Ausbildung und duales Studium

    Reverse Mentoring: Was der Vorstand vom Azubi lernt

    Wenn Ältere von Jüngeren, Führungskräfte von Azubis lernen – dann ist das Reverse Mentoring. Bei diesem Programm im R+V Vertrieb stehen die klassischen Lernmuster Kopf. Unter den Teilnehmern war in diesem Jahr ein sehr ungewöhnliches Paar, das hierarchiemäßig kaum weiter auseinander sein könnte – und das sich sehr gut verstanden hat: Vertriebsvorstand Jens Hasselbächer traf auf Julian Sauerbrei, Auszubildender im Vertrieb der Filialdirektion Frankfurt. Im Gespräch erzählen die beiden, warum sie mitgemacht und was sie voneinander gelernt haben.

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    Jens Hasselbächer (links) und sein Mentor Julian Sauerbrei
    Was hat euch bewogen, am Reverse Mentoring teilzunehmen? 

    Julian: Ich habe gedacht‚ warum nicht?‘ Wenn sich so eine Chance bietet, sollte man zugreifen. Wer teilnehmen wollte, sollte sein digitales Thema nennen, zu dem er sein Wissen weitergeben möchte. In meinem Fall ist das Social Media. Für mich ist Social Media etwas Alltägliches, ich bin damit aufgewachsen. 
    Jens: Wir als Führungskräfte wurden nach den Themen gefragt, über die wir mehr erfahren wollten. Social Media war meine Priorität. Warum? Weil ich schon selbst sehr viel ausprobiert habe. Bei manchen Kanälen bin ich nicht mehr so Up to Date. Es ist einfach wichtig, dass wir verstehen, wie die Menschen ticken, die uns in Zukunft, die nächsten 100 Jahre, als Kunden und Mitarbeiter begleiten werden und wo sie sich bewegen. Das war meine Motivation.   

    Julian, wie war das Gefühl, als du erfahren hast, dass dein Partner der Vertriebsvorstand ist?

    Julian: Da war ich erstmal richtig fertig. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ein Vorstand ist schließlich eine Respektsperson, ist beeindruckend, auch ein wenig beängstigend für einen armen Azubi, der gerade mal ein Jahr bei R+V ist. (Jens lacht im Hintergrund). Ich hatte ja auch keine Ahnung, was auf mich zukommt. Im ersten Moment, als ich gehört habe, mit wem ich zusammentreffe, hatte ich schon gemischte Gefühle. Aber dieses Gefühl war innerhalb der ersten zwei Minuten des ersten Treffens weg. Ich erinnere mich noch genau, dass das Erste, was Jens zu mir sagte, war ‚Hallo Julian, ich bin der Jens.‘ Und das beschreibt eigentlich schon sehr gut die Stimmung in unseren Gesprächen. 
    Jens: Was wirklich witzig war: In der ersten Runde hat das mit dem Du noch nicht so ganz geklappt. Aber ab dem zweiten Mal lief es dann gut. 

    Wie lief der Austausch? 

    Julian: Wir haben uns vier Mal getroffen, jetzt Ende Oktober ein letztes Mal, jeweils für eine bis anderthalb Stunden. Es waren sehr viele Themen, das lässt sich gar nicht so einfach zusammenfassen. Da war TikTok, Instagram, YouTube, LinkedIn. Wobei mir Jens viel zu LinkedIn erklärt hat, weil er da sehr aktiv ist. 

    Bist du nicht so viel auf LinkedIn?

    Julian: Nein, vor meinem Treffen mit Jens überhaupt nicht. Aber ich habe dort jetzt auch einen Account und lese fleißig mit. Ich versuche, Instagram dadurch ein wenig zu ergänzen oder zu ersetzen. Instagram ist unterhaltsamer Trash für mich. Es bringt mich nicht vorwärts, holt mich nicht ab, sondern es bringt nur ein kleines Lächeln und zwei Minuten später habe ich die Nachricht schon wieder vergessen. Aber dass Social Media auch sinnvoll und informativ sein kann, war mir bis dahin gar nicht so klar.
    Jens lacht
    Julian: Ja, klar. Das kann und sollte Social Media auch sein, auch bei R+V, auch bei Dir, Jens, in deinem Account.
    Jens: Absolut. Julian hat auch kritisch gefragt, ob es für mich persönlich sinnvoll ist, auf den Kanälen unterwegs zu sein und welchen Mehrwert ich daraus ziehe. Das war und ist Teil unserer Diskussion. 

    Welchen Mehrwert habt ihr beide insgesamt aus dem Reverse Mentoring gezogen? 

    Julian: Mein Mehrwert ist einfach, Jens kennengelernt zu haben. Ich bin sehr froh, hier mitgemacht zu haben. Hoffentlich kreuzen sich unsere Wege noch einmal. Außerdem habe auch ich noch etwas über Social Media lernen können, dass dies nicht nur reine Unterhaltung ist, sondern auch Info-Plattform sein kann.
    Jens: Ich bin erstmal beeindruckt, mit welcher Normalität Julian und seine Generation mit dem Thema Social Media umgehen. Wo ich bewusst darüber nachdenke, das als Stilmittel oder als Kommunikationskanal einzusetzen, stellt sich ihm diese Frage gar nicht, sondern es ist einfach Teil seines Lebens, eine Selbstverständlichkeit. Und genauso selbstverständlich sollte es auch für R+V werden, sich dort für Julians Generation zu zeigen. Er hat mir klar gemacht, dass wir, um überhaupt eine Attraktivität als Arbeitgeber in der jungen Zielgruppe zu erreichen, viel zu konservativ seien, viel zu wenig engagiert, zu wenig machen, ‚ihr denkt gar nicht an uns‘ – ich überspitze das jetzt mal. Ich polarisiere gerne.
    Julian: Es stimmt schon, zumindest teilweise. Ich finde es schade, dass so ein tolles, sicheres Unternehmen wie R+V, ein wirklich guter Arbeitgeber, von so wenigen jungen Menschen gekannt wird. Ich kannte die R+V auch nicht, bevor ich hier angefangen habe. Das ist ein Punkt, an dem man anknüpfen müsste. Aber es ist natürlich sehr schwierig, hier den passenden Auftritt zu finden.  

    Werdet ihr weiter in Kontakt bleiben? 

    Jens: Ich werde sicherlich die Gelegenheit nutzen und Julian immer mal wieder ansprechen, wenn ich eine neue Idee habe. Ich habe mir jetzt, nach der Diskussion, tatsächlich einen TikTok-Account angelegt und werde auch nochmal meinen eigenen YouTube-Kanal testen. Aber ich will das nur ausprobieren, nicht groß einsteigen. Ich möchte den Aufwand verstehen, den es macht, mit so etwas zu arbeiten, um da mitreden zu können.  Meine ersten Probeläufe werde ich dann, im geschützten Raum, Julian zuschicken, dass er es beurteilen kann. 
    Julian: Gerne.

    Vielen Dank für das Gespräch.

    Das Gespräch führte Inge Neudahm, Konzern-Kommunikation

    Julian ist Auszubildender zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen (m/w/d) im Vertrieb. Hast du auch Lust auf so eine Ausbildung? Hier erfährst du mehr:
     

    v. l. Jens Hasselbächer und Julian Sauerbrei