09Feb2022 Im Job

    Unfälle in der Landwirtschaft: So beugen Sie vor.

    Täglicher Umgang mit Tieren, Pflanzen und anspruchsvoller Technik: Das Unfallrisiko in der Landwirtschaft ist hoch. Unser Experte Dr. Markus Berneiser beantwortet die wichtigsten Fragen zu Gefahren auf dem Hof.

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    Herr Dr. Berneiser, mehr als 64.000 Unfälle in landwirtschaftlichen Betrieben meldet die zuständige Berufsgenossenschaft allein für das Jahr 2020. Bei etwa 260.000 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland bedeutet das: Auf jedem vierten Hof ereignet sich jährlich ein Arbeitsunfall. Warum kommen diese Unfälle so häufig vor – und wie können sich Landwirte und ihre Angestellten besser schützen?

    Dr. Berneiser: Die Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb ist sehr vielseitig. Oft geht es darum, innerhalb kurzer Zeit die Tiere zu versorgen, aufs Feld zu fahren oder sich an technisch herausfordernde Aufgaben zu wagen, die einiges an Wissen voraussetzen. Dieser Wechsel macht den Reiz der Hofarbeit aus, bringt aber auch spezielle Risiken mit sich. Es ist deshalb so wichtig, sich immer wieder mit bewussten Routinen sichere Arbeitsabläufe zu schaffen und die Aufmerksamkeit für die jeweilige Gefahrensituation zu schärfen.


    Können Sie dafür ein Beispiel geben?

    Dr. Berneiser: Nehmen wir das Verladen von Rindern oder Schweinen. Da kommt es sehr darauf an, mit genügend Vorlauf und ohne Hektik in der Situation zu agieren, um möglichst wenig Stress bei den Tieren zu erzeugen. Dazu gehört bereits die entspannte Vorbereitung: also Sicherheitsschuhe anziehen, die Stallgänge in Ruhe aufräumen, Stolperfallen aus dem Weg schaffen und Hilfsmittel wie Treibbretter bereitlegen. Hektik und Schrecksekunden gilt es hier unbedingt zu vermeiden, sonst werden die Tiere sehr schnell nervös. Und natürlich sollte man so eine Aufgabe nicht allein durchführen.

    Auch beim Einsatz von Gefahrenstoffen wie Pflanzenschutz-, Dünge-, und Desinfektionsmittel geht es um Ruhe und sichere Routinen. Also: Erst die Schutzkleidung anziehen und die Handschuhe nicht vergessen, um keine Verätzungen oder Vergiftungen zu riskieren. Auch das ordentliche Verstauen in einem speziellen Schrank oder Raum und Kennzeichnen von Gefahrenstoffen gehören hier zu den Sicherheitsabläufen. Dass Kinder in der Nähe von diesen Aufbewahrungsorten nichts zu suchen haben, versteht sich natürlich von selbst. 

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    Auch mal eben noch aufs Dach klettern oder in luftiger Höhe die Bäume schneiden gehört zum Arbeitsalltag im landwirtschaftlichen Betrieb. Passieren in solchen Situationen häufiger Unfälle?

    Durchaus. Von Ausbesserungsarbeiten über die Obsternte bis zum Baumschnitt: Da ist jedes Mal ein gewisses Unfallrisiko dabei. Verringern kann man das mit dem Einsatz von Arbeitsplattformen oder -körben. Die werden in den Frontlader des Schleppers eingehängt und bringen die arbeitende Person schnell auf die richtige Höhe. Gleichzeitig hat man die Hände frei. Eine weitere Möglichkeit bei regelmäßigen Wegen ist das Anbringen von Treppen. So werden Stürze weniger wahrscheinlich.


    Neben den geschilderten gefährlichen Situationen verbinden sich mit dem landwirtschaftlichen Beruf auch alltägliche gesundheitliche Risiken. Welche sind dabei besonders hervorzuheben?

    Recht verbreitet bei Landwirten sind zum einen Atemwegserkrankungen. Das liegt an der oft staubigen Luft in den Ställen. Das Einatmen dieser Luft kann auf Dauer Allergien auslösen und chronische Krankheiten wie Bronchitis verursachen.

    Um die Staubanteile in der Luft zu reduzieren, sollte man auf eine möglichst gute Belüftung achten. Bei einigen Arbeiten empfiehlt es sich, zusätzlich eine Atemschutzmaske zu tragen. Zur räumlichen Trennung zwischen Stall- und anderen Betriebsgebäuden eignen sich Schleusen, die die Verschleppung von Staub und Schmutz vermeiden.

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    Und die andere gesundheitliche Belastung?

    Die teilen sich die Landwirte tatsächlich mit dem Büroangestellten. Denn Rückenprobleme tauchen auch auf dem Bauernhof häufig auf. Ursache sind Fehlbelastungen, monotone Tätigkeiten, aber auch Stress und Leistungsdruck. Betroffene sollten beim Heben und Tragen immer wieder an die richtige Haltung denken und möglichst Transporthilfen nutzen. Zudem ist es auch als Landwirt oder Landwirtin sehr empfehlenswert, als Ausgleich regelmäßig etwas Sport zu treiben und den Rücken mit gezielten Übungen zu kräftigen.

    Autor/-in

    Dr. Markus Berneiser

    markus.berneiser@ruv.de