Ob im Straßenverkehr oder zu Hause: Unfälle sind schnell passiert – und oft genug entscheidet die Erste Hilfe darüber, wie schwer die Folgen für das Unfallopfer sind oder ob es überlebt. Doch viele wissen nicht, was zu tun ist. Dabei ist jeder gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Wir geben Tipps für das Verhalten im Notfall.
Keine Angst vor Erster Hilfe: Jeder kann's!
Sie sind Zeuge eines Verkehrsunfalls und müssen Erste Hilfe leisten. Jetzt heißt es ruhig bleiben! Verschaffen Sie sich zunächst ein genaues Bild von der Situation und beruhigen Sie betroffene Personen. Dann ergreifen Sie die Initiative als Ersthelfer: Machen Sie Passanten oder Autofahrer auf den Unfall aufmerksam und bitten Sie diese um Unterstützung bei den Hilfsmaßnahmen. Versuchen Sie, den Überblick zu behalten und unüberlegtes Handeln anderer Helfer zu verhindern. Besonders wichtig ist in einer solchen Situation auch, für die eigene Sicherheit zu sorgen.
Bei einem Unfall ist es wichtig, schnell Hilfe zu holen. Die zentrale Telefonnummer dafür ist die 112 – in ganz Europa. Geben Sie der Rettungsleitstelle Auskunft über die vier W-Fragen:
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Wo ist der Unfall passiert?
- Was ist genau passiert?
- Wie viele Personen sind verletzt?
- Welche Verletzungen konnten Sie erkennen?
Danach heißt es: Warten auf Rückfragen.
Alle neu typengenehmigten Fahrzeugmodelle in der Europäischen Union müssen seit diesem Jahr mit dem Notrufsystem eCall ausgestattet sein. Dadurch sollen die Folgen von Unfällen minimiert werden – schnelle Erste Hilfe also. Dafür setzen mit eCall ausgestattete Fahrzeuge bei einem Verkehrsunfall automatisch einen Notruf ab.
Ältere Autos können inzwischen mit einem automatischen Notrufsystem nachgerüstet werden. Das System der Versicherer besteht aus einem Unfallmeldestecker für den Zigarettenanzünder und einer Unfallmelder-App.
Erste Hilfe funktioniert nicht über Abstand. Deshalb: Schützen Sie sich durch einen Mund-Nasen-Schutz und Handschuhe, die in jedem Erste Hilfe Koffer zu finden sind.
Das Unfallopfer reagiert nicht auf Ansprache oder Berührung? Lagern Sie den Betroffenen so, dass er nicht erstickt: Die stabile Seitenlage stellt sicher, dass die Atemwege freigehalten werden und Erbrochenes oder Blut ablaufen kann. Der Mund des Betroffenen wird zum tiefsten Punkt des Körpers.
- Knien Sie sich seitlich neben den Betroffenen. Strecken Sie die Beine des Betroffenen. Legen Sie den Ihnen zugewandten Arm des Bewusstlosen angewinkelt nach oben, die Handinnenfläche zeigt dabei nach oben.
- Greifen Sie den von Ihnen fern gelegenen Arm des Betroffenen am Handgelenk. Kreuzen Sie den Arm vor der Brust, die Handoberfläche des Betroffenen legen Sie an dessen Wange. Hand nicht loslassen.
- Greifen Sie an den von Ihnen entfernten Oberschenkel und beugen Sie das Bein des Betroffenen.
- Ziehen Sie den Betroffenen zu sich herüber. Richten Sie das oben liegende Bein so aus, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
- Überstrecken Sie den Hals, damit die Atemwege frei werden. Öffnen Sie den Mund des Betroffenen leicht. Richten Sie die an der Wange liegende Hand so aus, dass der Hals überstreckt bleibt.
