- Startseite
- Newsroom
- Blog
- Nur weg, nur nicht ertrinken!
Nur weg, nur nicht ertrinken!
Unterwegs im Hochwassergebiet, fünf Tage nach den Unwettern in Bayern und Baden-Württemberg. Bei Banken und Betroffenen macht Kompositchef Klaus Endres sich ein Bild von der Lage.
von Gesa Fritz
Am Abend der Flut lockt flackerndes Blaulicht die Anwohnerin vor die Tür. Dort strömt ihr schon das Wasser entgegen. Sie rennt zurück in das Haus, wirft die Tür hinter sich zu. Das Wasser drückt durch die Ritzen nach. Was jetzt vor dem Nass retten? Schnell, schnell auf den Tisch, auf die Küchenzeile stapeln. Minütlich steigt das Wasser im Erdgeschoss an. Knöchelhoch. Wadenhoch. Der Pegel steigt weiter und weiter. Fluchtartig verlässt sie das Haus, in der Hand nur Schlüssel und Handy. Die Nachbarin springt aus dem Fenster ins Freie. Nur weg hier, nur nicht ertrinken.
Das war am Abend des 1. Juni 2024 in Schrobenhausen, einer kleinen Stadt in Oberbayern. Derselbe Ort am Donnerstag, fünf Tage später. Im Hof steht ein großer Container für die ruinierten Möbel. Vor einem der Häuser trocknet ein Flokati in der Sonne, die jetzt vom Himmel scheint. Sommerlich mild, als wäre nichts gewesen. Die Anwohnerin öffnet ihre Tür für den Außenregulierer Philippe Vonier. Der Hausrat ist bei der R+V versichert – inklusive Elementarschutz.
Ein offenes Ohr für die Probleme und Nöte in der Region
Mit vor Ort: Kompositvorstand Klaus Endres und Daniel Auer, Leiter der Kunden- und Vertriebsdirektion Süd-Ost. Gemeinsam besuchen sie an diesem Tag mehrere Volksbanken und Raiffeisenbanken im bayerischen Hochwassergebiet. Sie begleiten den Außenregulierer Vonier zu Versicherten, deren Keller und Wohnungen überschwemmt wurden. Sie wollen sich selbst ein Bild von der Lage machen. Ein Signal in die Hochwassergebiete senden: Ihr seid nicht allein, die R+V ist für euch da. Und es ist auch ein Zeichen für den Schulterschluss zwischen Banken, Vertrieb und Fachabteilungen: Gemeinsam können wir die Lage meistern.
Durch den Keller der Schrobenhausener Bank tobte das Wasser
In Süddeutschland sind die Banken oft gleichzeitig auch selbst Opfer des Hochwassers. Beispiel Schrobenhausen. Die Innenstadt war am Wochenende ein einziger Fluss. Im Erdgeschoss der Schrobenhausener Filiale stand das Wasser vielleicht zehn Zentimeter hoch, im Keller bis unter die Decke, auch im Tresorraum – hier sind die Kunden-Schließfächer. Der Schmuck und die Münzen werden wohl unbeschädigt sein. Der Rest? In den nächsten Tagen können die Kundinnen und Kunden ihre Fächer öffnen. Im Raum mit den Werbemitteln hat das Wasser heftig gewütet, die Kartons aus den Regalen gerissen, den Inhalt durcheinandergewirbelt. In einem anderen Raum die Kreditakten – ein Bild der Verwüstung, alles zerstört. Im Gang zur Tiefgarage platscht unter den Füßen Wasser, in einem der Autos steht noch die dreckige Brühe.
Wieder oben im Erdgeschoss stehen schon die Trockner des Dienstleisters Sprint und warten auf ihren Einsatz.
Ein reißender Fluss, mitten durchs Wohnzimmer
Rund 100 Kilometer weiter auf der Fahrt durchs Hochwassergebiet im bayerischen Offingen. Am Rande der Durchgangsstraße sitzen neun Bundeswehrsoldaten. Eine kurze Verschnaufpause, gleich gehen die Aufräumarbeiten weiter. Im Neubaugebiet laufen die Pumpen heiß. Längst nicht alle Keller sind ausgepumpt. Ein Mann öffnet die Tür für die R+V-Fotografin – eine Zufallsbegegnung. Durch sein Wohnzimmer, durch die Küche, ging am Wochenende ein reißender Fluss. An den Wänden sieht man brusthoch und schmutzig-braun die Spuren der höchsten Wassermarke. Sofa, Fernseher, Waschmaschine, Küchenmöbel, alles schon weg, alles nur noch Müll. Eine Versicherung? Hat er nicht. Wie es weitergeht? Keine Ahnung. Gerade funktioniert er nur.
