Steinschläge können lästig sein. Besonders deshalb, weil man in den seltensten Fällen etwas dazu beitragen kann, sie zu vermeiden. Manche Fahrer fahren hunderttausende Kilometer und haben nie einen einzigen. Andere fahren keine hundert Meter und haben bereits zwei Steinschläge in der Frontscheibe. Egal wie man zu dem zweifelhaften Vergnügen kommt, einen Steinschlag reparieren zu müssen: Wir klären Sie über Zusammenhänge und Hintergründe auf. In diesem Artikel erklären wir, wie Steinschläge entstehen, wie sie zu reparieren sind, was das kostet, wer die Kosten trägt und in welchen Fällen sogar ein Austausch der gesamten Frontscheibe nötig wird. Wir erläutern außerdem, welche Risiken drohen, wenn Sie Ihren Steinschlag nicht rechtzeitig ausbessern lassen.
Steinschlagreparatur: Wie sie geht, wer sie macht, wer sie zahlt
Um zu verstehen, was ein Steinschlag überhaupt ist und wann er wie zu beheben ist, müssen Sie wissen, wie eine Windschutzscheibe aufgebaut ist. Wichtig ist dabei der grundlegende Aufbau und nicht, welche technischen Raffinessen eventuell zusätzlich in der Frontscheibe stecken. Die Windschutzscheibe eines Autos besteht heutzutage aus Verbundglas. Das ist wiederum grundsätzlich in mindestens drei Schichten aufgeteilt:
- Die Außenschicht
- Die Zwischenfolie
- Die Innenschicht
Diese drei unterscheiden sich wie folgt:
Die Außenschicht liegt außen am Fahrzeug. Sie ist dem Fahrtwind, den Insekten und allem anderen ausgesetzt, was man mit seinem Fahrzeug durchfährt. Die Innenschicht liegt auf der Fahrzeuginnenseite. Sie dient hauptsächlich der Wärme- und Geräuschisolation. Die beiden Schichten sind mit einer Zwischenfolie verbunden. Diese Folie dient dem Splitterschutz bei Unfällen. Sie sorgt dafür, dass sich keine einzelnen Glassplitter lösen und Insassen, Passanten oder Rettungskräfte verletzen.
Ein Steinschlag liegt vor, wenn nur die Außenschicht der Frontscheibe beschädigt wurde. Sobald die Zwischenfolie oder gar die Innenschicht Schaden erleiden, handelt es sich um ein Loch oder einen Riss in der Scheibe. In beiden Fällen kann die Windschutzscheibe nicht mehr repariert werden und die gesamte Einheit muss ausgetauscht werden. Eine gerissene oder durchbohrte Scheibe ist nicht verkehrssicher und der TÜV stuft sie als erheblichen Mangel ein.
Schadensart | Reparaturvorgehen | Kosten |
Steinschlag | Weiterfahrt möglich, oft Reparatur möglich, nur selten Scheibenaustausch notwendig | Die Reparatur ist mit der entsprechenden Teilkaskoversicherung vollkommen kostenlos. Ansonsten kostet sie rund 100 €. |
Scheibenriss | Angepasste Weiterfahrt möglich, Scheibe muss zwingend ausgetauscht werden. | Die Kosten einer neuen Scheibe und deren Einbau hängen vom jeweiligen Fahrzeugmodell ab. |
Loch in der Scheibe | Weiterfahrt ausgeschlossen, Auto muss abgeschleppt werden. Das Loch stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Die Scheibe muss zwingend ausgetauscht werden. | Zu den Kosten für die neue Scheibe kommen noch die Kosten für den Abschleppdienst. Hier wird man kaum unter 2.000 € bleiben |
Wie kommt es überhaupt zu Steinschlägen?
Wie der Begriff es schon nahelegt kann es zu Steinschlägen kommen, wenn ein Stein auf die Scheibe einschlägt. Allerdings hinterlässt nicht jeder Kiesel einen Steinschlag. Um das zu schaffen braucht der Stein das Glück (und der Autofahrer das Pech), mit recht hoher Geschwindigkeit auf der Scheibe zu landen. Das heißt aber nicht, dass Langsam-Fahrer nie Steinschläge bekommen können. Meistens werden kleine Kiesel von vorausfahrendem Verkehr aufgewirbelt und durch die Reifen nach oben geschleudert. Dabei bekommen diese eine solche Geschwindigkeit, dass sie sehr oft zu Steinschlägen führen, wenn sie ein anderes Auto treffen.
