Die warme Jahreszeit lockt uns nach draußen, endlich können wir auf der Wiese am See liegen und im Garten mit den Kindern spielen. Auch Wandern oder ein gemütlicher Spaziergang durch den Wald machen bei schönem Wetter noch mehr Spaß. Doch der Aufenthalt im Freien birgt auch Gefahren: Denn gerade im Wald oder hohen Gras halten sich häufig Zecken auf. Mit ihrem Stich können sie die Krankheiten Borreliose und FSME übertragen. Wir zeigen auf, wo die Risikogebiete sind und erklären, was Borreliose und FSME für Erkrankungen sind.
FSME und Borreliose: Risikogebiete, Krankheitsverlauf, Behandlung
In Deutschland können Zecken vor allem die Erreger von diesen beiden Krankheiten auf den Menschen übertragen:
- FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis)
- Lyme-Borreliose (Synonym: Borreliose)
Die Borreliose kommt deutschlandweit vor, während sich FSME-Virus auf bestimmte Risikogebiete konzentriert.
Laut Untersuchungen in Deutschland und der Schweiz infizieren sich etwa 2,6 bis 5,6 Prozent der Menschen nach einem Zeckenstich mit Borreliose. Die Zahl derer, die wirklich erkranken, ist deutlich geringer: Bei bis zu 1,4 Prozent der Zeckenstiche treten Symptome einer Borreliose auf. Laut der Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung haben sich 2019 rund 306.000 Patientinnen und Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung mit einer Lyme-Borreliose infiziert. Bei den über 30-Jährigen waren mehr Frauen als Männer betroffen, am häufigsten erkrankten Menschen zwischen 70 und 79 Jahren.
Bei FSME gibt es jährlich aktuelle Zahlen, da die Krankheit meldepflichtig ist. Im Jahr 2023 erkrankten 475 Menschen in Deutschland an FSME.
Mit FSME infizierte Zecken kommen vor allem in Süddeutschland vor, bis zu fünf Prozent der Zecken sind dort durchschnittlich infiziert. Die Risikogebiete für FSME in Deutschland sind:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Südhessen
- südöstliches Thüringen
- Sachsen
- südöstliches Brandenburg
Einzelne Risikogebiete gibt es zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.
Aktuell (Januar 2024) sind nach Angaben des Robert Koch Instituts 180 Kreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.
Zecken, die mit Borreliose infiziert sind, kommen in ganz Deutschland vor. Nur die Häufigkeit der infizierten Zecken unterscheidet sich je nach Region. Untersuchungen zufolge sind 5 bis 35 Prozent der Zecken infiziert. Eine Zecken-Landkarte wie für FSME gibt es für Borreliose nicht.
Borreliose: Hier gibt es die häufigsten Infektionen
Man geht aber davon aus, dass das Risiko dort größer ist, wo ein feucht-warmes Klima vorherrscht. Eine Studie des Zentralinstituts der kassenärztlichen Vereinigung von 2019 ergab aufgrund der kassenärztlichen Abrechnungen, dass Regionen in Brandenburg, Thüringen, Sachsen, der Norden und Westen Bayerns sowie ganz Sachsen-Anhalt die meisten Infektionen mit Borreliose aufwiesen.
Borreliose ist eine bakterielle Infektion. Am häufigsten ist die Lyme-Borreliose, eine Infektion mit den Bakterien „Borrelia burgdorferi“ (Borrelien). Diese befallen meist die Gelenke, das Nervensystem oder die Haut. Menschen aller Altersstufen – vom Säugling bis zum Erwachsenen – können an Borreliose erkranken.
Borreliose wird durch einen Zeckenstich übertragen. Die kleinen Spinnentiere sind besonders im Frühjahr, Sommer und Herbst aktiv, ab etwa sechs bis acht Grad Umgebungstemperatur. Außerdem mögen sie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Zecken halten sich vorwiegend im Gras, in Büschen und im Wald auf.
Zecken besitzen eine Art Schneidewerkzeug am Mund, mit dem sie die Haut des Wirts aufschneiden. Anschließend saugen sie mit ihrem Rüssel das Blut. Da sich die Borrelien einer infizierten Zecke im Darm befinden, dauert es eine gewisse Zeit, bis sie übertragen werden können. Während des Saugens gelangen sie in die Speicheldrüse und dann in die Stichwunde. Somit ist die Ansteckungsgefahr größer, je länger die Zecke saugt. Nach etwa zwölf Stunden steigt das Risiko einer Ansteckung.
