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Respekt vor dem Wasser – ja. Angst? Nein.
Christian Arndt unterstützt Geflüchtete dabei, schwimmen zu lernen.
Von Christina Orgnon
Wasser ist sein Element, Schwimmen seine Leidenschaft. Christian Arndt hat als Triathlet so einige Wettkämpfe bestritten, bis hin zum Half-Ironman in Wiesbaden. Auch an Fahrradrennen hat er teilgenommen, unter anderem ist er mehrfach die Cape Town Cycle Tour in Südafrika gefahren. Zwischenzeitlich ist der Triathlon für ihn Geschichte. Aber seine Begeisterung für das nasse Element ist geblieben. Und die will Christian Arndt teilen. Während der Woche arbeitet er als Berater Digitalvertrieb bei der R+V, seit mehr als einem halben Jahr engagiert er sich als Schwimmlehrer beim Wiesbadener Schwimmverein Delphin. Samstags trainiert er mit Kindern, montags mit Erwachsenen. Ehrenamtlich. Das Besondere: Sie alle sind Geflüchtete, fremd in Deutschland. „Natürlich geht es darum, Schwimmen zu lernen“, sagt Christian. „Gleichzeitig ist es für die Teilnehmer aber auch die Möglichkeit, sich als Teil einer Gemeinschaft zu erleben.“
Im Fokus: Spaß am Schwimmen
17 Kinder kommen regelmäßig zum Training, das Jüngste ist acht, das älteste 14. Der Kurs ist voll. Natürlich ist Christian bei dem Training nicht allein, er kümmert sich gemeinsam mit fünf weiteren ehrenamtlichen Trainern um den Nachwuchs. Vor Ort teilen sie die Gruppe ein: Wer übernimmt die Kinder, die Wassergewöhnung machen? Wer die Kinder, die bereits schwimmen können, und feilt mit ihnen an der Technik? „Wir schauen genau hin, wer was braucht“, sagt Christian. „Inzwischen sind da richtig gute Schwimmer dabei.“ Darauf ist er stolz. Sportliche Höchstleistungen sind aber nicht das Ziel des Trainings: „Uns ist wichtig, dass alle Spaß im Wasser haben. Das Schwimmen kommt dann von ganz allein.“ Damit das gelingt, überlegt Christian sich viele kleine Übungen. Purzelbäume im Wasser? Gar nicht so einfach. „Oder ich lasse die Kinder mit den Armen Kraulen und die Beine wie beim Brustschwimmen bewegen – nicht selten endet das im munteren Chaos“, erzählt er schmunzelnd.
Ängste überwinden
Anders ist die Situation in der Montagsgruppe – hier coacht Christian ausschließliche Erwachsene. Dann treffen Schwimmer und Nichtschwimmer aufeinander, verschiedene Nationalitäten, mit ganz eigenen persönlichen Vorgeschichten. „Vermutlich haben einige schlechte Erfahrungen gemacht – manche haben panische Angst vor Wasser“, erzählt Christian. Hier ist viel Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Vorsichtige erste Übungen am Beckenrand, die Füße kurz vom Boden heben – auch das ist ein Erfolg. „Für sie bedeutet es eine riesige Überwindung, dem Wasser zu vertrauen. Und zu spüren: Wenn ich eine bestimmte Bewegung mache, komme ich vorwärts“, sagt Christian. „Umso schöner ist es dann, wenn jemand erste zaghafte Schwimmzüge macht. Und Schritt für Schritt Zutrauen zu seinem Können im Wasser findet.“
Einfach erklären? Mitnichten.
Auch der ehemalige Triathlet lernt bei jeder Unterrichtsstunde dazu: Wie kann er Bewegungen, die er selbst verinnerlicht hat, anderen verständlich vermitteln? „Schwimmen ist komplex, man muss viele Bewegungen gleichzeitig koordinieren. Es zu erklären, ist gar nicht so einfach“, sagt Christian. „Was ich gelernt habe: Dass ich gut schwimmen kann, bedeutet noch lange nicht, dass ich es gut beibringen kann.“
Dazu kommen die Sprachbarrieren. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich mit Deutsch nicht weiterkomme“, erzählt Christian, und erinnert sich: „Anfangs habe ich gefragt, ob wir am besten englisch oder französisch sprechen. Einer der Teilnehmer antwortete: arabisch. Das ist jetzt nicht unbedingt meine Kernkompetenz…“ Also improvisiert er. Wo es möglich ist, übersetzt jemand aus der Gruppe. Manchmal hilft nur: Mit ins Wasser gehen. Zeigen. Jede Bewegung genau vormachen. Hier ist von Christian ganzer Körpereinsatz gefragt.
Schwimmkurs und Schwimmtreff in einem
Es ist ein Schwimmkurs unter erschwerten Bedingungen – für Teilnehmer und Trainer gleichermaßen. „Ich bin da zugegeben etwas naiv rangegangen. Ich habe mir gedacht: Ich kann schwimmen, und jetzt bringe ich anderen schwimmen bei. Aber so einfach ist es eben nicht“, sagt Christian. Dennoch: Er ist nicht allein. Das Trainerteam tauscht sich aus, hilft sich gegenseitig mit Rat. „Das Tolle an dieser Arbeit ist, dass wir direkt sehen, wie sich die Kinder und Erwachsenen entwickeln“, sagt Christian. „Wenn sie dann schwimmen können, sind sie extrem stolz und voller Freude.“
Ehrenamtliche Trainer gesucht:
Aktuell trainieren die Gruppen samstags und montags. Die Kurse sind voll, die Nachfrage ist hoch. Weitere Schwimmtrainer sind herzlich willkommen – wer Zeit und Interesse hat, kann sich gerne direkt wenden an: schwimmtrainer@info-arndt.de