Die Ängste der Bundesländer im Vergleich

    In allen Bundesländern steht die Sorge vor steigenden Lebenshaltungskosten dieses Jahr an der Spitze des Angstrankings – mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt. Diese Angst hat überall deutlich an Bedeutung gewonnen. Auffällig: Im Westen ist sie sogar noch ausgeprägter als im Osten. Auch die Furcht vor wirtschaftlicher Verschlechterung hat im ganzen Land spürbar zugenommen. Mit der Befürchtung, dass Wohnen unbezahlbar wird, findet sich in vielen Regionen ein weiteres wirtschaftliches Thema unter den Top Drei.

    Bitte beachten: Für die einzelnen Bundesländern sind die Zahlen nicht repräsentativ. Aufgrund der zum Teil abweichenden oder geringeren Fallzahlen kann eine gewisse Unschärfe auftreten. Wie in den Vorjahren wurden einige Bundesländer zusammengefasst, so dass sich insgesamt 13 Einzelbetrachtungen ergeben.

    Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

    Bundesweit sind die Deutschen ängstlicher geworden. Gelassener als im vergangenen Jahr sind nur die Menschen in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hamburg. Einen Stimmungseinbruch gab es hingegen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern.

    Baden-Württemberg (Platz 4)
    • In Baden-Württemberg hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert (plus drei Prozentpunkte). Steigende Lebenshaltungskosten waren dort schon 2021 die größte Sorge der Menschen. Jetzt ist die Inflationsangst um 19 Prozentpunkte weiter nach oben geschnellt (auf 83 Prozent, Platz eins).
    • Auf Platz zwei folgt mit 74 Prozent die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage. Auch sie hat sich mit 16 Prozentpunkten deutlich verstärkt. Platz drei belegt die Sorge, dass Wohnen in Deutschland nicht mehr bezahlbar ist (65 Prozent).
    • Auffällig: In keinem anderen Bundesland befürchten die Menschen so sehr steigende Lebenshaltungskosten wie in Baden-Württemberg.
    • Die Angst vor dem Klimawandel war im vergangenen Jahr noch nicht unter den Top Ten im Ländle vertreten. Jetzt liegt sie mit 52 Prozent auf Platz sieben (plus sechs Prozentpunkte).
    Bayern (Platz 7)
    • Die Menschen in Bayern blicken sorgenvoller in die Zukunft als 2021.
    • Um satte 25 Prozentpunkte gestiegen ist die Sorge vor steigenden Lebenshaltungskosten (67 Prozent, Platz eins).
    • Platz zwei belegt – ebenfalls mit einem deutlichen Anstieg von 19 Prozentpunkten – die Furcht vor Naturkatastrophen und Wetterextremen (56 Prozent). 2021 lag sie in Bayern noch auf Platz zehn. Nur in Niedersachsen und Bremen belegt diese Sorge jetzt ebenfalls Platz zwei.
    • Dahinter rangiert die Sorge vor unbezahlbarem Wohnen (55 Prozent).
    • In Bayern hat etwa jeder Zweite Angst vor dem Absturz der Wirtschaft (54 Prozent, Platz vier). Diese Sorge hat deutlich zugenommen (plus 21 Prozentpunkte) – 2021 tauchte sie noch gar nicht unter den Top Ten auf.
    Berlin (Platz 10)
    • Auch in der Bundeshauptstadt liegt die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten mit 55 Prozent an der Spitze (2021: 54 Prozent, Platz zwei). Im vergangenen Jahr bereitete den Berlinern und Berlinerinnen ein anderes wirtschaftliches Thema die größte Sorge: Steuererhöhungen und Leistungskürzungen durch Corona. Dieses Thema ist 2022 gar nicht mehr unter den Top Ten vertreten.
    • Auf Platz zwei folgt die Befürchtung, dass die Wirtschaft einbricht. Diese Angst ist im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozentpunkte gestiegen (auf 53 Prozent). Dicht dahinter liegt die Sorge vor unbezahlbarem Wohnraum (52 Prozent, Platz drei).
    • Pflegebedürftigkeit im Alter löst bei den Berlinern und Berlinerinnen nach wie vor große Sorgen aus (48 Prozent, Platz vier; 2021: 53 Prozent, Platz drei). So weit oben auf der Ängste-Skala ist dieses Thema in keinem anderen Bundesland.
    • Bemerkenswert: Die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung nimmt Platz sechs ein. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr um ganze 30 Prozentpunkte gestiegen (auf 47 Prozent).
    Brandenburg (Platz 7)
    • Die Menschen in Brandenburg blicken in diesem Jahr optimistischer in die Zukunft – als eine der wenigen Regionen Deutschlands.
