Wie es seit Jahren üblich ist, gewann auch der VW Golf 5 gegenüber seinem Vorgänger, dem Golf 4, an Masse. Dennoch vermied man in Wolfsburg einen klobigen Aufbau, wie er zu dieser Zeit eher Vans zierte. Auch fahrdynamisch wäre diese Auslegung wenig von Vorteil gewesen, weshalb er das Feld lieber dem VW Golf 5 Plus überlies. Gut so, schließlich wussten die Entwickler von vorn herein, dass es einen GTI geben würde und stellt euch den mal mit einem hohen Dach vor.
VW Golf 5 Gebrauchtwagen-Check
So ist der Golf seit mittlerweile fast seit drei Jahrzehnten etabliert und trug bis zuletzt zurecht das Prädikat „Das Auto“. Zumal er das einzige Auto der Kompaktklasse mit „klassenlosem“ Status ist. Mit seinem Ursprung, dem Golf I, hat er jedoch nur noch wenig gemein. Zwar hat der Golf 5 auch die klaren Linien und die für den VW Golf typische, breite C-Säule, ist aber weit entfernt von seinem Urvater. Der VW Golf 5 zeigt eine entschlossene Frontpartie und läutete auch die Tornado-Linie ein. Unter dem Begriff Tornado-Linie versteht man die zum Heck hin ansteigende Licht- und Schattenkante.
Der Volkswagen Golf V ist 4.20 m lang, 1.76 m breit und verfügt über einen Radstand von 2.58 Meter. Besonders erfolgreich war der Golf V anfänglich aber nicht. Wie kam es dazu, dass der Golf plötzlich an Attraktivität verlor? Gerade am etwas schwülstigen Heck schieden sich die Geister – und tun es noch heute. Zudem wirkte er durch den Heckschürzen-Ansatz in schwarzem Kunststoff – in Fan-Kreisen liebevoll Badewanne genannt – etwas kupiert.
Das ließ die Verkäufe anfangs hinter die Erwartungen zurückfallen. Volkswagen musste reagieren und spendierte in der Startphase für alle Modelle sogar eine Klimaanlage gratis, um die Nachfrage zu steigern. Vermutlich dachte man sich in Wolfsburg, dass man die erhitzten Gemüter abkühlen kann und wenn man erst einmal drin sitzt, dann sieht man das Heck ja auch nicht mehr.
Dabei galten gerade die Wolfsburger Modelle als spartanisch ausgestattet. In der Basis eher leer. Klar, die Optionalitäten wollte man sich ja schließlich bezahlen lassen. Doch wie alle VW-Golf-Modelle wurde auch der Fünfer zum Verkaufserfolg.
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Tankentlüftung
Bei den ersten Modellen machten die Tankentlüftungen Ärger.
Die Folge: Das andauernde Abschalten der Zapfpistole an der Tankstelle. Auch die Klimaautomatik ist ein häufiges Mängel-Exemplar und wurde oftmals überarbeitet, teilweise war die Klimaanlage bzw. die Lüftungsrohre sogar der Grund für Klappergeräusche. -
Rost
Eine weitere Schwachstelle ist tatsächlich der Rost. VW verzichtete aus Kostengründen wohl auf die Konservierung des Motors, des Fahrwerks und der Getriebe. Zwar rosten die Teile nicht sofort durch, doch bildet sich schnell oberflächlicher Flugrost, der sich kontinuierlich weiterentwickelt und langfristig zu einer Bedrohung werden kann. Zudem setzen ungeschützte Kupferkabel schnell Grünspan an, sodass der Strom schlechter geleitet werden kann. Daraus entstehen Massefehler, die für Elektronikstörungen verantwortlich sind. Auch Klapper- und Knistergeräusche durch viele geclipste Teile gehören zur Tagesordnung.
Und die Motoren des Golf 5? Welchen nimmt man am besten? Einen Diesel, in den heutigen Zeiten? Oder doch einen Benziner? Eine klare Antwort gibt es nicht, dafür sind die Anforderungen an einen Motor von Person zu Person zu unterschiedlich. Aber fangen wir mal klein an. Die Basis bildet der aus dem Golf IV und Polo bekannte 1.4 Sauger mit 75 und später 80 PS. Diese Leistung ist für den gewachsenen Golf natürlich nicht genug. Dennoch gelten diese Aggregate als Langläufer. Gleiches darf man dem 1.6 Benziner attestieren. Seine 105 PS reißen keine Bäume aus, doch ist seine Technik solide. Wirklich sparsam ist er aber nicht.
Leistungstechnisch darüber, rangieren die 1.4 Liter TSI Motoren. Sie leisten 122, 140 oder 170 PS und machen den Golf munter. Dabei hält sich der Verbrauch in Grenzen – guten Tag Downsizing! Doch beim Thema 1.4 TSI, sollten alle Alarmglocken schellen: Die kleinen Turbos hatten haufenweise Probleme mit den Steuerketten und sind damit nicht empfehlenswert. Zu groß ist die Chance auf einen kapitalen Motorschaden – und der ist teuer.