Ältere Tiere sind häufiger infiziert als jüngere, da sie bereits mehr Kontakte zu verschiedenen Wirten hatten. Ganz selten kann Borreliose auch durch Mücken oder Pferdebremsen übertragen werden, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Hier erfahren Sie, wie Sie sich vor einem Zeckenbiss schützen können.
Wenn Borreliose rechtzeitig erkannt wird, lässt sie sich gut mit Antibiotika behandeln. Die Beschwerden klingen in der Regel innerhalb von ein paar Wochen komplett ab.
Im Allgemeinen steigt die Chance auf Heilung, je früher eine Borreliose erkannt wird. Daher sollten Sie die Stelle des Zeckenbisses gut beobachten und mögliche Symptome einer Borreliose kennen (mehr dazu lesen Sie im nächsten Kapitel „Was sind die Symptome bei Borreliose?).
Sehr selten kann Borreliose lebensbedrohlich werden, wenn sich die Erreger unbemerkt im ganzen Körper verbreiten und das Herz befallen. Die Folge: Entzündungen oder Störungen der Herzaktivität. In seltenen Fällen kommt es dann innerhalb der ersten Wochen bis Monate nach der Infektion zu kleinen lilafarbenen Hautverfärbungen – oft etwa am Ohrläppchen oder der Brustwarze.
Wenn sich die erkrankte Person nicht zu sehr beeinträchtigt fühlt, kann sie während dieser Zeit ihre Arbeit ausüben. Andernfalls kann der Arzt möglicherweise eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung über den Zeitraum der Behandlung ausstellen. Lassen Sie sich bei Fragen hierzu ärztlich beraten.
Wenn typische Symptome einer Borreliose-Infektion vorliegen, ist eine Blutuntersuchung auf Borreliose-Antikörper der nächste Schritt. Eine sichere Diagnose kann der Bluttest jedoch nicht geben. Denn das Immunsystem bildet die Antikörper erst einige Wochen nach der Infektion. So kann der Test negativ sein, obwohl zum Beispiel das typische Merkmal der Wanderröte zu sehen ist.
Andererseits kann ein Test auch noch positiv ausfallen, obwohl eine Borreliose-Infektion bereits ausgeheilt und schon lange her ist. Trotzdem können Antikörper weiterhin nachweisbar sein.
Sollten Betroffene eine Immunschwäche haben und daher eventuell nicht genügend Antikörper bilden, gibt es die Möglichkeit, einen PCR-Test durchzuführen. Dabei wird nach Borrelien-Erbgut gesucht.
Zudem können nicht nur Menschen, sondern auch die Zecken auf Borrelien untersucht werden. Das heißt, Sie können die Zecke, nachdem Sie diese entfernte haben, zur Untersuchung zum Hausarzt bringen. Der schickt sie dann in ein spezielles Labor. Ein positiver Befund sagt allerdings nicht aus, ob sich die gestochene Person wirklich infiziert hat.
Je früher eine Borreliose-Erkrankung erkannt und therapiert wird, umso größer sind die Heilungschancen. Je nach Stadium der Erkrankung wird das entsprechende Medikament für eine Antibiotika-Therapie festgelegt. Im Frühstadium empfehlen Ärztinnen und Ärzte meist eine Einnahme von bis zu drei Wochen. Im Spätstadium erfolgt die Therapie meist über einen längeren Zeitraum, je nach Schwere der Symptome auch intravenös mittels einer Infusion. Generell sollte die Behandlung so lange erfolgen, bis die Symptome abgeklungen sind. Eventuell ist zusätzlich eine Schmerztherapie notwendig.
Ergänzend zur schulmedizinischen Antibiotika-Therapie können auch Behandlungen aus der Naturheilkunde erfolgen. Dazu gehören:
- Schwitzbäder
- Unterstützung der ausleitenden Nieren- und Leberfunktion durch Heilpflanzen
- Entsäuerungskur, da Bakterien saures Milieu bevorzugen
- Einnahme von Kräutern zur Stärkung der körpereigenen Abwehr
- Milchprodukte und fettiges Essen reduzieren
- Keine Zugabe von Eisen
Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht. Lediglich vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kann man sich durch eine Impfung schützen. Diese Krankheit wird ebenfalls durch Zecken übertragen.
Menschen, die an den Spätfolgen einer Borreliose leiden, haben häufig
- Nervenentzündungen
- Gelenkentzündungen
- Hautentzündungen rund um betroffene Gelenke
- Nackenprobleme
- Taubheitsgefühle
Spätfolgen einer Borreliose werden ebenfalls mit Antibiotika behandelt. Es kann sich jedoch über Monate hinziehen, bis die Symptome verschwinden.
Zuletzt aktualisiert: April 2024
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