19Dez2022 Kollegen privat

    Meisterhaftes Badminton

    Beke Recht ist nicht nur Generalagentin bei R+V, sondern auch Badminton-Europameisterin im Doppel. Und das alles, obwohl sie gar nicht ernsthaft trainieren konnte. Hier ihre Geschichte...

    von Alessa Preuße und Inge Neudahm

    Eine Knieoperation verhinderte Anfang des Jahres, dass Beke Recht für die Deutschen Badminton-Meisterschaften trainieren konnte. Der Wettbewerb stand für sie also unter keinem günstigen Stern. Dennoch entschloss sie sich zu einer Teilnahme – wenn auch mit einer Orthese, die ihrem Knie Stabilität sicherte. Und obwohl ihr Arzt ihr dringend von einer Teilnahme abgeraten hat. Dass sie sich über die Anweisung ihres Arztes hinwegsetzte, bereut sie im Nachgang keineswegs. „Ich wollte meine Partner nicht im Stich lassen. Also habe ich teilgenommen“, sagt Beke Recht und fügt beschwichtigend hinzu: „Das Einzel habe ich immerhin außenvor gelassen“. An eine gute Vorbereitung war jedoch nicht zu denken. Immer noch unsicher auf den Beinen, konnte sie erst einen Tag vor Beginn des Turniers wieder auf dem Platz stehen. Kaum zu glauben, dass sie trotz dieser Umstände mit ihrer Matchpartnerin Jessica Willems die Deutsche Meisterschaft im Doppel gewann. Im Mixed sicherte sie sich den dritten Platz. Doch das war erst der Anfang ihrer Siegesserie, denn mit diesen Erfolgen qualifizierte sie sich gleichzeitig für die Europameisterschaft in Slowenien.

    Perfektes Zusammenspiel mit der Partnerin

    Kennengelernt haben sich Beke Recht und Jessica Willems bei einem gemeinsamen Match auf der Deutschen Meisterschaft im Jahr 2019 – kurz vor Beginn der Corona-Pandemie. Obwohl damals ein gemeinsames Training kaum möglich war, verstehen sich die beiden erstaunlicherweise blind und sind auf dem Platz ein eingespieltes Team. So haben die zwei noch kein einziges Spiel verloren: „Jeder weiß automatisch, wo der andere hinlaufen muss. Jessica ist eher die Netzspielerin und ich die Angriffsspielerin von hinten“, betont Recht.

     Ihr Vater brachte sie zum Badminton – und zur R+V

    Beke Recht kommt aus Guderhandviertel, einem kleinen Dorf mit 1.057 Einwohnern in der Nähe von Hamburg. Bereits mit acht Jahren fing sie an Badminton zu spielen. Damals bekam sie von ihrem Vater ein Badmintonnetz geschenkt, das sogleich im Garten aufgestellt wurde. Seit diesem Tag begleitet sie der Sport – bis heute. So hatte Beke Recht bereits mit zwölf Jahren einen Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft im Badminton. Mit Beginn ihrer Ausbildung zur Versicherungsfachfrau Bei der R+V in Hannover im Jahr 1998 musste sie jedoch aus zeitlichen Gründen pausieren. Zehn Jahre später kehrte sie zurück auf den Platz. “Das Training lässt sich mittlerweile einwandfrei mit der Arbeit als Generalagentin vereinbaren. In der Vorbereitungszeit gehe ich zwei bis drei Mal in der Woche abends nach der Arbeit ins Fitnessstudio", erzählt sie. Am Wochenende finden dann die Punktspiele statt. Dass sie eine so erfolgreiche Chefin bzw. Kollegin haben, wissen bei weitem nicht alle Menschen in ihrer Umgebung: „In Gesprächen kommt es immer mal wieder vor, dass ich auf mein Hobby angesprochen werde. Ansonsten behalte ich es eher für mich“, verrät Recht.

    ​Aber nicht nur zum Badminton, sondern auch zur R+V kam Beke Recht durch ihren Vater. Der gelernte Frisör arbeitete im Nebenjob bei der R+V als Hauptvertreter und verkaufte seinen Kundinnen und Kunden zum neuen Haarschnitt auch gleich eine Versicherung, erinnert sich Recht mit einem Schmunzeln. Ursprünglich wollte sie Reiseverkehrskauffrau werden, ihm zuliebe begann sie eine R+V-Ausbildung. Drei Jahre später ging ihr Vater in den Ruhestand und sie übernahm die Agentur. „Obwohl ich eigentlich nicht geplant hatte, als Generalagentin zu arbeiten und in die Fußstapfen meines Vaters zu treten, war das im Nachhinein die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Die habe ich bis heute keinen Tag bereut“, versichert Recht. Anfangs waren es noch 200 Kundinnen und Kunden – jetzt sind es rund 3.500. Inzwischen hat sie sich ein Team mit sechs Mitarbeitenden aufgebaut. „Wir lachen jeden Tag zusammen und jeder hilft dem anderen“, betont Recht. Zudem seien auch zwei Azubis dabei, die frischen Wind mitbringen. „Einer von beiden spielt sogar auch Badminton“, berichtet sie.​

     „Die WM wird definitiv herausfordernder als die EM“

    Mit dem Erfolg bei der EM hat sich Beke Recht auch für die kommende WM in Südkorea qualifiziert. Vom Schwierigkeitsgrad unterscheiden sich EM und WM ihrer Meinung nach stark voneinander: „Die WM wird definitiv herausfordernder als die EM. Die Asiaten sind wirklich sehr stark im Badminton. Um dagegen zu halten ist es wichtig, fit zu sein und natürlich auch auf die Ernährung zu achten“, betont Recht. Mit der Vorbereitung startet sie etwa drei Monate vor Beginn der WM. Dafür gehe sie ein bis zwei Mal die Woche ins Fitnessstudio und zwei Tage ins Badminton-Training – und das alles ohne persönlichen Trainer oder Coach. „Die Erfahrung habe ich ja schon. Alles andere ist Selbstdisziplin und -motivation“, erklärt sie. Selbst als Trainerin zu arbeiten, komme für sie zurzeit allerdings nicht in Frage: „Das sprengt dann doch meinen Zeitrahmen“, gibt Beke Recht lachend zu.

    Auch bei der WM wird sie wieder zusammen mit Jessica Willems antreten. „Als Ziel für die kommende WM habe ich mir vorgenommen, sowohl im Mixed als auch im Doppel mindestens eine Runde weiterzukommen. Wenn ich bis dahin wieder beschwerdefrei bin und das Knie mitmacht, könnte ich mir auch gut vorstellen, im Einzel anzutreten“, bekräftigt Recht. Und der Spaß an der Sache dürfe natürlich auch nicht fehlen.