühzeitige Vorsorge ist daher essenziell.
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Sorgerechtsregelung und die Absicherung des zweiten Elternteils
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Testament und Erbregelung, Lebensversicherung und Risikoschutz
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Private Altersvorsorge und Einkommensschutz
Eine Regenbogenfamilie ist eine Familie, in der mindestens ein Elternteil lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, queer, intergeschlechtlich oder nichtbinär (LGBTQI+) ist.
Es gibt verschiedene Wege zur Familiengründung, darunter Samenspende, Adoption, Annahme von Pflegekindern oder Co-Parenting. Manche Regenbogenfamilien entstehen auch durch Kinder aus früheren heterosexuellen Beziehungen.
Die genaue Anzahl ist schwer zu bestimmen, da sie in offiziellen Statistiken oft nicht gesondert erfasst werden.
LGBTQI+-Eltern stehen in Deutschland weiterhin vor rechtlichen Hürden, insbesondere im Bereich der Elternschaftsanerkennung und Adoption.
LGBTQI+-Paare können über eine gemeinsame Adoption, eine Sukzessivadoption (nacheinander) oder über die Annahme eines Pflegekindes Eltern werden. Allerdings gelten teils höhere Hürden für gleichgeschlechtliche Paare.
Da in manchen Konstellationen der zweite Elternteil nicht automatisch als rechtlicher Elternteil anerkannt wird, sind rechtliche Schritte wie eine Stiefkindadoption oder Sorgerechtsverfügungen essenziell.
Neben klassischen Vorsorgeprodukten wie Altersvorsorge und Lebensversicherung sind Testament, Sorgerechtsverfügungen und eine Berufsunfähigkeitsversicherung besonders wichtig, um Partner, Partnerinnen und Kinder abzusichern.
Eine Risikolebensversicherung sowie eine Berufsunfähigkeitsversicherung sind essenziell. Zudem kann eine Patientenverfügung regeln, wer im Notfall Entscheidungen trifft.
Neben rechtlichen Hürden und fehlender gesellschaftlicher Sichtbarkeit sind Diskriminierungserfahrungen, bürokratische Hürden und eine oft unzureichende finanzielle Absicherung große Herausforderungen.
Zusätzlich zur rechtlichen und finanziellen Beratung gibt es verschiedene Netzwerke und Beratungsstellen, die LGBTQI+-Eltern unterstützen. Auch Vereine wie der LSVD oder das Bundesfamilienministerium bieten hilfreiche Anlaufstellen.
Für eine maßgeschneiderte Absicherung empfiehlt sich eine Beratung bei Fachleuten für Familienrecht, Vorsorgeprodukte und Finanzplanung.
Zuletzt aktualisiert: April 2025
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