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Der richtige Stallgeruch
Jede dritte Milchkuh, jedes 20. Pferd und jeder vierte Quadratmeter auf den Feldern steht unter dem Schutz der Vereinigten Tierversicherung (VTV). Das älteste Versicherungsunternehmen der R+V Gruppe ist 150 Jahre alt – eine Erfolgsgeschichte.
Von Gesa Fritz
Ende des 19. Jahrhunderts bedroht eine gefährliche Tierkrankheit die Höfe in Deutschland: die Maul- und Klauenseuche, kurz MKS. „Das ist bis heute die schlimmste Infektionskrankheit in der Landwirtschaft“, erklärt Michael Wischmann, Abteilungsleiter Agrar/VTV. „Das Virus ist hochansteckend und wird zu allem Übel vom Wind weiterverbreitet.“ Dabei trifft es alle Klauentiere – von Schafen über Schweine und Rinder bis hin zu den Wildtieren. Deutschlandweit erkranken damals auf den Bauernhöfen hunderttausende Nutztiere schwer, für die Landwirte eine Katastrophe.
Just in dieser Zeit – genauer: im April 1875 – wird die Rheinische Vieh-Versicherungs-Gesellschaft zu Cöln gegründet, die Keimzelle der heutigen VTV. Die neue Gesellschaft hat die Bedürfnisse der Landwirte im Blick, will sie vor finanziellen Verlusten schützen. Versichert wird damals das einzelne Tier. „Die Höfe waren damals klein, es gab zwei Milchkühe und vielleicht noch einen Zugochsen oder ein Arbeitspferd“, erzählt Michael Wischmann. „Wenn eines der Tiere krank wurde, stand gleich die Existenz des Bauern auf dem Spiel.“ Die neue Versicherungsgesellschaft startet klein, das Gründungskapital beläuft sich auf 9.000 Mark. Sie trifft aber auf ein großes Bedürfnis der Zeit: Den Landwirten in Notlagen zur Seite stehen.
Massive Veränderungen auf den Höfen
Die ersten Traktoren, größere Anbauflächen, Spezialisierung in der Viehhaltung: „Die Landwirtschaft hat sich über die Jahre massiv verändert – und zwar in einem unheimlichen Tempo“, sagt Michael Wischmann. Auch die Tierversicherung wandelt sich über die Zeit, wechselt mehrfach den Namen, übernimmt Gesellschaften, fusioniert mit anderen. Schon früh mausert sie sich zur größten Tierversicherung in Deutschland.
Das Versicherungsangebot wird über die Jahre permanent angepasst. Immer unter der Fragestellung: Welcher Versicherungsschutz passt am besten zu den Bedürfnissen und Nöten der Landwirte? Mitte des 20. Jahrhunderts bietet die VTV eine Art Kurzzeitversicherung für Schlachtvieh an. Der Versicherungsschutz besteht meistens nur für mehrere Stunden, höchstens für drei Tage – eben genau so lange, bis die Tiere vom Schlachter als einwandfrei akzeptiert werden. Mit dem Ende der übers ganze Land verteilten kleinen Metzgereien mit eigener Schlachterei wird dieser Schutz überflüssig. Die großen Schlachthöfe erledigen alles in Eigenregie – auch die finanzielle Absicherung bei der Fleischbeschau.
Der Fokus auf die Absicherung einzelner Tiere verlagert sich auf den Schutz des ganzen Tierbestands eines Bauernhofs. Die VTV entwickelt die erste Betriebsunterbrechungsversicherung für die Tierhaltung, während die Konkurrenz noch mit Pauschalen hantiert. „Wenn auf einem Hof die Schweinepest ausbricht, fallen die Kosten für Futter, Tierarzt, Strom oder auch das Gehalt von Mitarbeitenden weiter an“, erklärt Carsten Reimer, Chef-Underwriter Agrar. „Hier schauen wir auf den individuellen Bedarf und sorgen dafür, dass die Betriebe bei einem Schaden so dastehen, als wäre nichts passiert.“
Ohrmarken, die Duftstoffe verströmen
Ganz wichtig für die Arbeit in dieser Branche ist der richtige Stallgeruch: Viele der 70 VTV-Mitarbeitenden kommen aus der Landwirtschaft, haben als Agraringenieure oder Tierärzte gearbeitet. Damit sind sie nah an den landwirtschaftlichen Betrieben, wissen um die Probleme in der Tierhaltung. Aber muss man den versicherten Landwirten wirklich erklären, wie sie ihre Tiere versorgen müssen? Michael Wischmann – der einst einen Schweinebetrieb verwaltet hat – erläutert: „Im günstigsten Fall hatte der Landwirt noch nie mit einer Tierseuche zu tun. Unsere Leute dafür regelmäßig.“ Die VTV-Experten kennen die Übertragungswege der Tierseuchen. Sie wissen, dass Ohrmarken, die Duftstoffe verströmen, vor der Blauzungenkrankheit schützen. Sie können zur passenden Futtermischung bei geschwächten Tieren beraten. Dabei liegt der Schwerpunkt der VTV heute auf Rindern, Schweinen und Geflügel.
Tierseuchen sind übrigens die größte Bedrohung für landwirtschaftliche Betriebe. Eine Gefahr, die mit dem Klimawandel und der Globalisierung sogar eher zunimmt. „Die Vogelgrippe ist früher immer dann ausgebrochen, wenn die Zugvögel unterwegs waren“, berichtet Carsten Reimer. Inzwischen bleiben einige Zugvögel das ganze Jahr in Europa, und mit ihnen auch die Vogelgrippe. Ein anderes Beispiel: Die Blauzungenkrankheit – aktuell die größte Belastung für die Landwirte – wurde 2006 erstmals nördlich der Alpen nachgewiesen. „Und die Afrikanische Schweinepest gab es in Deutschland früher ebenfalls nicht“, sagt Carsten Reimer.
Auch die Maul- und Klauenseuche, die schon vor 150 Jahren so viele Höfe traf, ist 2025 wieder in Deutschland aufgeflammt. „Erstmals seit den 1980er Jahren“, sagt der Underwriter. „Und wir hatten großes Glück: Nur in einem Betrieb sind die Rinder erkrankt.“
Was über die Jahre geblieben ist: Der ständige Wandel der Landwirtschaft, den die VTV begleitet. Ein Beispiel: „Die Gesellschaft stimmt beim Einkauf über die Tierhaltung ab und da gibt es seit einiger Zeit den Trend zu mehr Bio“, sagt Michael Wischmann. Freilandhaltung birgt andere Krankheitsrisiken als Stallhaltung. Risiken, für die die VTV passende Versicherungen anbietet.
Ihre Stellung als Marktführer in Sachen Tiere behauptet die VTV bis heute. „Wenn man über die Felder spaziert, betritt man bei jedem vierten Schritt VTV-Land“, erzählt Michael Wischmann. Oder anders gesagt: „Jeder vierte Quadratmeter ist über unsere Ernteversicherung gegen die Afrikanische Schweinepest versichert.“ Diese Rechnung lässt sich auch mit Tieren aufmachen: Mehr als jede dritte Milchkuh in Deutschland (35 Prozent) genießt den Schutz der Ertragsschadenversicherung. Und immerhin jedes 20. Pferd – deutschlandweit 64.365 – ist bei der VTV versichert.