02Jun2023 Nachhaltigkeit

    Frankfurt hat seine erste Schülergenossenschaft

    Schülerinnen des Adorno-Gymnasiums bringen mit dem Klima-Kiosk mehr Nachhaltigkeit in den Schulalltag.

    Schülerinnen des Frankfurter Adorno-Gymnasiums haben eine Schülergenossenschaft für mehr Nachhaltigkeit im Schulalltag gegründet.

    Im „Klima-Kiosk“ des Adorno-Gymnasiums in Frankfurt gibt es keine belegten Brötchen oder Milchtüten. Stattdessen bekommen die Schülerinnen und Schüler die „Klima-Tüte“. Die Tasche ist gut gefüllt mit jeder Menge nachhaltigen Schulmaterialien wie Heften, Stiften und Ordnern. Aktuell tüftelt das Team zusammen mit der Hochschule Rhein-Main an einem ersten eignen Produkt: einem Lineal aus Plastikabfällen.

    “Wir bieten mit der Klima-Tüte einen Service vor allem für die Fünftklässler an, die bei uns starten”, erläutert Insa Neumann, Schülerin am Adorno-Gymnasium. “In der Tüte ist alles, was nach der Beschaffungsliste für den Start am Gymnasium gebraucht wird. Und dass zu 100 Prozent nachhaltig produziert.” Die vollgepackte Tasche ist mit 27 Euro preislich konkurrenzfähig. Dazu kommen noch 3 Euro Pfand – warum, erklärt Schülerin Charlotte Dallwitz: “Wir wollen fördern, dass wir die Taschen im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder zurückbekommen. So können wir Müll vermeiden.” Wer nur einen Stift oder ein Heft braucht, kann die Schulmaterialien auch einzeln am Kiosk erwerben.

    Für die Zukunft haben die Schülerinnen viele Ideen. In Planung ist beispielsweise eine Klima-Tüte für die Bedürfnisse ab der 7. Klasse, da sich für die dazukommenden Fächer der Bedarf ändert. Aktuell ist das Team dafür auf der Suche nach einem nachhaltig produzierten Vokabelheft. Und auch für das geplante Lineal gibt es noch einiges zu klären, zum Beispiel wie das geeignete Plastik an der Schule gesammelt werden kann und welches Herstellungsverfahren am besten funktioniert.

     

    R+V-Experten unterstützen Schülergenossenschaft

    Seit Jahresanfang sammeln die Schülerinnen Erfahrung mit dem Klima-Kiosk, den sie im Rahmen der Arbeitsgruppe “Adornos for future” gestartet haben. Um ihre Idee noch professioneller aufzustellen, haben die 16 Jugendlichen am 1. Juni die Schülergenossenschaft „Adornos Vision“ gegründet. Unterstützt wurden sie dabei vom Genossenschaftsverband - Verband der Regionen sowie der R+V Versicherung. Expertinnen und Experten beider Organisationen berieten die Schülerinnen und Schüler in einem Workshop, wie sie ihr genossenschaftliches Unternehmen erfolgreich gründen und aufbauen können. Für das Startkapital der Genossenschaft verkauften die Schülerinnen und Schüler Genossenschaftsanteile. Darüber hinaus unterstützt die gemeinnützige R+V STIFTUNG das Vorhaben im ersten Jahr mit knapp 5.000 Euro.

     

    Frankfurts Oberbürgermeister Josef: „Schülerinnen und Schüler wollen sich einbringen und teilhaben“

    „Schülerinnen und Schüler wollen sich einbringen und teilhaben, das habe ich in den vergangenen Monaten und Wochen gespürt, wenn ich Jugendliche getroffen habe. Ich begrüße die Gründung der Schülergenossenschaft am Adorno-Gymnasium ausdrücklich“, lässt Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef ausrichten. „Sie zeigt: Schülerinnen und Schüler sind engagiert und bringen sich ein. Wir brauchen in unserer Stadt Menschen, die gesellschaftliche und unternehmerische Verantwortung übernehmen. In der Schülergenossenschaft können Jugendliche diese wichtigen und wertvollen Erfahrungen sammeln.“, sagt Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef.