    • Wie 2021 führt die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten das Ranking an. Allerdings ist sie geringer als im Vorjahr (minus acht Prozentpunkte). Dagegen ist die Furcht vor einer Rezession von Platz acht auf Platz zwei geklettert (60 Prozent, plus drei Prozentpunkte).
    • Platz drei belegt die Sorge vor einer Überforderung der Politikerinnen und Politiker (58 Prozent). Sie ist nur bei den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern noch größer.
    • Die Umweltängste haben in Brandenburg nachgelassen: Die Angst vor Naturkatastrophen und Wetterextremen sank um 19 Prozentpunkte (Platz acht) und die vor dem Klimawandel um 22 Prozentpunkte (Platz zehn).
    Hessen (Platz 4)
    • Die Menschen in Hessen sind etwas ängstlicher als im Vorjahr. Ihre größte Sorge gilt weiterhin den steigenden Lebenshaltungskosten (76 Prozent; 2021: 70 Prozent). Nur in Baden-Württemberg fürchten noch mehr Menschen die Folgen der Inflation.
    • Hessen und Baden-Württemberg haben eine weitere Gemeinsamkeit: In beiden Bundesländern liegt die Furcht vor einem sinkenden Lebensstandard im Alter unter den Top Ten.
    • Die Angst vor unbezahlbarem Wohnraum steht in Hessen mit 69 Prozent auf Platz zwei – deutlich über dem Bundesdurchschnitt (58 Prozent).
    • Auffällig: In keiner anderen Region ist die Angst vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln (56 Prozent) so groß wie in Hessen. Das gilt auch für die Sorge vor Pflegebedürftigkeit im Alter (52 Prozent).
    • Mit Platz fünf liegt die Angst vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln so weit oben wie in keinem anderen Bundesland.
    Mecklenburg-Vorpommern (Platz 1)
    • Schlechte Stimmung in Mecklenburg-Vorpommern: Hier und in Thüringen leben deutschlandweit die ängstlichsten Menschen. Gleich sieben der zehn größten Ängste sind im Nordosten so ausgeprägt wie in keinem anderen Bundesland.
    • Die größte Sorge bereitet den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, dass die Lebenshaltungskosten steigen (75 Prozent). Sie ist stärker gestiegen als in jedem anderen Bundesland (plus 35 Prozentpunkte).
    • Auf Platz zwei liegt die Angst vor hohen Kosten durch die EU-Schuldenkrise (73 Prozent). Sie ist um satte 39 Prozentpunkte in die Höhe geschnellt und liegt in keinem anderen Bundesland so weit vorn im Angst-Ranking.
    • 72 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern befürchten, dass der Staat durch Geflüchtete überfordert ist. Nach einem Anstieg um 34 Prozentpunkte landet sie auf Platz drei.
    • Auffällig: 72 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern befürchten, dass die Politikerinnen und Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind.
    Niedersachsen und Bremen (Platz 3)
    • Die Menschen in Niedersachsen und Bremen sind ängstlicher geworden.
    • Platz eins im Ranking der größten Ängste belegt wie im Vorjahr die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten (67 Prozent, plus zehn Prozentpunkte).
    • Auf Platz zwei steht mit 62 Prozent die Furcht vor Naturkatastrophen und Wetterextremen. Auch sie ist stärker ausgeprägt als im Vorjahr (plus 12 Prozentpunkte). Nur in Bayern liegt diese Angst im Ranking ebenfalls auf Platz zwei.
    • Bemerkenswert: In keinem anderen Bundesland ist die Sorge, dass weltweit autoritäre Herrscher immer mächtiger werden könnten, so groß wie in Niedersachsen und Bremen (55 Prozent).
    • Nur die Menschen in Thüringen haben mehr Angst vor Terrorismus als die Bewohner von Niedersachsen und Bremen (Thüringen: 57 Prozent; Niedersachsen und Bremen: 52 Prozent).
    • Deutschland (47 Prozent, minus 14 Prozentpunkte).
    Nordrhein-Westfalen (Platz 10)
    • Die Stimmung in Nordrhein-Westfalen ist deutlich schlechter als 2021. Auf die meisten Themen blicken die Menschen viel pessimistischer. So ist etwa die Sorge vor steigenden Lebenshaltungskosten um 31 Prozentpunkte gestiegen (68 Prozent, Platz eins).
    • Auch die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage hat um 31 Prozentpunkte zugenommen (54 Prozent, Platz drei). Im vergangenen Jahr war das Thema noch gar nicht unter den Top Ten vertreten.
    • Platz zwei belegt mit 58 Prozent die Furcht vor unbezahlbarem Wohnraum.    
