Sonnenstrahlen im dunklen und nebligen Herbstwald. Nadelbäume. Lange Schatten.
    07Mär2024 So ist R+V

    Allein in Honeckers Hütte

    Die Vereinigte Tierversicherung (VTV) wird 150 Jahre alt. Albert Ziegler arbeitete vier Jahrzehnte für die R+V-Tochter. Was er in dieser Zeit erlebt hat und warum er privat begeisterter Hobby-Landwirt ist.

    Von Joscha Denzer

    Einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen – das war Albert Zieglers Wunsch. Wäre da nicht eine Augenerkrankung gewesen, die harte körperliche Arbeit für ihn unmöglich machte. Und so landete der Diplom-Landwirt aus dem Saarland nach seinem Studium bei der R+V in Wiesbaden. Versicherung statt Viehzucht. 1982 war das. „Damals war der Arbeitsmarkt schwierig“, erinnert er sich. Der Job im Rechenzentrum half zumindest, sich über Wasser zu halten. „Nach einem halben Jahr habe ich dann erfahren, dass es auch eine Vereinigte Tierversicherung bei der R+V gibt“, sagt der heute 65-jährige. Das passte perfekt.

     

    Ich habe mich immer wohlgefühlt, konnte viel gestalten."
    Albert Ziegler
    Produktentwickler bei der R+V-Tochter Vereinigte Tierversicherung (VTV)

    Im April geht Ziegler nach 42 Jahren R+V in Rente. An einen Wechsel hat er nie gedacht. „Ich habe mich immer wohlgefühlt, konnte viel gestalten. Warum also sollte ich mich verändern?“ Verändert hat er in den vergangenen vier Jahrzehnten hingegen jede Menge – und zwar bei der R+V. Denn Ziegler blieb der Vereinigten Tierversicherung stets treu und half mit, sie weiterzuentwickeln. „Anfangs waren wir ein reiner Schlachttierversicherer“, sagt er. Versichert war vor allem der Transport.

     

    Heftiger Ausbruch der Schweinepest

    Neue Geschäftsfelder mussten her, wie die Ertragsschadenversicherung. „Bis heute ist das unser Hauptprodukt in Agrar“, erklärt der Produktentwickler. Die Versicherung deckt zum Beispiel Schäden, die durch eine Tierseuche auftreten. Wie beim Ausbruch der Europäischen Schweinepest in den 1990ern. „Damals musste fast die Hälfte der Schweine in Niedersachsen getötet werden“, erinnert sich Ziegler. Als größter Agrarversicherer war die R+V stark betroffen. 

     

    Ein Mitarbeiter der R+V-Versicherung steht im Büro an einem Bistrotisch
    Seit Anfang der Achtziger Jahre für die VTV im Einsatz: Albert Ziegler.

    Einschneidende Erlebnisse gab es viele, gerade in den ersten Jahren. „Extrem war die Wiedervereinigung.“ Damals fuhr Ziegler tausende von Kilometern, um neue Kundinnen und Kunden für die R+V zu gewinnen. Unterkünfte zu finden, war in dieser Zeit schwieriger. „Einmal habe ich im alten Jagdhaus von Erich Honecker in Brandenburg übernachtet. Sogar die Bediensteten waren noch da“, erinnert sich Ziegler. Und so aß der Versicherungsvertreter abends allein an einer langen Tafel in einem riesigen Speisesaal. Doch viel Zeit für Sightseeing blieb auf den Reisen nicht. „Die Kreidefelsen von Rügen kenne ich nur aus dem Fernsehen“, sagt Ziegler. Und das, obwohl es ihn mehrfach dienstlich auf die Ostseeinsel führte.

     

    Ein Roboter sät Rüben aus

    Heute arbeitet Ziegler viel im Homeoffice. Precision und Smart Farming, Drohnen und künstliche Intelligenz – diese Themen beschäftigen ihn. „Die Landwirtschaft hat schon früh auf moderne Technik gesetzt“, sagt der Agrar-Experte. Die neueste Innovation: Ein Farm-Droid. Der Roboter läuft mit Hilfe von Photovoltaik und sät eigenständig Rüben aus. Boden lockern, Reihen quer und längs anlegen, kein Problem für den Ackerroboter. „Die Geräte arbeiten autonom, sind sehr genau und merken sich die Orte, an denen die Rüben stecken“, schwärmt Ziegler.

    Einen eigenen Bauernhof ganz klassisch zu bewirtschaften – diesen Traum erfüllte sich Albert Ziegler übrigens doch noch, zumindest im Kleinen. Vor 34 Jahren übernahm er ein altes Anwesen in der Pfalz, renovierte es in Eigenregie. Langweilig dürfte es Ziegler, der auch schon als ehrenamtlicher Bürgermeister aktiv war, künftig auch ohne R+V nicht werden: „Wir haben Pferde, Hühner und Hunde, die wollen versorgt werden.“

    Schon gewusst?

    Das Kürzel VTV nutzen unter anderem auch der Vorarlberger Tennisverband und der fernöstliche Fernsehsender Vietnam TV. Beide können aber nicht auf eine vergleichbare Historie zurückblicken wie die Vereinigte Tierversicherung. Sie wurde 1875 gegründet – und ist damit sogar fast ein halbes Jahrhundert älter als die R+V. Die VTV ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Das heißt, die Versicherungsnehmer sind gleichzeitig Mitglieder und Träger des Vereins. Die Gesellschaft ist heute im Ressort Komposit der R+V angesiedelt. Insgesamt hat sie rund 65 Mitarbeitende. Den Vorstand bilden die beiden R+V-Vorstände Klaus Endres und Jens Hasselbächer.