Zwar gibt sich Volkswagen kulant und beteiligt sich, selbst bei hohen Laufleistungen an den Kosten, doch die Probleme können trotzdem kostenintensiv und nervenaufreibend werden. Grund dafür waren, so heißt es, abgenutzte Werkzeuge bei der Produktion.
Das führte früher oder später zu vorzeitigem Kettenverschleiß. Sie längten sich, was sich durch ein unschönes Rasseln äußert, und springen über. Dadurch werden die Ventile nicht mehr synchron geschlossen und ein fieser Motorschaden ist das Ende des Liedes. Im Optimalfall müssen nur die Kette und die Kettenspanner getauscht werden, sofern diese noch nicht übergesprungen oder gerissen sind.
Neben diesen Motoren gab es noch einen 2.0 FSI mit 150 PS, der seiner Papierform in der Realität jedoch wenig gerecht wurde, vor allem im Vergleich zu den Turbomotoren. Zudem war auch er trinkfreudig. Selbiges lässt sich über den 2.5 Fünfzylinder sagen, der in Deutschland allerdings kaum verbreitet und somit auch weiterhin etwas teuer ist.
Kommen wir zu meinem Favoriten und der Empfehlung: Dem Golf 5 GTI mit mindestens 200 PS. Hier sollte man Bastelbuden besser links liegen lassen – zu groß ist das Risiko ein verheiztes Exemplar zu kaufen. Natürlich ist man nie gegen Überraschungen gefeit, doch der GTI markierte im Fünfer-Golf die Reinkarnation des Mythos´. Er schiebt dank 280-Nm-Drehmoment satt an, schafft über 233 km/h Topspeed und bleibt beim Verbrauch relativ erträglich. In der Realität sollte man sich bei guten neun Litern im Durchschnitt einpendeln. Wer es knallen lässt, brennt aber gut das Doppelte durch.
Zwar waren die GTI auch nicht frei von Problemen – gerade was die Steuerkettenproblematik anbelangt – doch waren sie weniger ausgeprägt. Außerdem sind die starken „Gölfe“ eher Liebhaber-Fahrzeuge und haben oftmals die bessere Pflege erfahren. Rückrufaktionen und regelmäßige Wartung inbegriffen. Leider wurden aber auch viele verbastelt. Breite Felgen und tiefe Fahrwerke können zu Materialermüdungen führen.
An der Spitze der Nahrungskette rangierte auch beim VW Golf 5 der R32 – der letzte Sechszylinder in einem Seriengolf. Dementsprechend gefragt sind die Golf V mit 250 PS aus 3.2 Litern Hubraum. Sein großes Plus: Der Gänsehaut-erzeugende Sound. Fun-Fact: Die GTIs, vor allem die späten Modelle mit der Leistungssteigerung, waren von der Leistungsentfaltung besser.
Mit den Dieseln ist es so eine Sache. Haben sie einen Partikelfilter, bekommen sie eine grüne Plakette und sind für Umweltzonen kein Problem – zumindest aktuell. Doch nicht alle Selbstzünder bekommen den begehrten grünen Aufkleber. So etwa der 2.0 SDI mit 75 PS. Mit ihm kommt man etwa so gut voran, wie auf einer Wanderdüne, weshalb seine Verbreitung auch gering ist, dennoch gab es einige Firmen, die diesen Motor damals bestellt hatten. Einen satten Antritt bieten die 1.9 TDI mit 90 bis 105 PS. Bei ihnen sollte man auf den besagten Filter achten. Außerdem ist das Pumpe-Düse-Element anfällig.
Aus den Vollen schöpfen die 2.0 TDI mit 136 und später mit 140 PS. Als GT konnte man den Golf V sogar mit 170 Diesel-PS bekommen. Sie fallen häufiger mit erhöhtem Ölverbrauch und einem ruckelnden Leerlauf auf. Auch Beschädigung des Zweimassenschwungrades beim harten Einkuppeln kommen vor. Ansonsten sind sie aber recht stabil. Man muss aber mit dem spitzen Bleistift rechnen, ob sich ein Selbstzünder wirklich lohnt. Hat man aber ein gut gewartetes Fahrzeug gefunden, das zu den selbst gesetzten Leistungswünschen passt, ist der Golf V ein echter Langzeit-Musterschüler.
Ausreichend Platz für vier Personen und ein zeitgemäßes Armaturenbrett. Keine Frage, vergleicht man den VW Golf 5 mit dem aktuellen Golf, dann sieht das schon etwas altbacken aus, aber es ist funktional und intuitiv zu bedienen. Die Sitze sind bequem und verfügen über zahlreiche Einstellmöglichkeiten, so dass jeder hier eigentlich eine ideale Sitzposition finden sollte.
