11Jun2018 Unternehmen

    R+V startet Smart-Home-Projekt

    Ein neuartiges Smart-Home-Projekt zur schnellen Hilfe bei medizinischen Notfällen hat die R+V Versicherung gestartet. In Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst und IBM hat der Versicherer 25 Wohnungen von Menschen, die größtenteils allein leben, mit hochempfindlichen Sensoren und moderner Sicherheitstechnik ausgestattet.

    Sensoren und Algorithmen sorgen für schnelle Hilfe

    So funktioniert „Malteser Care“: Technische Basis sind die in der gesamten Wohnung verteilten Sensoren. Temperatur- und Rauchsensoren messen die Luft im Raum, ein Wasserwächter meldet einen Überlauf an Waschbecken oder Badewanne. Türkontakte und Bewegungsmelder schlagen Alarm, wenn sich etwas Verdächtiges anbahnt. Außerdem kann die Bettbelegung erfasst werden – etwa um ungewöhnlich langes Liegen zu erkennen. Darüber hinaus lernt ein Algorithmus aus dem Verhalten des Bewohners: Wie ist sein Tagesablauf? Welchen Rhythmus und welche Routinen hat er? Unstimmigkeiten lösen automatisch eine Alarmkette aus: Zuerst wird das persönliche Netzwerk über eine eigene App verständigt. Können die Angehörigen das Problem nicht klären, werden die Profis vom Malteser Hilfsdienst vor Ort aktiv.

    Bildunterschrift: Karl Martin Popp, Teilnehmer am Pilotprojekt, im Gespräch mit Christian Doll vom Malteser Hilfsdienst. Foto: Lucian Tudorica/R+V.

    Smart Home auch für Versicherer wichtig

    Zum Start des Modellprojektes sagte der R+V-Vorstandsvorsitzende Norbert Rollinger: „Smart Home ist ein interessanter Zukunftsmarkt, auch für Versicherer. Deshalb ist es für R+V besonders wichtig, für künftige Produkte und Serviceleistungen entsprechende Erkenntnisse zu gewinnen.“ „Malteser Care“ selbst sei eine technische Weiterentwicklung des klassischen Hausnotrufsystems, ergänzte Rollinger. Zugleich könne R+V damit den Wunsch vieler älterer Menschen nach einem längeren, eigenständigen Leben in den eigenen vier Wänden erfüllen.

    Für das Pilotprojekt konnten sich zunächst R+V-Mitarbeiter mit älteren Verwandten melden. Die meisten Testwohnungen befinden sich in der Region Mainz/Wiesbaden, zwei sind in der Nähe von Frankfurt und eine in Limburg. Bis Ende April wurden die Wohnungen mit der notwendigen Technik ausgestattet, seit Mai läuft das Pilotprojekt.

    Erste Erkenntnisse liegen R+V bereits vor. „Bisher läuft das Assistenzsystem, nach einer Trainingsphase, weitestgehend störungsfrei“, berichtet Innovationsmanager Thomas Rudolf, der bei R+V das Modellprojekt mitgestaltete. „Es gab bisher wenige Fehlalarme, allerdings auch noch keine konkreten Notfälle.“ Das Sicherheitssystem lerne zudem schnell die persönlichen Gewohnheiten der jeweiligen Bewohner. Bis April 2019 sammelt R+V die Erkenntnisse aus dem Feldversuch. Danach entscheidet der Versicherer, ob das Angebot ausgeweitet wird. Unter anderem ist denkbar, dass es eine neue Assistance Leistung von R+V oder aber ein neuer Versicherungsbaustein wird, etwa in Pflege-, Kranken- oder Unfallversicherungen.

    Ein Beispiel zur Funktionsweise des Assistenzsystems

    Eine ältere Dame steht normalerweise um 08:00 Uhr auf. Dann geht sie gewöhnlich ins Badezimmer, schaltet dort das Licht ein und fünf Minuten später wieder aus. Dann kocht sie sich in der Küche einen Tee. Die Drucksensoren am Bett, Wassersensoren sowie Licht- und Bewegungssensoren im Bad, im Flur und in der Küche registrieren den üblichen Ablauf. Watson merkt sich die Signale und speichert auch die üblichen Abweichungen vom Normalen. Aber an einem Morgen liegt die Seniorin noch ungewöhnlich lange im Bett. Watson registriert die Abweichungen und schlägt per Warnmeldung Alarm.

    Der Sohn der älteren Dame sitzt gerade in einer anderen Stadt in einem Meeting, als die „Malteser Care App“ auf seinem Smartphone meldet, dass bei seiner Mutter etwas nicht stimmt. So kann er sofort versuchen, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Er hat jetzt eine Stunde Zeit, sich zu vergewissern, ob alles in Ordnung ist oder ob sie Hilfe benötigt. Ist es ein Fehlalarm, kann er ihn per App ausschalten. Liegt dagegen ein Notfall vor, kann der Sohn per App den Notfallalarm auslösen. Dann greift der Malteser Hilfsdienst sofort ein. Wenn keine Reaktion auf die Warnmeldung erfolgt, greifen die Malteser nach 60 Minuten automatisch ein. Die Helfer nehmen Sprachkontakt über die ebenfalls installierte Hausstation des Malteser Hausnotrufs zur älteren Dame auf und veranlassen das Notwendige. Meldet sich die Mutter nicht, versuchen sie, den Sohn anzurufen. Erreichen sie beide nicht, leiten sie umgehend Notfallmaßnahmen ein.