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    Test: Der Kia e-Niro im Fahrbericht

    Und als Kia den e-Niro vorstellte – um den es hier gehen soll – ging es schon wieder los, es fehlt ja schließlich nur noch ein Buchstabe zum berühmten Schauspieler. Kümmert uns aber nicht! Was uns interessiert, sind die Qualitäten des Kia e-Niro im Alltag und beim Fahren. Was kann der Stromer wirklich? Drive Check!

     

    Kia e-Niro Design Check

    Kaufempfehlung: Großer Akku für mehr Reichweite und schnellerer Onboard-Lader! Dann ist man auf der sicheren Seite!

    Schauen wir uns einmal die Geschichte des Kia Niro an: 2016 als Benzin-Hybrid gestartet, ohne Lade-Möglichkeit wohlgemerkt, wurde das Spektrum ausgeweitet und der PHEV ins Leben gerufen – also ein Plug-In-Hybrid-Vehicle. Jüngst erweiterte Kia das Angebot abermals und bietet nun den Kia e-Niro an, also einen reinen Stromer. Dieser misst, wie seine teil-elektrifizierten Versionen, 4,37 m in der Länge, 1,81 m in der Breite und 1,56 m in der Höhe. Das sind eigentlich Abmessungen eines Kompakten, obwohl der Kia e-Niro eher ein Crossover ist. Mit seinen 17-Zoll-Leichtmetall-Felgen wirkt er jedoch aus manchem Blickwinkel nicht mehr ganz taufrisch.

    Aber fangen wir – wie immer – von vorne an. Ein klassischer Kühlergrill entfällt beim Kia e-Niro, weil vorn einfach kein Motor sitzt, der Luft zum Arbeiten benötigt. Stattdessen sitzt hier eine Blende, die die Front verschließt und somit die Aerodynamik verbessert. Die beiden aggressiv angeschrägten Scheinwerfer werden von einem pfeilförmigen Tagfahrlicht im unteren Teil der Frontschürze ergänzt. Und noch etwas sticht heraus: Die Ozean-blauen Applikationen am unteren Lufteinlass. Das macht den Kia e-Niro frisch und kennzeichnet die Elektro-Variante.

    Der Kia e-Niro fährt sich ausgesprochen gut!

    Betrachtet man den Koreaner seitlich, fällt erst die „Crossover“-Form auf. Der Kia e-Niro wandelt auf einem Pfad zwischen Kompaktem und SUV. Die Kunststoff-Beplankung rundum schafft einen robusten Eindruck, während die dezent erhöhte Karosserie einen entspannten Einstieg und Rundumblick verspricht. Von hinten gibt der Kia e-Niro aber wiederum ein etwas angegrautes Bild ab: Die fast schon riesigen Rückleuchten und die gesamte Gestaltung wirken nicht mehr wirklich modern. Kein Wunder, schließlich erblickte die Basis – der Kia Niro – bereits 2015/2016 das Licht der Welt.

    Was uns aber richtig gut gefällt: Seitdem die gesamte Kia Niro-Palette ein Facelift erfuhr, wurde die Stützlast auf mehr als ordentliche 100 kg erhöht. Damit kann man auf einem entsprechenden Träger ganz locker drei schwere e-Bikes transportieren. Und da schließt sich dann der E-Kreis.

    Mit dem Fahrzeug kann man sogar die Prüfstandswerte schaffen bzw. unterbieten.

    Keine große Klappe, aber viel dahinter. Der KIA e-Niro bietet einen ausreichend großen Kofferraum!

    Keine große Verwunderung: Ein Querdynamiker ist dieses SUV nicht, muss es aber auch gar nicht sein!

    Geladen wird an der Front. Ideal für Autobahn-Ladesäulen, etwas schlechter für innerstädtische Ladesäulen, die quer zur Fahrbahn stehen.

    Kia e-Niro Innenraum Check

    Merkt man dem Kia e-Niro eine Elektro-Fähigkeiten im Innenraum an? Nicht so recht – und das ist absolut positiv gemeint. So geht es in allererster Linie sehr chic im Innenraum zu! Klavierlack, der natürlich sehr Fingerabdruck-empfindlich ist und Kratzer vermutlich anzieht, wie Lasagne den Kater Garfield, dazu Alu-Leisten und eine Materialauswahl, die sich nicht zu verstecken braucht. Spaß macht außerdem die erhöhte Sitzposition, während die etwas weichen, aber trotzdem bequemen Sitze eher auf der gemütlichen Seite des Lebens stehen. Sie geben obendrein nicht allzu viel Seitenhalt.

