HILFREICHE INFOS FÜR AUTOFAHRER

    Reißverschlussverfahren: Wie funktioniert es richtig?

    Sie fragen sich, wie Sie sich beim Reißverschlussverfahren richtig verhalten müssen? Wir erklären Ihnen, welche Schilder Sie auf ein solches Manöver hinwiesen und was Sie für ein verkehrssicheres Einordnen tun müssen.

    Wie funktioniert das Reißverschlussverfahren?

    Jeder kennt das: Es erscheint eine Baustelle auf der Landstraße und plötzlich fällt eine Spur weg – nur noch eine und nicht mehr zwei. Sofort fangen die meisten Autofahrer an, sich in die Spur einzuordnen, auf der sie weiterfahren können. Andere hingegen fahren bis ganz nach vorn – augenscheinlich möglichst lange auf der schnellen Spur an allen vorbeifahrend und dann flott einscherend. Dieses Vorgehen hat viel Konfliktpotenzial. Dabei ist es genau die richtige Vorgehensweise und nennt sich Reißverschlussverfahren. Im Kontext dieser Blogparade zum Thema „Blogger für mehr Sicherheit – Wie funktioniert das Reißverschlusssystem?“ haben wir uns ausführlich mit der Thematik beschäftigt.

    Reißverschlussverfahren anwenden: Doch was ist das Reißverschlussprinzip?

    Jedem Autofahrer ist es bekannt und obwohl es in der Straßenverkehrsordnung ausdrücklich erwähnt wird, ignorieren es viele Fahrer bzw. wenden es falsch an. Es geht um das Reißverschlussverfahren.

    Beim Reißverschlusssystem (englisch: ‚zipper process‘) fädeln sich die Autos genauso abwechselnd auf einer Spur ein, wie die Zähne eines Reißverschlusses ineinandergreifen. Dieser verschließt sich auch nur, wenn sich die Zähne ineinander festbeißen. Zwei links, eins rechts und er geht nicht mehr richtig zu. Nach demselben Prinzip funktioniert das Reißverschlussverfahren auf der Straße: Ein Auto links, eins rechts etc.

    Warum ist das Reißverschlussverfahren Pflicht?

    Diese abwechselnde Fahrweise macht tatsächlich Sinn! Indem die Verkehrsteilnehmer auf beiden Spuren so weit wie möglich nach vorne fahren, wird der Platz optimal ausgenutzt. Der Verkehr fließt und staut sich nicht schon lange vor der Engstelle. Dort, wo eine Spur wegfällt, wird oft besonders dicht und drängelig aufgefahren. Durch das strukturierte Einfädeln mit Hilfe des Reißverschlussverfahrens gibt es auch wesentlich weniger Zusammenstöße und Auffahrunfälle.

    Einfädeln erst am Spurende

    37 % der deutschen Autofahrer glauben, dass man sich dabei möglichst früh einfädeln sollte. Damit der Verkehr zügig weiterläuft, sollte der Fahrspurwechsel erst unmittelbar an der Engstelle erfolgen. Nicht vorher. Denn wer zu früh auf die weiterführende Spur wechselt, verursacht eher Stau – vor allem auf der Autobahn.

     

    Was sagt die StVO über das Reißverschlussverfahren?

    In der Straßenverkehrsordnung wird das Verhalten für den Fall einer Straßenverengung explizit vorgegeben:

    „Ist auf Straßen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung das durchgehende Befahren eines Fahrstreifens nicht möglich oder endet ein Fahrstreifen, ist den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Übergang auf den benachbarten Fahrstreifen in der Weise zu ermöglichen, dass sich diese Fahrzeuge unmittelbar vor Beginn der Verengung jeweils im Wechsel nach einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug einordnen können (Reißverschlussverfahren).“ (§ 7 StVO, Absatz 4)

    Das bedeutet, dass Sie erst direkt vor der Engstelle die Spur wechseln sollen – nicht bereits mehrere hundert Meter vorher. Dies führt lediglich dazu, dass sich der Verkehr noch mehr staut. Mittlerweile weisen auf das Reißverschlussverfahren diverse Schilder im Vorfeld darauf hin, wann die Engstelle auf der Autobahn zu erwarten ist. Der Fahrbahnwechsel sollte erst an diesem Punkt erfolgen.

    Welche Verkehrszeichen kündigen ein Reißverschlussverfahren an?

