Liegt es am Klimawandel, städtebaulichen Veränderungen oder ist es nur Zufall? Immer häufiger sorgen sintflutartige Regenfälle für überschwemmte Straßen und Häuser und verursachen hohe Schäden. Lesen Sie, wie Sie sich im Vorfeld schützen, mit einfachen Mitteln Schlimmeres verhindern und Schäden richtig melden.

Starkregen - Schutz vor Wasserschäden und Sachverlusten

Es beginnt mit einem scheinbar harmlosen Grummeln, der Himmel verdunkelt sich – und schon prasselt der Regen wie aus Kübeln auf die Erde. Ein Wolkenbruch und der damit verbundene Starkregen kommen scheinbar aus dem Nichts. Die Folgen sind oft verheerend: Die Entwässerungssysteme, Gräben und Gewässer können die extremen Niederschläge nicht mehr aufnehmen, die Wassermassen suchen sich ihren eigenen Weg – und schon stehen komplette Straßenzüge, Gebäude und Autos unter Wasser.
Immer mehr Forscher machen den Klimawandel für die sich häufenden Wetterextreme verantwortlich. Ein Blick auf die durchschnittliche Temperatur in Deutschland zeigt: In den letzten 130 Jahren ist ein Anstieg um 1,4 Grad Celsius zu verzeichnen. Schon bei einer Erwärmung von einem Grad kann die Luft sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. Eine Folge davon können vermehrte sintflutartige Regenfälle sein, die wie in Berlin am 29. Juni 2017 für Ausnahmezustände und Schäden in Millionenhöhe sorgten.
Neben staatlichen Vorsorgemaßnahmen, einer angepassten Stadtplanung und verbesserten Wettervoraussagen sind auch Hausbesitzer und Bauherren gefordert. Mit entsprechenden Vorkehrungen können sie ihre Häuser schon bei der Planung vor den Folgen von Starkregen schützen – oder durch clevere Nachrüstungen am Haus vorbeugen.
Regenfälle werden dann als Starkregen bezeichnet, wenn die Niederschlagsmenge eine gewisse Grenze überschreitet.
Fallen mehr als 15 l/m2 innerhalb einer Stunde oder mehr als 20 l/m2 innerhalb von sechs Stunden, sprechen wir von Starkregen.
Das Phänomen tritt vorwiegend in den Sommermonaten und häufig in Verbindung mit Gewittern auf.
Am 28. Juli 2014 versetzte ein schweres Unwetter die Stadt Münster für Wochen in einen Ausnahmezustand. Mit fast 300 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von nur sieben Stunden wurde einer der höchsten Werte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland gemessen.
Nicht nur, wer in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnt oder plant, dort zu bauen, sollte sich vor Gebäudeschäden durch Wasserkontakt schützen. Es gibt verschiedene bauliche Möglichkeiten, die das Gebäude vor den unterschiedlichen Wassereinwirkungen absichern. Auch Bestandsbauten können nachgerüstet werden.
Dabei sollten Hausbesitzer beachten, dass meistens nicht nur eine einzelne Maßnahme ein Objekt ausreichend schützt, sondern oft eine Kombination, je nach den Gegebenheiten vor Ort, sinnvoll ist.
Zahlreiche weiterführende Tipps und Planungshilfen finden Sie auch in unserer Informationsbroschüre:

