Nach dem Erdbeerkörbchen, welches ja bis zum Jahre 1992 vom Band lief, kam das VW Golf 3 Cabrio auf den Markt. Dieses Golf Cabriolet ist ein ausgereiftes Fahrzeug, welches sich auch heute noch sehen lassen kann. Vor allem die Modelle mit dem Facelift (und der leicht angepassten Optik zum VW Golf 4) sind keine Geheimtipps mehr. Im Jahre 1998 kam, nach ca. 171.000 verkauften Modellen, das Facelift auf den Markt. Die Produktion endete im Jahre 2002. In den letzten beiden Jahren waren nur noch Modelle mit dem 2.0 Liter Benziner oder halt dem 1.9 Liter TDI Motor verfügbar.
VW Golf 3 Cabrio im Gebrauchtwagen-Check – Worauf sollte man beim Kauf achten?
Mit dem 1.9 Liter TDI Motor überraschte Volkswagen! Das VW Golf 3 Cabrio war damals das erste offene Fahrzeug mit einem Diesel-Motor. Bis zum Jahre 1999 hatte man noch die Wahl zwischen 90 oder 110 Diesel-PS, in den Jahren 2000-2002 gab es dann den Selbstzünder nur noch mit 90 PS. Der 2.0 Liter Benziner befeuert das Cabrio mit 115 Pferdestärken. Ältere Modelle gibt es mit dem bekannten 1.8 Liter Motor mit 75 und 90 PS und einem 1.6 Liter Motor mit 100 PS. Als unverwüstlich gelten die alten Benzin-Motoren, vor allem der 115 PS starke 2.0 Liter Motor zeigt sich nicht nur leistungsstark. Die Form vom VW Golf 3 Cabrio ist zeitlos, die Verarbeitung – für die Zeit – hervorragend und die Technik ist dank Großserie ausgereift. Der feststehende Bügel (Überrollbügel) kann als Manko ausgelegt werden, für mich ist es eine schöne Verbindung zum ursprünglichen VW Golf 1 Cabriolet.
Die guten alten Diesel-Motoren nageln alle etwas, das gehört zum Handwerk. Bei VW legte man Wert auf ein gutes Verdeck, dieses ist dick unterfüttert und somit wird aus dem VW Golf 3 Cabrio auch im Winter ein einsatzbereites Fahrzeug. Das Dach ließ sich optional elektrohydraulisch öffnen. Wer sich nun, nach der Saison, ein günstiges Cabrio kaufen möchte sollte vor allem das Dach überprüfen. Risse? Knickkanten? Wie sieht die Heckscheibe aus? Funktioniert die Verstellung? Nicht nur einmal probieren, ruhig zwei oder drei mal.
Beim VW Golf 3 Cabriolet braucht man keine Persenning (so nennt man die Abdeckung des Verdecks wenn dieses geöffnet ist) mehr. Trotzdem sollte diese vorhanden und in Ordnung sein. Beim Kauf darauf achten ob alle Clips vorhanden sind und ob man die Persenning montieren kann. Keine Angst: Leicht gefallen ist dieser Vorgang noch keinem. Grundsätzlich gilt: Je neuer das Fahrzeug, umso besser die Technik. Vor allem bei der Sicherheit ist da einiges passiert. Im Laufe der Jahre wurden die Features des VW Golf 3 Cabrio stets erweitert. Von Anfang an gab es allerdings ABS, Fahrer- und Beifahrerairbag, höhenverstellbare Gurte vorne und einen guten Seitenaufprallschutz durch weitere Verstrebungen.
