Impact-Festival: Buehnenbild Christoph-Bothe
    12Jul2024 R+V engagiert sich

    Ehrenamt ist Ehrensache

    Junge Menschen für das Ehrenamt begeistern – das war das Ziel des ersten Impact Festivals. Ob es erreicht wurde, verraten die Teilnehmenden.

    von Marianna Hammel

    Am vergangenen Freitagnachmittag füllte sich der Heimathafen im alten Gericht in Wiesbaden mit vielen jungen Menschen. Doch was treibt 16- bis 25-Jährige an, ihren Freitag bei Sonnenschein drinnen zu verbringen? Es waren nicht die Getränke und Snacks, sondern die Lust am Ehrenamt.

    Ernsthaft? Junge Menschen interessieren sich für freiwillige, unbezahlte Arbeit? Die Anzahl der Besucher im alten Gericht sagt: Ja! Die Teilnehmerzahl war auf 40 begrenzt, und alle 40 Plätze waren schnell vergeben. Die Teilnehmenden wollten sich für ehrenamtliches Engagement begeistern lassen. Ziel des Impact Festivals war es zudem, den Besuchern neue Impulse mitzugeben. Verschiedene Vorträge von ehrenamtlich Tätigen sowie Info-Stände von Vereinen und Initiativen zeigten die Bandbreite der Möglichkeiten und ermutigten die Zuhörenden, die eigenen Stärken und Fähigkeiten für etwas einzusetzen, das ihnen am Herzen liegt.

    Das Projekt wurde von der Wiesbaden Stiftung initiiert und organisiert und von der R+V STIFTUNG mit einem Beitrag von knapp 30.000 Euro gefördert.
     

    Das Impact Festival passt perfekt zu den Zielen der R+V STIFTUNG.“
    Ralph Glodek
    Leiter der Stiftung
    Warum die R+V STIFTUNG das Festival unterstützt

    „Das Impact Festival passt perfekt zu den Zielen der R+V STIFTUNG, da es unsere beiden Förderschwerpunkte ,Jugend & Bildung' sowie ,Bürgerschaftliches Engagement' in einem Projekt vereint“, erklärt Ralph Glodek, Leiter der Stiftung.

    Die beiden Schwerpunkte zusammenzubringen, sei besonders sinnstiftend. Denn junge Menschen möchten sich zwar engagieren, fühlten sich aber nicht von bestehenden Vereinen oder Organisationen angesprochen. „Das ist einer der Gründe, weshalb Vereine und gemeinnützige Initiativen seit einigen Jahren stark unter Mitgliederschwund leiden und nicht in ausreichendem Umfang Nachwuchskräfte finden. Hier setzt das Impact Festival als neues, modernes Format zum Austausch und zur Vernetzung an“, erläutert Ralph. 

     

    Wie das neue Format bei den Teilnehmenden ankam und wie sie sich schon ehrenamtlich engagieren: 
    Impact-Festival: Andre-Rudolph und Leonie-Weinreich

    Andre Rudolph und Leonie Weinreich fanden vor allem die vielfältige Themenauswahl und die lockere Atmosphäre super.

    Die Informatikstudentin engagiert sich bereits als Referentin für politische Bildung im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule Rhein Main. Unterschiedlichen und auch unbequemen Meinungen Gehör zu verschaffen – dafür setzt sich die 25-Jährige dabei ein: „Wir möchten im Team etwas Gutes schaffen, trotz unterschiedlicher Ansichten. Denn wir leben in einer Demokratie. Das ist ein Privileg.“  

    Der 25 Jahre alte Andre studiert Soziale Arbeit und gehört ebenfalls zum AStA. Hier kümmert er sich um die Eventplanung. Zudem hat er vor, sich im Kinder- und Jugendzentrum zu engagieren. „Ich möchte für die sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen einen Safe Space kreieren, in dem sie sich entfalten können. Das Lächeln der Kinder ist dann Bezahlung genug für mich.“ 

    Das Lächeln der Kinder ist Bezahlung genug für mich.“
    Andre Rudolph
    Student Soziale Arbeit
    Impact-Festival: Bontu-Adam

