06Jul2022 R+V engagiert sich

    Zwischen Veggie-Ei und grünen Barbies

    Ein Versicherer auf Europas größter Nachhaltigkeitsmesse – wie passt das zusammen? Was die R+V auf dem GreenTech Festival erlebt hat.

    von Joscha Denzer

    ​​​​​​​​​​​​​​​​Die R+V ist seit Anfang des Jahres mit ihrem Tiny House unterwegs, immer auf der Suche nach Menschen, die unsere Zukunft ein Stück weit besser machen wollen. Noch mehr: Der genossenschaftliche Versicherer fördert derartige Projekte mit insgesamt mehr als 1,6 Millionen Euro. Die Aktion namens MissionMiteinander sprach sich herum – und so folgte die Einladung aufs GreenTech Festival nach Berlin.​

    Doch: Von wegen grün. Was hier überwiegt, ist Beton. Und verdorrtes Gras. Und das mitten in Berlin. Ein Szenario, das uns bald vielerorts droht? Die Initiatoren des GreenTech Festivals um den ehemaligen Rennfahrer Nico Rosberg verschlug es in diesem Jahr jedenfalls auf das verlassene Gelände des alten Flughafens Berlin-Tegel.

     

    Wo früher Flugzeuge landeten, sollen bald nachhaltige Ideen durchstarten

    Ist Tegel ein passender Ort für Europas größte Messe für grüne Technologien? Durchaus, denn wo noch heute alte Landebahnen zu sehen sind, sollen bald Forschungs- und Industrieunternehmen durchstarten. Bis zu 1000 Firmen werden hier forschen, entwickeln und produzieren. Auch ein neues, grünes Wohnviertel wird gerade entworfen. Und die Berliner Hochschule für Technik soll in das ehemalige Terminalgebäude einziehen. ​

    Im Fokus des Riesenprojektes stehen der effiziente Einsatz von Energie, nachhaltiges Bauen, umweltschonende Mobilität, Recycling, die vernetzte Steuerung von Systemen, sauberes Wasser und der Einsatz neuer Materialien. Und das beschreibt wiederum ziemlich gut, worum es sich auch beim GreenTech Festival in diesem Jahr drehte.

     

    Greenwashing oder Grüner Wandel?

    Vom Schraubenproduzenten Würth über Industrieunternehmen wie Heidelberg Cement oder den Barbie-Hersteller Matell (der Produkte aus recyceltem Plastik vorstellte) bis zur Lufthansa waren zahlreiche Schwergewichte vor Ort, die man nicht unbedingt spontan mit Nachhaltigkeit in Verbindung setzen würde.

    Dazwischen tummelten sich Start-ups, deren Ideen tatsächlich Hoffnung auf eine CO2-ärmere Zukunft machen. So wie die Carbonauten, die unter dem Motto „Fuck CO2“ präsentierten, wie sie Biomasse und Holzverschnitte in Kohle verwandeln und damit nicht nur Kohlenstoff binden, sondern neben Energie auch Polymere für die verarbeitende Industrie erzeugen, die dann wiederum in Baumaterialen verwertet werden können.

     

    Zum Anbeißen: Veggie-Garnelen und Büro-Accessoires aus Maisstärke

    Zwischen veganen Garnelen und Schnittchen mit pflanzlichem Ei-Ersatz konnten Experimentierfreudige nebenan im Foodcourt wählen. Und gleich dahinter produzierte ein 3-D-Drucker nachhaltige Stiftehalter und weitere Büro-Accessoires auf Maisstärke-Basis – und zwar im Tiny House der R+V.

     

    Mobilität und Bauen: R+V sieht viele Zukunftsthemen

    Ein Versicherer auf einer Technologiemesse - passt das? „Passt ziemlich gut“, befand auch der Leiter Nachhaltigkeit der R+V, Philipp Bäcker, der sich ebenfalls auf der Messe umschaute (das gesamte Interview lesen Sie weiter unten). „Hier wird über die Mobilität der Zukunft und die Transformation der Bauwirtschaft gesprochen. Das sind Themen, mit denen wir als Versicherer uns frühzeitig auseinandersetzen müssen – und wollen.“

    Impressionen von der Messe

    Klare Botschaft des Start-ups "die Carbonauten". Das junge Unternehmen zeigte auf der Messe, wie es Grünschnitt und andere Abfälle in Kohle umwandelt, CO2 bindet, Energie gewinnt und obendrein noch Polymere für die Industrie erzeugt.