Grundsätzlich sollte man mit dem Fahrzeug auch mal auf eine Bühne fahren. Bremsschläuche sollte man sich ansehen, die Bremsscheiben und die Beläge. Wie sieht es mit der Auspuffanlage aus? Wie mit den Federn und vor allem wie ist es um den kompletten Unterboden bestellt? Aufhängung der Hinterachse? Buchsen? Es gibt vieles zu entdecken, wer sich die Beurteilung nicht zutraut sollte einen befreundeten Mechaniker mitnehmen. Unter der Motorhaube sollte man einen Blick auf die Service-Zettel werfen: Wann wurde der Zahnriemen das letzte mal getauscht? Ist da die Wasserpumpe und die Spannrolle gleich mitgemacht worden? Zahnriemen, Wasserpumpe, Spannrolle und Bremsschläuche – das sind so die Standard-Fehlerquellen. Dazu kommt dann noch, dass der Zahn der Zeit aus jedem VW Golf 3 eine „Klapperkiste“ macht. Das klingt nun aber schlimmer, als es wirklich ist. Wenn die Motorhaube schon mal auf ist: Kühlerschläuche ansehen! Oft sind die Schlauchschellen dafür verantwortlich, dass Kühlwasser ausläuft. Hin und wieder können es aber auch die Schläuche sein.
Der Blick auf den Tacho sollte man wagen! Hier hat das Fahrzeug 87155 km auf dem „Buckel“. Anschließend sorgt ein Blick in den Innenraum um diesen Kilometerstand zu verifizieren. Die Sitze sind gut, keine Risse, der Schaltgriff zeigt sich nicht abgenutzt, das gilt auch für die Pedale. Der Wert scheint auf den ersten Blick richtig zu sein. Gewissheit gibt das Scheck-Heft bzw. die Inspektionszettel unter der Motorhaube. Nicht selten werden Cabriolets als reine Zweitfahrzeuge eingesetzt, daher kann man auch heute noch Fahrzeuge mit einem „relativ“ niedrigen Kilometerstand erwerben.
Kommen wir zum Dach. Cabrios mit einem elektro-hydraulischen Verdeck sind eher seltener und leider sorgt die elektrohydraulische Verstellung auch häufiger für Bauchschmerzen. Dächer sind häufiger defekt. Vor dem Öffnen muss man beide Befestigungshaken aushebeln! Auch wichtig: Das elektrische Dach darf nicht von Hand geöffnet werden! Egal ob elektrohydraulisch oder manuell: Das Verdeck muss leicht auf- und zuklappen. Beim Gestänge sollte man darauf achten, dass dieses nicht verbogen ist. Wenn das Dach Risse haben sollte, dann hilft ein Sattler – dann sollte man aber entsprechend den Kaufpreis drücken. Aufpassen sollte man bei tiefergelegten Fahrzeugen, zu harte Fahrwerke können die Karosserie „weich geklopft“ haben. Abgeklopft werden sollte auch die Karosserie, Rost ist durchaus ein Thema, auch wenn ich schon Fahrzeuge gesehen habe, die noch komplett ohne Rost durch die Gegend rollen. Bei der Probefahrt sollte man schauen ob das Getriebe sich gut schalten lässt oder ob, wie bei diesem gezeigten Fahrzeug, die Automatik den Job gut erledigt. Auf Geräusche achten, steht das Lenkrad gerade, wie verhält sich das Fahrzeug beim Bremsvorgang. Kleiner Tipp: Bevor man die Bremsfunktion testet schaut man in den Rückspiegel ob sich hinter einem auch kein Fahrzeug befindet.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Ausstattungs-Extras das Fahrzeug hat, umso besser. Allerdings sollte man die dann auch alle überprüfen. Das gilt für die Klimaanlage genauso wie für die Sitzheizung, die elektrischen Fensterheber oder die Verstellung der Scheinwerfer. Im Oktober kann man das z.B. bei den kostenlosen Lichttest-Wochen machen, aber auch ansonsten stehen Werkstätten gerne mal für eine kleine Service-Dienstleistung zur Verfügung. Sollte man ein Cabrio wirklich vor dem Winter kaufen? Nun, Cabrios habe ich bisher immer antizyklisch gekauft. Der Grund liegt auf der Hand: Im Frühjahr, mit den ersten Sonnenstrahlen, steigt die Nachfrage. Bei gebrauchten Fahrzeugen bestimmt die Nachfrage den Preis. Wer günstig kaufen möchte, der sollte also jetzt zuschlagen. Außerdem kann eine offene Fahrt durch eine verschneite Gegend auch ganz reizvoll sein.
Zuletzt aktualisiert: Oktober 2013
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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