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Bronx Sistas
Eine gewonnene WM und ein Millionen-Publikum bei TikTok: Sabrina Ams und Julia Höschele tanzen in einer erfolgreichen Hip-Hop-Gruppe. Zwei Kolleginnen vom R+V Service Center (RSC) in Karlsruhe mal ganz privat.
Von Gesa Fritz
„Unser famous Spot“, sagt Sabrina Ams und weist mit dem Arm über den Parkplatz des Supermarktes. „Hier ist das Licht super.“ Eine halbe Stunde haben die Bronx Sistas in der Tanzschule nebenan trainiert, jetzt geht es raus in die Nacht für das Video. Die Beleuchtung liefert der Supermarkt, das Handy lehnt für die Aufnahme am Rad eines Einkaufswagens, jetzt schnell noch eine leere Schachtel vom Boden in den Mülleimer. Famous Spot? 37,5 Millionen Aufrufe hat ein TikTok-Video, das sie kürzlich hier getanzt haben.
Die Bronx Sistas sind auf Social Media echte Stars. Bis zu zehn neue Kurz-Videos stellen sie pro Woche online, mit ihren Choreographien setzen sie Trends. Die sieben Tänzerinnen erhalten auch immer wieder bezahlte Aufträge. Sie tanzten schon bei der Fashion Week auf dem roten Teppich in Berlin, für ein Modelabel sind sie zum Dreh nach Barcelona geflogen und die Macher von Fortnite haben ihnen einen Move für das weltbekannte Videospiel abgekauft.
Tanzen ist abends und oft an den Wochenenden. Tagsüber arbeiten zwei der Bronx Sistas – Julia Höschele und Sabrina Ams – im RSC in Karlsruhe. Sabrina Ams hat hier einst als Auszubildende angefangen, heute leitetet sie ein 15-köpfiges Team in der Sparte Leben. Julia Höschele wurde vor fünf Jahren von ihrer Tanz-Kollegin auch zur Job-Kollegin. Heute ist Höschele Fachschulungsreferentin, schult die Neue beim RSC und hilft Versicherten bei Fragen rund um ihre Verträge und Schäden.
Salto vorwärts, seitwärts, rückwärts
20 Jahre gibt es die Bronx Sistas inzwischen, Julia Höschele war mit zwölf eines der Gründungsmitglieder. Wer einmal zum Team gehört, scheidet höchstens wegen einer Verletzung aus. „Ich liebe Hip Hop“, erklärt Höschele. „Im Tanz kann ich mich auspowern, ausleben, ausdrücken.“ Sabrina Ams hat als einzige der Schwestern nicht von klein auf getanzt. Sie kommt aus dem Leistungsturnen, war in der ersten Bundesliga aktiv. Die Bronx Sistas haben sie für die akrobatischen Einlagen angeworben: Salto vorwärts, rückwärts, seitwärts oder auch mal einen Sprung in den Spagat.
Beim abendlichen Training für die Videoclips: Eine aus der Gruppe hat eine neue Choreographie einstudiert. Zwei, drei Mal tanzt sie den anderen in Zeitlupe vor. Die Schritte sind breit, die Gesten kraftvoll, manchmal fast eckig. Der Gesichtsausdruck ist hart. „Ha – ha, bum – bum und dann wegkicken!“, lauten die Instruktionen. Mit der Musik kommt das Tempo. Die ersten Pullover fliegen in die Ecke. „Zeig nochmal, wie du das machst“, bittet eine der anderen Tänzerinnen. Die Aufstellung ein bisschen ändern, drei Bewegungsabläufe anpassen und nach einer Viertelstunde bewegen sich die sieben Sistas synchron.
Viele gewonnene Wettkämpfe
Bis Corona haben die Bronx Sistas regelmäßig für Wettkämpfe trainiert. Ihre Titelsammlung ist imposant: Süddeutscher Meister, Deutscher Meister, Vizeeuropameister und als Höhepunkt dann Weltmeister. Mit dem Corona-Lockdown wurden auch die Wettkämpfe eingestellt. „Ohne Tanz können wir nicht“ erzählt Sabrina Ams. „Wir haben dann heimlich in einem Garten trainiert und zum Jux ein erstes Video auf TikTok online gestellt.“ Das hatte direkt 30.000 Aufrufe und die Hip-Hop-Tänzerinnen fanden Geschmack. „Bei den Videos sind wir viel freier, können uns ausprobieren und tanzen, worauf wir Lust haben“, sagt die 32-Jährige Ams. Ganz anders als im starren Rahmen der Meisterschaften, wo das ganze Training auf den einen Tag und den einen Auftritt abzielt. Und so setzen die Bronx Sistas weiter auf kreative Videos statt intensiver Wettkämpfe. „Wir bekommen jetzt keine Pokale mehr“, ergänzt Höschele. „Dafür haben wir viel mehr Spaß.“
Bei allem Spaß spürt man immer den Anspruch. Auf dem Supermarktparkplatz entstehen nicht einfach lustige Clips. Hinter der großen Reichweite stecken Profis. Heute braucht es lange, bis alle mit sich zufrieden sind. „Ich war zu spät.“ – „Das war nicht sauber.“ – „Das geht noch schneller.“ Nach acht Anläufen sind die Tänzerinnen zufrieden. „Geil“, lautet dann das Urteil. Jetzt schnell noch online stellen – vielleicht gibt es ja wieder einen neuen Klick-Rekord am Famous Spot.