    Für Bontu Adam war das Festival inspirierend: „Ich gehe mit vielen neuen Impulsen und Kontakten nach Hause.“ Die 25-Jährige studiert Soziale Arbeit und gibt freiberuflich Workshops für Jugendliche zum Thema Rassismus und Empowerment. „Die Arbeit mit Jugendlichen ist sehr intensiv, aber auch wertschätzend. Denn ich merke immer wieder, dass es nicht viel braucht, um bei ihnen eine Veränderung anzustoßen.“ 

    Impact-Festival: Christoph-Bothe

    Auch Christoph Bothe fand das Festival interessant: „Es war echt spannend, mitzubekommen, wie sich die verschiedenen Referenten lokal engagieren.“

    Er macht gerade sein Abitur und möchte auch auf lokaler Stadtebene aktiv werden. Jetzt schon aktiv ist der 18-Jährige als Moderator in der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“. Außerdem organisiert er Demos für den Umweltaktivismus. An seiner größten Demo nahmen circa 1.000 Personen teil. 

    Impact-Festival: Samuel-Seelig und Sury-Fiedler

    Samuel Seelig ist begeistert: „Unter den Vorträgen waren Themen dabei, die mich auch beschäftigen.“ Der 21-Jährige studiert International Media Management an der Hochschule Rhein Main und gemeinsam mit Kommilitonen hat er eine Non-Profit-Gruppe gegründet, um das Campus-Leben mit Events und Aktionen in Schwung zu halten. „Wir möchten ein lebendiges Umfeld schaffen, in dem sich alle wohler fühlen. Außerdem macht es mir Spaß, wenn die Menschen um mich herum Spaß haben.“

    Sury Fiedler wollte herausfinden, wie sie sich in Wiesbaden engagieren kann und Gleichgesinnte kennenlernen. „Die Teilnahme heute ist für mich ein erster Schritt, um etwas zu bewegen. Es war ein total schönes Event mit tollen Speakern.“ Die 24-Jährige studiert Media Management an der Hochschule Rhein-Main und engagiert sich bei den Wiesbadener Stadtteilhistorikern. Hier recherchiert sie die Entstehungsgeschichte des Uni Campus: „Mir ist es wichtig, die Studierenden über die bewegte Vergangenheit aufzuklären.“ Zur NS-Zeit befand sich auf dem Campus ein KZ-Außenlager und heute steht dort noch ein SS-Bunker.
     

    Mir ist es wichtig, die Studierenden über die bewegte Vergangenheit aufzuklären.“
    Sury Fiedler
    Studentin Media Management
    Impact-Festival: Kyra-Broczinski

    Kyra Broczinski ist ebenfalls überzeugt: „Ich habe mich keine Minute gelangweilt.“ Die 20-Jährige macht aktuell ihr Abitur und engagiert sich bei der Feuerwehr: „Ich mag die Aufregung, wenn der Melder losgeht! Dann stehe ich komplett unter Strom.“ Toll findet sie außerdem das Gemeinschaftsgefühl und das familiäre Miteinander bei den freiwilligen Einsatzkräften. 

    Impact-Festival: Musa-Yolver

    Musa Yolver war als Speaker dabei. Begeistert haben ihn die Location und die gute Organisation des Festivals. Der 21-Jährige ist Vorsitzender des Wiesbadener Jugendparlaments. In seinem Vortrag betonte der Politikwissenschaftsstudent, dass das politische Ehrenamt die Basis der Demokratie bilde. 

    Bewertung des Pilotprojekts

    Wie geht es nun weiter? Im nächsten Schritt wollen sich die R+V STIFTUNG und die Wiesbaden Stiftung zusammensetzen, um sich über den Pilotversuch auszutauschen. „Das Festival und die vielen Gespräche haben gezeigt, wie vielfältig und leidenschaftlich sich junge Menschen schon engagieren. Zudem hatten wir heute die Chance, herauszufinden, was junge Menschen antreibt und wie sie ihr Engagement organisieren. An dem Punkt möchten wir als Stiftung anknüpfen und Konzepte entwickeln, um die Zielgruppe zu unterstützen“, sagt Alrun Schössler, Geschäftsführende Vorständin der Wiesbaden Stiftung.

    Ob das Impact Festival in die zweite Runde startet, wird die genauere Auswertung der Ergebnisse zeigen.