13Dez2010 Verbraucher & Recht

    Unseriöse Schlüsselnotdienste: Wenn "Türöffner" die Situation eiskalt ausnutzen

    R+V-Infocenter. Mehrere Angebote einholen und Festpreis vereinbaren - Ersatzschlüssel bei Nachbarn deponieren

    Schrecksekunde vor der Wohnungstür: Der Schlüssel ist nicht da. Wer jetzt einen Schlüsselnotdienst beauftragen muss, sollte einen kühlen Kopf bewahren. "In dieser Branche tummeln sich einige schwarze Schafe, die solche Notsituationen und die Panik der Menschen ausnutzen", sagt Michael Urban, Schadens-Experte beim Infocenter der R+V Versicherung. Die Folge sind oft überteuerte Rechnungen.

    Der wichtigste Schutz vor Abzocke: mehrere Angebote einholen und im Vorfeld einen Festpreis inklusive Anfahrt und Material vereinbaren, am besten unter Zeugen. "Das fällt den Betroffenen jedoch oft schwer, weil sie froh sind, wenn jemand schnell die Tür öffnet", so R+V-Experte Urban. Zudem empfiehlt er, sich die Firmennamen genau anzuschauen. Einige Unternehmen versuchen, mit AAA oder 000 im Namen und großen Anzeigen in Branchenverzeichnissen ganz oben zu stehen. "Über solche Unternehmen gibt es besonders häufig Beschwerden", sagt Michael Urban.

    Ebenfalls eine beliebte Masche: Die Unternehmen gaukeln mit fiktiven Adressen vor, dass sie ortsansässig sind - aber in Wirklichkeit ist ihr Sitz weit weg. Deshalb lohnt es sich immer nachzufragen, woher die Handwerker kommen. Sonst fallen unter Umständen extrem hohe Anfahrtskosten an, und es dauert lange, bis die Hilfe da ist.

    Arbeiten beaufsichtigen

    R+V-Experte Urban rät außerdem, den Handwerkern beim Türöffnen möglichst genau auf die Finger zu schauen und nachzufragen, wie sie vorgehen werden. Bei einer zugeschlagenen Tür ist es beispielsweise meistens nicht notwendig, das Schloss aufzubrechen. "Es kommt auch vor, dass der Schlüsseldienst beim Türöffnen bewusst große Schäden anrichtet und dann direkt den Austausch anbietet. Darauf sollten Verbraucher lieber nicht eingehen. In der Regel kann man Reparaturen auch noch am nächsten Tag durchführen lassen - zu normalen Öffnungszeiten und damit deutlich niedrigeren Preisen."

    Weitere Tipps des R+V-Infocenters:
    • Nicht immer muss die Tür aufgebrochen werden. Manchmal ist es günstiger, eine kleine Scheibe einzuschlagen und diese zu ersetzen als den teuren Notdienst zu wählen. Ebenfalls eine Überlegung wert: Bei Freunden oder Verwandten übernachten und die Tür am nächsten Tag öffnen lassen.
    • Wenn der Betrag für das Türöffnen zu hoch ausfällt, am besten nur eine Anzahlung leisten oder mit dem Vermerk "unter Vorbehalt" bezahlen und darauf hinweisen, dass man die Rechnung überprüfen lässt.
    • Die Reklamation ist einfacher, wenn man noch nicht den gesamten Betrag bezahlt hat. Da Verbraucher in einer solchen Situation aber oft unter Druck stehen, bezahlen sie meistens komplett, entweder bar oder mit EC-Karte. Aber selbst dann ist es möglich, einen Teil des Geldes zurückzufordern.
    • Am sichersten ist, die Bezahlung per Rechnung zu vereinbaren - auch wenn sich die Schlüsseldienste darauf nicht gerne einlassen. So können Kunden die Rechnung in Ruhe prüfen und bei Bedarf reklamieren. Zudem kann man die Türöffnung dann als haushaltsnahe Dienstleistung von der Steuer absetzen. Das geht bei Barzahlung nicht.

    Wer auf Nummer sicher gehen möchte, deponiert einen Ersatzschlüssel bei Nachbarn, Freunden oder Verwandten. Aber Vorsicht: Den Schlüssel nicht zu detailliert beschriften, damit er bei einem Einbruch nicht entwendet und zum Einsteigen in Haus oder Wohnung verwendet wird. In einigen Städten bieten auch Taxizentralen an, Schlüssel zu hinterlegen. Auf keinen Fall sollte jedoch der Schlüssel in der Nähe der Haustür versteckt werden - das gefährdet den Versicherungsschutz bei einem Einbruch. "Dann ist es besser, sich für den Fall der Fälle einen guten und günstigen Schlüsseldienst aus der Umgebung herauszusuchen und diese Information außerhalb der Wohnung aufzubewahren, etwa in der Brieftasche oder im Handy", so der Tipp von R+V-Experte Urban.