    Die betreuenden Lehrkräfte Yvonne Erlenbach und Christina Krüger sind begeistert. „Besonders beeindruckend ist es für mich, mitzuerleben, wie die Schüler:innen an und mit den Aufgaben und Herausforderungen wachsen. Auch die jahrgangsübergreifende Zusammenarbeit birgt große Entwicklungschancen für alle Seiten und auch wir lernen viel von den Schüler:innen. Hier kann man miterleben, zu was intrinsisch motivierte Schüler:innen fähig sind“, sagt Erlenbach. Ihre Kollegin Krüger ergänzt: „Hier wird Demokratie, Partizipation und nachhaltiges Wirtschaften erlebbar, indem die Schüler:innen eigenverantwortlich handeln und zukunftsorientiert Denken. Aber nicht nur unsere Schüler:innen erfahren viel Neues, auch wir lernen von den Ideen, den Fertigkeiten und ihrem Können, das wir in unserer nachhaltigen Genossenschaft sichtbar werden lassen.“

    „Schülergenossenschaften ermöglichen eine hochwertige, praxisorientierte Bildung in Unternehmertum und Werteorientierung“, betonte R+V-Innovationsmanager André Dörfler, der die Schülerinnen und Schüler betreute. „Deshalb fördert die genossenschaftliche R+V Versicherung diese Schülerfirmen sehr gerne als Partner.“

    Ralph Glodek, Leiter der R+V STIFTUNG: „Durch eine eigene Genossenschaft, erleben die Schülerinnen praxisnah, was es bedeutet Unternehmerin zu sein.“ Jugend und Bildung seien zwei wesentliche Schwerpunkte für die Förderung durch die R+V STIFTUNG.

    Daniela Watzke, zuständig für Gründerfragen beim Genossenschaftsverband - Verband der Regionen e.V. und Ansprechpartnerin für Schülergenossenschaften in Hessen, sagte: „Nachhaltige Schülergenossenschaften bieten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, unternehmerisches Denken und Handeln im Schulkontext praktisch auszuprobieren. Dabei werden Entscheidungen gemeinsam, demokratisch und nachhaltig getroffen – getreu dem Motto: Was einer allein nicht vermag, das schaffen viele! Zusätzlich können wertvolle Kompetenzen wie Team- und Kommunikationsfähigkeit, Kontakte zu echten Unternehmen und das Kennenlernen verschiedener unternehmerischer Aufgaben die Orientierung für das spätere Berufsleben erleichtern.“

    Silke Bell, hessische Landeskoordinatorin Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): „Das Schlimmste, was jungen Menschen angesichts der Klimakrise und anderer planetarer Herausforderungen widerfahren kann, ist ein Ohnmachtsgefühl. Bildung für nachhaltige Entwicklung möchte Lernprozesse ermöglichen, in denen Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit erfahren dürfen, auf individueller wie auf gesellschaftlich-kollektiver Ebene: ‚Mein Verhalten macht einen Unterschied und zeigt Wirkung.‘ Die Schülerinnen und Schüler des Adorno-Gymnasiums haben sich diese Prozesse selbst erschaffen: Ihr Klimakiosk, ihr nachhaltig-gemeinwohlorientiertes Wirtschaften macht einen Unterschied. Im Konsumverhalten einzelner Mitglieder der Schulgemeinschaft, im CO2-Austoß der Schule und durch eine nachhaltige Gestaltung des Lern- und Lebensraums Schule.“

    Das Adorno-Gymnasium wurde 2022 mit dem erstmals verliehenen Nachhaltigkeitspreis Frankfurter Schulen ausgezeichnet.

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