Der Kaufvertrag für das Grundstück ist unterschrieben und der Traum von der Wunschimmobilie soll bald in Erfüllung gehen. Sie sind voller Vorfreude, denn Sie möchten ein Haus bauen. Die Frage ist nun: Soll es ein Massiv- oder ein Fertighaus sein? Wie funktionieren die beiden Bauarten, welche Unterschiede gibt es? Wir zeigen die besonderen Merkmale der beiden Bauweisen.

Massivhaus oder Fertighaus? Nachteile und Vorteile
Massiv- oder Fertighaus, Stein-auf-Stein oder Holzbauweise? Beides hat Tradition, auch das Fertighaus ist in Deutschland seit der Nachkriegszeit ein gängiges Bauobjekt.
Es gibt keine generelle Antwort auf die Frage, welche Bauart die bessere ist. Ein wichtiger Punkt, der bei der Entscheidung mitspielt: Die Baukosten sind gestiegen. Für Fertighäuser beispielsweise sind die Baupreise 2022 laut Statistischem Bundesamt um 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
Wo können Bauherren am meisten einsparen? Um die richtige Wahl zu treffen, sollten Sie sich die wichtigsten Pro- und Kontra-Argumente ansehen. Nur so können Sie herausfinden, ob vielleicht das Fertighaus Nachteile gegenüber dem Massivhaus hat oder umgekehrt. Und Sie können herausfinden, was Ihnen bei Ihrem Traumhaus wichtig ist und auch am besten zu Ihnen passt.
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Konstruktionsarten von Fertighäusern und Massivhäusern
Ein Massivhaus wird in der Regel Stein auf Stein gebaut. Die Basis eines Fertighauses dagegen ist oftmals eine Holzrahmenkonstruktion. Da es jedoch auch Anbieter von Fertighäusern gibt, die in Massivbauweise arbeiten, muss der Begriff „Fertighaus“ genauer definiert werden: Er bedeutet in erster Linie, dass Bauelemente des Hauses in Fabrikhallen vorgefertigt werden. Diese werden also nicht vor Ort gebaut, wie das bei einem Massivhaus üblich ist, sondern als fertige Bauteile an die Baustelle geliefert.
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Weitere Konstruktionsarten
Die Grenze zwischen Fertighausbau und Massivhausbau ist mittlerweile etwas verschwommen. Es gibt auch Bauarten wie die Modulbauweise, bei der man zwischen Stahlrahmen-, Holz- und Betonwänden wählen kann. Hier werden nicht nur Gebäudeteile, sondern ganze „Module“ inklusive Strom und Sanitärvorrichtungen in Fabriken vorgefertigt.
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Faktoren für Preisunterschiede
Die Preise für Fertighäuser sind meistens niedriger als für Massivhäuser. Da die Baukosten von vielen Faktoren abhängen, lässt sich hier keine generelle Regel aufstellen, um wie viel Prozent ein Fertighaus günstiger ist. Es gibt zudem starke regionale Preisunterschiede. Das betrifft vor allem die Grundstückspreise, aber auch die Handwerkerkosten variieren innerhalb Deutschlands.
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Gründe für niedrigere Preise für Fertighäuser
Der Preisvorteil der Fertighäuser liegt in der standardisierten Bauweise von Hauselementen und der Fertigung der Bauelemente in einer höheren Stückzahl. Fertighausanbieter kaufen Baumaterialen in großen Mengen und können so niedrigere Preise mit den Lieferanten vereinbaren. Das senkt die Produktionskosten, was auf den Fertighaus-Preis und somit die Käuferin oder den Käufer übertragen werden kann.
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Baumaterialien werden an die Baustelle geliefert und dort von Fachfirmen verarbeitet. Üblicherweise übernimmt hier ein Architekt die Planungsarbeit nach den Wünschen der Bauherren.
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Das Massivhaus kann schlüsselfertig durch ein Unternehmen hergestellt werden. Es können jedoch auch alle Gewerke einzeln beauftragt werden – also beispielweise Fliesenleger, Dachdecker oder Maurer, die dann das Haus bauen.
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Wie der Begriff „Massivhaus“ andeutet, sind die häufig verwendeten Materialen Beton, Stein und Holz. Steine werden in ihrer vielfältigen Art zum Beispiel als Kalksand- oder Porenbetonstein für das Mauerwerk benutzt, Beton für Geschossdecken, aber auch Treppen, und Holz für die Dachkonstruktion.

