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Der Mann für die Verträge
Zu Besuch bei Underwriter Fabian Lassen aus der Rückversicherung.
von Joscha Denzer
Der Tag startet früh. Schon um sechs Uhr morgens muss Fabian Lassen den Zug in Köln nehmen. „Dabei bin ich alles andere als ein Frühaufsteher“, sagt der Underwriter und lacht. Im Büro ist das Morgentief längst überwunden. Lassen läuft gut gelaunt über die offenen Flure im Abraham-Lincoln-Park. Von den etwa 500 Mitarbeitenden der Rückversicherung, kurz R+V Re, sind heute, an einem Montag, nur wenige vor Ort. „Ich komme meist zweimal die Woche nach Wiesbaden“, sagt der 33-Jährige. Häufig ist er auf Dienstreisen. Vor allem in Richtung Süden.
„Schwerpunktmäßig betreue ich die Schweiz und Österreich“. In den beiden Alpenrepubliken trifft der Underwriter Kunden. Die sind allesamt Erstversicherer. Gebündelte Risiken wie den gesamten Bestand an Kfz-Haftpflichtverträgen oder auch einzelne Großrisiken wie die Produktionsstätten von Automobilzulieferern wollen und können sie nicht allein absichern. Hier kommen die Rückversicherer ins Spiel. Sie kassieren dafür eine Prämie, dass sie im Schadenfall einen Teil der Kosten mittragen. „In der Fachsprache nennen wir das die Atomisierung des Risikos“, erklärt Lassen. Rückversicherungsverträge werden jedes Jahr neu verhandelt.
Es geht um Millionen
Lassen sitzt am Rechner, vor ihm lauter Diagramme, Modelle und Zahlen. Im Team ist er verantwortlich für die Rückversicherungsverträge mit den Kunden. Und um einschätzen zu können, wie hoch die potenziellen Risiken eines Vertrages sind, braucht es jede Menge Infos, denn es geht um Millionen. „Das ist nichts außergewöhnliches, wir hantieren nun mal mit großen Summen“, erklärt der Underwriter.
In der Schweiz spielen Naturgefahren eine besonders große Rolle – aber: „Die Schweizer beschäftigen sich schon sehr lange damit und investieren stark in die Prävention“. Wenn er entscheiden muss, ob die R+V Re sich an einem Vertrag beteiligt, schaut Lassen sich eben solche Präventionsmaßnahmen genauer an. Ein Beispiel: In Zürich führen zwei Flüsse direkt durch die Innenstadt, einer davon verläuft unter dem Bahnhof. Das Problem: Das künstliche Flussbett war so knapp bemessen, dass schon ein mittleres Hochwasser zum Überlaufen und damit zur Flutung des Bahnhofs hätte führen können.
Die Schäden in solch einem Fall gehen in den dreistelligen Millionenbereich. Inzwischen wurde aber außerhalb der Stadt ein Seitenarm am Fluss angelegt, der ab einer bestimmten Pegelhöhe dafür sorgt, dass das Wasser direkt in den angrenzenden Zürichsee läuft – und keine Gefahr mehr für die Stadt darstellt. „Total simpel und deutlich günstiger als die Kosten einer Überschwemmung“, erklärt Lassen. Das wirkt sich positiv auf Lassens Risikobewertung aus.
Der Blick geht zur Uhr. Ein Kennenlernen steht auf dem Programm. Eine neue Kollegin stellt sich vor, sie ist im Accounting für Forderungen und Zahlungen gegenüber Kunden zuständig, mit denen Fabian Lassen einen Vertrag geschlossen hat. Eine Rechnung aus dem Vorjahr ist noch offen. Lassen verspricht, mit dem Kunden zu telefonieren. Ein gutes Netzwerk und ein enger Kontakt sind für ihn im Job unerlässlich. Der nächste Termin wartet schon. Diesmal geht es allerdings um ein internes Thema.
Fabian Lassen arbeitet in einem Team mit, das sich um ein neues Weiterbildungskonzept kümmert. Denn die Anforderungen an die Underwriter der R+V Re sind groß und vielfältig. Sie müssen die Weltlage im Blick behalten, sich mit geografischen und kulturellen Besonderheiten ihrer Märkte auskennen, Zahlen interpretieren, geschickt verhandeln können – und natürlich auch Ahnung von Versicherungen haben.
Das Fachwissen im Team ist breit: Von Geologie über Mathematik bis hin zu Betriebswirtschaft und Jura. Lassen hat ein duales Studium im Außendienst eines Versicherers gemacht und BWL studiert. Er arbeitet nebenberuflich noch an der Forschungsstelle Rückversicherung der Technischen Hochschule Köln. Die Nähe zur Uni hilft ihm auch beim neuen Lern-Konzept: „Wir wollen das bisherige Programm etwas modernisieren und schauen, wo wir die Inhalte straffen und noch ansprechender gestalten können“. Die Ergebnisse sollen bald im Führungskreis präsentiert werden.
Schäden auf viele Schultern verteilen
Am Nachmittag kommt das Team Österreich zusammen. Vorige Woche war Fabian Lassen mit einem Kollegen in Wien und hat sich einen Schaden an einer U-Bahnlinie angeschaut. Bei den Bauarbeiten für einen neuen Tunnel wurde das Gleisbett einer darüber liegenden Linie hochgedrückt. Entstanden ist ein Schaden im mittleren einstelligen Millionenbereich – verteilt auf viele Rückversicherer. „Dank des Prinzips der vielen Schultern ist dieser für alle Beteiligten besser zu verschmerzen“, erklärt Lassen.
Am Ende des Tages geht es zurück nach Köln. „Die Zeit in der Bahn nutze ich dazu, E-Mails zu beantworten und mich auf Termine vorzubereiten“, sagt der Underwriter. Die nächste Dienstreise steht auch schon fest: Es geht, na klar, wieder mal in die Schweiz. Die ersten Gespräche über die Verträge für das kommende Jahr stehen an.