Mit dem Ford Tourneo Connect haben die Kölner wirklich mal einige Kundenwünsche realisiert und lassen damit einige Mitbewerber wirklich alt aussehen. Der Ford Tourneo ist ein Hochdachkombi, welcher in zwei Längen angeboten wird, entweder als 5- oder als 7-Sitzer. Somit kann man diesen Familientransporter durchaus mit dem aktuellen VW Caddy vergleichen und stellt schnell fest, dass es einige Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede gibt. Wir haben den Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost im Test.
Test: Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost?
Zunächst gibt es ein paar Fakten zum gefahrenen Fahrzeug, anschließend den Blick aus der Familienvater-Sicht, denn als aktiver Vater von zwei Kindern, als Mountainbiker und als Hundebesitzer gehöre ich definitiv zur Zielgruppe des in Indic-Blau Metallic gehaltenen Ford Tourneo. Woher ich das weiß? Ich habe mir vor 3 Jahren einen neuen VW Caddy gekauft, aus vielen ähnlichen Beweggründen.
Der Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost in unserem Test ist 4,41 Meter lang, ohne Dachreiling 1,84 Meter hoch und inkl. Außenspiegel 2,13 Meter breit. Damit ist der Ford Tourneo offiziell zu breit für manche Autobahnbaustellen, aber irgendwas ist ja immer.
Der Radstand von 2,66 Metern verspricht aber nicht zu viel, denn der Platz kommt den Passagieren zugute und natürlich auch dem Gepäckraum. 1.029-2.410 Liter Ladevolumen! Das ist doch schon mal ein Wort, oder? Dazu glänzt der 5-Sitzer mit einer Zuladung von 515 kg (der Fahrer sitzt dabei schon drin). Alles familientaugliche Werte und falls die Zuladung nicht reicht, dann nutzt man die Anhängelast, die liegt bei 1.030 kg gebremst bzw. 745 kg ungebremst.
Insgesamt sind wir mit dem Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost im Test über 1.000 km gefahren und konnten dabei seine Vorzüge kennenlernen. Im Vergleich zum eigenen VW Caddy sind mir ganz persönlich einige Punkte aufgefallen, die mich wahrlich überzeugt haben, einige sind allerdings auch etwas schlechter gelöst. Schauen wir uns ein paar Punkte an:
Direkt nach dem Einsteigen durfte ich feststellen, dass der Ford Tourneo Connect mehr „PKW“ als Nutzfahrzeug ist. Das Raumgefühl stimmt und auch wenn es im PKW-Segment inzwischen hochwertigere Materialen gibt, gefällt mir der Ford Tourneo Connect durch die Verarbeitungsqualität, die Haptik und auch durch viele Detail-Lösungen:
Zweiter Innenraumspiegel, um die hintere Sitzreihe im Blick zu haben, riesige Türtaschen, zwei Getränkehalter, ein gut verstellbares Lenkrad und sauber abzulesende Instrumente.
Meine Liebste war im Test auch sehr von dem einfachen Infotainmentsystem des Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost angetan. In dem Rückspiegel wird optional das Bild der Rückfahrkamera eingeblendet, zunächst ungewohnt, später genial. Denn man schaut beim Einparken doch sowieso in die Spiegel.
Spiegel! Gutes Stichwort. Die Außenspiegel vom Ford Tourneo Connect sind zweigeteilt und bieten gleichzeitig einen Blick in den „toten Winkel“ – hier warnt also keine Elektronik, hier behält der Fahrer / die Fahrerin alles im Blick. Zunächst ist das ungewohnt, inzwischen würde ich mir bei meinem VW Caddy diese Spiegel wünschen. Elektrisch sind die Spiegel trotzdem! Verstellbar und anklappbar.
Doch wie sieht es mit dem Vortrieb aus? Der kleine Dreizylinder-Benziner reicht aus. Hätte ich nicht gedacht. Da hatte ich Vorurteile, die der Ford eliminiert hat. Das Getriebe zeigt sich gut abgestuft, der Ford lässt sich angenehm schalten und eine Schaltanzeige zwischen den Instrumenten zeigt den richtigen Schaltpunkt an. Zwischendurch hört man den 3-Zylinder arbeiten, aber niemals so, dass es stören könnte.
Dann sind es eher die Windgeräusche ab 120-130 km/h, die auffällig sind, aber das ist beim VW Caddy auch nicht anders. Den fahre ich übrigens mit einem 1,6 Liter TDI, der (bauartbedingt) um ein Vielfaches lauter ist als der 3-Zylinder Benziner im Ford Tourneo Connect. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt und macht selbst auf der Autobahn bzw. bei schnellen Lastwechseln einen guten Job.
Das Platzangebot:
Im Innenraum überzeugt er durch Platz für 5 Personen, hinten kann man ohne Probleme 2 Kindersitze montieren und diese freuen sich dann über elektrische Fensterheber in den Schiebetüren. Das kann der VW Caddy nicht, dort gibt es optional Schiebefenster.
Allerdings muss ich an dieser Stelle des Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost Tests nun auch Kritik üben, denn beim Ford Tourneo Connect sind im Bereich der Schiebetür bewegliche Teile – auf die man nicht treten darf. Muss ich wirklich erwähnen, dass sowas bei einem Familienfahrzeug eigentlich ein „No-Go“ ist?
Hier sind Beschädigungen doch eigentlich vorprogrammiert, aber das wird die Zukunft zeigen. Hinten gibt es – im Vergleich zum VW Caddy – eine fast ebene Fläche am Boden. Das sorgt auch dafür, dass man die hinteren Sitze nicht nur umlegen, sondern auch noch nach vorne klappen kann. Das erhöht die Variabilität im Laderaum und natürlich auch die Nutzfläche. Komplett herausnehmen lassen sich die Sitze natürlich auch.