Blutungen müssen möglichst rasch zum Stoppen gebracht werden. Denn bereits nach kurzer Zeit kann es zu einem hohen Blutverlust kommen. Häufig führt dies zum Schock. Bereits wenn Sie den betroffenen Körperteil hochhalten (Arm, Bein), lässt die Blutung meist etwas nach.
- Ziehen Sie Einmalhandschuhe an, um sich selbst und den Betroffenen vor Infektionen zu schützen.
- Legen Sie den Betroffenen hin, am besten auf eine Decke.
- Pressen Sie möglichst keimfreies Material auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
- Der betroffene Arm oder das Bein sollten hochgehalten werden, um die Blutung zu verringern.
- Wenn es die verletzte Körperstelle zulässt: Druckverband anlegen. Das geht am besten mit dem Verbandspäckchen aus dem Verbandskasten in Ihrem Auto, den Sie immer mitführen müssen.
- Wundauflage (z. B. Kompresse des Verbandpäckchens) anbringen und mit einem Verband zwei bis drei Mal umwickeln.
- Zweites Verbandpäckchen als Druckpolster auf die Wunde legen und mit dem restlichen Verband umwickeln (deckungsgleich, aber nicht zu stramm). Das Ende mit einem Knoten fixieren.
Bei einem geschlossenen Bruch ist keine äußere Wunde zu sehen. Anzeichen sind starke Schmerzen sowie z. B. Verkürzungen, abnorme Lage der betroffenen Gliedmaßen. Bei einem offenen Bruch tritt im Bereich des Bruchs eine Wunde auf. Haut und Muskeln sind verletzt, eventuell sind auch Knochenanteile (Splitter) erkennbar. Hier besteht hohe Infektionsgefahr.
- Bewegungen möglichst vermeiden, auf Wunsch die eingenommene Schonhaltung des Betroffenen unterstützen.
- Bruchbereich mit geeignetem Polstermaterial (z. B. Decken, Tasche) ruhigstellen.
- Geschlossener Bruch: Schwellung kühlen.
- Offener Bruch: sofort mit keimfreien Wundauflagen bedecken.
Bei bewusstlosen Personen besteht immer die Gefahr eines Kreislauf-Stillstandes. Wenn Lebenszeichen wie Atmung und Herzschlag fehlen, muss schnellstmöglich gehandelt werden.
- Knien Sie sich neben den Betroffenen in Höhe des Brustkorbs.
- Platzieren Sie einen Handballen auf der Mitte des Brustkorbs.
- Den Ballen der anderen Hand setzen Sie auf die erste Hand auf.
- Mit gestreckten Armen den Brustkorb senkrecht 30 Mal mindestens fünf bis sechs Zentimeter tief eindrücken. In der Frequenz von 100 bis 120 Mal pro Minute drücken, z. B. im Rhythmus des Liedes „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer.
- Druck- und Entlastungsdauer sollten gleich sein.
- Atemwege freimachen: Kopf des Betroffenen dazu nach hinten neigen und gleichzeitig das Kinn anheben.
- Mund des Betroffenen mit einem Tuch abdecken.
- Setzt die Atmung wieder ein, Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen.
- Setzt die Atmung nicht ein, Druckmassage bis zum Eintreffen der Rettungskräfte fortführen: 30 Mal drücken.
Bei einem Verkehrsunfall kommt oft der Erste-Hilfe-Kasten zum Einsatz. Umso wichtiger ist, dass dieser gut in Schuss ist, damit Sie als Ersthelfer keine wertvolle Zeit verlieren. Dazu gehört auch, das Verfallsdatum regelmäßig zu überprüfen. Zudem sollten alle Gegenstände funktionstüchtig sein, etwa die Verbandsschere oder die Einmalhandschuhe. Das dient auch der eigenen Sicherheit. Ebenfalls wichtig: Auch bei der Fahrt in den Urlaub sollte der Verbandskasten immer so verstaut sein, dass er griffbereit ist.
Zuletzt aktualisiert: Juni 2022
R+V-Team
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