    Die Lufthansa sagt der Lebensmittelverschwendung den Kampf an: Besucherinnen und Besuchern des GreenTech Festivals servierte die Airline Orangensaft aus bereits aussortierten Orangen.

    Wie können Unternehmen Kunden zum Thema Nachhaltigkeit erreichen? Diese Frage stellt sich Deutsche Bahn-Marketingchef Jürgen Kornmann tagtäglich.

    Klare Botschaft der R+V: Die MissionMiteinander-Tour gibt Zukunftsideen ein Dach und eine Bühne.

    Im Tiny House wurden nachhaltige Büro-Accessoires auf Maisstärke-Basis live im 3-D-Drucker produziert.

    Für eine gesunde Raumluft in den vier Wänden der R+V sorgten die Virenfilter eines Partnerausstellers.

    "Wir müssen den technologischen Wandel verstehen, um ihn zu versichern"​

    Interview mit Philipp Bäcker, Leiter Nachhaltigkeit der R+V

    Warum besucht ein Versicherer eine Messe zu nachhaltigen Technologien?​

    Wir leben mitten im entscheidenden Jahrzehnt, in dem wir die Weichen für die Zukunft stellen müssen. Es gibt viele spannende Technologien, die Finanzierung und Versicherung suchen. Und da kommen wir ins Spiel. Es ist aus unserer Sicht wichtig, frühzeitig zu überlegen, wie wir den technologischen Wandel versichern können. Dafür müssen wir ihn aber erst einmal verstehen.

    Welche Themen haben Sie besonders interessiert?

    Allgemein von größtem Interesse sind die Technologien, die helfen CO2-Emissionen zu senken. Das betrifft ganz besonders die Energieerzeugung und auch das Thema Mobilität. Daher war es spannend, mal von Unternehmen wie Lufthansa, Shell oder MAN zu hören, wie sie das Thema angehen.

    Schaute sich zwei Tage lang auf Europas größter Nachhaltigkeitsmesse um: Philipp Bäcker, Leiter Nachhaltigkeit der R+V.

    War etwas Überraschendes dabei?

    Spannend war tatsächlich, welche Überlegungen da schon angestellt wurden. Bei Lufthansa zum Beispiel mit alternativen Kraftstoffen. Oder bei MAN die Frage, wie man Wasserstoff- und Elektroantrieb weiter optimieren kann.

    Was hat Sie am meisten beeindruckt?

    Mich hat die positive Grundeinstellung auf dem Festival beeindruckt. An vielen Stellen ist noch nicht klar, wie wir die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, bewältigen können. Aber das Motto war: Wir schaffen das. Dieser Spirit war wirklich beeindruckend.

    Was können Sie von der Messe und Konferenz für Ihre Arbeit bei der R+V mitnehmen?

    Ich fand drei Dinge sehr gut: In den Vorträgen mal zu hören, was die verschiedenen Branchen eigentlich konkret machen. Dann das Gespräch an den Ständen, wo man noch einmal in die Tiefe gehen konnte. Und vor allem das Netzwerk, das man knüpfen kann. Alle Beteiligten sind an Erfahrungsaustausch interessiert, um voneinander zu lernen. Aus diesen Gesprächen nehme ich sehr viele Impulse mit.

    Haben Sie ein Beispiel?

    Für mich war ganz konkret wichtig zu erfahren, wie andere ihre Stakeholder beim Thema CO2-Reduktion einbinden - von Lieferanten bis hin zu Kunden. Auch habe ich mir angeschaut welche Möglichkeiten es gibt, über CO2-Zertifikate Projekte zu fördern, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen und gleichzeitig gut für die lokale Umwelt und soziale Belange der Bevölkerung sind. Das Thema CO2-Zertifikate wird uns auch mit Blick auf unser Ziel der Klimaneutralität im Geschäftsbetrieb bis 2025 beschäftigen.  

    Würden Sie das Event anderen R+V-lern empfehlen?

    Ich habe sogar Kollegen vor Ort getroffen. Das Festival lohnt sich vor allem für jene Mitarbeitenden, die sich mit technologischen Entwicklungen beschäftigen. Die Frage lautet doch: Wie kann man die Entwicklungen versicherbar machen? Fortschritt wird beschleunigt, wenn es eine Absicherung gibt. Wir können die Transformation darüber begleiten. Darüber hinaus können wir eine Rolle als Intermediär einnehmen und Unternehmen mit unserem Überblick über aktuelle Entwicklungen zur Seite stehen.