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Mi parolas Esperanton - kaj vi?
Manche Menschen lernen mehrere Fremdsprachen, um die Welt zu erkunden. Dr. Ulrich Matthias genügt dafür eine einzige: Esperanto.
Von Anja Schmidt-von Rhein
„Saluton! Mi estas Ulrich, kai mi loĝas en Wiesbaden“ – versteht jeder Teilnehmer der internationalen Esperanto-Treffen. Kaum gesagt, schon kann Ulrich Gespräche mit Spaniern, Chinesen, Tschechen oder Brasilianern beginnen. „Ich habe dadurch wunderbare Freunde in der ganzen Welt gefunden“, berichtet der 58-Jährige.
Im Arbeitsleben ist Ulrich seit 28 Jahren in der betrieblichen Altersversorgung tätig, er ist Senior Consultant bAV bei der compertis-Beratungsgesellschaft. Er kümmert sich um die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen und um Liquidationsversicherungen. Zwar arbeitet er in Wiesbaden. Aber was als Hobby im Mathematikstudium begann, hat ihn inzwischen zu einem Weltbürger gemacht.

Ob in Polen, Italien, Frankreich oder Madagaskar – rund um den Globus hat Esperanto ihm Türen geöffnet. Auf dem Weltjugendkongress in Hongkong lernte er sogar seine jetzige Frau – eine Chinesin – kennen. Das war vor 24 Jahren, ihre beiden Kinder sind inzwischen schon erwachsen – und sind natürlich auch in Esperanto fit.
Esperanto: der Traum von Frieden und Verständnis
Esperanto entstand als großer Traum: Alle Menschen sollten sich besser verstehen, Konflikte gelöst, Kriege vermieden werden. Der Schlüssel dazu: Eine gemeinsame Sprache. Der Augenarzt Ludwik Lejzer Zamenhof erfand die „Sprache der Herzen“ 1887. Als Bewohner des damaligen Polens erlebte er, wie der Schmelztiegel zwischen den verschiedenen Sprachgemeinschaften der Polen, Litauer, Deutschen und Juden explodierte und in Pogromen gipfelte. Konnte eine gemeinsame Sprache mehr Verständnis füreinander schaffen?
Um das zu erreichen, musste Esperanto schnell und leicht zu erlernen sein. Es hat eine vereinfachte Grammatik und ist völlig regelmäßig. Der Wortschatz basiert vor allem auf romanischen, germanischen und slawischen Sprachen. Vieles kommt einem also ein bisschen bekannt vor. Aus 16.000 Wortstämmen kann man durch Zusammensetzungen und Endungen fast das Zehnfache an Wörtern bilden. „Man muss viel weniger Vokabeln und Grammatik lernen als bei anderen Sprachen“, weiß Ulrich, der auch fließend Englisch und Französisch spricht. Er selbst begann als 19-jähriger Student per Fernkurs und konnte die Sprache bereits nach zwei Monaten gut lesen.

Die Welt steht offen
„Nach fünf Monaten bin ich auf ein Esperanto-Treffen nach Frankreich gefahren, und mit der Verständigung hat es prima geklappt.“ Zahlreiche Reisen folgten seitdem - allein 2024 in Polen, Madagaskar, Frankreich und Italien. Und überall treffe ich Menschen aus der Community wieder, die sich freuen, mich zu sehen“, sagt der Wiesbadener. „Wenn man zu einem Esperanto-Treffen kommt, herrscht immer eine sehr herzliche, persönliche Atmosphäre“, erzählt Ulrich. Auch bei der R+V kennt Ulrich übrigens zwei Kolleginnen, die auch Esperanto sprechen.

Madagaskar: Kennenlernen einfach gemacht
Madagaskar fand er am spannendsten: „Das ist wie ein „vergessenes“ Land in der Welt, da gibt es kaum Tourismus. Vielleicht war es sogar das erste Mal, dass ein Esperanto-Sprecher aus Deutschland dort war.“ Sein Besuch hatte besondere Anlässe: Aus der madagassischen Hauptstadt Antananarivo hatte ihn die Direktorin einer international unterstützten Schule aus einem Armenviertel kontaktiert, die als Schriftstellerin Aufmerksamkeit für die Lebensumstände von Frauen in ihrem Land erreichen wollte.

Als zudem ein christliches Esperanto-Seminar stattfand, reiste er hin – und lernte nicht nur die 42 vorwiegend jugendlichen Teilnehmer aus Madagaskar kennen, sondern wohnte auch bei der Schuldirektorin und ihrer Familie. „In dem bescheidenen Einfamilienhaus der Familie gibt es weder Kühlschrank noch Waschmaschine, das Wasser wird mit einem Zugbrunnen aus der Tiefe geholt und auf einem Holzfeuer erhitzt“, berichtet Ulrich, „trotzdem fühlte ich mich dort ausgesprochen wohl.“ In tiefgehenden Gesprächen erfuhr er von der Autorin Ranja Zafinifotsy beispielsweise über ihren Vortrag „Hunger in Madagaskar“.
Botschafter aus Überzeugung
Der Traum von der unkomplizierteren Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen scheint also möglich. Wer darauf Lust hat, kann jederzeit selbst beginnen, Esperanto zu lernen. Zum Beispiel auf:
www.esperanto.de
www.lernu.net
Inzwischen ist Ulrich auch Vorstandsmitglied des deutschen Landesverbandes in der Internationalen Christlichen Esperanto-Liga sowie der FAME-Stiftung zur Förderung internationaler Verständigungsmittel, die einen Esperanto-Kulturpreis verleiht.
Was gibt es für Esperanto-Fans
- Esperanto wird in über 150 Ländern gesprochen, von 1-2 Millionen Menschen
- Popkultur: Esperanto hielt auch bereits in Computerspielen Einzug, in Filmen und Serien. In der Serie „Babylon 5“ gibt es beispielsweise Schilder in der Sprache
- Esperanto-Weltliteratur, so „DonKiĥoto“ von Cervantes
- Social Media: Auf Facebook, Instagram und YouTube
- Musikgruppen
- Next Generation: Auch viele Jugendliche lernen die Sprache