Vor dem Baubeginn
Beim Neubau eines Hauses sollten Bauherren darauf achten, dass die Außenwände mit sogenanntem Sperrputz oder Abdichtungen gegen durchsickerndes Wasser geschützt sind. Welche dieser Maßnahmen umgesetzt werden sollten, hängt von der Art des Bodens und dem zu erwartenden Wasseranfall ab. Eine Dränanlage verhindert, dass sich Sickerwasser an erdberührten Bauteilen, beispielsweise vor einer Kelleraußenwand, aufstaut und damit zu drückendem Wasser wird.
Eine Schwarze Wanne umschließt alle Bauteile, die mit dem Erdreich in Verbindung stehen, außenseitig mit Bitumenbahnen – während eine Weiße Wanne, eine aus Beton mit hohem Wassereindringwiderstand hergestellte Kellerkonstruktion, neben dem Lastabtrag die Abdichtung gegen Wasser sicherstellt.
Überall muss immer auch der Bemessungswasserstand – der höchste jemals gemessene bzw. beobachtete oder berechnete Wasserstand am Ort des Gebäudes – von einem Planer ermittelt werden.
Schutz vor Rückstau aus dem Abwassernetz
Rückstausicherung: Alle Bundesländer schreiben eine Rückstausicherung in den Baugenehmigungen und Ortssatzungen vor. Sie verhindert, dass das Wasser im Leitungsnetz bis auf die Höhe der Rückstauebene (= Bemessungswasserstand) ansteigen kann und Wasser aus den Abflüssen und Sanitäranlagen austreten kann.
Abwasserhebeanlage: Abwasserhebeanlagen kommen dort zum Einsatz, wo die Entwässerung nicht über ein natürliches Gefälle möglich ist. Aus einem Sammelbehälter wird das Wasser mit einer Pumpe über die Rückstauebene der Abwasserleitung zugeführt.
Schutz vor Oberflächenwasser
Künstliche Bodenvertiefungen/-senken: Durch das Herstellen eines vom Gebäude abfallenden Geländeniveaus gelangt das Oberflächenwasser nicht an ein Gebäude. Es kann stattdessen bei ausreichender Platz- und Versickerungskapazität auf dem Grundstück in eine Bodensenke geleitet werden, in der es versickern kann.
Bodenschwellen: Ein Wassereintritt auf ein Grundstück, das in einer Senke oder Hanglage liegt, kann im Einzelfall durch eine Bodenschwelle (kleiner Erddamm) verhindert werden. Eine Bodenschwelle bedarf der Genehmigung der zuständigen Behörde, da durch diese der öffentliche Verkehrsraum oder Nachbarn nicht gefährdet werden dürfen.
Aufkantungen an Lichtschächten: Erdgeschoss-Fußböden liegen häufig auf Geländehöhe. Keller und Lichtschächte mit Kellerfenstern befinden sich meist unter der Geländeoberkante (GOK). Um einen Zufluss von Oberflächenwasser in die Lichtschächte zu verhindern, müssen nach dem Bemessungswasserstand beispielsweise Aufkantungen um die Lichtschächte oder druckwasserdichte Kellerfenster installiert werden.
Aufkantungen an Kellereingängen: Kellereingänge müssen nach DIN 1986-100 an ihrer Türschwelle mit einer Aufkantung versehen werden, wenn die Entwässerungsanlage (Bodenablauf) des Kellereingangs mit einem Rückstauverschluss gesichert ist. Ansonsten droht der Kellereingang bei einem Rückstau im Abwassernetz und geschlossenem Rückstauverschluss während eines Starkregens durch einfließendes Oberflächenwasser auf der Kellertreppe überflutet zu werden. Zusätzlich ist eine Überdachung von Kellereingängen empfehlenswert.
Stationäre Schutzelemente: Dies sind dauerhaft festinstallierte automatisch oder manuell schließende Verschlüsse für Gebäudeöffnungen (zum Beispiel Fenster, Türen oder Garagentore). Diese können auch nachträglich am Gebäude installiert werden.
Mobile Schutzelemente: Ist es rechtlich nicht möglich bzw. vom Eigentümer nicht gewünscht, außerhalb vom Gebäude, dauerhafte bauliche Schutzmaßnahmen umzusetzen, können mobile Schutzelemente (zum Beispiel Schottplatten, Dammbalken-Systeme) für Gebäudeöffnungen (zum Beispiel Fenster, Türen, Garagentore) einen Wassereintritt in ein Gebäude verhindern. Diese müssen aber rechtzeitig vor dem Ereignis ordnungsgemäß installiert werden.
Außerdem muss auch auf die Statik der umgebenden Wände geachtet werden, da Hochwasser einen sehr großen Druck auf das Gebäude ausübt. Eine Auftriebssicherheit für das Gebäude muss ebenfalls gegeben sein.
Quelle: HAMBURG WASSER – Wie schütze ich mein Haus vor Starkregenfolgen?; August 2012
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Lagern Sie keine wertvollen Gegenstände oder gesundheits-, wasser- und umweltgefährdende Stoffe im Keller.
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Informieren Sie sich regelmäßig in den Medien, via App oder online, zum Beispiel auf der Seite der Unwetterzentrale, ob es Unwetterwarnungen für Ihre Region gibt.
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Jede Person im Haushalt sollte wissen, wo sich die Hauptschalter und Absperrvorrichtungen für Strom, Gas, Heizung und Wasser befinden. Sinnvoll ist ein Lageplan, den alle im Notfall schnell erreichen können.
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Verlagern Sie, wenn möglich, Heizungsanlagen und elektrische Installationen in die Obergeschosse.
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Sichern Sie Heizöltanks mit Halterungen oder Verankerungen gegen den Wassereintritt – insbesondere ein Aufschwimmen gilt es zu verhindern.
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In gefährdeten Gebäudebereichen:
Stellen Sie Elektrogeräte wie Waschmaschinen oder Gefrierschränke auf ein mindestens 15 cm hohes Podest (zum Beispiel Europaletten oder Backsteine).
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Lagern Sie generell alle Gegenstände in Regalen – am besten aus Metall.
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Verzichten Sie auf Standard-Estriche.
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Nutzen Sie Fliesen statt Teppichboden und verzichten Sie auf eine Tapete.
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Verlegen Sie Steckdosen möglichst hoch.

