Zitternde Finger, Schweißausbrüche, Panikattacken – Symptome für Amaxophobie gibt es viele. Die Angst vorm Autofahren zu überwinden oder sogar gänzlich zu verlieren, kann für Betroffene sehr schwer sein. Unmöglich ist es allerdings nicht. Wir erklären Ihnen Ursachen, Symptome und Hinweise zur Bewältigung.
Angst vorm Autofahren überwinden, ohne die Kontrolle zu verlieren: So kommen Sie sicher ans Ziel
Dass der öffentliche Verkehr Gefahren für alle Teilnehmer mit sich bringt, steht außer Frage. Zwar ist die allgemeine Verkehrssicherheit im Laufe der letzten Jahre deutlich gestiegen, aber auch 2023 verzeichnete das Statistische Bundesamt insgesamt 2. 817 tödliche Unfälle. Diese Bilanz sollte natürlich alle Autofahrer daran erinnern, so vorsichtig wie möglich zu bleiben. Nicht selten kommt es allerdings vor, dass Vorsicht in schiere Panik umschlägt. Objektiv gesehen kann dies Gründe haben wie beispielsweise:
- Mangelnde Fahrpraxis bei Fahranfängern oder Wiedereinsteigern
- Traumatische Erlebnisse aus einem früheren Autounfall.
Neben äußeren Umständen spielen auch die persönlichen Voraussetzungen eine entscheidende Rolle. Konkret bedeutet das: Menschen, die ohnehin mit Angststörungen zu kämpfen haben, können auch die Angst vorm Autofahren trotz Führerschein schwerer überwinden bzw. verlieren. In diesem Zusammenhang stellen vor allem zwei Krankheitsbilder ein erhöhtes Risiko dar:
- Agoraphobie
= Angst vor weiten Plätzen oder Menschengedränge
- Soziale Phobie:
= Angst vor menschlichen Interaktionen.
Solche Probleme können sich unter Umständen verstärken, wenn betroffene Personen in einem Fahrzeug sitzen. In dieser Situation sind wir nämlich einer Vielzahl von Stressfaktoren ausgesetzt, darunter:
- Das Auto ist ein geschlossener und beengter Raum, in dem wir über eine stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit verfügen.
- Schlechte Witterung (Neben, Regen, Schnee und Glätte) erfordert eine hohe Konzentration
- Unbekannte Strecken verstärken die eigene Unsicherheit
- Staus und stockender Verkehr erzeugen Ärger und Frustration.
All diese Faktoren können dazu beitragen, dass sich ein mulmiges Gefühl im Auto zu einer chronischen Fahrangst (in Fachkreisen Amaxophobie genannt) entwickelt.
Panikattacken beim Autofahren
Die gefährlichen Folgen
Wenn Sie unter Panikattacken im Straßenverkehr leiden, sollten Sie sich in jedem Fall professionelle Hilfe holen. Zu diesem Zweck gibt es verschiedene Anlaufstellen:
- Im Rahmen einer Verhaltenstherapie arbeiten Patienten in ambulanten Einzelgesprächen mit einem Psychologen daran, Phobien oder posttraumatische Belastungsstörungen zu bewältigen.
- Durch ein spezielles Fahrtraining können Sie gezielt Konfrontationsübungen durchführen und so Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückgewinnen.
- Örtliche Selbsthilfegruppen für Menschen mit Angst- und Panikstörungen bieten einen idealen Ort, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Lösungsstrategien zu entwickeln.
Idealerweise sollten Sie sowohl praktische Fahrstunden als auch psychologische Therapiegespräche in Anspruch nehmen. So können sich der zuständige Fahrlehrer bzw. Therapeut im Laufe der Behandlung regelmäßig über bisherige Erfolge und weitere Maßnahmen abstimmen. Informationen zu Ansprechpartnern, die sich auf Fahrangst spezialisiert haben, finden Sie beispielsweise über die Website der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V.
Egal, für welche Therapieform Sie sich letztendlich entscheiden, um Angst vorm Fahren zu überwinden und zu verlieren – die Zauberformel lautet stets „üben, üben, üben“. Je öfter Sie sich bewusst gefürchteten Situationen aussetzen und diese erfolgreich meistern, desto leichter werden Ihnen ähnliche Herausforderungen mit der Zeit fallen.