Funktioniert die Komfortschließung nicht mehr, könnte es sein, dass diese ausprogrammiert wurde. Ansonsten würden sich die Fenster von alleine öffnen. Wir müssen aber auch bedenken, dass bei aller Verarbeitungsqualität auch ein Klassenprimus wie der VW Golf nicht perfekt ist. Armaturenbretter und Türen vom VW Golf 5 können Geräusche machen und auch Fahrgeräusche/Windgeräusche werden mit der Zeit etwas lauter.
Der Kofferraum des VW Golf V fällt mit 350 l durchschnittlich groß aus. Legt man die Rücksitzlehnen um, vergrößert sich das Kapazität auf immerhin 1305 l, wenn man den von uns gefahrenen Volkswagen Golf V 1,4 Liter TSI bis zum Dach belädt.
Die Kofferraumklappe lässt sich leicht öffnen und schließen, die Heckklappe schwingt sehr weit hoch. Mit einer Größe von 1,75 Meter habe ich keinerlei Probleme den Laderaum zu beladen.
Wir sind den VW Golf V auf dem Gelände vom Bilster Berg und auch auf der Rennstrecke gefahren. Unter unserer Motorhaube versteckt sich ein R4-Ottomotor, 4 Zylinder mit einem Hubraum von 1.4 Liter. Der kleine Motor wird durch einen Turbolader zwangsbeatmet und realisiert so 140 Pferdestärken.
Zwischen 1.500 und 4.000 U/min liegt ein Drehmoment von 220 Nm an der Kurbelwelle an, damit beschleunigt er innerhalb von 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei Tempo 205 km/h. Laut NEFZ verbraucht der kleine 1.4 Liter Benziner 7.1 l/100 km, getankt wird hier natürlich Super und das sorgt für einen CO2-Ausstoß von 169 g/km. Der Tank fasst bei unserem Modell 55 Liter.
Das 6-Gang DSG wechselte die Gänge mühelos, über die Schaltwippen hätte ich eingriff nehmen können. Das Fahrwerk zeigte sich komfortabel abgestimmt und auch die Lenkung ist ansatzweise direkt. Auf der Testrunde ist mir aufgefallen, dass das Fahrzeug im Vergleich zu den eigenen Vorgängern schwerer geworden ist. Der VW Golf 5 1,4 Liter TSI wiegt leer 1359 kg, das merkt man vor allem am Kurveneingang, wenn man vorher einen VW Golf 1 oder VW Golf 2 bewegt hat. Ansonsten muss ich bestätigen, dass der VW Golf 5 ein richtig gutes Auto ist, auch wenn er mich persönlich optisch nicht anspricht.
Die erste Frage die man sich bei der Kaufabsicht stellen sollte: 2- oder 4-Türer! Der Aufpreis hat damals ca. 700 Euro betragen, auf dem Gebrauchtwagenmarkt spielt das inzwischen keine Rolle mehr. Wer häufiger mit mehr als zwei Personen unterwegs ist oder Kinder hat, der muss meiner Meinung nach zum 4-Türer greifen und auch wer häufig in engen Parklücken parken muss wird einen weiteren Vorteil feststellen: Die Türen vom 4-Türer sind kürzer, somit werden die sich auch nicht so weit öffnen wie beim 2-Türer.
Bei den Motoren muss man sich entscheiden, nimmt man einen Diesel, dann empfehle ich den 2.0 TDI, nimmt man einen Benziner, dann einen 1.4 Liter TSI – der hoffentlich schon alle Kinderkrankheiten hinter sich hat. Das Problem beim Gebrauchtwagenkauf: Man kann sich äußerlich fast alles gut ansehen, aber wie lange so ein Motor hält, das sieht man nie.
Das sind die mir bekannten Mängel- und Fehlerquellen vom VW Golf 5, die man beim Gebrauchtwagenkauf unbedingt im Blick haben sollte:
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Gerade die 2.0 TDI-Motoren hatten während der Einfahrphase einen erhöhten Öl-Verbrauch, 0,5 – 1 Liter auf 1000 km war da schon fast normal. Also sollte man sich bei der Kaufabsicht unbedingt ein Bild davon machen, ob der Verkäufer auch regelmäßig Öl kontrolliert und die Wechselintervalle eingehalten hat.
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Ruckelt der TDI im Leerlauf, dann ist es oft ein defektes Pumpe-Düse-Element.
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Ansehen muss man sich beim VW Golf 5 auch die Unterkanten der Türen, bzw. die Türecken vorne. Im Winter kann sich hier Wasser/Eis sammeln, welches die Tür verbiegen kann.
Bildquellen:
© Volkswagen Deutschland
© Jens Stratmann
Zuletzt aktualisiert: Januar 2017
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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