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Papierfischchen: Blinde Passagiere in Paketen
In Deutschland werden auch in diesem Jahr mehrere Milliarden Pakete ausgeliefert, besonders vor Weihnachten. Einige Sendungen enthalten jedoch nicht nur die Ware: Manchmal sind auch Papierfischchen mit an Bord, warnt das Infocenter der R+V Versicherung. Gelangen die gefräßigen Insekten erst einmal in Wohnräume und Büros, wird man sie nur schwer wieder los.
Papierfischchen ähneln Silberfischchen, ernähren sich aber unter anderem von Papier, Kartons, Klebstoffen und Leim. „Daher nisten sie sich gerne in Verpackungsmaterial ein. Mit der Paketsendung gelangen sie dann in Wohnungen und Büros“, sagt Antje Reinhardt, Insektenforscherin und Agrarsachverständige bei der R+V Versicherung. Auch über gebrauchte Umzugskartons können die Schädlinge leicht in Wohnräume gelangen. Dort suchen sie sich einen trockenen und dunklen Unterschlupf – zum Beispiel eine Wandspalte oder die Rückseite eines Bildes. Bücher, Zeitungen, Fotos oder Dokumente mögen sie ebenfalls. Dort nisten sie sich langfristig ein, denn Papierfischchen sind kleine Überlebenskünstler: Sie können bis zu 300 Tage ohne Nahrung überleben.
„Einzug“ verhindern
In Paketen verstecken sich die Insekten vor allem in Zwischenräumen und Falten. Die Insektenforscherin Reinhardt empfiehlt deshalb, Kartons grundsätzlich vor der Haustür oder auf einer großen, hellen Fläche zu öffnen und gleich genau hinzuschauen. „So ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, die blinden Passagiere zu entdecken.“ Der leere Karton sollte anschließend zügig außerhalb des Hauses entsorgt werden.
Haben sich Papierfischchen eingenistet, fallen meist zuerst die Fraßspuren auf. Die Insekten können mit herkömmlichen Klebefallen gefangen und dann bestimmt werden. „In Deutschland kommen mehrere Fischchen-Arten vor, die auch in Wohnungen auftauchen können“, sagt Reinhardt. Um die Papierfischchen aufzuspüren und aufzuhalten, eignet sich doppelseitiges Klebeband – zum Beispiel auf der Türschwelle oder um Regalbeine gewickelt. „Es muss jedoch immer wieder erneuert werden, da es mit der Zeit die Klebewirkung verliert“, empfiehlt Antje Reinhardt. Zudem ist es ratsam, Ecken, Ritzen und Fußleisten regelmäßig abzusaugen, um den Tieren den Zugang zu Nahrungsquellen und Verstecken zu entziehen. „Damit lässt sich die Ausbreitung der Schädlinge eindämmen. Vollständig los wird man sie so in der Regel jedoch nicht“, erklärt die Insektenforscherin und beruhigt: „Papierfischchen sind für Menschen nicht gesundheitsschädlich, ein professioneller Schädlingsbekämpfer ist deshalb in der Regel deshalb nicht notwendig.“
Weitere Tipps des R+V-Infocenters:
- Papierfischchen sind etwas größer als Silberfischchen – bis zu 15 mm –, ihr Kopf und ihr Rumpf ist behaart und sie haben drei Schwanzfäden, die länger als der Körper sein können. Sie werden bis zu acht Jahre alt. Im Gegensatz zu Silberfischchen mögen sie eine trockene Umgebung.
- Neben Papier stehen auch stärkehaltige Produkte wie Mehl oder Zucker auf ihrem Speiseplan. Deshalb ist es sinnvoll, solche Produkte gut verpackt zu lagern.
- Wer Papier vor Schädlingen schützen will, kann es in luftdichte Boxen aus Kunststoff packen. Auch Metallregale sind ein sicherer Lagerort, denn Papierfischchen können keine glatten Oberflächen überwinden. Achtung: Steht das offene Regal direkt an der Wand, können die Tiere über die Tapete zu ihrer Nahrung gelangen.
- Die Kosten für Schädlingsbekämpfung decken viele Hausratversicherungen über spezielle Zusatzbausteine ab – oft bis zu einer jährlichen Obergrenze. Vorab sollte man unbedingt seine Versicherung kontaktieren und klären, ob der Kammerjäger-Einsatz übernommen wird.
Gesa Fritz
Pressesprecherin Kfz- und Sachversicherungen, Rückversicherung, Verbraucherthemen, Studie „Die Ängste der Deutschen“