    • Die Furcht vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung ist um 34 Prozentpunkte und damit besonders deutlich gewachsen (45 Prozent, Platz sieben).
    Rheinland-Pfalz und Saarland (Platz 9)
    • Getrübter Blick in die Zukunft: In Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben sich viele Sorgen im Vergleich zum Vorjahr verstärkt.
    • Auf Platz eins liegt die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten (61 Prozent, plus 17 Prozentpunkte). 51 Prozent befürchten eine schlechtere Wirtschaftslage (Platz zwei, plus 14 Prozentpunkte) und jeder zweite Befragte ist besorgt, dass Wohnen unbezahlbar wird.
    • Die Angst vor Terrorismus ist mit 45 Prozent deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Gegenüber dem Vorjahr ist diese Furcht in Rheinland-Pfalz und im Saarland um 14 Prozentpunkte gestiegen (Platz sechs).
    • Die Sorge um den Klimawandel wächst um 10 Prozentpunkte auf 48 Prozent.
    Sachsen (Platz 6)
    • Sachsen gehört zu den Regionen, in denen sich die Stimmung am spürbarsten verschlechtert hat.
    • Ganz oben stehen die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten und die Sorge vor unbezahlbarem Wohnraum (beide 58 Prozent).
    • Besonders gestiegen sind mit jeweils 29 Prozentpunkten die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage (53 Prozent, Platz drei) und vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung (51 Prozent, Platz sechs).
    • Die Furcht vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern lag in Sachsen im vergangenen Jahr noch auf Platz zwei. 2022 ist das Thema nicht mehr in den Top Ten vertreten. Allerdings hat die Sorge vor einer Überforderung des Staates durch die Zahl der Geflüchtete im Jahresvergleich zugenommen (plus 15 Prozentpunkte, Platz fünf).
    Sachsen-Anhalt (Platz 10)
    • Optimismus in Sachsen-Anhalt: In keinem anderen Bundesland sind die Ängste so deutlich zurückgegangen. Alle Einzelwerte liegen unter 50 Prozent – das ist einmalig im Vergleich der Bundesländer.
    • Mit 49 Prozent auf Platz eins liegt die Sorge vor einer Überforderung der Politiker.
    • Es folgen die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage und vor unbezahlbarem Wohnraum (beide 48 Prozent).
    • Steigende Lebenshaltungskosten bereiten den Menschen in Sachsen-Anhalt weniger Sorgen als den Menschen in allen anderen Bundesländern. Nur hier steht diese Angst nicht an der Spitze des Rankings, sondern auf Platz fünf (46 Prozent).
    • Aber: Nur in Sachsen-Anhalt ist die Furcht vor einer höheren Arbeitslosigkeit in Deutschland unter den Top Ten (Platz neun).
    Schleswig-Holstein und Hamburg (Platz 13)
    • Positiver Ausreißer im Westen: Die Menschen in Schleswig-Holstein und Hamburg schauen wieder gelassener in die Zukunft. In allen anderen westdeutschen Bundesländern hat sich die Stimmung verschlechtert.
    • Alle Top-Ten-Ängste in Schleswig-Holstein und Hamburg sind geringer als im Bundesdurchschnitt. Dies zeigt sich schon bei dem Vergleich der zwei größten Sorgen: steigende Lebenshaltungskosten (52 Prozent; bundesweit: 67 Prozent) und unbezahlbarer Wohnraum (47 Prozent; bundesweit: 58 Prozent).
    • Die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung hat um 24 Prozentpunkte auffällig zugenommen und liegt jetzt bei 39 Prozent (Platz sechs).
    • Die Sorge, autoritäre Herrscher könnten weltweit immer mächtiger werden, steht nur in Niedersachsen und Bremen ebenfalls so weit oben im Ranking (Platz fünf).
    Thüringen (Platz 1)
    • Die Menschen in Thüringen blicken in diesem Jahr wieder sorgenvoller in die Zukunft.
    • Wie im vergangenen Jahr, fürchten die Menschen in diesem Bundesland steigende Lebenshaltungskosten am meisten (70 Prozent).
    • Die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage folgt auf Platz zwei (64 Prozent, plus 11 Prozentpunkte).
    • Platz drei belegt die Sorge vor hohen Kosten durch die EU-Schuldenkrise (61 Prozent, plus 11 Prozentpunkte).
    • Mit 21 Prozentpunkten ist die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung am deutlichsten gestiegen (56 Prozent, Platz sieben). In keinem anderen Bundesland ist diese Furcht so groß wie in Thüringen.
    • Auch die Angst vor Terrorismus ist spürbar gewachsen – um 17 Prozentpunkte. Diese Sorge ist mit 57 Prozent größer als in allen anderen Teilen der Republik.