Bei den Japanern ging er mit dem Nissan X-Trail erst so richtig los, der SUV-Trend. 2001 kam die erste Generation auf den Markt und wirkte noch wie ein richtiger Geländewagen, war eckig und kantig, hier und da aber auch etwas verspielt. Man denke nur an die mittig installierten Instrumente. Und heute? Die aktuelle Generation – Nummer drei – hat mittlerweile ein Facelift erfahren und wirkt elegant und anmutig. Rauer Geländewagen-Charme glänzt durch Abwesenheit. Mal sehen, was die aktuelle Generation kann.
Nissan X-Trail im Drive-Check
Mit seinen 4,7 m Länge gehört der Nissan X-Trial zu den größeren SUV im Lande. Von Kompakt kann kaum die Rede sein – Mittelklasse ist hier eher angebracht. Und so liegt der Japaner auf Augenhöhe mit einem BMW X3 oder auch VW Tiguan XL Allspace. Um es noch zu verdeutlichen: Der Nissan X-Trail ist stolze 20 cm länger als der “normaler“ Tiguan. Und dass er seine Mitstreiter durchaus ernst nimmt, erkennt man an seiner grimmigen Front, die stark der seines kleineren Bruders Nissan Qashqai ähnelt. Die angespitzten Scheinwerfer, die mit dem Facelift nun optional in LED-Technik die Straße ausleuchten, wirken besonders angriffslustig. Hinzu kommen eine modifizierte Frontschürze und ein neu angeordnetes Tagfahrlicht.
Ansonsten haben die Japaner nicht viel Handlungsbedarf beim Mittelklasse-SUV gesehen. Warum auch? Der X-Trail steht stattlich auf seinen bis zu 19 Zoll großen Leichtmetallfelgen, gefällt mit seiner geschwungenen Seitenlinie und erinnert am Heck etwas an frühe Lexus SUV-Modelle. Das dürfte wohl vor allem den großen Rückleuchten zuzuschreiben sein.
Und unter der Haube? Hier gibt es ebenfalls kaum Neues. Aber das ist in Ordnung, da wohl jeder mit der Auswahl eine zufriedenstellende Wahl treffen kann. Als Einstsiegsaggregat kann man auf einen 1.6 Liter Turbo-Benziner mit 120 kW/163 PS zurückgreifen, der grundsätzlich mit einem manuelle 6-Gangschaltgetriebe und Frontantrieb erhältlich ist. Wer also Geländeeigenschaften mit einem Ottomotor kombinieren möchte, der geht leer aus. Dafür gefällt der Benziner mit einem überschaubaren Gesamtverbrauch von 6,2 bis 6,4 Liter auf 100 km und den besten Fahrleistungen im Aggregatsvergleich. In 9,7 Sekunden geht es auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 km/h erreicht. Keine Sportwagen-Fahrleistungen aber für ein Mittelklasse-SUV vollkommen in Ordnung.
Selbstzündend geht es mit dem Einstiegs-Diesel, dem 1.6 dCi mit 96kW/130 PS weiter, der auch im Konzern-Bruder Renault Kadjar einen guten Job macht. Serienmäßig ist dieser Motor im Nissan X-Trail mit einer 6-Gang-Handschaltung erhältlich, kann optional aber auch mit einem X-Tronic Automatikgetriebe, das aber eigentlich ein stufenloses CVT-Getriebe ist, ausgerüstet werden.
Empfehlung: Die Handschaltung. Je nach Wahl des Getriebes und der Allrad-Option sollen genügsame 4,9 und 5,4 durch die vier Brennräume fließen. Bei den Fahrleistungen gibt sich der 1.6 dCi ebenfalls zurückhaltend: Für den Standardsprint stehen 10,5 bis 11 Sekunden auf der Uhr, während die Höchstgeschwindigkeit mit 180 bis 188 km/h angegeben ist.
Und der gefahrene 2.0 dCi? Er ist der Top-Motor im Programm und kann mit seiner Papierform von 130 KW/177 PS die besten Leistungsdaten hervorbringen. Mit einem Verbrauch zwischen 5,6 und 6,1 Liter im 100km-Durchschnitt liegt er zudem auf Augenhöhe mit dem Einstiegsdiesel, während er mit 9,4 Sekunden für die Beschleunigung auf 100 km/h (Handschaltung) ungleich zügiger ist. Die Höchstgeschwindigkeit pendelt sich, je nach Getriebe und Allradantrieb um die 200 km/h ein.