    Was jedoch ausreichend zur Verfügung steht, ist Platz. Vorn wie hinten können es sich durchschnittlich große Erwachsene bequem machen. Die Beinfreiheit im Fond dürfte aber für verwöhnte Naturen etwas üppiger ausfallen. Dafür stehen Luftausströmer und eine USB-Ladebuchse für längere Trips parat. Ob der Kia e-Niro überhaupt längere Reisen bewältigen kann? Dazu später mehr. Blicken wir in den Kofferraum: Hier wartet der Koreaner mit alltagstauglichen 451 bis 1.405 Litern auf Reisegepäck.

    Kommen wir nochmal dem Teil, warum es positiv ist, dass man dem Kia e-Niro seine Elektro-Gene nicht anmerkt: Er lässt sich leicht und verständlich bedienen. Alles liegt gut zur Hand, lässt sich verständlich bedienen, es gibt Drehregler – das ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Erst recht nicht, bei modernen Fahrzeugen. So steuert man alle wichtigen Funktionen über das 10,25-Zoll-Infotainmentsystem (ab Ausstattung „Vision“) und kann sich auch auf Apple CarPlay und Android Auto freuen. Einzig die Sprachsteuerung könnte besser gelingen. Die digitalen Instrumente lassen sich zudem gut ablesen und lassen analoge Uhren nicht vermissen.

    In der zweiten Reihe geht es bauartbedingt etwas enger zur Sache.

    Vorne sitzt man ausgesprochen gut und erfreut sich über das aufgeräumte Armaturenbrett.

    Digitale Displays hinterm Kia e-Niro Volant sorgen für den notwendigen Informationsfluss.

    Wenn der Kofferraum nicht reicht: Die Dachlast und Stützlast des KIA e-Niro liegen bei jeweils 100 kg!

    Dafür gibt es im Kia e-Niro Kofferraum ausreichend Platz und sogar einen doppelten Boden.

    Kia e-Niro Motoren Check

    Beim Antrieb ist der Kia e-Niro eng mit dem Hyundai Kona Elektro und dem Kia e-Soul verwandt. Beim Basis-Antrieb stehen 100 kW/136 PS bereit, die aus einer 39,2 kWh fassende Batterie genährt werden. Gemäß WLTP sollen damit 289 km Reichweite möglich sein. Mit der größeren Batterie mit 64 kWh Kapazität, kommt man 455 km weit. Dies dürfte die deutlich attraktivere Variante sein, vor allem, da sie kaum mehr verbraucht. Mit dem „kleineren“ Akku sollen 15,3 kWh durch die dicken Stromleitungen fließen, während der große Akku mit 15,9 kWh kaum mehr Strom verbraucht. Und das überzeugt gerade deshalb, weil mit dem großen Akku auch eine erhebliche Mehrleistung kommt.

    150 kW/204 PS stehen bereit und lassen den Kia e-Niro binnen 7,8 Sekunden auf 100 km/h spurten. Schluss ist bei abgeregelten 167 km/h. Mit dem kleinen Akku ist sogar schon bei 155 km/h das Ende der Fahnenstange erreicht. Braucht man mehr? Nein! Möchte man mehr? Das muss jeder selbst entscheiden.

    Angetrieben werden ausschließlich die Vorderräder. Für den Kraftschluss sorgt eine Ein-Gang-Automatik – alles wie gewohnt und schön komfortabel also. Richtig interessant ist, dass man den Kia e-Niro an einem 100 kW-Lader „betanken“ kann und so in 55 Minuten von 20 auf 80 Prozent Akkuladung kommt. Zu Hause, an der gewöhnlichen Steckdose würde das Ganze 18 Stunden dauern, an einem 10,5 kW Onboard-Lader dauert der Vorgang rund 4,5 Stunden auf 100 Prozent.