Eine „weiße Wanne“ – die Rettung für die VR Bank Donau-Mindel
Die VR Bank Donau-Mindel in Offingen. Nur 20 Meter neben dem Bankgebäude dümpelt im tief gelegenen Bachbett ein dürres Rinnsal. Am Wochenende war das ein breiter Strom, der direkt vor den Kellerfenstern der Bank vorbei ging. Glück für die Bank: Das Gebäude ist in einer „weißen Wanne“ errichtet. Der Keller ist aus wasserundurchlässigem Stahlbeton gegossen. Nur relativ wenig Wasser lief somit durch die Schächte, einige Zentimeter hoch stand es im Keller.
Alle packen mit an, waren und sind im Einsatz. Ein Kollege hat Pumpen aus seinem Garten geholt. Die Feuerwehr hatte zu viele Einsätze, bei denen es um Leib und Leben ging. So haben die Mitarbeitenden den Keller selbst leer gepumpt. Um die feuchten Böden werden sich Fachleute später kümmern. Im Fokus der Bank liegen jetzt die verzweifelten Kundinnen und Kunden. Für die Menschen sind die Bankmitarbeitenden jetzt da. Gemeinsam mit ihnen Lösungen suchen, schauen, wie man es hinkriegt. Durch die Zeit kommen.
„Trost spenden und helfen“ lautet die Mission in der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth
Eine weitere Station: Die bayerische Kreisstadt Donauwörth. Gleich zwei Flüsse – Wörnitz und Donau – fluteten die Straßen. Noch immer brummen die Motoren der Pumpen, gelegentlich liegen Sandsäcke auf der Straße. Nur wenige Meter vom Fluss: die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth. Im Schalterraum herrscht reger Betrieb. Auch hier sind alle Mitarbeitenden für die Betroffenen da.
Ein Kollege hat wegen der Flut den Familienurlaub abgebrochen. Die Öffnungszeiten der Filiale wurden bis in die Abendstunden verlängert. Die Telefone stehen nicht still. Es gilt, die Kundinnen und Kunden so gut wie möglich zu unterstützen. Und auch Trost zu spenden, wenn ein Kunde, eine Kundin den Schutz gegen Naturgefahren nicht abgeschlossen hat.
Einen Tag und zwei Nächte – eingeschlossen vom Hochwasser
ZÜRS-Zone 4, ein Gebiet mit dem höchsten Überschwemmungsrisiko. Statistisch gesehen gibt es hier mindestens alle zehn Jahre ein Hochwasser. Das Wohngebäude am Ende der Sackgasse ist bei der R+V versichert – genauso wie der Hausrat mit dem Baustein Naturgefahren. Der Bewohner hatte sich im ersten Stock in Sicherheit gebracht. Einen Tag und zwei Nächte. Bis Montag war das Haus vom Wasser eingeschlossen und der Mann ganz allein inmitten der Katastrophe. Im Boot fuhr die Feuerwehr vorbei.
Das letzte warme Essen? Vor der Flut
Mit dem Außenregulierer der R+V geht es nun in den Keller zur Bestandaufnahme. Zum Schutz vor Hochwasser sind vor den Kellerfenstern hohe Schächte gebaut. Aber die Flut war höher.
Noch immer sammelt sich Nässe im leergepumpten Keller. Der Heizungstank wurde von der Gewalt des Wassers im Raum versetzt – und ist dicht geblieben. Die Technik von Photovoltaik-, Solar- und Heizungsanlage? Vermutlich kaputt. Auch in diesem Haus fehlt seit Tagen der Strom. Warm gegessen hat der Bewohner zuletzt vor der Flut. Viel haben er und seine Söhne inzwischen schon ausgeräumt. Vor dem Haus stapeln sich Waschmaschine, Werkzeugkisten, Kellermöbel, Notstromaggregat – alles nur noch Müll.
Fünf bis sechs Versicherte besucht der Außenregulierer derzeit pro Tag. Nicht alle sind so gefasst wie dieser. Der Außenregulierer erklärt dem Bewohner, wie es jetzt weitergeht: Die Firma Sprint wird am nächsten Tag beauftragt. Die Kellerwände müssen gereinigt, getrocknet und desinfiziert werden. Sprint stellt einen Container für den Müll auf. Für den Hausrat im Keller schlägt der Außenregulierer eine pauschale Entschädigung nach Quadratmetern vor. Eigenleistung aufschreiben – das wird erstattet. Und wenn noch Fragen sind, Hilfe gebraucht wird – unbedingt melden.
Text: Gesa Fritz, Konzern-Kommunikation
Redaktion: Gaby Buschlinger, Konzern-Kommunikation
Film: Stefan Obermeier
Bilder: Jana Islinger, Alexander Jall