13Jun2019 Unternehmen

    JOBLINGE: Berufseinstieg ohne Kuschelpädagogik

    Zwei Jugendliche, ein Ziel: endlich ein Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf - und zwar über das JOBLINGE-Förderprogramm. Die Kosten für die beiden neuen Stipendiaten übernimmt die R+V STIFTUNG.

    Im Labor stehen, Schutzkleidung tragen und mit Chemikalien arbeiten – damit möchte der 24-jährige Ilias Laamimach sein Geld verdienen. Bald dürfte sein Traum in Erfüllung gehen: Nach seinem Praktikum im Industriepark Kalle-Albert kann er im Sommer voraussichtlich eine Ausbildung als Chemikant beginnen, denn sein Arbeitgeber würde ihn gern übernehmen.

    (v.l.n.r.) Ausbildungsbegleiterin Ági von Wedel, Jobling Ilias Laamimach, Koordinatorin Duygu Pfaffmann und Ralph Glodek, Leiter der R+V STIFTUNG (v.l.) mit Stipendiatenurkunden vor dem Wiesbadener JOBLINGE-Standort in der Adelheidstraße. Jobling Emiralp Önal konnte beim Treffen nicht teilnehmen.

    „Die JOBLINGE haben mir ein Praktikum in meinem Wunschbetrieb ermöglicht. Dort konnte ich beweisen, dass ich eine gute Arbeitskraft bin“, erzählt der Wiesbadener stolz. Die Kosten von 5.000 Euro für seine Teilnahme am Förderprogramm der JOBLINGE trägt die R+V STIFTUNG. „Unser genossenschaftliches Motto der ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ setzen die JOBLINGE in ihrem Konzept perfekt um“, begründet Ralph Glodek, Geschäftsleiter der Stiftung, das Engagement der R+V.

    Mit Disziplin und Mentor zum Ausbildungsvertrag

    Bereits seit 2015 unterstützt die R+V Versicherung das Förderprogramm für Jugendliche, die Startschwierigkeiten im Berufsleben haben. Mit insgesamt 10.000 Euro finanziert R+V jährlich zwei Stipendiaten. Neben Praktika gehören zu dem bundesweiten Förderprogramm Gruppenworkshops, Orientierungs- und Einstufungstests sowie der Austausch mit einem berufserfahrenen Mentor. Seit 2015 helfen rund 50 R+V-Mitarbeiter selbst als ehrenamtliche Mentoren mit. Dabei treffen sich Mentor und Mentee regelmäßig. Der Mentor gibt dem Jugendlichen Ratschläge und Tipps und hat ein offenes Ohr für ihn. Zufällig ist auch Ilias Laamimachs Mentor ein pensionierter R+V-Mitarbeiter.

    Emiralp Önal, 21 Jahre alt, hat seinen Mentor dagegen gerade erst kennengelernt. Der zweite Stipendiat, den R+V in diesem Jahr finanziert, ist im Mai ins Programm eingestiegen. Bis dahin hatte er im Reisebüro gejobbt, denn seit seinem Realschulabschluss 2016 hat er keine Ausbildung gefunden. „Ich habe von Freunden und Bekannten viel Positives über das JOBLINGE-Programm gehört und fühle mich jetzt sehr wohl hier“, erzählt er. „Man muss zwar viel Disziplin mitbringen, aber dafür wird man sehr gut auf die Berufswelt vorbereitet.“

    Die Initiative JOBLINGE

    Die Initiative Jobilinge wurde 2007 von The Boston Consulting Group und der Eberhard von Kuenheim Stiftung gegründet. Sie erreicht überdurchschnittliche Erfolge für die Teilnehmer – in Wiesbaden schaffen 84 Prozent der Jugendlichen den Sprung in das Berufsleben, bundesweit sind es über 70 Prozent. Das Geheimnis hinter der hohen Erfolgsquote: „Wir betreiben keine Kuschelpädagogik“, betont Duygu Pfaffmann, JOBLINGE-Koordinatorin in Wiesbaden. Das JOBLINGE-Konzept verlangt einen freundlichen, aber bestimmten und konsequenten Umgang mit den Jugendlichen. „Sie sollen die Regeln kennenlernen, die draußen auf dem Arbeitsmarkt auch gelten. Das fängt mit der Kleidung an und hört bei den Umgangsformen noch lange nicht auf“, erklärt Pfaffmann. Doch wer mitmacht und sich anstrengt, hat gute Chancen: „Uns ist egal, was die Jugendlichen in ihrer Vergangenheit gemacht haben. Wichtiger ist uns, dass die Teilnehmer sich anstrengen und es wirklich schaffen wollen.“