Zunächst sollten Sie Ruhe bewahren. Je nachdem in welcher Fahrsituation Sie sich befinden und wie sehr Sie sich durch den Knall erschreckt haben, der mit einem Steinschlag einhergeht, sollten Sie möglichst bald die Fahrt unterbrechen und den entstandenen Schaden genauer betrachten. Falls Sie sofort anhalten möchten oder müssen, achten Sie darauf, sich bei einer Panne auf der Autobahn richtig zu verhalten. Stellen Sie sich dann im Hinblick auf Ihre Scheibe folgende Fragen:
- Befindet sich der Steinschlag in meinem Sichtfeld als Fahrer? Als Sichtfeld gilt dabei eine etwa Din-A4-Blatt-große Fläche direkt vor dem Fahrer oberhalb des Lenkrads.
- Liegt der Steinschlag näher als 10 Zentimeter zum Rand der Scheibe?
- Ist der Durchmesser des Steinschlags größer als 5 Millimeter?
- Ist neben der Außenscheibe noch die Zwischenfolie oder gar das Innenglas beschädigt?
Falls Sie auf jede dieser Fragen mit einem klaren „Nein“ antworten können, haben Sie Glück im Unglück gehabt: Ihre Scheibe muss wegen dieses Steinschlags nicht ausgetauscht werden. Wenn Sie nicht sicher sind, sollten Sie eine Werkstatt einen Blick auf Ihre Scheibe werfen lassen. Können Sie allerdings auch nur einen der vier Punkte bestätigen, steht bereits fest: Die Scheibe muss weg.
Gesetzt den Fall, dass es sich um einen reparablen Steinschlag handelt, haben Sie zwei Möglichkeiten.
- Sie versuchen selbst, den Steinschlag auszubessern.
- Sie gehen zu einem Spezialisten, der den Schaden behebt.
Zur ersteren Option gibt es zahllose Anleitungen und „Reparatur-Sets“ im Internet, die meisten kosten zwischen 25-50 €. Meistens arbeiten die Kits mit einer Art Harz, das im Steinschlag aushärten und die Scheibe wieder verschließen soll. Von dieser Do-It-Yourself-Methode raten allerdings der ADAC und so gut wie alle Werkstätten und Versicherer ab. Der Grund ist einfach: Einen Steinschlag zu behandeln ist bedeutend schwerer als beispielsweise Gerüche aus dem Auto zu entfernen. Die Scheibe und der Steinschlag müssen perfekt vorbereitet und die Aushärtung überwacht werden. Laien, die sich hier ohne Vorkenntnisse heranwagen, können leicht Fehler unterlaufen. Das kann dazu führen, dass der Steinschlag nicht rückstandlos verschwindet, sondern sich ein Fleck bildet, der die Sicht beeinträchtigt. Dieser Fleck ist dann meistens größer als 5 Millimeter im Durchmesser, weshalb die Scheibe ausgetauscht werden muss. Da Sie letzten Endes dann selbst für den Defekt Ihrer Scheibe verantwortlich sind, wird den Austausch keine Versicherung bezahlen, sondern Sie werden in Ihre eigene Tasche greifen müssen. Diese Kosten für die Reparatur eines Steinschlags können Sie sich ersparen.
Wenn Sie zu einem Fachmann gehen, repariert dieser die Scheibe für Sie. Die Kosten dafür betragen meist um 100 € und können oft durch die Teilkaskoversicherung gedeckt werden. Daher sollten Sie zunächst in Ihrer Versicherungspolice nachsehen, wie hoch Ihre Selbstbeteiligung bei Glasschäden ausfällt und wie Ihre Versicherung bei einem Schaden vorgeht. Es kann beispielsweise sein, dass Sie Ihre Versicherung kontaktieren müssen, bevor Sie eine Werkstatt kontaktieren, damit die Versicherung einer Kostenübernahme zustimmt. Wenn Sie höher als die Kosten für die Reparatur liegt, brauchen Sie Ihrer Versicherung gar nicht erst Bescheid zu geben, weil Sie die Selbstbeteiligung zahlen müssen, auch wenn Ihre Versicherung leistet.
Über die eigene Teilkaskoversicherung
Die Teilkaskoversicherung des Geschädigten wiederum greift immer wenn:
Jeder noch so kleine Steinschlag birgt eine Gefahr: Bei der nächsten größeren Bodenwelle oder einem fiesen Schlagloch kann die Scheibe reißen. Wie bereits gesagt ist eine Weiterfahrt dann zwar noch möglich, aber ein Austausch der Scheibe unvermeidbar. Wenn Sie sich diese Kosten ersparen wollen, sollten Sie Ihre Scheibe regelmäßig auf Steinschläge überprüfen und diese gegebenenfalls professionell instandsetzen lassen.
Zuletzt aktualisiert: November 2019
R+V Team
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