     

    Kia e-Niro Fahreindruck

    Und wie fährt sich so ein Kia e-Niro? Gerade mit der 64 kWh fassenden Batterie ist der Crossover sehr alltagstauglich. 400 km sind im Durchschnitt leicht erreichbar. Vor allem beim Fahren in der Stadt spielt die Rekuperation natürlich für den Stromer und erhöht potenziell die Reichweite. Bei zügigem Autobahntempo sinkt die Reichweite jedoch – kein Unterschied zum Verbrenner also.

    Betrachtet man nur die Anfahrperformance und das Spurtvermögen des Koreaners, lässt sich der Kia e-Niro durchaus sportlich bewegen – die Fahrleistungen machen Spaß. Dynamisches Kurvenfahren ist jedoch nicht das Metier des Kia e-Niro. Übertreibt man es und provoziert einen Lastwechsel, schnellt das Heck aus. Das ist jedoch nicht weiter problematisch, da das ESP früh und sehr sauber regelt. So wirkt der Kia e-Niro jederzeit fahrsicher, ohne aber wirkliches Kurventalent zu zeigen. Warum auch – das ist gar nicht sein Bestreben. Schließlich will der Kia e-Niro ein ganz gewöhnliches Auto sein. Man sitzt gut und leicht erhöht, alles lässt sich gut bedienen – es gibt ja auch noch Drehregler – und die Assistenzsysteme verrichten einen guten Job, sodass man sehr entspannt und entschleunigt an seinem Ziel ankommt und in Sachen Verbrauch kann man die Normwerte tatsächlich schaffen bzw. sogar unterbieten.

     

    Kia e-Niro Preis Check

    Starten wir den Preis Check. Los geht es bei 35.290 Euro für den Kia e-Niro mit der 39,2 kWh Batterie. Für die 64 kWh-Batterie muss man rund 3.800 Euro drauflegen. Zieht man aber die staatliche Elektroprämie ab, ergibt sich unter dem Strich eine Summe, die durchaus attraktiv erscheint: rund 30.000 Euro. Vor allem, weil hier schon ein Kollisionswarner, ein Spurhalteassistent und ein Abstandstempomat Serie sind. 500 Euro sollte man aber unbedingt für den dreiphasigen Onboard-Lader mit 10,5 kW einplanen, schließlich heißt es doch so schön: Zeit ist Geld.

    Und man spart – wie bei jedem anderen Stromer auch – die Kosten für den Ölwechsel und dank Rekuperation bei den Bremsen – Stichwort One-Pedal-Driving. Ein Tesla-Fahrer soll sogar rund 400.000 km mit dem ersten Satz Bremsen gefahren sein – da können Fahrer von Verbrennern nur staunen. Was aber etwas verwundert: Der Kia e-Niro möchte einmal im Jahr oder alle 15.000 Km zur Durchsicht. Was wiederum versöhnlich stimmt: Kia bietet auch beim e-Niro eine Garantie von sieben Jahren, die den Akku einschließt.

     

    Kia e-Niro Zielgruppencheck und Fazit

    Wer sich mit dem Design des Kia e-Niro anfreunden kann, bekommt mit dem Koreaner einen ausgereiften Stromer, der den Alltag ohne Allüren meistert. Gönnen sollte man sich die „große“ Batterie und den starken On-Board-Charger, dann ist die Welt in Ordnung.

    Angenehm wirken die gute Bedienbarkeit, die erhöhte Sitzposition und der brauchbare Kofferraum. Verbesserungswürdig wären die Beinfreiheit im Fond und die Kurvendynamik. Aber das sind Faktoren, die man nach seinem persönlichen Gusto abschätzen muss.

    Fotos: © KIA 2021

    Autoquartett-Daten: KIA e-Niro 64-kWh

     
    Motorleistung: 150 kW/204 PS
    Drehmoment: 395 Nm
    0-100 km/h: 7,8 Sek.
    Vmax: 167 km/h
    Kofferraumvolumen: 451-1.405 Liter
    Verbrauch: 15,9 kWh/100 km (WLTP)
    Basispreis: ca. 42.790 Euro

     

    Tipp

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    Zuletzt aktualisiert: Juli 2021

    Jens Stratmann

    Automobil-Journalist

    Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.

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