- Startseite
- Newsroom
- Blog
- Die Stimmung hellt sich auf
Die Stimmung hellt sich auf
Die Stimmung ist schlechter als die Lage, urteilt unser Chefvolkswirt Uwe Siegmund. Er vermutet: Es geht langsam bergauf. Darauf lässt auch die Umsatzentwicklung der R+V schließen.
Von Uwe Siegmund
Die Bundesregierung hat gerade ihren überoptimistischen Wachstumsausblick deutlich nach unten korrigiert auf 0,2 Prozent. Andere Prognostiker sind schon länger dabei, die Wachstumszahlen nach unten zu berichtigen. Hinzu kommen Klagen aus der Wirtschaft und von den Bürgern über die aktuelle Wirtschaftspolitik. Die Stimmung ist schlecht.
Ich würde jedoch sagen – die Stimmung ist schlechter als die Lage. Denn nach den ganzen Schocks in den letzten Jahren müsste sich Deutschland eigentlich in einer tiefen und langen Rezession befinden. Das tut es nicht. Auch die Inflation hat uns in Deutschland zutiefst geschockt. Sie ist jedoch stärker zurück gegangen als gedacht, auf zuletzt um die 3 Prozent. Mehr noch, die Rezession im letzten Jahr und das Nullwachstum in diesem Jahr fühlt sich gar nicht so an. Eine Rezession ohne nennenswerten Anstieg der Arbeitslosigkeit (ja, sogar Fachkräftemangel) und mit deutlichem Rückgang der Inflation ist sicherlich historisch einmalig. Insofern erleben wir auch in Deutschland ein konjunkturelles „soft landing“ nach der größten Zinserhöhung seit 30 Jahren.
Und wie geht es nun weiter? Ich vermute: langsam bergauf. Es dauert eine Zeit, bis Schocks in einer Volkswirtschaft verarbeitet werden. Und es werden verschiedene Wachstumsimpulse hinzukommen. Die Europäische Zentralbank überlegt, wann und wie sie den Leitzins senken kann. Das würde die Refinanzierungsbedingungen für Unternehmen und insbesondere die gebeutelte Bauwirtschaft verbessern. Sie kann nicht beliebig senken und orientiert sich hoffentlich an den Erfahrungen vor allem der 1980er Jahre, dass der Realzins positiv sein sollte.
Die Regierung beginnt zu begreifen, dass sie sich nicht mehr beliebig verschulden kann, weil sie sonst einen immer größeren Teil der Staatseinnahmen für die Bedienung der Schuldenlast verwenden muss. Sie muss also die Staatsausgaben umpriorisieren und beginnt damit: mehr Verteidigungs- und Infrastrukturinvestitionen, mehr Integration der Personen, die am Rande des Arbeitsmarktes stehen, und weniger Subventionen für bevorzugte Industrien oder Themen. Das wird helfen.
Das Konsumklima ist noch schlecht, steckt doch den Bürgern die hohe Inflation noch in den Knochen. Mit einer zurückgehenden Inflation bei hoher Beschäftigung und steigenden Löhnen dürfte sich das bald ändern. Und vielleicht gibt es am Ende noch Rückenwind durch mehr Außenhandel.
In der Versicherungsbranche beginnt sich die Stimmung bereits aufzuhellen. Der vom ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex zeigt das an (siehe Grafik). Auch die Versicherungswirtschaft beginnt sich vom Schock hoher Zinsen (Lebensversicherung) und hoher Inflation (Sachversicherung) zu erholen. Meine Botschaft lautet deshalb: Bitte etwas Geduld mitbringen. Das halb volle Glas ist noch nicht voller geworden, aber eben auch nicht leerer.
Mehr Infos
Wie die R+V angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Geschäftsjahr 2023 beitragsmäßgig abgeschnitten hat, wurde diese Woche veröffentlicht: Pressemitteilung ► „R+V Gruppe zurück auf Wachstumspfad“ im R+V-Newsroom.