03Nov2023 Aktuell

    Trans Parent Day: Welche Tipps und Erfahrungen können trans* Eltern helfen?

    Anlässlich des Trans Parent Day am 5.11.2023 haben wir uns mit R+V-Mitarbeiterin Zoé Lynn Charpentier (Systementwicklerin in Hamburg) unterhalten. Sie bezeichnet sich als binär trans*, das bedeutet, dass sie bei ihrer Geburt als männlich eingeordnet wurde, aber eine weibliche Identität hat. Zoé Lynn Charpentier ist selbst Mutter und gibt im Interview Tipps, wie man Kindern eine Veränderung des Erscheinungsbildes altersgerecht erklären kann.


    Liebe Zoé, wie können Partner*innen, Kinder oder die eigenen Eltern ein trans* oder nicht-binäres Elternteil unterstützen?

    Zoé Lynn Charpentier: Jede Familiensituation ist individuell, leider kann man das nicht pauschal beantworten. Wichtig ist auf jeden Fall, der Person die eigene Identität nicht abzusprechen. Da sein, respektieren und akzeptieren und vor allem: sich auch selbst informieren. Das gilt vor allem für Eltern von trans* und nicht-binären Personen. Wir sollten nicht die einzige Informationsquelle sein. Der schwierigen Aufgabe, andere aufzuklären, kann man als trans* Person nicht immer gerecht werden. Es gibt viele gute Dokumentationen, Bücher oder Austauschmöglichkeiten mit anderen (online oder je nach Wohnort persönlich).

     

    Welche Bücher kannst du empfehlen, um jüngeren Kindern zu erklären, was trans* sein bedeutet?

    Zoé: Da gibt es einige Bücher. Zum Beispiel „Das schönste Kleid der Welt“. Auch „Der Junge im Rock“ und „Julian ist eine Meerjungfrau“ kamen bei meinem Kind gut an. Ich fand auch das passende Kapitel im Buch „Erklär’s mir, als wär ich 5“ sehr hilfreich, sowohl für mein Kind, als auch für meine Eltern.

     

    Hat dir der Austausch mit anderen trans und nicht-binären Eltern geholfen oder sind Erfahrungen hier schwer übertragbar, weil jede Familie ihren eigenen Weg geht?

    Zoé: Ein Austausch mit anderen trans*Personen hatte sich bisher nicht ergeben, da ich auch nicht aktiv gesucht hatte. Außerdem darf man nicht vergessen: Oft gibt es bei trans* oder nicht-binären Personen einen langen Leidensweg. Nicht alle möchten darüber sprechen. Und wenn man darüber spricht, kann es für andere belastend sein, das zu hören und mitzufühlen. Deshalb möchte ich allen empfehlen: Sucht euch Menschen, die euch so akzeptieren, wie ihr seid und wo ihr Rückhalt findet.

     

    Was möchtest du anderen trans* und nicht-binären Eltern raten?

    Zoé: Kinder wollen verstehen, also erklärt ihnen einfach, was ihr fühlt. Ich z. B. habe meinem Kind gesagt: „Ich habe mich früher immer verkleidet und so getan, als wäre ich jemand anderes, weil ich nicht wusste, dass es eine Verkleidung ist. Heute habe ich die Verkleidung ausgezogen und bin, wer ich nun bin. Das ändert aber nichts an meiner Liebe zu dir!"
     

    Vielen Dank für das Gespräch, Zoé!

    Hier geht es zum Artikel „Outing brachte Farbe in mein Leben!“


     

    BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

    Transgender bedeutet, dass sich eine Person nicht mit dem ihr bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert.

    Cisgender ist das Gegenteil und bedeutet, dass sich eine Person mit dem ihr bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert.

    Nicht-binär bedeutet, dass sich eine Person nicht oder nicht vollständig mit den binären Geschlechtern Mann/Frau identifiziert. Das kann z.B. bedeuten, dass sie sich genderlos bzw. geschlechtsneutral fühlt, dass sie sich irgendwo zwischen Mann und Frau identifiziert oder abwechselnd, manchmal mehr männlich oder manchmal mehr weiblich. 
    Nicht alle nicht-binären Personen bezeichnen sich auch als trans und nicht alle nicht-binären Personen fühlen sich im falschen Körper geboren (gender Dysphorie). 
    Viele nicht-binäre und auch trans Personen haben keine Probleme mit ihrem Körper, wollen oder können aber die gesellschaftlich vorgegebenen Erwartungen zu Geschlecht und Gender nicht erfüllen. 

    Intersexuell bedeutet, dass eine Person mit nicht eindeutigen männlichen oder weiblichen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt gekommen ist.

     

    Autor/-in