Der Kofferraum! Wow! Toll! Mitgedacht! Das waren meine ersten Worte, denn oben gibt es Fächer. Stauraum! Für Familien ideal. Vor allem für diejenigen die noch Windeln etc. mit sich herumschleppen müssen, denn so kann man eine mobile Wickelstation einrichten und der Ford Tourneo Connect wird zum Familienfreund.
Die Ablagen kann man natürlich auch anderweitig nutzen, ich habe z.B. die Geburtstagsgeschenke des Juniors dort versteckt. Die große Heckklappe bietet nicht nur Schutz bei Regen (Einkauf einladen, eventuell umziehen nach dem Sport), sondern lässt sich auch leicht öffnen und schließen. Versucht mal bei einem VW Caddy „lautlos“ die Heckklappe zu schließen, wenn sämtliche Fenster geschlossen sind, das wird nicht funktionieren. Beim Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost ging es im Test.
Was ich mir noch wünschen würde? Beim Citroen Berlingo (auch ein Fahrzeug mit Schiebetüren) gibt es eine Heckscheibe, die man öffnen kann. Separat. Getrennt von der Heckklappe. Diese wäre hier ideal, um „nur mal eben“ etwas in den Kofferraum zu legen oder um „nur mal eben“ aus den oberen Staufächern etwas zu holen. Das z.B. wenn der Parkraum etwas enger ist und man die Heckklappe nicht komplett öffnen kann.
Bei unserem Testfahrzeug war ein berühmter Motor verbaut: Der 1,0 Liter 3-Zylinder wurde bereits mehrfach zum Motor des Jahres gewählt.
Downsizing! An das Wort müssen wir uns früher oder später gewöhnen, denn die Hersteller müssen die strengen CO2-Normen erfüllen und die Werte senken. Einige Hersteller setzen auf die Erhöhung des Wirkungsgrades, andere auf extremes Downsizing.
Der 1,0 Liter 3-Zylinder „EcoBoost“ bewegt z.B. auch den Ford Focus, warum also nicht auch den ca. 1,6 Tonnen schweren (leer) Ford Tourneo Connect 1.0? Dank der Ecoboost Turboaufladung bringt der Motor im Test immerhin 100 PS auf den Leistungsprüfstand, das maximale Drehmoment von 170 Nm liegt im Drehzahlband zwischen 1.400 und 4.000 U/min an und der NEFZ-Verbrauch liegt (laut Hersteller) bei 5,6 Liter auf 100 km. Wir haben 8,3 Liter Super-Benzin verbraucht.
Dass man bei den Leistungsdaten kein Drag-Racing gewinnen dürfte, ist klar, oder? Innerhalb von 14 Sekunden beschleunigt der Ford Tourneo 1.0 Ecoboost (kurze Version) von 0 auf 100 km, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 165 km/h.
Warum ist der verbraucht so hoch?
Ein hoher Volllast-Anteil auf der Autobahn und zahlreiche Innenstadtfahrten haben den Wert des Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost im Test nach oben getrieben; für solche Strecken ist der NEFZ-Wert einfach nicht aussagekräftig. Der Tank fasst 60 Liter und so kann man, rein theoretisch ca. 1.000 km fahren, ohne den Tankwart zu besuchen. Dort braucht man dann nicht einmal mehr einen Tankdeckel in die Hand nehmen: Klappe öffnen und rein den Tankstutzen. Die Hände bleiben sauber!
In der Kombination Motor, Ausstattung (Titanium inkl. 2-Zonen Klimaanlage, Notbremssystem und Panoramadach), Länge, 6-Gang Handschaltung startet der Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost bei 24.710 Euro. Unser Testwagen war etwas besser ausgestattet und kostet 26.995 Euro. Unser Caddy war damals etwas günstiger, bietet aber auch weniger Ausstattung. Ford hat mit dem aktuellen Ford Tourneo Connect etwas richtig Gutes geleistet. Ich bin begeistert!
Parkraum! Gutes Stichwort. Schiebetüren sind toll. Die Kinder können selbstständig ein- und aussteigen und man muss keine Angst vor anderen Fahrzeugen haben, die ggf. beschädigt werden könnten. Aufpassen muss der Fahrer / die Fahrerin. Fährt man zu nah an Säulen / Laternen / Pfosten, dann kann so eine Schiebetür auch dort gegen knallen. Man muss sich also etwas eingewöhnen, doch wenn man die Vorteile der Schiebetüren erst einmal erlebt hat, dann will man diese nicht mehr missen.
Connect? Ausreichend 12V Steckdosen, Ablageflächen und USB-Ports hat der Ford Tourneo Connect 1.0 Ecoboost im Test, sämtliche elektrischen Spielzeuge können also auch während der Fahrt geladen werden. Das große Panoramadach lässt sich abdunkeln, die elektrischen Fensterheber verfügen über einen Einklemmschutz und wenn es den Ford Tourneo Connect vor drei Jahren schon gegeben hätte, dann würde dieser definitiv heute vor unserer Einfahrt stehen und die Kinder hätten endlich so schöne Klapptische zum Spielen, Lesen, Zeichnen.
Hier übrigens auch noch ein kleiner Kritikpunkt: Dem Ford Tourneo Connect mangelt es im Fond an Beleuchtungsmöglichkeiten – aber irgendwas ist ja immer.
Zuletzt aktualisiert: November 2021
Jens Stratmann
Automobil-Journalist
Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.
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