Das Wasser bahnt sich bereits seinen Weg in den Keller und sprudelt aus der Toilette? Wenn viele unglückliche Umstände zusammenkommen oder die Zeit für vorbeugende Maßnahmen nicht ausgereicht hat, gilt es bei einem akuten Wassereintritt einen kühlen Kopf zu bewahren. Handeln Sie umsichtig und berücksichtigen Sie zunächst die wichtigsten Parameter wie die Gefahr durch Elektrizität, unhygienische Zustände und den Einsturz der Bausubstanz.
Mit einer einfachen Checkliste kann man sich bereits im Vorfeld die wichtigsten To-dos merken – und im Ernstfall besser abrufen.
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Benachrichtigen Sie die Feuerwehr unter 112 oder Notdienstleister.
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Stellen Sie sofort den Strom und das Wasser ab bzw. schließen Sie den Haupthahn.
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Betreiben Sie keine elektrischen Geräte.
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Führen Sie keine Begehungen mit offenem Feuer oder Licht durch, sondern nur mit Taschenlampen.
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Nehmen Sie, wenn möglich, Wasser sofort von Boden und Teppichboden auf (stark saugende Tücher, Aufnehmer, Handtücher).
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Stellen Sie Möbel hoch (gegebenenfalls mit Klötzen oder Steinen aufbocken) bzw. tragen Sie sie nach draußen. Entfernen Sie Teppiche und lüften Sie.
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Bewahren Sie beschädigte Gegenstände auf und/oder fotografieren Sie diese zu Dokumentationszwecken.
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Tragen Sie wasserfeste Kleidung, Handschuhe, Gummistiefel.
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Beginnen Sie erst mit dem Auspumpen, wenn kein Wasser mehr eindringt und der Grundwasserspiegel auf normales Niveau gesunken ist – sonst drohen Unterspülung, Aufschwemmung, Risse im Mauerwerk oder sogar Probleme in der Statik des Gebäudes.
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Sorgen Sie beim Rückgang der Überschwemmung dafür, dass die Schlamm- und Schmutzablagerungen vor dem Antrocknen abgespült werden.
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Vermeiden Sie Hautkontakt mit Wasser und Schlamm.
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Essen und rauchen Sie nicht während der Aufräumarbeiten.
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Ziehen Sie Fachleute hinzu und lassen Sie die elektrische Grundversorgung durch einen Fachmann prüfen. Nehmen Sie kein Elektrogerät vor einer fachmännischen Prüfung in Betrieb.
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Lassen Sie Strom-/Gasleitungen und elektrische Geräte zunächst trocknen – es können Kurzschlüsse in nassen Bereichen drohen.
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Werden Arbeiten an elektrischen Installationen durchgeführt, darf sich kein Wasser mehr im Haus oder in der Wohnung befinden.
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Spülen Sie Trinkwasserleitungen vor Benutzung gründlich durch.
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Verwenden Sie vorerst Mineralwasser zum Kochen und Trinken.
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Stellen Sie Entfeuchtungs- bzw. Trocknungsgeräte auf. Gebäudetrocknungen sollten nur von Fachfirmen ausgeführt werden.
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Die Versicherung über den entstandenen Schaden informieren
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Weiteren Schaden verhindern, dafür gegebenenfalls einen Fachmann beauftragen
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Fotos vom Schaden anfertigen
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Schriftliche Schadenaufstellung anfertigen
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Kostenvoranschlag für die endgültige Reparatur einholen und der Versicherung vorlegen
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Beschädigte Sachen nicht wegwerfen, sondern zum Schadennachweis aufbewahren
Sie sind bei der R+V versichert? Dann melden Sie Ihren Schaden einfach über unser Online-Formular.

Wenn sich der erste Schock gelegt hat, sollten Sie noch vor den Aufräumarbeiten mit der Dokumentation des Schadens für die Versicherung beginnen. Hier sind Fotos sehr hilfreich und wertvoll. Verständigen Sie am besten direkt ihren Versicherer, folgen Sie dessen Empfehlungen und halten Sie das Ausmaß des Schadens möglichst detailliert fest.
Sie müssen eine Schadenaufstellung anfertigen, in der Sie alle beschädigten Gegenstände auflisten. Wenn Anschaffungsbelege vorhanden sind, fügen Sie diese der Schadenaufstellung bei. Alternativ können Sie auch den ungefähren Zeitpunkt der Anschaffung und den Neupreis notieren.
Beachten Sie: Beschädigte Gegenstände, wie beispielsweise Möbel, dürfen nicht entsorgt werden. Sie müssen diese zum Schadennachweis aufheben. Für die endgültige Reparatur müssen Sie im Vorfeld einen Kostenvoranschlag einholen und dem Versicherer vorlegen.

Wer plant, eine Immobilie beispielsweise in einem hochwassergefährdeten Gebiet zu bauen – oder generell die Risiken eines Schadens durch Starkregen oder Kanalrückstau einschätzen lassen möchte, kann dies unkompliziert mit dem Hochwasserpass tun.
Auch der GDV informiert über Naturgefahren
Auf der Internetseite des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) finden Sie weitere Inhalte und neueste Erkenntnisse zum Thema Naturgefahren sowie wertvolle Tipps und Empfehlungen für den passenden Versicherungsschutz.
Zuletzt aktualisiert: Februar 2023
R+V-Team
Mehr als nur die Versicherung! Das R+V-Team schreibt über Erfahrungen sowie Kenntnisse rund um die Produktpalette der R+V. So arbeitet ein bunt gemischtes Team daran, die Faszination und das Wissen für alles rund um das Thema Versicherungen zu teilen.