Wie eine Konfrontationsübung beim Fahrtraining konkret aussieht, kommt ganz darauf an, wie sich eine individuelle Angststörung äußert. Anbei haben wir für Sie eine Liste mit den wichtigsten Faustregeln für verschiedene Szenarien zusammengestellt.
Angst vorm Autofahren auf der Autobahn
Beginnen Sie mit Übungsfahrten auf weniger befahrenen Strecken.
Fahren Sie hin und her, halten Sie an Raststätten und üben Sie immer wieder, auf den kurzen Beschleunigungsstreifen aufzufahren.
Wenn Sie Spuren wechseln, denken Sie daran: Auf deutschen Autobahnen herrscht Rechtsfahrgebot! Unangenehme Drängler können Sie also fernhalten, indem Sie konsequent auf der rechten Spur bleiben.
Trainieren Sie zunächst auf gesonderten Verkehrsübungsplätzen. Sobald Sie sicherer werden, können Sie sich an ruhige Seitenstraßen heranwagen. Dabei gehen Sie folgendermaßen vor:
- Halten Sie parallel zur Parklücke an und überprüfen Sie, ob der Platz mindestens 1,5mal so lang wie Ihr Auto ist.
- Fahren Sie vor, bis sich Ihr Beifahrerfenster gegenüber dem hinteren Fenster am geparkten Auto befindet.
- Drehen Sie das Lenkrad um etwa 360°, bis Ihre Reifen in einem Winkel von 45° zur Lücke stehen.
- Setzen Sie langsam zurück, während Sie über Ihre rechte Schulter nach hinten in die Ecke des Hecks neben der Parklücke blicken.
- Fahren Sie so weit zurück, bis der Scheinwerfer des Autos hinter der Parklücke in Ihr Blickfeld rückt.
- Schlagen Sie in die entgegengesetzte Richtung ein und fahren Sie das Auto in die Parklücke.
Vor allem in viel befahrenen Verkehrsgebieten kommt es in erster Linie darauf an, Ruhe zu bewahren. Hierfür empfehlen sich unterschiedliche Methoden, darunter:
- Kontrollierte Atemübungen
- Progressive Muskelentspannung über die Hände
- Eingeübte Satzformeln als positive Verstärkung.
Generell gilt hier die Devise: Probieren geht über Studieren. Was manchen Patienten hilft, die Angst beim Autofahren zu überwinden und zu verlieren, kann bei anderen gar keinen oder sogar einen kontraproduktiven Effekt haben. Scheuen Sie sich also nicht, in Absprache mit Ihrem Therapeuten verschiedene Handlungsstrategien zu testen, bis Sie die richtige gefunden haben.
Wenn Personen an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, weil sie selbst einen schweren Unfall erlebt haben, können sie auch erst einmal in der virtuellen Realität üben. Hierfür gibt es beispielsweise am Dresdner Institut für Arbeit und Gesundheit oder an der Hochschulambulanz der Universität Würzburg einen speziellen Simulator. Dieser spielt eine bestimmte angstauslösende Situation vor, beispielsweise das Fahren über Brücken oder durch Tunnel. So können Patienten lernen, die Angst vorm Autofahren Schritt für Schritt zu überwinden und zu verlieren, ohne dabei einer realen Gefahr ausgesetzt zu sein. Trainings mit solchen Simulatoren finden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung statt. Dementsprechend übernimmt der zuständige Träger auch die Kosten für Arbeitnehmer, die nach einem Unfall während der Arbeitszeit Hilfe für die Wiedereingliederung benötigen.
Zuletzt aktualisiert: Juni 2024
R+V Team
Experten rund ums Auto
Mehr als nur die Versicherung von Fahrzeugen! Das R+V-Team der Kfz-Versicherung schreibt über Erfahrungen sowie Kenntnisse rund um das Thema Auto, Motorrad, Roller und Co. So arbeitet ein bunt gemischtes Team daran, die Faszination und das Wissen für alles auf Rädern hier im Magazin zu teilen.
R+V-Newsletter abonnieren
So bleiben Sie auf dem Laufenden zu aktuellen Versicherungsthemen rund um Gesundheit, Mobilität, Geld, Vorsorge und vielem mehr. Freuen Sie sich auf attraktive Gewinnspiele und Aktionen.