19Sep2019 Rein geschäftlich

    Von der Losbude bis zum Riesenrad

    O’zapft ist: Wenn das 186. Münchner Oktoberfest startet, ist auch unsere Tochter KRAVAG dabei. Der Spezialist – bekannt für seine Werbung auf Lkw-Planen – versichert nicht nur Lastwagen, sondern auch Wurstbuden und Kettenkarusselle. Ein ganz besonderes Geschäft.

    Von Gaby Buschlinger

    Das Geschäft auf dem Rummel hat etwas Geheimnisvolles. Denn aus Datenschutzgründen darf Udo Beuse von der KRAVAG-LOGISTC keine Namen von Schaustellern und deren Fahrgeschäfte nennen. „Aber die KRAVAG ist auf allen großen und kleinen Festen von der Wies’n in München bis zum Schützenfest in Reinbek bei Hamburg oder dem Weihnachtsmarkt in Herne vertreten“, kann er verraten. Denn nur wenige Mitbewerber bieten eine sogenannte Schausteller-Kasko-Versicherung an – die KRAVAG gehört seit Jahrzehnten dazu.

    Übersichtliche Gemeinschaft

    In welcher Stadt der Kunde seine Losbude oder sein Riesenrad gerade aufgestellt hat, ist für die Versicherung dabei unerheblich. „Das erfahren wir auch erst, wenn ein Schaden gemeldet wird“, sagt Beuse.

    Trotzdem weiß er mit Gewissheit, dass auf dem Münchner Oktoberfest viele seiner Kunden stehen: „Die Schausteller-Gemeinschaft ist übersichtlich.“ Beinahe ausschließlich handelt es sich um Familien oder Familiengroßbetriebe, die wiederum mehrere Schausteller-Geschäfte besitzen und oft dieselben Volksfeste oder Weihnachtsmärkte überwiegend regional beschicken.

    Versichert ist alles, was auf Jahrmärkten Spaß macht, schmeckt oder blinkt: Losbuden, Auto-Scooter, Spiegel-Kabinette, Karusselle und Geschicklichkeitsspiele wie Entenangeln oder Greifarm-Automaten, aber auch Stände mit heißen Maronen, Zuckerstangen oder Bratwürsten.

    Auch Anfragen für Großfahrgeschäfte

    Anfragen für spektakuläre Großfahrgeschäfte wie aktuell zum „Olympia Looping“, der größten transportablen Achterbahn der Welt, liegen auch gelegentlich auf dem Schreibtisch von Andreas Hoppe, der die Risiken einschätzt und zeichnet. „Unsere Kunden sind aber überwiegend Schausteller, die nicht durch ganz Deutschland touren, sondern sich auf Stadtfeste oder Weihnachtsmärkte im Umkreis von 200 oder 300 Kilometern ihres Winterquartiers beschränken“, sagt Hoppe. „Zu ihnen haben wir leichteren Kontakt, weil sie vielleicht über die Volksbanken eine neue Musikanlage oder einen modernen Food-Truck finanzieren.“

    Versichert sind die Schausteller-Geschäfte samt den dazugehörigen Waren gegen Schäden durch Brand, Transport- und Rangierunfälle sowie Sturm und Hagel. Zusätzlich können sich Versicherungsnehmer gegen Einbruchdiebstahl und Diebstahl sowie Vandalismus absichern. Sogar ein Ertragsausfall kann erstattet werden, wenn der Sattelschlepper in den Graben gerutscht ist und das Karussell deshalb nicht pünktlich aufgebaut werden kann.

     

    Schutz gilt auch im Winterlager

    Der Schutz gilt auch in der Ruhephase im Winterlager. Kein Wunder, denn die Stände, Buden und Sattelschlepper sind die Existenzgrundlage der Schausteller. Sollten Fahrgäste aus der Achterbahn fallen oder verdorbene Mayonnaise eine Lebensmittelvergiftung verursachen, so zieht die Schausteller-Kasko-Versicherung allerdings nicht. Dafür gibt es die sogenannte Betriebshaftpflicht-Versicherung.

     

    „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“

    Hand aufs Herz: In der öffentlichen Wahrnehmung werden Schausteller oftmals einem undurchsichtigen Gewerbe zugeordnet, das von den Aufforderungen geprägt ist: „Wer hat noch nicht, wer will noch mal?“ und „Junger Mann zum Mitreisen gesucht!“ Beuse weiß um das schlechte Image des Schausteller-Gewerbes und vermutet, dass sich deshalb auch die Anzahl der Mitbewerber in Grenzen hält. Aber er selbst hat durchweg „nur positive Erfahrungen gemacht“. Die Kunden seien treu, die Kontakte entsprechend intensiv, und die Zahlungsmoral vorbildlich. Versicherungsbetrug habe er noch nicht erlebt.