Dass der Nissan X-Trail kein Kompakt-SUV ist, merkt man allein schon am Umstand, dass der Japaner optional sieben Sitzplätze mitbringt, von denen sich die letzte beiden platzsparend im Kofferraum versenken lassen. Bei voller Bestuhlung stehen nur noch bescheidene 135 Liter Ladvolumen bereit während es bis 1.877 Liter sind, wenn man alle Sitze umklappt. Bei der Fünfsitzer-Variante sind es zwischen 560 bis 1.982 Liter – genug für eine vierköpfige Familie auf Urlaubsfahrt.
Überhaupt eignet sich der Nissan X-Trail besonders gut als Familienauto: Der Einstieg fällt angenehm hoch aus, die Aussicht für die Kleinen ist prima und die Platzverhältnisse generös. Außerdem fällt das Gestühl rundum mit seiner bequemen Polsterung auf. Apropos Aussicht: Der Blick nach hinten wird durch das hochgezogene Heck merklich eingeschränkt, sodass man auf die Rückfahrkamera keinesfalls verzichten sollte. Poller, geparkte Fahrzeuge oder Kinder verschwinden hinter dem hohen Heck sehr schnell.
Positiv fällt hingegen auf, dass die Japaner zum Facelift neue, hochwertigere Materialien im Innenraum verwenden. So wird der Qualitätseindruck auf ein gehobenes Maß gepusht – sehr schön! Auch das neue, unten abgeflachtes Lenkrad gefällt und vermittelt einen sportlichen Eindruck, obwohl dies gar nicht so dem Naturell des Nissan X-Trail entspricht. Wohl aber die Sicherheit, die mit einer Vielzahl an Assistenten unterstützt wird. So kann man das SUV mit einem Totwinkel- oder Querverkehrswarner, einem Notbremsassistent mit Fußgängererkennung und weiteren nützlichen Systemen bekommen.
Ein SUV, das kein Sportler ist? Skandal? Keineswegs, sondern einfach ehrlich! Der Nissan X-Trail gaukelt nicht vor, ein Kurvenstart zu sein oder es mit einem Sportwagen aufnehmen zu können. Warum auch? Weil „Sports“ ein Teil von „Sports Ultility Vehicle“ ist? Das sollte man so interpretieren, dass der Japaner für viele Sportmöglichkeiten gerüstet ist. Die Mitnahme von Mountainbikes ist dank der Dachreling kein Problem. Gleiches gilt für Surfbretter und anderes Sport-Equipment.
Also: Ein Sportler ist er nicht, dafür aber ein komfortabler Begleiter im Alltag. Seine Federung gibt sich angenehm nachgiebig und schluckt selbst Kopfsteinpflaster. Dabei hört man den 2.0 dCi stets etwas nageln, jedoch nie in dem Maß, dass es störend wäre. Etwas gewöhnungsbedürftig ist eher die artbedingte Auslegung der X-Tronic, die die Drehzahl beim Beschleunigen permanent auf einem Niveau hält. Ebenfalls etwas störend: Der große, unhandliche Wendekreis.
40.650 Euro stehen auf der Rechnung, wenn man den Nissan X-Trail als N-Connecta mit allerhand Ausstattung als 2.0 dCi wählt. Nicht wenig, dafür fuhr der Testwagen mit allem Zip und Zapp vor. So sind in dieser Ausstattungslinie 19-Zoll-Leichtmetallfelgen ebenso serienmäßig, wie Ledersitze oder das Nissan Safety Shield. Und wer den Benziner in der Basis-Ausstattung wählt, der steigt in die Mittelklasse-SUV-Welt mit einem Startpreis von 25.590 Euro ein. Das ist dann sogar ein familienfreundlicher Preis.
Es scheint hier und dort schon durch: Der Nissan X-Trail ist ein Großraumtaxi für die Familie. Er befördert Elias und Marie behände zum Kindergarten, kann aufgrund der zwei Zusatzsitze im Kofferraum ihre besten Freunde mitnehmen und hat auch genügend Platz für den Wochenendeinkauf. Dabei ist er gut ausgestattet und komfortabel. Ein echter Alltagsheld also!
Zuletzt aktualisiert: Februar 2018
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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