Ein Fertighaus wird von den Herstellern meistens schlüsselfertig angeboten. Für die Bauherren ist damit oftmals der Wunsch verbunden, das Haus inklusive Malerarbeiten und Bodenbeläge zu erhalten. Aber Vorsicht: „Schlüsselfertig“ ist kein geschützter Begriff. Legen Sie bei Vertragsabschluss im Bauvertrag genau fest, wie das Haus übergeben werden soll, damit es bei der Bauabnahme keine böse Überraschung gibt.
Manche Unternehmen bieten auch individuell geplante Fertighäuser an. Mittlerweile können viele Elemente der Fertighäuser an den persönlichen Geschmack angepasst werden, wie z. B. Hausgröße, Dachform, Fensterform und Außenfassade. Sie müssen dabei berücksichtigen: Je mehr individuelle Wünsche beim Hausbau umgesetzt werden, desto höher ist der Fertighaus-Preis.
Die Auswahl an Haustypen, Grundrissen und Materialien ist groß und kann auch in vielen Musterhaussiedlungen besichtigt werden. Wände, Dach und Decken der Häuser werden in großen Hallen vorgefertigt und nach dem Baukastenprinzip auf der Baustelle in kürzester Zeit zusammengesetzt. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird bei Fertighäusern berücksichtigt. So sind z. B. auch Photovoltaikanlagen oder die Bauform als Plusenergiehaus möglich. Dank moderner Haustechnik, guter Dämmung und einer Solaranlage erzeugt dieses Haus mehr Energie als die Bewohner für Heizen, Beleuchtung und elektrische Geräte benötigen. Es hat daher eine positive Energiebilanz.
2022 war in Deutschland fast jedes vierte neu gebaute Haus ein Fertighaus (22,8 Prozent). Trotz der gestiegenen Baupreise bestätigt sich der Trend im Fertighaussektor. In den letzten Jahren hat der Anteil an Fertighäusern in Deutschland stetig zugenommen, wie die Zahl der Baufertigstellungen in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt zeigt.
„Ein maßgeschneidertes Fertighaus bietet vielen Menschen trotz Zinsanstieg weiter gute Chancen auf ein Eigenheim“, erklärt Mathias Schäfer, Präsident des Bundesverbands Deutscher Fertigbau. Und erklärt weiter: „Es gibt sowohl bei der Hausplanung als auch bei der Baufinanzierung variable Lösungen, die sich individuell anpassen lassen.“ Und die zeitliche Planung des Baus ist exakter, als es bei einem Massivhaus möglich ist. Auch das führt dazu, dass die Baukosten beim Fertighaus stabil bleiben. Es gibt außerdem Fördermöglichkeiten der KfW-Bank für energieeffizientes Bauen, die Bauherren nutzen können.
Planungskosten beim Massivhaus wesentlich höher
Kürzere Herstellungszeit beim Fertighaus
Ein Massivhaus speichert die Wärme besser
Fertighaus komplett ausgerüstet, Massivhaus dafür günstiger im Betrieb
Jede Bauweise und jeder Haustyp haben ihre Vor- und Nachteile. Eine eindeutige Empfehlung kann deshalb nicht gegeben werden. Die Bauherren müssen selbst prüfen, ob ein Massiv- oder Fertighaus ihren individuellen Ansprüchen und Vorstellungen entspricht. Was für den einen ein Nachteil ist, ist für den anderen unter Umständen besonders positiv. Am besten erstellen Sie eine persönliche Checkliste, um einen Überblick zu bekommen, was Ihnen wichtig ist. Interessenten helfen hierbei eine Vielzahl an Unternehmen, aber auch Verbände und Vereine, die unabhängig beraten können. Nicht zuletzt sind die Industrie- und Handelskammern oder Architektenkammern der jeweiligen Städte und Länder kompetente Ansprechpartner in der Beratung.
Neben den persönlichen Bedürfnissen kommen gesetzliche Vorgaben hinzu: Wenn Sie ein Haus neu bauen, müssen Sie diese berücksichtigen. Das Heizungsgesetz gibt es seit 2020. Zahlreiche Änderungen gab es zum 1. Januar 2024. Das Gesetz steuert die energetischen Anforderungen an Gebäude. Beim Hausneubau gelten höhere Auflagen bezüglich der Nachhaltigkeit:
- Heizungsanlage: Diese muss zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden, z. B. durch eine Wärmepumpe, Solartherme oder Biomasseheizung. Achtung: Es gelten Übergangsfristen für Neubauten außerhalb von Neubaugebieten.
- Wärmedämmung: Seit dem 01.01.2023 gilt KfW 55 als gesetzlicher Mindeststandard bei Neubauten. Diese Kennzahl bezieht sich auf die Dämmung des Daches, der Fassade und des Kellers und bewertet die energetische Qualität des Gebäudes.
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Zuletzt aktualisiert: Juli 2024
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