    Damit alle Verkehrsteilnehmer die Situation rechtzeitig erkennen und es trotz verengter Fahrspur bei einem stetigen Verkehrsfluss bleibt, kündigen Verkehrsschilder das Reißverschlussverfahren bereits frühzeitig an. Es kann sich um unterschiedliche Schilder handeln:

    • Dreieckiges Schild mit roter Umrandung und zwei parallelen Linien in schwarz: Die eine Linie verläuft stets gerade, die zweite knickt mittig ein, was auf die Fahrbahnverengung hinweist.
    • Weißes, viereckiges Schild mit zwei schwarzen Pfeilen: Der eine zeigt senkrecht gerade aus, der zweit knickt ab der Mitte ab in Richtung des geraden Pfeils. Diese Zeichen ist häufig durch die Anweisung „Reißverschluss“, Reißverschlussverfahren“ oder „Einfädeln lassen“ und einer Meter-Angabe ergänzt. Auf diese Weise wissen die Verkehrsteilnehmer, in welcher Entfernung die Fahrbahnverengung eintritt.
    • Elektronische Leuchttafel: Endet das Reißverschlussverfahren kurz vor einer Baustelle, ist auch hier eine weitere Hinweistafel aufgebaut: Häufig handelt es sich um eine rot-weiß-gestreifte Platte, die direkt am Ende der Fahrbahn bzw. zu Beginn der Baustelle aufgestellt wird. Sowohl ein hoch angebrachter Pfeil in gelben Reflektoren als auch ein niedrig angebrachtes blaues, rundes Schild mit weißem Pfeil deuten an, dass die Autofahrer spätestens an dieser Stelle die Fahrbahn wechseln müssen.

    Der Pfeil gibt die Richtung vor

    Bei allen Schildern verdeutlicht der abknickende Pfeil, in welche Richtung das Reißverschlussverfahren abläuft. Knickt der linke Pfeil auf den rechten, so müssen auch alle Autofahrer von der linken Fahrbahn auf die rechte wechseln und umgekehrt.

    Was passiert, wenn das Reißverschlussverfahren missachtet wird?

    Dann drohen Bußgelder. Ja nach Situation und Folge können diese gemäß Bußgeldkatalog unterschiedlich hoch ausfallen*:

    Straftat Bußgeld
    Vorfahrt missachtet / am Hindernis vorbeigefahren 20 Euro
    … mit Gefährdung 30 Euro
    … mit Unfallfolge 35 Euro
    Kein Blinker beim Spurwechsel 10 Euro
    Kein Blinker beim Einordnen 10 Euro

    *Quelle: Bußgeldkatalog

    Achtung: Wann kommt es im Reißverschlussverfahren zur Nötigung?

    Auch wenn Sie entsprechend des Reißverschlussverfahrens bei der Fahrbahnverengung an der Reihe wären, dürfen Sie eine Lücke nicht erzwingen. Andersherum gilt dies ebenfalls: Sie dürfen niemanden daran hindern, die Spur zu wechseln, nur weil Sie der Meinung sind, dass es unberechtigt wäre. In beiden Fällen handelt es sich um Nötigung im Straßenverkehr.

    Was passiert, wenn es durch das Reißverschlussverfahren zu einem Unfall kommt?

    Ist das Reißverschlussverfahren gemäß StVO vorgesehen und kommt es währenddessen zu einem Unfall, sind Sie als Spurwechsler in der Verantwortung. Denn alle Fahrer haben eine Sorgfaltspflicht, die sie einhalten müssen. Sie dürfen weder auf Ihr Recht auf eine Lücke pochen und einen Wechsel erzwingen, noch dürfen Sie darauf vertrauen, dass andere Verkehrsteilnehmer sich an das Reißverschlussverfahren halten.

    Wenn es doch einmal zu einem Unfall kommt: Rettungsgasse bilden. Das ist sehr wichtig. Vor allem an Engstellen kommt es auf jeden Meter an, damit der Rettungswagen zum Unfallort durchkommen kann.

    Reißverschlussverfahren auf dem Beschleunigungsstreifen

    Anders ist es beim Auffahren auf die Autobahn. In dieser Verkehrslage auf der Autobahn gilt das Reißverschlussverfahren nicht. Sie als Auffahrender sind dazu verpflichtet, bei Bedarf auf dem Einfädelungsstreifen zu warten, bis Sie von der Autobahnauffahrt abfahren können.

    Fazit

    Diese Fehler sollten Sie beim Reißverschlussverfahren vermeiden

    1. Zu früh einordnen: Warten Sie bis zur Engstelle und wechseln Sie erst dann den Fahrstreifen.

    2. Reißverschlussprinzip beachten: Lassen Sie einen anderen Fahrer vor Ihnen einfädeln.

    3. Einen, nicht alle: Das Reißverschlussverfahren sieht vor, dass Sie einen Autofahrer vor sich auf die Spur lassen. Ermöglichen Sie es hingegen mehreren Fahrzeugen, greift das System nicht mehr und die Staugefahr steigt.

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    Zuletzt aktualisiert: August 2024

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